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Edeka: Käse, Wurst und Spielkasino

„Wir lieben Lebensmittel.“

Ist das ein catchiger Slogan gewesen, oder? Bei mir hat sich die Edeka-Werbung richtig ins Hirn gebrannt. Vor allem der Move mit dem Aufschnitt: Zack, genau 100 Gramm und eine Scheibe gratis für das kleine Mädchen obendrein. Rückblickend hatte Edeka vielleicht schon immer ein besonderes Augenmerk für die Kleinen.

Bei unserer Kita gibt es um die Ecke auch einen Edeka. Mein Sohn möchte da immer hin auf dem Nachhauseweg. War bei meiner Tochter nicht anders als sie noch zur Kita ging. Und wenn ich beide dabei habe, heißt es unisono: “Auf zum blaugelben Supermarkt!“.

Ist ja auch toll da. Theke mit frischem Fisch, Fleisch, Käse und Wurst. Riesige Obst- und Gemüseabteilung. Zugegeben, meine Kinder interessieren sich eher für das üppige Angebot an „Joghurt mit der Ecke“. Und für die Spielecke im Markt.

Die Spielecke ist eigentlich immer voll. Kein Wunder: Der kleine abgezäunte Bereich bietet ein Touchdisplay mit lustigen Spielchen, der die Kinder magisch anzieht. Eine Mutter aus der Kita, die in der Nähe des Marktes wohnt, sagte mir einmal, dass sie mit ihrem Sohn manchmal auch zum Edeka ginge, obwohl sie gar nicht einkaufen müsse.

Für Eltern ist die Spielecke auch komfortabel. Man kann in Ruhe stöbern und holt die Kinder dann einfach ab, wenn man zur Kasse geht. Win/Win wie es so schön heißt.

In Wirklichkeit bin ich kein großer Fan der Spielecke. Zuhause spielen unsere Kinder keine Smartphone- oder Tabletgames und mich stört einfach der Anblick, wenn sie völlig gedankenverloren auf dem Touchscreen rumdatschen und stupide Spiele zocken. Natürlich muss nicht immer alles einen hochpädagogischen Anspruch haben, aber ich schiebe meine Kinder nicht gerne ab.

“Spiel-Automat” für die Kleinen

Als ich letzte Woche wartend an der Spielecke stand, fiel mir etwas auf. Das Logo des „Spiel-Computers“ kam mir irgendwie bekannt vor. Es zeigt eine lachende Sonne.

Ich schoss ein Foto und recherchierte das Logo zu Hause nach. Und ich fand es auch: Es gehört zur Firma Gauselmann, die unter anderem mit den Merkur Spielhallen bekannt geworden ist.

Jetzt kann man in der Spielecke natürlich keine Münzen in den Automaten werfen und die Spiele haben eine andere Optik als jene in der Spielothek. Die psychologische Wirkung scheint dennoch klar: Hier erleben Kinder positive Gefühle, die sie im schlimmsten Fall (oder besten Fall, je nachdem) mit dem Logo der Firma Gauselmann verbinden. Dadurch werden nicht alle automatisch zu pathologischen Zockern — ein erhöhtes Risiko kann je nach Veranlagung, Dauer und Lebensumständen aber durchaus bestehen.

Merkur Spielothek in Mannheim (Graf Foto/Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0)

McDonald‘s hatte früher seinen Clown. Philip Morris wusste, dass man Raucher am besten in der Jugend rekrutiert. Und Edeka lässt sich die Spielecke scheinbar von einem Automatenkasinobetreiber mit ausstatten. Der Supermarkt gewinnt Kunden, weil die Kiddies immer schön zocken wollen und Gauselmann stellt schon früh die positive Verbindung zu seinen Spielautomaten her.

Ganz schön miese Nummer.


Eine Stellungnahme von Edeka steht zum jetzigen Zeitpunkt noch aus.

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  • Nur zur Info: Für jeden Edeka ist der Betreiber selbst verantwortlich. Bei den Edeka in meiner Region gibt es sowas z. B. überhaupt nicht. Nichtsdestotrotz ist das nicht schön, Kinder so ans Glücksspiel heranzuführen.

    • Wie auch Rewe , Aldi, Burger King etc. Sind es Joint Venture Unternehmen / Franchisenehmer die unter Lizenz den Namen tragen dürfen.

  • Ich glaube das es nur ein Zufall ist. Bestimmt gibt es nicht viele Anbieter solcher "Zockmaschinen für Kurzbeiner" 😂

  • Die Verbindung Sonne Spielsucht kann ich nicht erkennen. Wenn da kein Logo wäre würden die genauso spielen wie mit. Also die Verbindung Spielautomat und Touchscreen daddelei für Kinder ist albern. Was anderes wäre es wenn die quasi eine Miniatur Ausgabe eines Erwachsenen Spielautomaten wären.

    • Die Kinder spielen ja nicht WEGEN des Logos. Sie sehen aber das Logo und verbinden es mit dem positiven Gefühlen, die Sie beim Spielen erleben. Wenn Sie größer sind und eine Merkur Spielhalle sehen, können diese positiven Gefühle eintreten ohne, dass Sie sich dessen bewusst sind.

  • Bei allen Edeka Läden bei mir in der Nähe gibt es das auch nicht. Es gibt garkeine Spielecken. Also kein Grund alle Edekas jetzt so darzustellen. Du solltest den lokalen Betreiber ansprechen. Ggf auch mal checken was für spielchen da überhaupt laufen. Sind das Münzlose Glücksspiele? Wenn es Kindertauglich ist, sehe ich kein Problem dass eine Spielbank das ganze sponsert. Die Zeit wo die kleinen das Ding nutzen wollen und bis sie dann die Hallen betreten dürfen ist schon recht lang. Ob das so prägend ist... Wenn noch einer mit 16 davor hängt würde ich mir Gedanken machen 😆

    • Langfristige Konditionierungen können schon bei einmaliger Reizzufuhr stattfinden (Beispiel: Saure Milch getrunken als Kind und lebenslang Abneigung gegen Milch)

      Wenn dein Kind jeden zweiten Tag dort zockt, dann kann es sehr wohl zu einer bleibenden Prägung kommen.

    • Du glaubst gar nicht, welche Prägung Kinder, gerade in der Vorschulzeit, erleben welche dann bis ins tiefe Erwachsenenalter durchziehen und, wenn nicht schon gleich mit 16/18 ausbrechen, in der Midlifecrisis zu einem echten Problem im psychosozialen Verhalten werden können.

  • Ey und ich dachte jetzt kommt wieder die Nummer mit den preisverdächtig günstigen Windows-Lizenzen bei Edeka. Stattdessen ein Beitrag mit dem Titel einer potentiellen Bestsellerbuchverfilmung. Gern gelesen.

  • Unser Edeka-Center (früher Marktkauf) besitzt auch eine Spieleecke. Allerdings ohne elektronische Touchscreen-Spiele. Es gibt nur analoge Spieletafeln mit verschiebbaren Holzteilen und die Kinder lieben es trotzdem.

  • Es ist ja nicht so als würde der Automat die Kinder anspringen und sie dazu zwingen ihn zu benutzen. Ist alles eine Frage der Erziehung. Immer erstmal bei sich kehren...

    • Nach der Logik könnte man auch Waffen mit scharfer Munition in die Spielecke stellen. Die Eltern müssen halt aufpassen. 🤔

      • Sorry, aber der Vergleich ist doch Banane. Mein Vorschlag: Nimm deine Kinder mit in den Supermarkt, bezahle deine Waren und dann verlasse ihn anschließend. Denn genau dafür ist ein Supermarkt gedacht. Dass solche Spielecken existieren, weil anscheinend eine ausreichend große Nachfrage existiert, ist einfach nur traurig. Und das bringt mich wieder zu meinen Ausgangspunkt, dass es eine Frage der Erziehung ist. Manche verwechseln eine liberale offene Erziehung nämlich mit gar keiner Erziehung.

  • Alle - auch sehr großen - Edeka-Läden hier in Holstein haben keine Kinderspielecke und keinen vergleichbaren Spielautomaten. Allerdings gibt es einen ähnlichen Automaten zum Daddeln für Kinder bei Fielmann (Brillen). Ob dort auch eine Sonne lacht, kann ich allerdings aus der Erinnerung heraus nicht sagen.
    Aus meiner langjährigen Praxis als Personaler, der eine Anzahl von Spielsüchtigen erlebt hat, die wegen Beschaffungskriminalität rechtskräftig verurteilt worden sind, schließe ich jedoch eine Beeinflussung von Kleinkindern durch die Benutzung von Kinderautomaten auch mit "lachender Sonne" völlig aus. Bei Fielmann ist der Automat übrigens häufig kaputt, weil die Kleinen brutal draufhauen.

  • Meine Kinder durften schon von 4 J an mit allem was die IT zu bitten hatte spielen 🎰 und ich wurde von allen Lehrern und Eltern an den Pranger gesellt, heute sind sie 26 und 29 und spielen nur noch ab und an wenn überhaupt.

  • Ich kann das ungute Gefühl durchaus nachvollziehen, muss aber auch sagen, dass mein Kleiner, derlei Spielecken nicht wirklich anziehen.
    Wenn ich einkaufe will er dabei sein und letztlich mitreden, was es zum futtern gibt. Achja und dann natürlich erwähnen, dass er kein Stück besser sieht, trotz seines Karottenkonsums 😂
    Sprich den Marktbesitzer einfach mal auf den Automaten an. Evtl besteht ja Einsicht bzw es kommt zu einem Umdenken. Edeka selbst führt ja genug Unterhaltungsprodukte für die Kleinen.

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veröffentlicht von
Leonard Klint

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