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Kommentar: Warum Continuum für Phones kein Killer Feature ist!

Wo hat Windows Phone sein Alleinstellungsmerkmal?

Diese Frage geht mir im Grunde seit meinem Samsung Omnia 7 durch den Kopf. Damals schon gab es von den Redmondern keine überzeugende Stellungnahme. „Sicherer als Android und offener als iOS“ hätte der Slogan für Microsofts mobiles Betriebssystem lauten können, doch die Mehrheit der Google Kundschaft tauscht seine Daten gerne gegen Apps und Apples Gefolge ist dermaßen stark an sein Ökosystem(und Storytelling) gebunden, dass es kein Entrinnen gibt. Nicht nur Paul Thurott sieht nun im „Continuum für Phone“ jenes Killer Feature, um User der Konkurrenzsysteme auf Windows 10 zu locken. Ich bin anderer Meinung und das, obwohl ich das Feature grandios finde. Befassen wir uns zunächst mit der grauen Theorie, bevor wir einen Blick auf die Realität werfen.

Das Mittel.

Continuum für Phone ist schnell erklärt. Mittels eines Kabels oder durch Wireless Übertragung, können Smartphones mit Windows 10 (Hardware vorausgesetzt) ihre Inhalte auf einen externen Bildschirm spiegeln. Nicht so wie wir es bereits durch die App „Project my Screen“ tun, sondern so wie wir es schon lange aus der Laptop und Tabletwelt kennen. Mittels Bluetooth lassen sich Peripheriegeräte wie Maus und Tastatur anschließen. Apps wie Office lassen sich nun weitaus effektiver benutzen. Das Ergebnis ist quasi ein Desktop.

Der Weg.

Die meisten Smartphones funktionieren mit einem ARM Prozessor, sind also nicht in der Lage x86 Anwendungen auszuführen. Im Grunde hätten wir mit Continuum für Phones einen RT Desktop, da nur Anwendungen aus dem Store funktionieren.
Windows 10 unterscheidet sich aber durch seine Universal Apps grundlegend von seinen Vorgängern. Alle auf Universal Code basierenden Anwendungen werden auch auf Windows Smartphones laufen. Microsoft Apps wie Office, Mail, Kontakte, Foto etc. unterscheiden sich kaum von ihren Pendants auf dem Desktop. Der User wird also in seiner Produktivität nicht beschnitten.

Auf der Build Konferenz zeigte uns Microsoft zudem eine Möglichkeit Win32 Anwendungen zu Universal Apps zu konvertieren. Photoshop Elements wurde anhand dieses Konverters eine Store App. Noch sind mir die Limitierungen des Konverters nicht klar, potentiell könnte das aber die Wachablöse für Legacy Programme bedeuten und den Nutzen von Continuum für Phone noch steigern.

Das Ziel.

Alle Inhalte, egal mit welchem Gerät, mit gleicher Qualität überall verfügbar haben – dafür stellt Microsoft gerade die Weichen. Continuum für Phone ist ein wichtiger Baustein, der bisher gefehlt hat. Der nächste Schritt wären Wearables mit Continuum und da selbst IoT Devices einen Windows 10 basierten Kernel besitzen, ist man in Redmond für diese Entwicklung gerüstet.

Apple und Google haben Microsoft eiskalt erwischt!

Microsoft hatte in den Neunzigern und frühen 2000ern eine enorme Marktstellung. Zig Millionen Anwendungen waren für das Betriebssystem aus Redmond geschrieben worden und machten die Plattform unentbehrlich für einen Großteil der User. Apple und Google bissen sich an diesem Wall die Zähne aus – also schuf man kurzerhand einen völlig neuen Markt. Scheiß auf Troja, wir bauen unsere eigene, viel coolere Stadt.

Durch die mobilen Anwendungen(und starrer Strukturen gepaart mit Arroganz), beraubte man Microsoft quasi „über Nacht“ seiner Position. Der Softwareriese versucht mit Windows 10 nun die umgekehrte Taktik. Sein Steckenpferd, den Desktop(mit allen Legacy Anwendungen), auf den mobilen Markt zu drücken.

Wie ich am Anfang schon gesagt habe ist Continuum für Phone ein grandioses Feature. In der Realität wird man es aber zumindest dem Endverbraucher schwer verkaufen können. Hand aufs Herz: Seht ihr den Durchschnittsuser sein Smartphone mit einem Monitor verbinden, um ihn als Desktopersatz zu nutzen? Dabei ist es doch gerade der Verbrauchermarkt, dem die nötigen Anreize fehlen Windows Phone zu kaufen.

Für Enterprise Kunden sehe ich einen gewissen Mehrwert. Aber auch hier müsste man Unternehmen einiges abverlangen. Soll man seine „alten“ Rechner wegwerfen, damit die Mitarbeiter ihre Smartphones auch als Arbeitsgerät nutzen können? Selbst wenn, stehen zunächst lange nicht alle Legacy Programme zur Verfügung. Für praktisch jedes Szenario ist ein Ultrabook besser geeignet.

Fazit

Continuum für Phone ist meiner Meinung nach nicht DAS Killer Feature von Windows 10. Wahr ist, dass keine andere relevante Plattform etwas derartiges zu bieten hat – das kann man versuchen Marketingtechnisch auszunutzen. Für den Normalverbraucher und Businessanwender sehe ich jedoch noch kein konkretes Argument, aus dem Häuschen zu sein.

Ein wichtiges Puzzlestück ist es aber dennoch. Microsoft vervollständigt damit allmählich seine Vision des „barrierefreien“ Umgangs zwischen Mensch und Computer – die Inhalte sind da, wo der User ist. In Zukunft sehe ich durch immer einfachere Möglichkeiten der Konnektivität und immer potenterer Hardware im kleinen Format, großes Potential für Redmond.

 

Ich bin gespannt auf eure Meinung!

 

Dieser Kommentar ist meiner persönliche Meinung und deckt sich nicht zwangsläufig mit den Ansichten der restlichen Windowsunited Redaktion.

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  • Alleine das man gezwungen wird ein neues Smartphone zu kaufen, könnte sicher einige Leute davon abschrecken. Apple macht dies durchaus auch, allerdings hat Apple auch eine sehr treue Fanbasis die sie auch pflegen. Microsoft hingegen verärgert immer wieder seine treuen Anhänger in dem man zuerst andere Plattformen beachtet (siehe Office für Android/IOS) und erst viel später für die eigene Plattform liefert.

    Allgemein wirkt Windows 10 wie ein unvollständiger Haufen mit einer Menge Versprechen die bis jetzt noch nicht eingelöst werden. Microsoft will mit aller Gewalt Windows 10 zu früh auf dem Markt drücken und erst später Features nachliefern, wann wir als Windows Phone Nutzer Windows 10 endgültig zu Gesicht bekommen weiß hingegen sogar noch keiner. Es wirkt im Moment so als wenn Microsoft versucht alles einzubauen und vergisst dabei gerne dass dies alles auch Zeit kostet.

  • Ich glaube das Continuum ein sehr wertvolles Feature sein wird. Wenn das wirklich so problemlos funktioniert gibt's wenigstens für den normalen Internet-User oder eMail-Schreiber keinen Grund mehr ein zusätzlichen Laptop oder PC zu benutzen.

    Im Artikel sind zwei Fehler drin.
    1. Der Bildschirminhalt wird nicht gespiegelt. Es ist ein zweiter Bildschirm der mit Maus und Tastatur bedient werden kann. Das Smartphone kann man gleichzeitig und unabhängig vom zweiten Bildschirm benutzen.

    2. Die Win32 werden nicht als Universal APPs konvertiert, sondern nur für den Store fit gemacht. Die werden dazu einfach in einen unabhängigen Container kopiert der nach der Installation komplett vom System getrennt laufen. Die sind nicht auf Windows Phones lauffähig.

    Guter Artikel trotzdem

  • Was nur immer alle dampfplauderer mit ihrem zwang zum neuen phone haben. Es kauft ja sowieso jeder alle 2-4 Jahre ein neues Gerät. Wer es als praktischen nutzen ansieht kann sich dies ja dann zulegen und wer nicht kauft eben was anderes. Ich habe schon jede plattform getestet und da gibt es überall positiv und negativ Argumente. Ich finde den weg erstmal positiv und was dann wird wissen wir alle nach win10 und holo lens Marktstart.

    • @ Leonard

      bin selbst Dev und habe mich sofort gefreut, ab etwas zu früh.

      Ich war zwar nicht live vor Ort, aber habe danach mit mehreren Entwicklern die dort waren und die ich persönlich kenne gechattet. Außerdem kann man das hier ansatzweise nachlesen. https://dev.windows.com/en-us/uwp-bridges

      Man Kann in Win32 Programmen Universal APIs verwenden, z.B. für die verschiedene Layouts, aber es sind trotzdem keine echten Universal APPs.

      Helge

    • Hi!
      Ja, das stimmt was Helge sagt.
      Die Win32 Software kommt in einen Container, der die Software selbst + Metadaten enthält. Win32 Anwendungen sind für x86 oder x64 Architekturen kompiliert, und laufen daher auch nur auf den entsprechenden Systemen.
      Nachdem es bis jetzt noch keine Windows Phones mit x86 Prozessor gibt, wird auch keines dieser Programme auf dem Handy verfügbar sein.

  • Ich denke auch nicht, dass für den normalen Endkonsumenten Continuum das Killerfeature sein wird. Wenn man aber bedenkt, wie nahtlos der Desktop-PC, der Laptop und das Tablet mit dem Phone zusammenarbeiten und dass man eine App universal nutzen kann, dann sind da schon einige Anreize, die jemanden zu Windows (Phone) bewgen könnten.

    Ich mag mich z.B. nicht mit einem Iphone rumschlagen, dann zuhause auf dem Desktop-PC noch iTunes nutzen, Daten jeweils hin und herschaufeln, Apps auf jedem Gerät neu runterladen (je nach Plattform dann mehrfach bezahlen) etc. Ich will EIN System auf allen Geräten und eine nahtlose Synchronisation der Daten und Einstellungen. Wenn ich dann auch noch die Möglichkeit bekomme, mein Smartphone als Notfall-Ersatz-PC zu nutzen (z.B. für eine Präsentation, wenn ich das Ladekabel für den Laptop zuhause gelassen habe), dann sind das doch schon schlagkräftige Argumente, die für Windows sprechen.

    Apple's Bedienung auf dem Mac ist mir, als Windows-Nutzer, viel zu umständlich. Android bietet mir kaum die Möglichkeiten für produktes Arbeiten und so bin ich doch sehr froh, wenn ich vollständig auf Windows setzen kann.

    Im Übrigen stehen die Geräte (z.B. L640) in einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis und bieten das, was man braucht.

  • Guten Morgen,

    also ich finde, das Continuum ein unglaublich praktisches Feature ist, welches aktuell ein Alleinstellungsmerkmal darstellt.

    Ich sehe einige Anwendungsszenarien dafür:

    - der "Durschnitts-User" (Mail, Internet, etwas Office und nicht viel mehr)
    warum sollte er sich dann noch einen PC / Laptop kaufen?
    - im Business-Umfeld Anwender welche mobil & remote auf Firmeninhalte (Terminalserver, Intranet etc.) zugreifen müssen
    hier könnte zusätzliche Hardware (Laptops etc.) vermieden werden

    Ich bin in jedem Fall gespannt auf die Umsetzung!

  • Selbst wenn es kurzfristig Smartphones mit einem der 3 gelisteten Intel- X3-.... SOC's geben sollte heißt das nicht automatisch, dass Desktop-Apps ausführbar sein werden. Nicht, solange ARM und Intel parallel unterstützt werden. Es sei denn MS macht's wie bei den Tablets; ne quasi "RT-Version" und eine Desktop-Version.

    • Da hast Du recht. Es geht aber nicht nur um die Prozessorarchitektur, es fehlen dann ja auch die ganzen APIs, das ganze Win32 Subsystem fehlt. Außerdem müssten dazu auch noch evtl. verwendete Third Party APIs usw...

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veröffentlicht von
Leonard Klint

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