Meinung

Wenn man sieht was Microsoft mit Chromium-Edge schafft, was wäre dann erst mit googlefreiem Android möglich?

Noch ist es zu früh, um zu beurteilen, ob der neue chromiumbasierte Edge-Browser von Microsoft ein Erfolg wird. Allerdings: Nach jahrelanger Nutzung von Google Chrome, bin ich zum ersten Mal komplett auf Edge umgestiegen.

Microsoft hat sich ein hervorragendes Open Source Projekt geschnappt, viele (Google-) Elemente rausgeworfen und damit eine Vorabversion des neuen Edge geliefert, die meiner Meinung nach jetzt schon besser als der alte Browser ist.

Damit nicht genug: Der Cloudriese aus Redmond hat bereits über 300 Änderungen zum Sourcecode von Chromium hinzugefügt und plant viele weitere Verbesserungen.

Läutet dieses Vorgehen vielleicht einen Paradigmenwechsel ein? Statt im Elfenbeinturm zu sitzen und an unterlegenen Eigengewächsen festzuhalten, sich Open Source Projekte aneignen und mit einer eigenen Vision verbessern?

Es gibt noch ein weiteres großes Open Source Projekt, das mit einem solchen Vorgehen erfolgsversprechend sein könnte:

Android.

Microsoft hat alle Mittel für ein googlefreies Android

So wie Chromium, ist auch Android Open Source.

Google übt seinen Einfluss bei den diversen Androidherstellern vor allem durch seine proprietären Dienste, allen voran den Play Store, aus.

Jeder Hersteller hat theoretisch die Möglichkeit ein googlefreies Android, eine sogenannte Fork, für seine Geräte zu verwenden. Ohne Play Store müssen diese Firmen dann auf alternative Appstores setzen, die oftmals nicht so gut bestückt sind.

Das berühmteste Beispiel einer Android Fork ist Amazons Fire OS, das die Grundlage für die Fire Tablets (und ehemals Phones) des Versandriesen bildet.

Wer schon einmal den Amazon Store besucht hat weiss, wie leer dieser im Vergleich zu Googles Play Store ist. Apps wie Netflix oder Spotify sind vorhanden, bei Banking oder anderen wichtigen Anwendungen, hat man schnell das Nachsehen.

Im Gegensatz zu Amazon, hat Microsoft viele Dienste, die Googles Angebote ersetzen können. Der Microsoft Launcher (seit heute in der Version 5.3) zeigt eindrucksvoll die Vielfalt an Diensten, die die Redmonder zu bieten haben.

Mail, Kalender, Cloud – kurzgesagt: Durch Office 365 (Sonderangebot) werden alle Grundbedürfnisse eines Smartphonenutzer komplett durch Microsoft abgedeckt. Auch Navigation ist vorhanden.

Gute Grundlagen für eine microsofteigene Android Fork.

Google rauswerfen für ein sichereres, produktiveres Android

Eines der größten Probleme die Google hat, ist sein Image. Nutzer haben Zweifel daran, dass ihre Daten beim Suchmaschinenriesen sicher sind.

Diese Zweifel kommen nicht von ungefähr: Googles Geschäftsmodell basiert auf das Sammeln von Nutzerdaten.

Die User sehnen sich nach einer sicheren und mainstreamfähigen Alternative zu iOS. Microsoft wollte dies durch Windows Mobile erreichen und ist damit gescheitert. Mit einer Android Fork könnten sie einen neuen Versuch wagen ohne bei null anzufangen.

Vielleicht fragt ihr euch jetzt aber: Wieso sollte Microsoft überhaupt Interesse an einem eigenen mobilen Betriebssystem haben? Der Microsoft Launcher ist doch da, zweifellos erfolgreich, und macht Werbung für die Dienste aus Redmond.

Die Antwort erhält man auch hier mit einem Blick auf Chromium-Edge. Nur wenn Microsoft aktiv an der Gestaltung des Android-Codes teilnimmt, können sie etwas von innen heraus verändern.

So bleibt Google der unangefochtene Platzhirsch, der Android nach seinem Gutdünken formen kann. Hier kann das Unternehmen aus Mountain View kontinuierlich die Weichen zu seinen Gunsten stellen, auch wenn Android ein Open Source Projekt bleibt.

Was sagt ihr dazu: Ist die Zeit reif für eine “Android Fork made by Microsoft”? Oder reicht der Einfluss der Redmonder durch den Launcher und seine Dienste völlig aus?

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  • Die Banking-Apps werden dennoch fehlen. Auch die ganzen Apps, die ich benötige, wenn ich in China bin (ganz anderes Thema) - und wie leidlich wir lernen mussten, ist MS nicht gerade meisterhaft darin, App-Stores zu befüllen ;)

    • War auch mein Gedanke. Das würde rein gar nichts an Microsofts Ausgangslage ändern.

      • Richtig. Google würde seine Dominanz bei Android behalten und alle Gelder/Dev-Kapa einstreichen, so lange sich MS nicht vom PlayStore emanzipiert. MS braucht so oder so einen eigenen, vollwertigen Store. Und zwar auf Android wie auf Windows-Systemen. Kunden und Gerätehersteller würden das gleichermaßen sehr begrüßen. Einzig Google wäre wenig begeistert...

    • Das ist richtig. Microsoft war zu dumm, etwas aus der eigenen, proprietären Grütze zu machen. Einen MS-Store mit .apks zu füttern ist allerdings keine Kunst unter der Prämisse, dass man keinen Gewinn daraus abschöpfen will. Ich halte einen Android-Fork hierbei allerdings nur für die ultima ratio. Ich halte es für Wesentlich klüger, das weite Feld der Androidapps für Windows zu erschließen. Als System ist Windows überlegen. Inzwischen kann das gesamte Potential des Systems auf ARM64-Architekturen projiziert werden. Das ist durchaus mächtig. Ein mobiles Windows für kleine Formfaktoren oder Kopf-/Mißgeburten wie Windows sind mit dem gewaltigen Reservoir an .apks jederzeit denkbar. Aus eigener Kraft, mit dem proprietären Ansatz, wird Microsoft dies niemals mehr erreichen können. Man muss Google nicht Android wegnehmen (es wird sowieso irgendwann beiseite gelegt werden für einen Nachfolger) aber man muss Google die exklusive .apk-Verwendung entreißen.

      Wenn MS (preislich) günstigere Konditionen für Appentwickler anbietet und ein langfristiges comittment hierzu erklärt, stellen die MS den Store binnen kürzester Zeit mit Apps voll. Google und der Playstore bekämen ein gewaltiges Problem.

  • Microsofts Strategie ist es, anderen Unternehmen eine Plattform anzubieten, damit diese ihre eigenen Dienste darauf aufbauen können. Das wird auch die Zukunft von Windows sein. Windows 10 wird sich zu einer offenen Plattform entwickeln, wo jedes Unternehmen all dies tun können wird, wo sie es woanders nicht dürfen. Ein mobiles System muss also in die Strategie von MS passen. Ein drittes mobiles System kann nur dann existieren, wenn jedes Unternehmen nach seinen eigenen Vorstellungen seine Plattform darauf aufbauen kann. Chromium gehört nicht Google, Google nutzt nur die offene Plattform von Chromium. Android stamm jedoch direkt aus dem Hause Google, somit ist die Situation da schon komplizierter. Wenn der Playstore keine Rolle spielen soll, in einem zukünftigen System, dann kann man gleich ein eigenes System entwickeln. Mit Centaurus/ Windows Lite könnte in der Zukunft eine mobile Plattform entstehen, jedoch wird Microsoft PWA`s stark pushen müssen. Mit dem neuem Edge ist ein Anfang gemacht. Die Zukunft liegt bei PWA Anwendungen, weil diese einfach unkomplizierter sind. Das muss MS für sich ausnutzen. Ich glaube, das zukünftige mobile System wird direkt aus der Cloud kommen, wo jedes Unternehmen seine eigenen Prioritäten in der Cloud setzen können wird. Ein Grundstein wird dazu schon gelegt, nämlich die Frequenzen für 5G-Netze.

    • "Chromium gehört nicht Google, Google nutzt nur die offene Plattform von Chromium."

      Open Source gehört per Definition niemanden. Wurde im Artikel auch nirgends behauptet.

      Allerdings:

      "Chromium (Browser), der von Google als quelloffenes Software-Projekt zur Verfügung gestellte Teil seines Webbrowsers Google Chrome"

      Es "ist" genauso von Google wie Android.

      • Ja. Android profitiert nur vom Playstore-Bonus, somit kann MS gleich seine eigene Plattform entwickeln, wenn der Playstore keine Rolle spielen soll. Jedoch muss diese den Unternehmen überdurchschnittlich viele Freiheiten bieten.

        • Das ist doch Käse? Viele Android Apps laufen auch ohne Play Store. Wieso soll man da bei null anfangen?

          • Nun, Android stamm aus der Linux Feder. Da MS sehr stark den offen Gedanken vertritt, schließt sich die Möglichkeit nicht aus. Jedoch, ob jedes mobile OS gleich Android heißen muss, glaube ich nicht. Weil es dann kein Android mehr wäre!

    • Nein. Das ist eine grundfalsche Fehlannahme. MS kann Google nie ausstechen, so lange der PlayStore (mit angeknüpften Diensten) als uneinnehmbare Trutzburg bestehen bleibt. So lange das so ist, gewinnt nämlich immer nur Google. Die würden sich sogar freuen, wenn MS ihnen den Bärendienst erweist, die Gerätegersteller bei Updates zu disziplinieren. Ein Unterfangen, welches Google seit einem Jahrzehnt noch nicht gelungen ist! Ihr habt alles das Geschäftsmodell von Google nicht verstanden. Mit dem Storeumsätzen selbst werden Milliardeneinnahnen generiert und die Apps sind für die User-Profilbildung elementar. Es sind die Apps und die Huckepackdienste des Stores, die Google erst das Heben und monetarisieren des Datenschatzes erlauben!

  • Microsoft braucht nichts dringender, als einen mobilen UWP-Träger.

    Umso unverständlicher ist es, dass sie einen hatten und völlig ohne Not abschafften.

    • Was meinst du mit "ohne Not"? Windows Mobile hat nie wirklich Fuß gefasst und lag weltweit bei ca. 3% Marktanteil nach 7 Milliarden Investiition (die zweistelligen Prozentzahlen in einigen europ. Ländern waren Neuverkäufe, nicht Gesamtanteil)

      Retrospektiv war von 2010 bis 2016 zu keinem Punkt ersichtlich, dass Microsoft auch nur irgendeinen erfolgsversprechenden Plan hatt, um Windows Mobile am Markt zu etablieren.

      • Da fragt sich, warum sie ihn nicht hatten. Trotz nicht überzeugender Strategie hatten Sie bspw. in Italien schon ein bisschen was erreicht und die Geräte hatten einen guten Ruf (sagten meine Verwandten dort). Das war alles zu unstet, denke ich, und das hat es ruiniert.

        • Teil des Problems: die meisten hatten nur billig Lumias=unattraktiv für developer

    • Meine Güte! Wie verbohrt kann man denn sein? Die UWP ist tot. Mausteot! Das wird auch nie wieder was. Zu viele Fehler, zu viele Kunden und Devs verprellt, zu schlechte Store-Performance... Jeder noch so vermeintlich gewichtige "Träger", der mit UWP bewaffnet ist, wird sich zwangsläufig selbst versenken. So wie die einst stolze Kaiserliche Kriegsflotte vor 100 Jahren bei Scapa Flow.

      • Und warum ist dann jetzt der MS Store voller als zu Win-10-Mobile-Zeiten???!

  • Welch interessante Idee. Android dann nicht mehr im fernen Paralleluniversum sondern im nahen MS-Universum verdrahtet.

    Ein funktionsfähiges Win 10 ARM auf einem Mobilgerät wäre traumhaft, wenn es W10M schon nicht mehr sein darf. Dem trauere ich jetzt schon nach, wenn eines Tages mal seine Pforten endgültig geschlossen sein werden dürften.

    Geht eine Türe zu, geht dafür ein Fenster auf: maybe ein frisches spritziges WinDroid?

  • @ Leonard Klingt, Windows Mobile hätte eine Zukunft gehabt,wenn MS

    Nokia die Weiterentwicklung von der Win Mobile Software in die Hände von Nokia gegeben hätte,aber den Gegenteil gemacht hat Win Mobile sterben lassen.

    • MS gibt doch keine Software ab, das macht kein Entwickler! Und Nokia war jetzt auch nicht gerade wirklich erfolgreich, wenn es ums OS geht (Symbian).
      Zudem war Nokia ja platt. MS hat Nokia gekauft, um die Sparte zu retten.. hat leider nicht funktioniert.

  • Ich denke nicht das hier eine Marktlücke besteht..
    Verwende von beiden Anbietern das was ich will und wo ihre stärken liegen.
    Ich verwende die Dienste von Microsoft (Office365) und den Play-Store, Suchmaschiene sowie die Videoplattform Youtube von Google. Ebenso verwende ich Amazon Music und Prime Video von Amazon, eben weil die Dienste einfach besser sind als die bestehenden/eingestellten von Microsoft.

    Verstehe generell nicht dieses "Fan-Boy-Denken" wie mit Scheuklappen.

    Nicht falsch verstehen. Ich bin ein Fan von Microsoft und verwende auch ihre Dienste soweit es geht.
    Gewisse Dienste jedoch sind von anderen Herstellern einfach besser umgesetzt und ausgereifter (z.B Handy OS, etc.) weshalb ich diese auch ohne schlechtes Gewissen verwende.
    Man wird nicht mit Krücken arbeiten wenn es am Markt einfach etwas besseres gibt das noch dazu einfach so funktioniert wie es soll.

    Natürlich würde ich ein Smartphone aus dem Hause Microsoft bevorzugen. Dann aber bitte ähnlich schnell, performant und ausgereift wie IOS oder Android und nicht so wie damals (Windows Phone / Windows 10 Mobile) dass man sich in einer Welt voller Kompromisse, Wartezeiten, und Einschränkungen wiederfindet.

    • Hey Hannes,

      Es geht eher darum, dass Microsoft dann bei Android Code mitsprechen könnte. So wie eben jetzt bei Chromium.

      Manche Menschen haben keine Lust auf Google, das wäre dann noch ein Bonus für diese Nutzer.

    • Es geht vielen vor allem um Datenschutz.
      Außerdem finde ich das Leben mit Android voll mit Kompromissen… Bei Windows war alles einfach aus einem Guss. Das einzige ernsthafte Problem bei Windows ist die App Situation.

  • Ein Googlefreies Android.....Hört sich gut an. Ob von Microsoft oder jemand anderen. Hauptsache endlich eine Alternative zu Google oder Apple. Eine europäische oder gar deutsche Entwicklung wäre mir am liebsten.....Ok. Ist wohl eher Utopie😂

    • Google frei ja, muss dann aber auch ohne große Einschränkungen nutzbar sein. Und da kommt der Play Store wieder zum tragen. Außer Microsoft hat hier niemand die Mittel. Amazon hat es auch versucht und ist gescheitert.
      EU oder DE Entwicklung wäre super. Aber das hieße auf fast alle Apps verzichten zu müssen, noch mehr als bei W10M.

      • Das schlimmste ist ja diese dämliche Abhängigkeit von den google play Diensten vieler Apps.

  • Wenn MS ein Android ohne Google anbieten könnte dann hätte man auch an W10M festhalten können. Ich denke, dass es nicht mehr Leute nutzen würden als vorher W10M. Der Unterschied ist eben, dass man die zukünftigen Windows Versionen nicht alle unterschiedlich pflegen müsste, wie man es dann eben mit einem Android-Windows machen muss. Von daher wäre das doch ziemlich sinnlos.

    • Das Problem an W10M waren die fehlenden Apps. Das Problem wäre mit Android viel wieder zu lösen. Sie SpA gibt es alle schon. Man müsste sie nur in den eigenen Store bekommen. Und das Feature ich MS zu. Eher als die Entwickler davon zu überzeugen, Windows Versionen ihrer SpA zu entwickeln.

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veröffentlicht von
Leonard Klint

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