Meinung

[Kommentar] Die Deutschen LTE-Netze sind nicht so schlecht wie alle sagen

Wie Medien wie beispielsweise die Tagesschau berichten, sind die Mobilfunknetze in Deutschland scheinbar sehr schlecht. Sogar hinter Albanien liegen sie. Das hat der Tagesschau zufolge der Netztestspezialist P3 Communications anhand von durch Apps auf Smartphones ermittelten Daten herausgefunden. So betrüge die LTE-Netzabdeckung in Deutschland lediglich 75 Prozent und liege damit hinter vielen anderen Ländern in Europa.

T-Mobile gut in den Niederlanden, schlecht in Deutschland?

Auch führt die Tagesschau an, dass T-Mobile NL in den Niederlanden eine 90,6 Prozentige LTE-Abdeckung habe, die Netze in Deutschland allerdings nur besagte 75 Prozent abdecken. Doch hier werden Äpfel mit Birnen verglichen. Die 75 Prozent scheint nämlich nur die kumulierte Netzabdeckung aller Netzbetreiber zu sein. Wie Teltarif.de berichtet deckt die Deutsche Telekom in Deutschland 97,8 Prozent der deutschen Bevölkerung mit LTE ab, was eine Flächenabdeckung von weitaus mehr als 75 Prozent entspricht. Auch OpenSignal, welche auf crowd-sourced Daten vertrauen, kommt zu dem Schluss, dass mindestens 83 Prozent mit LTE versorgt sind. Im Vergleich läge das Netz damit sogar weit vorne, zwischen Finnland und Spanien.

Auch landet Deutschland laut dem Bereicht der Tagesschau bei der Geschwindigkeit, der Netze im hinteren Drittel im Europäischen Vergleich. Bei dieser Aussage greift man ebenfalls auf Daten aus dem Crowdsourcing zurück. Hier müssten die testenden Institute allerdings auch mal die deutsche Tariflandschaft bedenken.

Discounterkunden verfälschen Statistik

In Deutschland nutzen extrem viele Kunden die Angebote von Discountern, welche Mobilfunk für einen schmalen Taler anbieten. Allerdings kommen solche Angebote auch mit Einschränkungen: In Netzen von Deutscher Telekom und Vodafone kommen diese Discounter bis auf vereinzelte Ausnahmen nicht in das LTE-Netz. Das bedeutet, dass Apps auf Geräten dieser Kunden keine LTE-Verfügbarkeit messen und ggf. auch eine geringere Geschwindigkeit des Netzes, da nur auf UMTS oder GSM zugegriffen wird. Das verfälscht die Statistik natürlich ins negative.

Hier ein Vergleich, warum die Mobilfunknetze in Deutschland von den Medien und Politik schlechter gestellt werden, als sie eigentlich sind. Vodafone Albanien, der führende Anbieter in dem Land hat in dem P3 Netztest, durchgeführt vom selben Unternehmen wie der Connect Netztest in Deutschland, eine Punktzahl von 862 Punkten erreicht. Die Deutsche Telekom hat in dem Test eine Punktzahl von 888 Punkten erreicht.

T-Mobile in den Niederlanden erreicht im selben Test übrigens 977 Punkte, wobei hier die Wertung der Kategorie Daten erstaunlich ähnlich ausfällt wie beim deutschen Schwesternetz.

Netze müssen dennoch besser werden

Natürlich, die deutschen Netze müssen besser werden. Besonders die Versorgung der Bahnstrecken und ländlichen Gebieten in Flächenländern wie Brandenburg, Niedersachsen oder Thüringen muss definitiv noch verbessert werden. Aber die Netze sind nicht so schlecht wie gerne berichtet wird. Besonders Nutzer von Discounttarifen sollten sich hierbei die Frage stellen, ob sie Geld sparen, oder ein gutes Netz haben möchten.

Alle drei Mobilfunkanbieter bauen aktuell kräftig aus. Die Deutsche Telekom hat im Jahr 2018 alleine ca. 1.300 komplett neue Mobilfunkstandorte erschlossen. Etwa 80 Prozent des Mobilfunknetzes sind bereits auf Single-RAN umgerüstet und sind per Glasfaser an das Core-Netzwerk angeschlossen, lassen sich also vergleichsweise einfach auf 5G aufrüsten.

Auch Vodafone hat eine weitere Ausbauoffensive angekündigt, insbesondere im Rahmen des Mobilfunkpaktes in Bayern. Telefónica dürfte in den nächsten Monaten seine Netzintegration abgeschlossen haben und dann ebenfalls die Mittel in den Netzausbau stecken.

Dennoch müssen einflussreiche Medien wie beispielsweise die Tagesschau ihre Hausaufgaben machen, bevor sie mit reißerischen Überschriften ein paar Klicks erhaschen wollen. Albanien ist ein kleines Land. Gerade einmal 2,8 Millionen Einwohner besitzt es auf einer Fläche von knapp 29.000 Quadratkilometern. Das entspricht einer Einwohnerdichte von 97,4 Einwohnern pro Quadratkilometer. Deutschland hat knapp 82 Millionen Einwohner und eine Fläche von 357.578 Quadratkilometern. Da lassen sich 2,8 Millionen Einwohner natürlich einfacher und besser versorgen, als das 40ig-Fache. Besonders da sich nicht viele Kunden eine Zelle teilen und man somit auf Frequenzen setzen kann, die weit kommen aber dafür weniger Kapazität haben.


Via: Tagesschau, Teltarif.de, OpenSignal, P3 Communications


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  • Das mit LTE ist 'n seltsames Thema. Ich musste innerhalb einer deutschen Großstadt Jahre lang mit UMTS ins Internet. 🤦‍♂️Später habe ich auf LTE geupgradet und dann ging der Spaß erst los.
    Erst später fand ich heraus, der LTE-Router hat sich am LTE-Mast angemeldet, weil das Signal aber zu schwach war wurde auf einen UMTS-Mast umgeleitet. Weil aber immer wieder LTE-Fetzen empfangen wurden, wurde wieder am LTE-Mast angemeldet usw. Kurz: ständige Verbindungsabbrüche.
    Jetzt ist die Frage, wird solch ein Fall (LTE verfügbar, aber nicht nutzbar da zu schwach) als mit LTE abgedeckt in der Statistik geführt? Wie sieht der Unterschied aus zwischen LTE theoretisch verfügbar und real verfügbar? Ist das ähnlich wie mit der Geschwindigkeit kabelgebundenen Internets? Theoretisch 100MBit/s verfügbar und bezahlt aber nur 50MBit/s kommen an.

    • Dein Handy bzw das Endgerät hat eine interne Priorisierung. Wenn LTE verfügbar ist, versucht es sich mit LTE zu verbinden. An 2. Stelle kommt UMTS und an 3. dann GSM. Auch spielt eine Rolle, wie stark das Netz gerade verfügbar ist. Das was du beschreibst ist ein Grenzfall, wo die Priorisierung leider nicht korrekt funktioniert. Hier kann man manuell gegensteuern indem man das Modem auf in deinem Fall UMTS festtackert. Eventuell kann dein Modem auch nicht alle in Deutschland verwendeten Frequenzen nutzen, weswegen deine Erfahrung dann so mies war.

      Die Geschwindigkeiten die von den Betreibern angegeben werden sind eigentlich immer auf die Zell- bzw. Sektorkapazität bezogen. Sprich wenn die Zelle 300 Mbit/s hergibt, dann werden diese 300 Mbit/s unter allen Mobilfunkteilnehmern geteilt.

  • Das wir digitalen Nachholbedarf haben ist ja wirklich kein Geheimnis, aber glaubt um Himmels Willen den Medien nichts blind, wir werden täglich nur belogen und manipuliert...
    Man muss heutzutage wirklich mehrmals hinschauen bevor man etwas glauben kann...
    Das ist zwar wirklich traurig, aber leider Realität...
    Einen guten Rutsch allen...

  • Es ist durchaus Fakt, dass die Abdeckung in Deutschland weit hinter z.B. Den Niederlanden liegt. Ich kann das aus eigener Erfahrung sagen. In Deutschland hatte ich auf den Land „Edge“, was quasi einer nicht vorhandenen Internetverbindung entspricht, und kaum war ich über die Grenze, ebenfalls weit ab von jeglicher Zivilisation, hatte ich „LTE“!
    Neulich in St. Peter Ording hatte ich ebenfalls maximal E, egal wo ich mich aufhielt...

  • „... Hausaufgaben machen, bevor sie mit reißerischen Überschriften ein paar Klicks erhaschen wollen. Albanien ist ein kleines Land. Gerade einmal 2,8 Millionen Einwohner besitzt es auf einer Fläche von 28,7 Quadratkilometern. Das entspricht einer Einwohnerdichte von 97,4 Einwohnern pro Quadratkilometer. Deutschland hat knapp 82 Millionen Einwohner und eine Fläche von 357.578 Quadratkilometern. Da lassen sich 2,8 Millionen Einwohner natürlich einfacher und besser versorgen, als das 40ig-Fache. Besonders da sich nicht viele Kunden eine Zelle teilen und man somit auf Frequenzen setzen kann, die weit kommen aber dafür weniger Kapazität haben.“
    Also ich komme für Albanien auf 97561 EW/qkm und für Deutschland auf 229 EW/qkm…

    • und mein gesunder menschenverstand sagt mir, das albanien niemals 28,7 km² haben kann. nutzt man diesen, erkennt man auch die aussage hinter dem text.....
      allein berlin hat knappe 900km² fläche.......

  • Wieso nutzen denn so viele diese Discounter-Tarife? Weil Sie die vielen schnellen Daten gar nicht brauchen und wollen? Ist es nicht eher so, dass die Mobilfunkanbieter hier einfach Wucherpreise haben und man für einen anständigen Tarif einfach bluten muss? Wenn sich hier jeder Hansel eine 5GB Flat leisten könnte, sähe so manche Statistik auf einmal ganz anders aus...Und dann kommen diese dämlichen Ausreden wie "die Frequenzen waren so teuer" und "der Netzausbau kostet uns so viel Geld" - totaler Quatsch und ganz einfach Preisabsprache und mangelnde Regulierung seitens der Regierung! An DIESER Stelle herrscht der wirkliche Nachholbedarf! Wie wäre es denn mal mit einem gesetzlichen Maximalpreis pro GB, den sich jeder Hansel leisten kann? 2€ zb...

    • Ich wohne im Ruhrgebiet, zahle 30 für einen Profi-Tarif bei o2 mit 20 GB LTE und danach 1 MBit/Sek., 2. Multi-SIM, 60 Auslands-Freiminuten und Festnetz-Rufnummer, auf die ich mein Festnetz nach 5x klingeln weiterleite. D. h. außer mein Headset am Schreibtisch am SIP Client u. a. nutze ich kein anderes Telefon mehr. Und ich bin bestens zufrieden, auch unterwegs. Wenn man nur 5,99 € oder auch 15 € bereit ist zu zahlen, bekommt man eben auch nur diese Leistung. 30 € sehe ich als absolut adäquat für die gebotene Leistung an. Mehr als diese Grundgebühr zahle ich auch so gut wie nie. Da dürfte sogar mal DSL ausfallen... Wenn du das als Wucherpreis ansiehst... Oder meinst du die Tarife, bei denen du dir alle 12 Monate ein 1000 € iPhone als versteckte Ratenzahlung mit finanzierst, für dann 1200 €?

    • Ich nutze premium sim allnet flat und 4gb lte und zahle ca 12 € mittlerweile gab es auch ein günstigeres angebot aber ich brauche meist nicht mehr als 4 gb und zur not kann ich nach buchen und ist monatlich kündbar also ich finde den anbieter Perfekt

  • Wieso eigentlich die Tagesschau? Wenn man die Meldung als Falsch ansieht, dann sollte man die Quelle dieser Nachricht nennen. Ich bin seit Jahren Kunde bei der Telekom früher T Mobile. Mein Wohnort ist Duisburg. Als Smartphone setze ich das Samsung Galaxy Note9 noch mit Android 8.1 ein. Ich kann monatlich 2.5 GB LTE verbrauchen. In der Wohnung habe ich zum Glück WLAN. Der Empfang über LTE ist unzuverlässig. Draußen gibt es keine Probleme. Am Arbeitsplatz ist der LTE Empfang etwas besser als in meiner Wohnung. Über 1&1 habe ich zusätzlich einen Vertrag mit 3 GB LTE. Zu Anfang bei Vodafone. Da LTE fast nie funktionierte, habe ich bei 1&1 diesen Vertrag auf O2 / Telefonica umstellen lassen. Im Ergebnis zwar besser als Vodafone aber schlechter als die Telekom. Für mich ist LTE jedenfalls noch keine Alternative zu WLAN.

    • LTE wird auch nie eine Alternative zu WLAN sein, aber eine Ergänzung. Ich habe hier im Dortmunder Südosten das Glück, laut Telekom Connect App gerade auch über o2 mit > 15/3 Mbit/Sek. Im Down-/Upstream zu haben auf meinem Badewannen-Nokia 5 😁. In der Tat hat man nicht flächendeckend in Gebäuden perfekten LTE-Empfang. Überall, wo ich so unterwegs bin, kann ich aber nicht klagen. Das ist natürlich durchaus Glückssache und kann schon sehr nervig sein, wenn's einen trifft.

  • "Die Netzte nicht so schlecht..." Sorry, so kann wirklich nur jemand schreiben, der aus den großen Ballungszentren kaum herauskommt.
    Die Beispiele die ich in der Summe aufzählen könnte würden hier jeden Rahmen sprengen, daher nur ein paar ganz wenige.
    10 km Außerhalb von Oldenburg in Niedersachen ist in den umliegenden Ortschaften und Gemeinden mit zum Teil 20.000 Einwohnern selbst auf dem Marktplatz mitten im Ort kein Mobilfunknetz verfügbar.
    Ich rede hier nicht einmal von LTE, sondern von der generellen Verfügbarkeit von Mobilfunknetzen.
    Entlang deutscher Autobahnen in ländlichen Regionen ist an weniger stark frequentierten Autobahnen an zahlreichen Stellen überhaupt kein Netz, oder nur ein sehr eingeschränktes Netz verfügbar.
    Am Rande des Ruhrgebietes, z.B. nördlich von Dortmund am Übergang zum Münsterland ist in ganzen Landstrichen überhaupt kein LTE verfügbar oder ebenfalls nur sehr eingeschränkt. Da dort auch kein DSL verfügbar ist (z.B. weite Teile des Kreises Unna), arbeiten ganze Bauernhöfe mit Mobilfunk-Anbindung, um die notwendigen Daten der Tiere (z.B. Milchdaten) an die zuständigen Stellen zu melden. Dabei sind zum Teil bis heute Richtfunkverbindungen über mehrere Kilometer notwendig, weil außerhalb des Ballungsraums Ruhrgebiet kein Netzausbau vorangetrieben wird.
    10 Kilometer außerhalb von Köln scheitert der Versuch Mitarbeiter des Finanzamtes mit kleinen Kindern ein Home Office zu erlauben an der fehlenden Anbindung im DSL Bereich, ein Ausweichen auf LTE ist nicht möglich da kein Netz vorhanden.
    Wer auch nur einigermaßen mit offenen Augen und Ohren durch die Welt geht kann nicht wirklich behaupten wir hätten ein gutes Netz.

    • Das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen.
      Außerhalb der großen Ballungsräume siehts oft düster aus mit LTE oder 3G
      Selbst zwischen den Großstädten Köln und Düsseldorf jagt ein Funkloch das nächte wenn man mit der Bahn unterwegs ist.
      Und es gibt immer wieder Berichte von Firmen die ihren Firmensitz aus ländlichen Regionen verlgen müssen weil es kein schnelles Internet gibt.

  • Also als jemand aus Österreich, der erstens aus der Branche ist und zweitend oft in Deutschlsnd unterwegs, ksnn ich nur sagen. Die deutschen Netze (egal welches) sind eine europäische Lachnummer. Großes deutsches Eck (Autobahn Salzburg-Inntaldreieck-Kufstein) Durchgehendes telefonieren quasi unmöglich. Von LTE meist keine Spur. Autobahn Köln richtung Amsterdam. Teln und Daten erst wieder vernünftig möglich, sobald man ein holländisches Netz hat. In den Städten gehts halbwegs. Dort ist das Problem, dass die Netze oft überlastet sind (kenn ich so extrem aus anderen ländern nicht). Je mehr Land, desto schlechter die Netze (ist zumindest in NL, CH und AT nicht so). Was garnicht geht in D ist die Abdeckung auf Autobahnen und in der Bahn. Ich mein in Wien hab ich sogar in der U-Bahn vollen LTE Empfang. Egal in welchem Netz.

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veröffentlicht von
Tomás Freres

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