Meinung

Windows Core OS: Das Mammutprojekt stellt Redmond auf den Kopf

Windows Core OS: Das Windows 10 der Zukunft, das durch eine modulare Cshell perfekt auf verschiedene Formfaktoren abgestimmt ist, stellt die Hardwareplanung in Redmond auf den Kopf. Es herrscht eine völlige Umkehrung der Normalverhältnisse: Flaschenhals ist ausgerechnet die Software.

Andromeda sollte im Oktober 2018 erscheinen

Die letzten Tage habe ich einige nette Gespräche geführt. Die Themen drehten sich um Microsoft, die Zukunft von Windows 10 und Surface. Schon interessant, was gerade in Redmond passiert.

Die Entwicklung von Windows Core OS läuft auf Hochtouren, erste Eindrücke davon werden wir in Windows 10 Update 19H1 und 19H2 sehen. In Windows 10 Update 20H1 und 20H2 wird sich dann endlich klar herauskristallisieren, wie das Windows der Zukunft aussehen wird (in Gründzügen, die Entwicklung ist natürlich fortwährend).

Spannend dabei ist, wie stark Andromeda (die Mobil-Cshell/Composer), Polaris (Die Desktop-Cshell/Composer), Aruba (Surface Hub-Cshell/Composer) und Co., die Veröffentlichung neuer Hardware beeinflussen.

Haltet euch mal folgendes vor Augen: Microsoft wird das Surface Hub 2 in zwei Stufen veröffentlichen und baut sogar eine wechselbare Prozessoreinheit in die Geräte, weil die Entwicklung von Aruba so unglaublich herausfordernd ist. 

Bei Andromeda verhält es sich ganz ähnlich. Der Hosentaschen-PC, der gemeinhin unter dem Namen “Surface Phone” bekannt ist, ist eigentlich schon fertig. Er sollte im Oktober 2018 Seite an Seite mit den Surface Headphones vorgestellt werden. Einer der Hauptgründe für die Verschiebung ist der Andromeda-Cshell/Composer.

Windows Core OS ist eine Mammutaufgabe für die Softwarespezialisten aus Redmond. Es gilt ein 4 Jahrzehnte altes Betriebssystem von Altlasten zu befreien, um es leicht und flexibel zu machen. Es stellt das Fundament für Microsofts Vision dar: Der Nutzer, der sich im totalen Fluss mit den Geräten in seiner Umgebung befindet und je nach Bedarf die Formfaktoren wechselt.

Bei aller Kritik, die Microsoft einstecken muss, ist diese Vision ein wunderbares Gegenmodell zu Apples Starrheit der Gerätekategorien und Googles fruchtlosem Eifer im Produktivbereich.

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  • Die Vision von Microsoft ist natürlich erfrischend, aber die Leute erwarten von Microsoft, dass sie auch irgendwann mal liefern. Sollen sie von mir aus kaum oder keine neuen Features mit Updates einbauen und dafür ihre Ressourcen für Windows Core OS verwenden.

    • Wie war das nochmal? Wer Visionen hat soll wohin? Zum Arzt!

      So richtig diese Entwicklung auch sein mag, der Enthusiasmus darüber ist völlig überzogen. Wie du schon schreibst - MS muss leider auch mal liefern. Versprechen wurden schon zu viele gemacht. Und gerade softwaremäßig ist ausgerechnet Windows nur noch eine chaotische Großbaustelle. Man muss sich mal überlegen worauf hier vom Autor referenziert wird. Auf Termine in 2 Jahren, die wohl garantiert auch wieder gerissen werden. Dass die Andromeda-Hardware schon fertig ist, glaube ich übrigens nicht. Wir hätten sonst schon irgendetwas davon gesehen als Leak. MS ist nicht Apple.

      • Richtig.
        Geliefert wird (leider) fast immer woanders.
        Hier wird heute schon darüber philosophiert, was Microsoft in 2 Jahren liefern könnte.
        Absurd!

        • Eben. Ich finde das aus reichlich absurd. Und man sieht ja aktuell, dass 1809 auf Grund von Problemen nun wieder zurückgezogen wird.

        • Übergang zwischen verschiedenen Formaten Integration von allen Geräten und den genutzten Standardprogrammen wird geliefert von wem sonst außer MS ?.
          Eine derart "sytemrelevante" Entwicklung ist a.) ein alter Hut oder b.) was ganz neues für Jahrzehnte evtl. das letzte Puzzleteil in der Computertechnik (OK IoT oder implantierte Chips im Menschen oder Blockchain sind auch noch ein Block) und welche Produkte haben Apple und Google & Co. dazu gerade im Angebot ?

  • Mammutaufgabe: Das trifft es sehr gut! Das ist vielleicht auch ein Grund, warum sie sich dafür entschieden haben, Windows 10 Mobile einzustellen - das gibt Entwicklerkapazitäten für Core frei.

    • Ich glaube da hast du durchaus recht. Für MS ist Andromeda ein zukunftsweisendes Projekt und gibt im Kern vor, wohin es die nächsten Jahre geht.
      MS versucht hier nicht weniger, als Windows neu zu definieren und genau das im Grunde von Null an. Ich hoffe sehr, dass dies gelingt, denn nur auf diesem Wege kann man auch Altlasten, welche aktuell vieles noch bremsen hinter sich lassen.

    • Eigentlich wird Windows 10 Mobile komplett von Core OS aspiriert werden.
      Es ist ja jetzt schon fast vollständig im „großen Windows“ aufgegangen.
      Es kann also niemals sterben.
      Daher ist es auch nicht tot.

      Das "große Windows" kommt 'von oben' den Geräten mit kleinen Formfaktoren entgegen und die zunehmend leistungsfähiger werdende Hardware der kleinen Formfaktoren kommt von unten dem "großen Windows" entgegen.

    • Nein, denn dann hätte man Core nahtlos begonnen. Und Win 10 M selbst ist entscheidend für „Core“ gewesen, wegen Windows für ARM-Architekturen.

      • Warum läuft dann Windows, lediglich compiliert für den ARM-Prozessor, unverändert auf dem Lumia 950 XL?
        Eine Architektur-Anpassung erfolgt über den HAL.

  • Der Drahtseilakt ist vor allem der, dass das Ganze mehr für den Nutzer kaum bemerkbar ist. Windows 10 muss ja weiterhin funktionieren.

  • Die bekommen im Moment nicht einmal ihre Updates richtig zum laufen (ohne das kundendaten verloren gegen) und dann so ein Projekt, das wird ein Berliner Flughafen lach....;-)

    • Vll gerade deswegen. Wir haben keinen Einblick, wieviel des operativen Geschäfts an Andromeda mitarbeiten und wie MS derzeit komplett strukturiert ist. Gerade an IOS 11 spürte man, was derlei große Projekte mit einer sonst gut funktionieren Firma anstellen können.

    • Du bekommst ja nichtmal den einen Satz fehlerfrei hin. Also, immer hübsch erst an die eigene Nase fassen. ✌

    • Wegen EINES Fehlers im User Profile Import Script, der nur unter bestimmten Bedingungen auftritt?

  • Nun ja, NT ist erst 25 Jahre alt und letztlich braucht man am Executive doch eigentlich nur minimal etwas zu ändern.

    • Ich glaube, dass NT zu einer völlig anderen Zeit entwickelt wurde. Zu einer Zeit nämlich, in der Microsoft das Maß der Dinge war. Das Mekka der Programmierer und Entwickler. Es war eine Microsoft-zentristische Welt. In der hatte man alle Zeit der Welt und DIE BESTEN KÖPFE im Unternehmen, um so etwas wie NT anzuschieben und erfolgreich durchzuziehen. Wenn ich da an die Anfänge von Win NT zurückdenke und mit der derzeitigen Win 10-Entwicklung vergleiche, dann kann ich nur konstatieren, dass man sich (und den Mitarbeitern) einen derartigen Dilettantismus damals niemals erlaubt hätte. Ich kam zum ersten mal bei einer Daimler-Schulung für Firmenangehörige mit NT 4.0 in Kontakt und fragte mich, warum das nichts für Privatanwender ist. Bin mit DOS, Win 3.1, 3.11 Win 95, Win 98 und ME (welches ich rasch gegen eine 2000er-Installation geändert habe) großgeworden…

      Was „Executive“ anbelangt, so stimme ich dir auch zu. Nur denke ich dabei an eine „minimale Änderung“ im Hinblick auf den „Chief Executive“…

      • Das stimmt ja so nun auch nicht. Windows NT wurde entwickelt, als Microsoft noch weit vom Maß aller Dinge entfernt war bzw. gerade erst dazu wurde.

        • Oh doch. Das stimmt genau so. Privat wie in den Betrieben hatte MS Ende der 90er schon gewonnen. Windows 95 ging durch die Decke. Alternative Betriebssysteme überlebten ab da nur noch in ihren Nischen – vor allem in maschinennahen Bereichen. Überall wo PCs unmittelbar mit dem Endanwender in Kontakt kamen, wurde Windows 95 und dann seine Nachfolger eingesetzt. Die Verbreitung von Win 9x war noch Anfang des Jahrtausends so hoch, dass man sich 2003 (da war Win NT 5.1 schon längst auf dem Markt) entschied, Win 98, Win 98 SE und Win ME bis 11. Juli 2006 (da war Vista schon kurz vor RTM) zu supporten.

          Ich brauche von dir wirklich keine Nachhilfe in der Geschichte von Windows.

          • Dennoch sind deine Schlussfolgerungen was die Entwicklerqualitäten von heute betrifft, falsch. Die Vergangenheit in allen Tönen hochloben und die Gegenwart in jedem Bezug herunter machen, sowas tun für gewöhnlich alte Leute. Früher war alles besser oder was? Es gab überhaupt nie ein besseres OS von Microsoft als Windows 10. Dass das überhaupt noch zu toppen ist durch ein Windows Core OS beweist nur, dass die Entwickler von heute eher noch besser sind als die von Windows 95/NT/7. Auch dass es hier als so besonders hingestellt wird, dass die Hardware schon da ist, aber das OS dafür noch nicht, zeigt doch das mangelnde Verständnis für die OS-Entwicklung. Natürlich ist die Hardware vor dem OS da. Wie sollte es umgekehrt funktionieren? Mit Hardware-Simulatoren?

    • @Kissi Kommt ganz darauf an wie man rechnet.
      „Inside Windows NT“ gibt es immer noch ab und an (gebraucht) beim amazon.com zu kaufen… Und dieses Buch verrät so einige Details zur Entwicklung von Windows NT und dem Gedankengang in den Köpfen derjenigen, die dahinter standen. Die grundlegenden Konzepte sind tatsächlich über 40 Jahre alt und stammen von DEC (mit dessen VMS, dem „Virtual Memory System“), aber das ist bei *nix nicht viel anders. Die grundsätzlichen Unterschiede zwischen VMS/NT und *nix sind übrigens auch nicht immens, der größte ist vielleicht dass – ich zitiere an dieser Stelle Jeffrey Snover, den Verantwortlichen für die PowerShell – Windows (NT und Nachfolger) ein eher API-basiertes OS und *nix eher ein Datei-basiertes OS ist. Ansonsten wurde in den letzten 25 Jahren so viel dazu programmiert, dass ein Neusortieren der vorhandenen Komponenten längst überfällig ist.

      • Ich hab dieses Buch verschlungen.
        Es war ja auch richtig „spannend“, da ich zuvor schon selbst in diese Richtung dachte und wissen wollte, ob sie die eigenen Ideen nun auch wirklich umgesetzt haben.
        Und ich finde, dass Windows NT gerade im Bereich Executive (Object Manger, Security Reference Manager, Discretionary Access Control etc.) den Unixoiden extrem viel voraus hat.
        Deswegen ist es ja auch das einzige in der Industrie einsetzbare OS (AD, GP etc).

  • Aha das ist also der Grund warum Visual Studio so ein Monster geworden ist, danke für die Info.

  • Zitat Panay:
    „Wir können keine neuen Formfaktoren auf den Markt bringen, wenn kein Bedarf dafür vorhanden ist.“
    Man geht allerdings auch davon aus, dass mit dem neuem WindowsCoreOS ab 2020 ein Bedarf entstehen wird! Neue Software -> Neue Geräte -> Neue Einsatzmöglichkeiten.

  • Gut, das die Dinge die uns ExMicrosoftie vor gut zwei Jahren erklärt hat nun weiter voran getrieben werden. Neu ist daran aber nichts. Nur das eben mehr Kompetenzen u Leute an dem Ziel arbeiten als vorher und MS Arbeitsbündelung betreibt. Ich sag toi toi toi 👍

  • Die Theorie ist genial, die Redmonder haben aber leider schon desöfteren bewiesen, dass ihnen auf Verbraucherebene Empathie und gutes Timing fehlt.
    Wenn „Polaris“, „Andromeda“ und Co. erst in 5 Jahren in nutzbarem Zustand sind, wird kein Hahn danach krähen.
    Dennoch ist dieser Schritt unerlässlich, um relevant im Consumer-Bereich zu bleiben (oder wieder zu werden?). Ich hoffe, dass Microsoft nicht so Arrogant ist und nur noch seine Enterprisekundschaft rund um Azure im Kopf hat. Der Verbraucher wird früher oder später seinen Einfluss auch auf Businessebene geltend machen. Wenn Nadella dies unterschätzt, könnte es schwerwiegende Folgen für das Unternehmen haben.
    Zitat aus dem WU Artikel v Januar 2018.

    Genauso schaut es meiner Meinung nach aus.

  • Ich sehe schon, ohne mich läuft das wieder auf die Diskussion unter den Cosnumer-Gemütern hier im Blog hinaus: Die Vision ist natürlich erfrischend, aber die Leute erwarten, dass Microsoft auch mal liefert. Allein schon Microsofts tägliche reale Arbeit an dem Windows der Zukunft Vision zu nennen, dazu gehört schon ein verdammt seliges Consumer-Gemüt.

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veröffentlicht von
Leonard Klint

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