Meinung

Kommentar: Der große Streit um 5G

Mittlerweile will jeder bei 5G mitdiskutieren. Die Netzwerkausrüster Nokia und Ericsson teilen sich im übrigen auch mit den Netzbetreibern die Meinung, dass für einen flächendeckenden 5G-Ausbau eine Digitale Dividende III benötigt wird, bei der die aktuell für DVB-T2 vergebenen Frequenzen ebenfalls den Mobilfunkern zugesprochen werden.

DVB-T2 bereits vor dem Aus?

Freenet, eigner von Mobilcom-Debitel und MediaBroadcast, der DVB-T2 Netzgesellschaft, wehren sich selbstverständlich dagegen. Bereits DVB-T musste mit seinen Frequenzen im 700 MHz (Band 28) Spektrum der Digitalen Dividende II weichen. Gleichzeitig bringt Telefónica die Idee ins Spiel, den terrestrischen Fernsehstandard DVB-T2 sowie das digitale Radio DAB+ gleichzeitig durch 5G abzulösen. Damit würde allerdings im Falle von DAB+ der Sendebetrieb von den Radiosendern zu den Mobilfunknetzbetreibern wandern, wodurch diese eine weitere Einnahmequelle hätten. Dafür soll Broadcast sowie Unicast in den 5G Standard implementiert werden, damit eine rundfunkähnliche Ausstrahlung überhaupt möglich wird.

Durch ein Aus von DVB-T2 würden damit nochmal rund 200 MHz an Spektrum von ca. 500 MHz bis 700 MHz frei werden. 5G kann bis zu 100 MHz breite Kanäle nutzen, durch die Geschwindigkeiten von > 1 GBit/s realisiert werden können. Ein beispiel für die Nutzung von LTE und in Zukunft auch 5G auf so niedrigen Frequenzen ist T-Mobile US, welche aktuell ein nationales LTE-Netz im Band 71 bei 600 MHz aufbauen.

5G Netzgesellschaft und das National Roaming

Gleichzeitig schaltet sich nun Bündnis 90/Die Grünen ein und fordern eine nationale 5G Gesellschaft, welche ein gemeinschaftlich genutztes 5G Netz ausbauen soll, auf das alle Netzbetreiber gleichberechtigt zugreifen können. Damit wäre National Roaming vom Tisch, allerdings auch diverse Wettbewerbsvorteiler mancher Netzbetreiber was den Netzausbau betrifft.

Oliver Krischer, stellvertretender Vorsitzender der Grünen im Bundestag sagt hierzu:

Wir unterstützen die Unions-Kollegen bei der Absage der Versteigerung. Noch ist es nicht zu spät, ansonsten entsteht ein Schaden, der erst in fünf bis zehn Jahren wieder korrigiert werden kann. Die Tarife für die Endkunden müssen sinken, und wir brauchen endlich eine vernünftige und verbindliche Anbindung der ländlichen Räume beim Mobilfunk.”

Auch geiern die regionalen Netzbetreiber auf das regional ausgeschrieben Funkspektrum und hoffen auf reguliertes (und damit spottbilliges) National Roaming von Seiten der Bundesnetzagentur. Die etablierten Netzbetreiber fürchten gleichzeitig, dass ihnen die Kunden weglaufen und somit das Geld für den Ausbau nationaler Netz fehlt.

Kommentar von Tomás Freres

Wie sich aktuell zeigt ist 5G ein großer Streitpunkt. Gleichzeitig bietet der Wechsel auf die 5. Generation digitalen Mobilfunk eine Chance für Deutschland, wieder ganz vorne mitzuspielen. Das geht aber nur wenn Politik und Wirtschaft zusammenarbeitet und auch die Bevölkerung mit macht. Mit 5€ Tarifen bei WinSIM wird das nicht zu machen sein. Auch sollte die Politik sich überlegen, wie sie die doch zahlreichen Mobilfunkgegner davon überzeugen kann, nicht reflexartig gegen jeden neuen Mobilfunkmasten vorzugehen.

Gier nach Spektrum

Auf der anderen Hand ist die Gier und das Verlangen der Netzbetreiber nach immer mehr Spektrum too much. Das 700 MHz Band wird noch nicht im Ansatz genutzt, schon schreien die Netzbetreiber nach dem 600 MHz Band. Ich bin hier der Meinung, dass auch andere Dienste, abseits vom Mobilfunk die Chance haben sollen, sich durchzusetzen und auch genutzt zu werden. DVB-T2 ist im Grunde genommen ein sinnvoller Service um den Fernsehempfang in Haushalte zu bringen, denen IPTV zu teuer ist und denen es untersagt ist, eine Satellitenschüssel zu montieren.

Auch wird an den Standorten nicht das volle Potenzial ausgenutzt. Die Deutsche Telekom beispielsweise baut in den Städten vornehmlich LTE Band 3 mit 30 MHz und an Hotspots zusätzlich Band 7 mit 20 MHz und Band 8 (5 MHz) aus. Band 20 (10 MHz) und Band 28 (10 MHz) sind dort eher seltener zu finden. Trotzdem wird mehr Bandbreite gefordert. Ich denke hier: Erst sollen die Netzbetreiber erst mal alle ihnen zur Verfügung stehenden Frequenzen ausschöpfen, bevor neue gefordert werden. Ansonsten liegen diese wieder jahrelang brach, siehe 700 MHz, welche 2015 bereits versteigert wurden. Hier muss die Politik aber auch Druck machen, damit entsprechende Frequenzbänder schneller von den Vorbesitzern freigeräumt werden.

DAB+ hingegen wurde von der Politik leider nicht genug gefördert. Noch heute gibt es Neuwagen, die ohne DAB+-fähiges Radio ausgeliefert werden. Entweder es folgt hier noch ein großer Ruck, oder das UKW-Radio wird vom Online-Streaming via LTE und 5G komplett ersetzt.

Wird Deutschland technologisch abgehängt?

Die Gefahr ist leider groß, dass sich Deutschland mit 5G mal wieder in Regulierungen, Grenzen, Einschränkungen und gut gemeinten Forderungen seitens bestimmter Parteien so verheddert, dass man den technologischen Anschluss verliert. Während in Deutschland noch diskutiert wird bauen andere schon aus. Es muss pragmatischer gehandelt und gedacht werden.


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  • Steht da die nächste Enteignung an ? So kurz nach dem Millionenfach DVB-T Receiver nur noch Schrott waren.

  • Solange der Planer vom BER derselbe ist vom mobilen und Festnetz Internetausbau kann man sich 5 G sparen. Man hat ja nichtmal mit den vorhandenen G's und LTE's ausreichend Netz und Bandbreite.

  • Ich denke die Gier nach mehr Frequenzen hat nichts mit der Nutzung zu tun. Je größer das besetzte Spektrum, desto eher lassen sich Lizenzen verkaufen das "belagerte" Band zu nutzen. Reine Geldgier. Ob dann die gewinnschwachen ländlichen Gegenden ausgebaut werden ist allen schnuppe, hauptsache man kann den Kunden teures 5G verkaufen obwohl es gar nicht benutzt wird, sondern evtl genutzt werden könnte.

  • Die streiten sich um 5G und ich hab in meinem Dorf hier gerade mal so E.. + eine 6000er leitung...

    • Bei mir im Dorf habe ich LTE von O2. In einer der nächsten Großstädte dafür wiederum nicht 🤷
      Und mehr als eine 6000er Leitung gibt's auch noch nicht. Wird bei uns aber jetzt bald endlich ausgebaut.

  • gerade Telefonica .. wollen sich DVB T2 und DAB untern Nagel reißen, nachdem man die alten EPlus Nutzer schon so massiv verprellt hat , gerade dieses unmögliche Geschäftsgebaren mit diesem quasi nicht vorhandenen Support und den ständigen Ausfällen , Ich hoffe die Bundesnetzagentur schiebt nen Riegel davor . Betreffen wird das die Leute, die auf diese Digitalen Medien umgestellt haben , das ist einfach nur ne Frechheit .

  • Hahaha das ist doch alles lächerlich!!! Wir habe nicht mal vernünftig 3g ausgebaut und jetzt schon gibst ein Streit ums 5g . Die deutsche Nation würde so was von veräppelt das man sich nicht vorstellen kann und jetzt lassen die sich bestimmt wieter veräppeln.... Beispiel von Polen nehmen würde ich empfehlen

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veröffentlicht von
Tomás Freres

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