Kategorien: Meinung

Samsung sollte das Geld für die Galaxy S10-Präsentation einfach spenden

Samsung wird am 20. Februar 2019 das Galaxy S10 (+) offiziell vorstellen. Dabei müssten sie das gar nicht mehr. Denn: Knapp einen Monat vor der offiziellen Keynote, ist schon alles über die kommenden Galaxy-Modelle der Koreaner bekannt.

Deswegen mein Vorschlag an Samsung: Spendet das Geld für die Veranstaltung für einen guten Zweck.

Zerstören Leaks unsere Freude an Technik?

Vor über vier Jahren, ein Tag vor meiner Hochzeit, saß (lag?) ich aufgestützt auf dem Tresen einer versifften Bar in Kreuzberg und überlegte, was ich noch leckeres zu trinken bestellen könnte. Ich blickte auf, um Blickkontakt mit dem Barkeeper aufzunehmen, als ich bemerkte, dass der Kerl neben mir ein gelbes Lumia 1520 bediente. “Der Mann kriegt ‘nen Drink von mir”, dachte ich. Ich zückte mein eigenes Lumia 1520 (in weiß), fragte ihn, was er trinken wolle und wir kamen ins Gespräch. Er war Finne und Manager bei Nokia. Irgendwann wurde er ernst: Das Geschäft mit den Leaks sei eine verdammte Schande. Sie zerstörten die Freude an Technik.

In den vergangenen Jahren hat das “Geschäft mit den Leaks” völlig neue Höhen erreicht. Leaker haben hunderttausende Follower und werden wie Stars gefeiert. Sie präsentieren uns Geräte schon Monate vor der eigentlichen Vorstellung und, so geht es mir zumindest, bevor sie mich eigentlich interessieren.

Wir sind nicht unschuldig. Auch wir haben schon öfter “die Katze aus dem Sack” gelassen. Diese exklusiven Meldungen sind leider notwendig, um relevant zu bleiben. Aber es nervt auch, dass man alles schon vor den eigentlichen Events erfährt. Niemand möchte vorab wissen, wie der Film ausgeht, den man sich im Kino ansieht –  bei Geräteleaks herrscht komischerweise eine andere Haltung.

Die Leaker selbst (und deren Fans) sehen ihre Arbeit als grundsoliden Journalismus. Hier würden schließlich bisher unbekannte Informationen aufgedeckt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wo liegt der Unterschied zwischen investigativer Recherche bezüglich des iPhone 11 und zur Aufdeckung des Dieselskandals oder versteckten Atomanlagen in Nordkorea?

Unternehmen kennen ihre Pappenheimer

Neben der fehlenden Dringlichkeit von Smartphone-Leaks, kommt hinzu, dass ein großer Teil dieses Investigativ-Journalismus, mittlerweile von den Unternehmen selbst angeleitet wird. In einem separaten Kommentar, habe ich mich schon einmal zum Thema Schein-Leaks geäußert:

Wenn man eine gewisse Größe erreicht hat, dann bekommt man Vorab-Informationen von den Unternehmen selbst – das ist ganz normal. Und auch wenn vieles davon unter NDA (Verschwiegenheitserklärung) steht, werden einige Dinge bewusst platziert.

Das bedeutet nicht, dass alle Geräteleaks von den Herstellern selbst in Auftrag gegeben werden. Leaker haben häufig Kontakt zu den Manufakturen der Teilezulieferer oder anderen Personen in der Lieferkette. Für Informationen, Fotos oder gar Komponenten von kommenden Smartphones, können sich diese Niedriglöhner ein Zubrot verdienen. Der Leaker lässt sich anschließend feiern (Anmerkung: Nicht alle arbeiten auf diese schäbige Weise).

Kommen wir zurück zum Samsung Event am 20. Februar.

Ich rechne damit, dass es keine nennenswerten Überraschungen geben wird. Dafür werden zig Journalisten zum Event geflogen, Hotels gebucht, Catering spendiert, Goodies verteilt. Da die Öffentlichkeit ohnehin schon alles weiss, könnte Samsung diese horrenden Ausgaben stattdessen spenden. Der Ökobilanz würden die ganzen gesparten Flüge ebenfalls nützen.

Die Koreaner haben ohnehin ihre Stamm-Youtuber und Kontakte zu den großen Medienunternehmen. Da muss keiner vorbei kommen, um ein Hands-On Video zu drehen. Das kann man genauso gut in der Redaktion oder im Studio machen. Den persönlichen Kontakt zu den Partnern könnte man wenige Tage später auf dem MWC 2019 pflegen – hier sind immerhin noch nicht alle Geräte geleakt.

Wir brauchen angesichts der Leaks kein separates Samsung Event – was meint ihr?

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  • Es ist zuviel vorher bekannt. Da giebt es keinen Wow Effekt mehr....dadurch langweilig und langfristige Ideen können sich nicht beweisen....geschweige Nachhaltigkeit......

    • Mal ehrlich - ich verstehe das ganze Aufheben darum nicht. ALLE sind Newsgeil. Auch und gerade WinU und im besonderen der Autor.

      Samsung vorzuschlagen die Eventaufwendungen einem guten Zweck zu spenden, halte ich deshalb für wohlfeil und frivol. Bei den Events geht es ja außerdem nicht nur um das Produkt selbst und dessen Specs. Es ist viel mehr eine Inszenierung des Produkts und des Unternehmens selbst. Daran wird sich auch in Zeiten von Leaks nichts ändern.

      • 1. Ich sage ausdrücklich im Artikel, dass wir uns da nicht rausnehmen.

        2. Wieso muss denn die Präsentation gemacht werden, wenn alle wissen, was Sache ist? Microsoft kündigt manche Geräte per Blogpost an, wenn schon viel bekannt geworden ist.

        3. Es geht nicht darum, was Unternehmen tatsächlich tun werden. Eigentlich sollte das Thema Leaks und deren Einsatz als PR hinterfragt werden von Nutzern.

        • 1. Habe ich wohl gelesen und schreibe es trotzdem nochmal und klammere die Leser explizit mit ein.
          2. Die letzten beiden Sätze meines Vorposts geben dir die einzig gültige Antwort darauf. Auf ein MS Event geht eh keiner mehr. Es gibt ja auch nichts zu sehen.
          3. Geht es nicht? Dann wäre eine andere Überschrift und eine modifizierte Botschaft nötig gewesen. Es ist zudem nicht nachvollziehbar, ob und wann Leaks als gezieltes PR-Mittel eingesetzt werden. Der Nutzer braucht da gar nichts hinterfragen. Entweder ist er newsgeil auf jedes Gerücht oder denkt sich „mir doch alles egal – interessiert mich erst, wenn das Produkt am Markt ist“. Die einzigen, die sich hier wirklich hinterfragen müssen, sind die Newsproduzenten. Will ich die Newsgeilen Leser bedienen oder nicht? Das ist keine moralisch hochtrabende Frage, sondern eine der Präferenz.

  • Also wenn ich ganz ehrlich bin, schaue ich keinerlei solcher Events, dafür interessieren mich die Smartphones diverser Hersteller zu wenig. Ich habe seinerzeit die Präsentation von Windows 10 ein paar Minuten lang geschaut, aber mehr als etwa 40 Minuten habe ich auch nicht geschafft. Ich recherchiere dann, wenn ich es benötige. Sprich, ich will ein Smartphone. Da setzte zunächst ich die Bedingungen. Also welches OS? Welche Version des OS? In meinem Fall war es pure Android (oder clean oder wie man das nennt). Dann war noch eine Bedingung, dass das Gerät keine Notch und kein Loch hat. Ein eckiges Display. Dann noch mindestens 32 GB Speicher, WLAN, Bluetooth und LTE. Es wurde dann das Nokia 8. Diese Entscheidung fiel aufgrund von zum Zeitpunkt des Interesses stattfindenden Nachforschungen zu diversen Smartphones.
    Zum Thema Film: Ich weiß das Ende ganz gerne schon vorher. Ich schaue einen Film des Filmes wegen und nicht wegen des Endes. Denn einen Film, wo am Ende alle sterben (Hateful 8, z. B.) schaue ich mir gar nicht erst an. Da frage ich mich immer, wozu hast du dir das jetzt angeschaut wenn am Ende sowieso alles irrelevant ist? Aber gut, da bin ich anders. Die meisten wollen das Ende nicht vorher wissen, weiß ich.

      • Ach du Sche****... daran habe ich absolut nicht gedacht, ich Dummerchen. Tut mir leid! Dabei schreibe ich es im letzten Satz auch noch. *facepalm*

  • Selbst Apple Keynotes werden mittlerweile müde weggegähnt. Mich verwundert da, warum so halbstarke Twitterhelden wie Evan Blass mittlerweile einen blauen Haken im Profil haben statt eine Klage am Hals.

    • Da die nichts verbotenes machen, können die nicht verklagt werden. Wenn ein Evan Blass Informationen von einem Mitarbeiter der Firmen zugespielt bekommt, dann begeht nicht er eine Straftat sondern der Mitarbeiter. Wenn Evan Blass allerdings für bspw. Samsung arbeiten würde und eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben hätte, dann könnte man in anklagen.

  • Ein paar kleine Details im Vorfeld sind ja wünschenswert aber diese kompletten Leaks gehen mir schon lange auf die Nerven und sind der Grund warum ich mir solche Events gar nicht mehr ansehe.

  • Klappern gehört zum Geschaeft, wie viele abgewrackte Sänger oder Fußballer kriegen Fernsehzeiten.Also bleibt mal gelassen, wenn die neuesten Geraete präsentiert werden.

  • So ein Thema habe ich niergendswo gelesen, weil alle gerne leaken aber nicht darüber sprechen wollen. Respekt.
    Spende Idee ist gut und wäre eingentlich sehr guter "Protest" gegen Leaks. Ich bin mir sicher, dass es mehr WoW-Effekt macht als ein langweilger Event. Aber weder Samsung noch andere Hersteller haben Eier dafür.

    • Minusgeber: Wieso? 1 - Weil ich Windows United respektiert habe? 2 - Weil du persönliche Allergie gegen mich hast?
      Verdirbt unsere Schreiblust nicht hier.

  • Naja das Foldable Phone von Samsung soll ja auch nich vorgestellt werden. Lassen wir Samsung also den Spaß...

  • Was da NOKIA alles spenden könnte bei den Dauer-Leaks hier…….
    Außerdem gehen solche Events außer an der inzestiösen "Fachjounalie" voll am Publikum vorbei. Reine Selbstdarstellung.

  • Ob für uns schon vorher alles bekannt ist oder nicht spielt keine Rolle, da kaum jemand von den zukünftigen Käufern es mitbekommen hat. Wenn ein Journalist umgarnt und eingeladen wird, schreibt er mit Sicherheit etwas über das Produkt (wahrscheinlich auch positiv). Man sollte immer davon ausgehen dass die überwiegende Mehrheit der potentiellen Käufer gar nichts von den Leaks erfahren haben. Das bekommen in der Regel nur Technikjunkies mit. Die zukünftige Kauferschicht erfahren alles über die Werbung und über die Massenmedien….Wenn überhaupt.
    Also mit anderen Worten, dieses Marketing Instrument ist für das Unternehmen immens als eine Art Umsatz Multiplikator wichtig.
    Wenn man diese Summe Spenden würde, müsste man davon ausgehen dass ein vielfaches davon in der Kasse später fehlen würde.
    Unter Umständen ist man dann Pleite und selbst abhängig von Spenden.

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veröffentlicht von
Leonard Klint

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