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Weekend’s Read: Edge auf Chromium – Die Contra Sicht


Wer den Pro-Beitrag lesen möchte, findet ihn hier: Weekend’s Read: Edge auf Chromium – Die Pro-Sicht


Bereits früh in Googles Geschichte kristallisierte sich heraus, dass die Google Suchmaschine etwas besonderes war. Im Vergleich zu den anderen damaligen Suchmaschinen, beispielsweise Yahoo! oder Alta Vista brachte Google sehr schnell sehr gute Suchergebnisse hervor. Google bzw. to google oder im Deutschen Googlen wurde zu einem geflügelten Wort. Doch in der heutigen Zeit ist Google nicht mehr nur eine Suchmaschine. Wer möchte, kann seine gesamte Online-Zeit mit Google verbringen.

Doch womit verdient Google eigentlich sein Geld? In erster Linie durch Werbung. Google verkauft Werbeplätze basierend auf berechneten Werbeprofilen an seine Kunden. In diese Profile fließt alles an Daten ein, was das Unternehmen in die Finger bekommt.

Mit Google Chrome kam im Jahr 2008 ein Browser auf die Welt, der vor allem durch seine Geschwindigkeit punkten konnte. Er war viel schneller als der damalige Internet Explorer und auch Firefox hatte das nachsehen. Schnell mauserte sich der Browser zu einem Hit. Immer mehr Menschen setzten ihn ein. 2012 dann wurde Chrome zum meist verwendeten Browser auf der Welt.

Doch Google ist daran nicht ganz unschuldig. Chrome wurde in vielen Shareware-Programmen durch den Installer automatisch mitinstalliert. Auf nahezu allen Google Webseiten empfahl das Unternehmen seinen Gästen, die nicht mit Chrome auf die Seite kamen, doch den Chrome Browser zu benutzen. Das ging teilweise so weit, dass Google bei beliebten Seiten wie YouTube, alternative Browser benachteiligte, etwa in dem neue Funktionen nur für Chrome erschienen. Und genau hier liegt das Gefährliche:

Chromium wird zur Instanz, die Webstandards definiert

Eigentlich gibt es mehrere Standardisierungsgremien für das World Wide Web, wie es sich Tim Berners Lee erdacht hatte: Das wäre einmal das W3C, eine unabhängige Institution unter Vorsitz von Tim Berners Lee und die WHATWG, eine Arbeitsgruppe von unter anderem Mozilla, Opera und Apple.

Mit über 65 Prozent Marktanteil alleine auf Chrome hat sich mittlerweile allerdings eine weitere Institution gebildet, die Webstandards ohne die anderen beiden Gremien durchdrücken kann: Google. Und Google ist ein profitorientiertes Unternehmen. Durch Chrome und die Chromium-basierten Browser hat das Unternehmen die Möglichkeit, auf eigene Faust Webstandards durchzudrücken und zu etablieren. Das führt dazu, dass immer mehr Webentwickler nur noch für Chromium entwickeln und gar nicht mehr auf andere Browser optimierten. Dadurch war Chromium bereits der Tod für die von Opera entwickelte Presto-Engine. Seit 2013 setzt Opera auf Chromium.

Auch Microsoft sollte das selbe Schicksal ereilen. 2019 wurde für den Standalone Edge Browser die EdgeHTML Engine abgekündigt und verkündet, künftig auf Chromium zu setzen. Auch Electron, ein Framework um Webapps als normale Programme zu verpacken setzt auf die Chromium Engine. Damit hat Google mit seinem Chromium-Projekt eine extrem hohe Marktmacht.

Konkurrenz-Engines sterben wie die Fliegen

Aktuell gibt es neben Chromium noch drei andere Enginges, die aktiv genutzt werden: Das von Apple weiterentwickelte WebKit, die alte von Microsoft abgekündigte Engine Trident aus dem Internet Explorer sowie Mozillas Gecko.

Da eine der Engines bereits abgekündigt ist und wirklich nur noch in so manchem Unternehmen benutzt wird, ist die letzte verbliebene unabhängige Engine Mozillas Gecko. Microsoft hatte also die Wahl, ob sie mit der Wahl von Chromium Google ein Geschenk machen, oder gemeinsam mit Mozilla einen starken Gegenpart zu dem de facto Standard aufbauen.

Durch viel Marketing und festgefahrenen Meinungen, teilweise auch falschen Auffassungen, verliert der Mozilla Firefox Browser immer mehr Marktanteil. Dabei hat Mozilla extrem viele Ressourcen in die Neuentwicklung des Browsers gesteckt. Mit Version 57 wurde nämlich der neue Firefox Quantum veröffentlicht. Dieser wartete mit einer extrem beschleunigten Engine auf, mit einer in Tust neugeschriebenen Layout-Engine und vielen weiteren Features. Auch auf Android wurde extrem viel gemacht: Für Entwickler wird aktuell das sogenannte GeckoView entwickelt, sodass andere Appentwickler statt auf den Chromium-basierten WebView von Android auch den GeckoView einsetzen können. Der neue Firefox Preview basiert bereits auf GeckoView, inklusive Add-On Support.

Und mit den Add-Ons kommen wir zu einem weiteren Thema: Google nutzt seine Marktmacht dafür, um die Funktionalität des Chrome Browsers zu eigenem Gunsten zu verändern. So schränkt das Unternehmen beispielsweise genau die API ein, die Abblocken nutzen, um ungewünschte Werbung herauszufiltern. Praktisch, oder? Gleichzeitig filtert Google selbst auf Webseiten Werbung heraus, die nicht dem “Better Ads” Standard entsprechen, der von der Coalition for Better Das definiert wurde. Google ist dort Board Member.

Chromium trotz Open Source unter Federführung von Google

Microsoft hätte hier also eine Chance ergreifen können und Google mit der Unterstützung von Gecko unter Druck setzen können. Mit der Wahl von Chromium hat Microsoft dem freien Web einen Bärendienst erwiesen, denn ist Gecko einmal weg, weil die Einnahmen fehlen, dann gibt es nur noch Chromium. Zwar ist Chromium unter einer Open Source Lizenz lizenziert, aber das bedeutet nicht, dass Google keinen Einfluss hat. Google ist immer noch die Instanz, die die meisten Entwickler stellt. Google ist die Instanz, die entscheidet, was aufgenommen wird und was nicht und Google ist die Instanz, die letztendlich aus dem Chromiumprojekt den Google Chrome baut, und damit über 65 Prozent Marktanteil hat.

Google dominiert damit den Browser Markt, den Suchmaschinen Markt, ist Marktführer bei Onlinewerbung, bei Smartphone Betriebssystemen, bei Onlinevideos und vielem mehr.


Entwickler: Microsoft Corporation
Preis: Kostenlos
Entwickler: Mozilla
Preis: Kostenlos
Entwickler: Mozilla
Preis: Kostenlos

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    • Wenn Nadella schon kein heimlicher Agent aus Mountain View ist, weiß man doch schon seit langem, welche Wege er normalerweise einschlägt: Jene, welche seine Feigheit vorgibt! Natürlich immer schön verpackt und kommuniziert als (allein!) im Sinne des Börsenerfolgs getroffene Entscheidungen! Nicht nur jetzt beim Wechsel auf Chromium, sondern auch schon beim WM-Ende... und auch vielem anderem, eigentlich auch oder gar nur im Interesse Googles Liegendem... Begonnen hat das unheilbringende kurzsichtige Nachgeben gegenüber Googles Vordringen schon damals mit dem viel zu geringen Widerstand gegen das von EU-Behörden aufgezwungene "Browserauswahl-Fenster". Ein Beweis für deren fatale Kurzsichtigkeit oder gar für Googles gut funktionierendes und wirksames Lobbying bis weit in staatliche und internationale Institutionen hinein. Das Argument des unter die Räder kommenden (damals noch von Google gegen Msft. unterstützten) Firefox war da nur vorgeschoben und eine willkommene Möglichkeit, die sich darauf auszureden.

  • Vielen Dank Tomás für diesen gehaltvollen Artikel, schön mal wieder etwas von dir zu lesen. Hoffe du findest auch zukünftig wieder etwas mehr Zeit für Beiträge. Schönes WE 🌞 und vor allem Gesundheit 🍀

  • Vergisst nicht den neuen Edge Browser der auf Chromium bassiert ,(aber ohne die ganzen Google Dienste ) und immer mehr aufsteigt (Hat schon Firefox ueberholt) so weit hoffentlich um Google parole zu bieten. Die Zukunft wird es uns zeigen

  • Beide Artikel fand ich wirklich sehr gut. Es bestätigt auch nochmal das, was mir persönlich wahrscheinlich am besten gefallen hätte. Ms hätte (bzw. kann immer noch) Chromium nehmen und erstmal von allen Google Services befreien sollen (was sie machen mussten) aber diese Version erstmal frei zu Verfügung stellen (im Grunde ein Chromium ohne Google). Zeitgleich andere Browser-Entwickler dazu bewegen auf ihre Engine (die ja auch keine Ms Dienste enthält) zu setzen. Die Entwicklung der Engine als Open-Source Projekt unter Leitung der Mozilla Foundation (also kein Profitkonzern) stellen und wie gehabt einen eigenen Browser mit Ms Diensten auf alle Windows Geräte bringen. So wäre eine einheitliche Engine auch ein riesiger Vorteil, da diese nicht von einem Profitorientiertem Unternehmen "kontrolliert" wird. Und Ms hätte das gleiche Ziel erreicht, nämlich das sie sich nicht mehr allein um die Entwicklung der Engine kümmern müssen. Es wäre ein ähnlicher Weg wie Apple mit WebKit gewesen, nur das man sich halt nicht selbst um die Engine kümmern muss. Ein schöner Traum, der so niemals Realität wird. Im übrigen muss sich auch Mozilla bereits im Kleinen nach Google richten. Wer nämlich schonmal eine Serie über Prime Video, Netflix oder Disney+ über Firefox gesehen hat, wird mit Sicherheit das Plugin Widevine Content Decryption Module installiert haben, welches von Google Inc. zu Verfügung gestellt wird.

  • "Google ist die Instanz, die entscheidet, was aufgenommen wird und was nicht "
    Und genau das ist Blödsinn. Google hat vielleicht Einfluss darauf, was am Ende Chromium übernimmt, aber eine Entscheidung treffen kann Google gar nicht. Google kann alleine entscheiden, was in Chrome aufgenommen wird, aber eben nicht, was in Chromium (der zu Grunde liegenden Engine) übernommen wird.
    Und hier hat Microsoft ja bereits bewiesen, dass eben viele daran arbeiten und Chromium auch Sachen umsetzt, die eben gut sind, aber Google eher nicht so gefallen.
    Und hier wird Microsoft seinen Einfluss definitiv auch noch weiter auszubauen und damit auch den Einfluss von Google etwas zu reduzieren.

    Nicht falsch verstehen... Vielfalt ist immer besser. Aber die bleibt durch Chromium ja bestehen. Jetzt wird der Einfluss auf Chromium viel vielfältiger.

    Ach und: Dass Entwickler eher für Chrome/Chromium optimieren ist immer noch etwas ganz anderes, als Webstandards selber durchzudrücken!

  • Ihr schreibt das Google entscheidet was aufgenommen wird in Chromium und was nicht. Ist das so?

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veröffentlicht von
Tomás Freres

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