Microsoft Wireless Display Adapter im Test

Die vernetzte Welt …

Nicht erst seit ich mir letztens einen neuen LCD TV zugelegt habe, verspüre ich im Alltag das Bedürfnis, meine technischen Geräte, insbesondere das Surface Pro 3 und das Lumia 1520, an einen großen Bildschirm anzuschließen. Da wird der TV beim Musikhören schon mal für eine bloße Slideshow von Künstlerbildern in der Groove Musik App oder während der Sendezeit unseres Wohnzimmer Webcasts zum Nebenbei-Verfolgen unseres Streams genutzt.

… auf dem Weg zum
kabellosen Zeitalter

Doch je mehr Geräte miteinander vernetzt sind, desto größer und verworrener wird gewöhnlich auch der Kabelsalat unter dem Schreibtisch. Nicht zuletzt deswegen schreit der heutige Elektronik-Consumer nach „kabellos“, „drahtlos“, „wireless“…
Und so könnten auch HDMI-Kabel vielleicht bald der Vergangenheit angehören. Denn dank dem auf WiFi-Direct basierenden „Miracast“, was immer mehr mobile Geräte unterstützen, lassen sich Bildschirminhalte einfach und ohne meterlange Kabel über das lokale Funknetzwerk auf den externen Monitor übertragen.

In der letzten Zeit hatte ich die Möglichkeit, Microsofts Antwort auf die Kabelsalat-Frage mit dem Surface Pro 3 und dem Lumia 1520 zu testen.

Mit diesem kleinen verkabelten Stick lässt sich der Bildschirm wie etwa der eines Surface Pro 3 auf einen nicht Miracast, aber HDMI unterstützenden Monitor übertragen. Im Hintergrund zu sehen: Das kurze, mitgelieferte HDMI-Verlängerungskabel.

Microsoft Wireless Display Adapter

nennt sich dieser kleine, schick minimalistisch gehaltene und gut verarbeitete Adapter, den Microsoft letztes Jahr auf der IFA in Berlin vorstellte. Mit diesem kann wirklich jeder Monitor mit HDMI-Eingang, der noch kein Miracast unterstützt, auf die neue kabellose Technologie aufgerüstet werden.

Die Inbetriebnahme ist dabei denkbar einfach: Einfach HDMI-Port des Monitors mit einem USB Slot zur Stromverbindung verbinden. Viele moderne Fernseher haben einen solchen bereits integriert, sodass der Adapter als einziges Kabel zur Verbindung sein Dasein komplett hinter dem Monitor fristen kann. (Für einige Konfigurationen kann das oben abgelichtete, mitgelieferte, ca. 10 cm lange HDMI-Verlängerungskabel hilfreich sein).

Schon meldet sich der Microsoft Wireless Display Adapter auf dem Monitor mit einem prominenten Microsoft-Logo und signalisiert Bereitschaft zum Verbinden. Jedes Miracast-fähige Gerät kann sich nun völlig kabellos mit dem großen Bildschirm verbinden.
Unter Windows Phone 8.1 ruft man zur Verbindungsherstellung den Punkt “Externe Anzeige” in den Einstellungen auf, wählt den Adapter zur Verbindung aus und schon wird der Bildschirminhalt auf den Fernseher dupliziert.
Noch schneller geht es unter Windows 10 (Mobile), dort gibt es im Action Center einen Button für die Option „Verbinden“.
Am Surface mit dem großen Windows – hier greift auch der Shortcut “WIN + P” und ein Klick auf „mit drahtloser Anzeige verbinden” zum Herstellen der Verbindung – stehen natürlich weitere Übertragungsoptionen wie zum Beispiel das „Erweitern“ des Bildschirms zur Verfügung. Dadurch lässt sich sehr angenehm mit zwei Bildschirmen arbeiten oder genießen – oder eben auch beides auf einmal.

Soweit die Theorie:
Wie gut funktioniert das in der Praxis?

Erste Strapazen …

Mein erster Eindruck, nachdem ich den Microsoft Wireless Display Adapter ein wenig mithilfe des Surface Pro 3 strapaziert hatte, war – nun ja – diplomatisch formuliert sehr bescheiden. Fast schon wollte ich aus diesem kleinen Review einen Rage-Artikel machen… Was war?

Out of the Box war die Verbindungsqualität trotz starker, stabiler WLAN-Verbindung dermaßen unter aller Sau, dass bei jeglicher Aktivität auf dem zweiten Bildschirm (Fenster verschieben, Scrollen im Startmenü oder auf Webseiten, etc.) der Sound nicht zu ertragende Aussetzer hatte – für einen Musikgenießer wie mich ein absolutes No-Go.
Sobald man nur ein wenig wilder mit der Maus auf dem externen Monitor am Gange war, drohte auch die Bildübertragungsqualität immer weiter abzustürzen (Aussetzer und Artefakte traten auf) – und der Fehler war so einfach durch genanntes Verhalten reproduzierbar, dass ich nur den Kopf schütteln wollte, wie Microsoft ein so unfertiges Produkt auf den Markt bringen konnte.

… und erzwungener Erfolg?

Doch vergessen wir das schnell:
Nachdem ich festgestellt hatte, dass ich mit der Microsoft Wireless Display Adapter App die Firmware des Adapters aktualisieren konnte, und dies erfolgreich durchgeführt hatte, waren diese Probleme fast alle eliminiert.
Nur ganz selten verschluckt sich der Audiostream noch für ein paar Millisekunden. Und auch wenn Microsoft sich den Vorwurf gefallen lassen muss, eine unfertige, fehlerbehaftete Firmware ausgeliefert zu haben, so bin ich mit dem Status Quo ein Jahr nach Vorstellung des Adapters durchaus zufrieden. Und falls Microsoft die verbleibenden Probleme nicht ohnehin noch beheben kann, bin ich mir doch ziemlich sicher, dass mit der Miracast-Übertragungstechnologie selbst einfach noch ein generelles Problem beziehungsweise eine überproportional harsche Abhängigkeit von der Qualität der WLAN-Verbindung besteht, denn schließlich handelt es sich hierbei um keinen wirklich universellen Standard für alle Geräte.

So viel dazu. Am Ende des Tages funktioniert die einmal hergestellte Verbindung ziemlich zuverlässig, eine stabile, nicht in ihrer Kapazität ausgereizte, flotte WLAN-Verbindung vorausgesetzt. Und das Ganze halt wirklich ohne sichtbare Kabel, was – gerade mit Smartphone – durchaus sehr komfortabel sein kann.

Nach einem Firmwareupdate funktioniert der Microsoft Wireless Display Adapter bei guter WLAN-Verbindung recht zuverlässig, mit einigen Throwbacks gegenüber einem HDMI-Kabel hat man trotzdem zu kämpfen.

Throwbacks gegenüber dem guten, alten HDMI-Kabel

Was jedoch ärgerlich ist, ist dass die Verbindung sich trennt, sobald das Gerät in den Sleep-Modus wechselt. Nicht nur ein umständliches erneutes Verbinden ist dann die Konsequenz: Während des Betriebs mit dem Surface war auch das erneut manuell erforderliche Anordnen der geöffneten Fenster auf dem nunmehr leeren, großen zweiten Monitor lästig. Doch damit nicht genug, selbst das Koppeln schlägt manchmal grundlos fehl. Der zweite Versuch ist nicht selten der erste erfolgreiche – das erinnert alles ein wenig an das lästige Bluetooth-Konnektivitäts-Gefrickel, oder?
Verglichen mit der Verwendung meines Surface Pro 3 mit dem TV per schnöden HDMI-Kabel sind das einige Throwbacks.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Im Moment ist der Microsoft Wireless Display Adapter ab einem Straßenpreis von ca. 50€ erhältlich. Das ist natürlich nicht gerade wenig Geld für einen simplen Adapter. Hinzu kommt, dass ein HDMI-Kabel – zugegeben, damit lassen sich keine Lumias verbinden – bei einem Bruchteil des Preises eine höhere Zuverlässigkeit besitzt. Gerade, wenn das WLAN-Netzwerk daheim nur sehr langsam ist oder öfters auf Störung geht, wird man vom Preis-Leistungs-Verhältnis enttäuscht sein. Wenn jedoch ein zuverlässiges und schnelles Funknetzwerk gegeben ist, viel Wert auf das kabellose Wohnzimmer gelegt wird und genannte Throwbacks als weniger störend erachtet werden, so kann der Adapter den Käufer meiner Ansicht nach durchaus zufrieden stellen. Ein Firmware-Update empfehle ich jedoch dringend.

Fazit

Mich persönlich hat der Microsoft Wireless Display Adapter in seiner Funktionsweise (nach dem Update) zwar überzeugt, doch im Verhältnis zum recht hohen Preis betrachte ich den Microsoft Wireless Display Adapter eher als ein Gimmick, eine teure Spielerei.
Wäre der Wireless-Adapter nur so teuer wie ein schnödes HDMI-Kabel, würde ich die genannten, kleinen Kritikpunkte für den kabellosen Komfort in Kauf nehmen, aber so hat mich der Adapter unter dem Strich bezüglich des Verhältnis von Qualität und Preis nicht sonderlich überzeugt.

 

Habt oder hattet ihr den Microsoft Wireless Display Adapter gekauft oder getestet? Wenn ja, wie ist/war eure Erfahrung mit der Miracast-Aufrüstoption? Überwiegen für euch die Aspekte des kabellosen Komforts oder eure ganz persönlichen Kritikpunkte?
Teilt eure Erfahrungen mit mir in den Kommentaren unter dem Artikel.

Und falls ihr den Adapter besitzt und noch nicht nach Firmware-Updates gesucht habt: Hier findet ihr die App, die dafür auf einem verbundenen Windows PC installiert sein muss:

Zeige Kommentare

  • Nutze den Miracast HD-10. Die Übertragung von Fotos und Musik funktioniert perfekt. Bei Videos gibt es gelegentlich kurze Ruckler in Bild und Ton. Das konnte ich aber durch Ortung deaktivieren abstellen.

    Einen Shortcut im Action Center kann man übrigens auch unter WP 8.1 einstellen.

    Ist die App für die Firmware auch für den HD-10 nutzbar oder gibt es da eine spezielle App für?

    • Interessante Beobachtung!
      Ich bin mir ziemlich sicher dass die App nur mit diesem Adapter funktioniert. Weiß nicht wie es beim HD-10 aussieht. Kann man dort am Fernseher direkt was einstellen?

  • Irgendwie hab ich die Funktion noch nicht verstanden? Ich brauche an meinem TV also ein HDMI UND ein USB Slot? Gut, ist sicher machbar, aber HDMI selber kann doch auch Spannung liefern. Verstehe ich gerade nicht ganz, wozu dann extra USB für die Spannung.

    • Dass HDMI Spannung liefern kann wäre mir neu. Ich habe letztens gegenteiliges gehört, weswegen USB-C ja so das große Ding ist...

      • Hab noch mal Nachgeforscht (nachdem ich bei MS den Adapter im Windows 10 Upgrade Programm gewonnen habe).
        HDMI hat ne 5V Ader! Laut HDMI Spezifikationen müssen alle HDMI-Quellen mindestens 55mA auf der 5V Ader liefern, allerdings dürfte das zu wenig sein. Die meisten aktiven Geräte werden min. 100-150mA oder mehr benötigen, gerade hier dank "WLAN".

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veröffentlicht von
TechNils

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