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Kommentar: “Wenn es kein iPhone ist, ist es kein iPhone.”

Man ist ja dran gewöhnt, dass Apple mit seinem iPhone alle Rekorde bricht. Normalerweise haben diese Rekorde etwas damit zu tun, dass der Tech-Riese aus Cupertino mehr verkauft und mehr verdient als alle anderen zusammen. Es seien ihnen gegönnt. Nun muss man Apple aber wohl zu einer weiteren Spitzenleistung gratulieren: dem beschissensten Werbeslogan aller Zeiten.

Wer in dieser Woche ferngesehen hat, dem wird die neue iPhone Werbung mit dem Motto „Wenn es kein iPhone ist, ist es kein iPhone“ vielleicht schon untergekommen sein. In den USA läuft die “If it’s not an iPhone…” Kampagne schon ein Weilchen länger, seit einigen Tagen werden die Videos nun auch auf Deutsch ausgestrahlt.

Wenn es kein iPhone ist, ist es kein iPhone. Was will uns Apple mit dieser rhetorischen Glanzleistung mitteilen? Rein oberflächlich betrachtet überhaupt nichts. Wenn es kein iPhone ist, ist es kein iPhone ist das, was der Logiker eine Tautologie nennt. Also eine Aussage, die aus formalen Gründen notwendigerweise wahr ist, unabhängig von ihrer Bedeutung. Eine Aussage der Form “x=x” ist zum Beispiel immer wahr, egal was man für x einsetzt. Deshalb sagt sie aber auch nichts über x aus; sie trifft auf ein iPhone ebenso zu wie auf die Königin von England oder die Zahl 7.


*Link zum Video*

In der Alltagssprache – und vor allem in Werbung – geht es aber nicht nur um Logik, es kommt auch auf den Subtext an. Mia san mia ist zum Beispiel eine bekannte Tautologie, mit der der Bayer (bzw. ein großer bayrischer Fußballverein) gerne sein Selbstbewusstsein und seine Selbstgenügsamkeit ausdrückt. Und wir verstehen ja alle was gemeint ist.

Apples Werbeslogan hat durchaus auch was von mia san mia.  Man könnte ihn verstehen im Sinne von “Ein iPhone ist ein iPhone. Muss ich mehr sagen?!”.  Der Marktführer aus Cupertino schaltet also quasi eine Reihe teurer Werbespots, um dann am Ende zu betonen, dass er Werbung eigentlich nicht nötig hätte. Das ist die Art von Bullshit, die normalerweise den Meistergrad an Arschlochigkeit erfordert.

Meiner Meinung nach ist der Subtext des Slogans aber ein anderer. Man muss sich ja fragen, warum Apples Kreativ-Genies die Negation wählen, also “Wenn es kein iPhone ist, ist es kein iPhone“. Der Bayer sagt ja auch nicht: wenns net mia san, san’s net mia.

Ich denke Apples Spruch zielt in Wahrheit nicht auf Eigenlob, sondern auf Verunsicherung. Man könnte ihn etwa als Riminiszenz an frühere Jahre interpretieren, als Apple das Smartphone gerade massentauglich gemacht hatte und “iPhone” für technisch ungebildete Menschen quasi synonym war mit “Smartphone”. Wenn man damals kein iPhone 3G / iPhone 4 besaß, sondern, sagen wir mal, ein Samsung Galaxy oder ein Nokia Lumia, dann wurde man immer wieder mit der Frage konfrontiert: “Was hast du denn da für ein Handy? Das ist aber kein iPhone, oder?“. Teilweise ist ja heute noch so.

Und genau diese Frage hatte ich im Ohr, als ich die neue Apple Werbung zum ersten Mal gesehen habe. “Das ist aber kein iPhone, oder?!” Meine Antwort darauf wäre freilich: Nein, ist ein Lumia. Kann im wesentlichen das Gleiche, aber kostet nicht mal die Hälfte.

Es gibt allerdings genügend Leute, für die ist die Feststellung “Das ist aber kein iPhone” ein Moment größter Verunsicherung, in dem (gefühlt) ihre ganze gesellschaftliche Reputation auf dem Spiel steht. Was diese Leute raushören (und raushören sollen) ist: Kannst du dir wirklich erlauben, ein anderes Smartphone zu benutzen als die Mehrheit deiner Freunde / Mitschüler / Kollegen?

Und das ist tatsächlich eine extrem starke Message. Zumindest dann, wenn du 15 Jahre alt bist, oder ein angepasster Volltrottel. Womit wir im übrigen auch die Zielgruppe von Apples Werbekampagne benannt hätten: 15-Jährige und angepasste Volltrottel.

Das heißt natürlich nicht, dass jeder, der ein iPhone besitzt, ein angepasster Volltrottel ist! (Nicht, dass es am Ende wieder heißt, ich würde hier alle iPhone User beleidigen….) Nur falls du ein angepasster Volltrollel bist, dann möchte dich Apple daran erinnern, zur Sicherheit mal lieber ein iPhone zu kaufen. Denn du weißt ja, wenn es kein iPhone ist…


Dies ist ein Meinungsbeitrag. Die Meinung des Autors spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung von WindowsUnited oder anderer Mitarbeiter wieder.

 

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  • Sehr interessant! Im Deutschunterricht warst du wohl immer der einzige, der gerne Interpretationen geschrieben hat? :-D

  • Die bessere Antwort auf die Frage:" Das ist doch kein IPhone....?" Ist:" Ja, das ist keins..." Wirkt doch viel positiver.
    Darf ich mir den Arschlochigkeitssatz ausleihen?

  • Ich finde dass die Werbung richtig gut gemacht ist. Die Message kommt rüber, es ist knackig und die Message bleibt hängen.

    Der Kommentar übersieht leider den springenden Punkt. Das iPhone kann einige Dinge besser, als das hauptsächliche Konkurrenzsystem. Und natürlich kann man von einem WERBESPOT nicht verlangen, dass er eine neutrale Pro-Contra-Analyse darstellt.

    Für den DAU ist ein iPhone vor allem "cool". Wenn es kein iPhone ist, ist es nicht wirklich "cool".
    Für den Android-Lag-geplagten SmartphoneUser ist ein iPhone "fluffig". Dass Apple in seiner eigenen Werbung nicht explizit darauf hinweist, das ein anderes System auch "fluffig" sein könnte, sollte nachvollziehbar sein.
    Für den Android-Nicht-Update-geplagten SmartphoneUser ist ein iPhone "Update-sicher". Dass Apple in seiner eigenen Werbung nicht explizit darauf hinweist, das ein anderes System auch "Update-sicher" sein könnte, sollte nachvollziehbar sein.
    "Und das alles kann eben nur ein iPhone. Und wenn es kein iPhone ist, hast Du eben nicht diese tollen Features eines iPhone." <= DAS ist die Werbebotschaft. Und die sitzt. Und der Slogan bleibt im Hirn. Das ist richtig gut gemachte Werbung: Lang anhaltender Effekt (Slogan bleibt im Hirn) und passende Aussage für verschiedene Zielgruppen.

    Das iPhone kann zu diesen Preisen verkauft werden, weil das IMAGE da ist. Und genau dieses IMAGE wird mit solchen Spots gepflegt. Wenn man sich dagegen die MS-Spots ansieht... Naja. Die erzeugen eher Verwirrung des Konsumenten. Hektisch, schnell, die Message völlig unklar. Aber MS könnte solche Sprüche ("Wenn es kein Lumia ist, ist es kein Lumia") auch gar nicht bringen, weil sie nicht in der entsprechenden Marktposition sind.

    Insofern: Es ist wie mit dem Keks. Nur echt mit 48 Zähnen (oder so).

    Und das andere Systeme vielleicht bestimmte Sachen besser können als das iPhone, steht in einer Werbung für das iPhone nur wirklich nicht zur Debatte.

  • Wenn zu mir wer sagt: Das ist aber kein iphone.

    Antworte ich: Meins hat optische Bildstabilisation - deines nicht.
    Meins hat Miracast - deines nicht.
    Meins hat einen Schrittzähler - deines nicht
    Meins hat doppelte so viele Kerne
    Meins kann man wie einen USB-Stick verwenden - deins nicht
    Und am Schluss natürlich hab die hälfte wie du bezahlt.

    • Wenns bei Handys nur um Features gehen würde, dann würde auch noch jeder mit Symbian rumlaufen. So funktioniert das aber leider nicht ;)

    • Naja also ich weiß ja nicht auf welchem Wissensstand du bist, und mal davon abgesehen das deine Argumentation echt arm ist, gehe ich trotzdem das Spielchen mal ein! Die meisten deiner aufgezählten "Features" gibt's in der letzen iPhone Generation auch!

      Bildstabi = Check

      Schrittzähler = Check sogar mit Höhenmesser!

      Doppelt so viele Kerne = das interessante am iPhone ist ja einfach das es mit viel weniger Hardware Leistung, viel mehr leistet als so manch anderes Smartphone!

      USB Stick = in Zeiten von Dropbox und Wo Heimserver ala synology NAS für heimanwender immer erschwinglicher werden mehr als nutzlos (zumindest für mich)

      Der Preis = tja darüber lässt sich streiten aber im Vergleich zu anderen Flaggschiff Modellen tut sich da nicht viel.

      Am Ende entscheidet sich jeder für das was ehr braucht und wofür er bereit ist zu zahlen.

      Perfekt aufeinander abgestimmte Hard uns software mit super Nutzbarkeit = Apple

      Offenes system mithielt persönlicher Anpassbarkeit = Android

      Zu WP kann ich noch nichts sagen da das system noch nie länger als 30 min am Stück genutzt habe

      • Ich vermute mal, dass RetroHero84 den Kommentar von HE beantworten wollte. Ich fand HE's Kommentar auch nicht ganz geglückt und deshalb hätte ich deinen (RetroHero84) Kommentar als nicht Apple-Ökosystem-Abhängiger fast unterschrieben. Was aber anhand deiner eigenen Argumentation widerlegbar ist:
        "Perfekt aufeinander abgestimmte Hard uns software mit super Nutzbarkeit = Apple" => NEIN, das sind erfolgreich eingebrannte Werbeslogans. Wie du schon sagst: "Am Ende entscheidet sich jeder für das was ehr braucht und wofür er bereit ist zu zahlen."
        Für mich persönlich ist deshalb besser zutreffend: "Perfekt aufeinander abgestimmte Hard- und Software mit super Nutzbarkeit = Lumia"
        Durch die mögliche USB-Stick-Funktion, die du hier schlecht redest, weil du die Funktion nicht hast, benötige ich keine Software wie ITunes oder bin gezwungen eine Ausweichalternative wie die genannten Clouddienste zu nutzen. Apple schafft sich ihre "hervorragende" Hard- und Softwarezusammengehörigkeit selbst und Alle applaudieren dabei auch noch brav, weil die Werbespezialisten von Apple alle Nachteile gekonnt als Feature darstellen. Sorry, hier bestätigt sich leider, dass es genau so ist, wie Königsstein es überspitzt sagt...
        "Doppelt so viele Kerne = das interessante am iPhone ist ja einfach das es mit viel weniger Hardware Leistung, viel mehr leistet als so manch anderes Smartphone!" Mit "anderes Smartphone" meinst du wahrscheinlich den grünen Blecheimer, denn bei Windowsphones kannst du das selbe schreiben.
        Aber: "Zu iPhone kann ich noch nichts sagen, da ich das System noch nie länger als 30 Min. am Stück genutzt habe" ;-)

        Ich finde es gut, wenn auch User anderer Systeme hier mitreden. Von dem her, ziehe ich meinen Hut vor dir. Aber meiner Meinung nach hast du dich hier zu angegriffen gefühlt und hast es leider etwas übertrieben. Auch Windowsphones haben ihre Daseinsberechtigung, gerade weil der Entwicklungsweg von MS anders ist als der von Apple.

        Zum Artikel: Überspitzt, aber dennoch sehr gut zu lesen und lädt zum Schmunzeln ein. Perfekt, Respekt an Königsstein =)

  • Ein Kommentar von Königsstein ist wie eine vergoldete Lenkrakete. Spannend, schön anzusehen und trifft immer ins Schwarze ;)

    Gruß,
    Chris

  • Das ist gemein geg. fünfzehnjährigen - aber leider zutreffend. Schade eigentlich.

  • Fragte man mich,

    antwortete ich:

    "Ja, zum Glück ist das keines".

    Was der Microsoft-Community fehlt, ist Selbstwertgefühl, gewürzt mit einem Spritzer Arroganz.

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veröffentlicht von
Königsstein

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