Meinung

Selbstfahrende Autos töten Menschen: Warum wir das akzeptieren müssen

Seit Kindheitstagen bin ich großer Science-Fiction-Fan. Als Jugendlicher verschlang ich die Bücher von Jules Verne, als heranwachsender faszinierten mich die Zukunftsvisionen von Asimov, Philip K.Dick und der positive Vibe des “Star Trek”-Universums. Hochentwickelte Roboter, selbstfahrende Autos und künstliche Intelligenz zeichneten je nach Erschaffer ein dunkles oder strahlendes Bild der kommenden Jahrhunderte.

Einige Technologien, die vor zwei Jahrzehnten noch in das Reich der Fiktion gehörten, sind heute Wirklichkeit. Selbstfahrende Autos sind zwar noch keine Alltags-Sichtung, eine Vielzahl von Autoherstellern und Fahrzeugdiensten haben autonome Fahrzeuge aber bereits im Portfolio.

Selbstfahrende Autos werden unvermeidlich Opfer fordern

Leider fallen Berichte über autonomes Fahren in den letzten Monaten vermehrt negativ aus. Ein tödlicher Unfall in einem selbstfahrenden Auto in Arizona führte dazu, dass Uber seine Tests auf unbestimmte Zeit einstellen wird. Teslas Autopilot führte Ende März 2018 zu einem weiteren tödlichen Crash.

Nur wenige Medien gehen differenziert mit dem Thema um. Häufig schüren sie die Ängste der Verbraucher, die den Themen “Autonomes Fahren”, “Künstliche Intelligenz” und dergleichen, ohnehin schon skeptisch gegenüber stehen. Jene Kritiker sehen solche Unfälle als Bestätigung dafür, dass man KI nicht vertrauen kann. Sie fordern ein Verbot für autonomes Fahren oder zumindest eine Aussetzung der Technologie auf unbestimmte Zeit.

Menschliche Fahrer sehr viel anfälliger für Fehler

“Sehen” mehr als wir: Selbstfahrende Autos

Dabei brauchen wir Testläufe, um die Probleme der Technologie zu beseitigen. Nicht jeder Fehler der KI kann auf dem Reissbrett beseitigt werden. Tests unter realen Bedingungen sind unabdingbar für den Reifeprozess von selbstfahrenden Autos.

Und wir brauchen autonomes Fahren. 95% der Autounfälle sind laut Statistiken auf menschliches Versagen zurückzuführen. 3177 Verkehrstote forderte das Jahr 2017. Dabei sterben Menschen nicht unbedingt auf der Autobahn bei hohen Geschwindigkeiten. Auch ein überfahrener Radfahrer fließt in diese Statistik mit hinein. Häufig übersehen Fahrer ein Objekt, reagieren zu langsam oder sind schlicht und ergreifend mit anderen Dingen beschäftigt (achtet mal einen Tag lang darauf wieviele Autofahrer an ihrem Handy rumspielen). Autonome Fahrzeuge reagieren schneller und zuverlässiger auf Hindernisse.

Meine Mama hat 1976 ihren Führerschein gemacht und ist seitdem nie wieder Auto gefahren. Sie dürfte sich heute ganz legal hinter’s Steuer setzen und könnte dabei schlechter fahren als ein Fahrschulanfänger. Zuviel auf der Weihnachtsfeier getrunken? Verantwortungsbewusste Menschen lassen das Auto stehen, viele trauen sich aber auch nach dem fünften Bier das Fahren zu – mit teils fatalen Ergebnissen. Ein selbstfahrendes Fahrzeug würden solche Umstände nicht weiter interessieren. Müdigkeit, Fernlicht von der gegenüberliegenden Fahrbahn, Reh übersehen? Alles kein Thema mehr.

Die Wahrheit akzeptieren

Ganz gleichen wie viele Sicherheitsregulationen eingeführt werden, um Verkehrstote durch autonomes Fahren zu vermeiden, müssen wir uns der Wahrheit stellen: Bis wir die Technologie gemeistert haben, wird es weitere Tote geben. Es birgt sogar Gefahren, wenn wir mit der Auslieferung von selbstfahrenden Autos so lange warten, bis sie sehr viel fähiger als menschliche Fahrer sind. Die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) plädiert dafür, autonome Fahrzeuge erst für den Straßenverkehr zuzulassen, wenn sie doppelt so zuverlässig sind wie menschliche Fahrer. Bis dahin sollten Tests nicht unter realen Bedingungen stattfinden, um niemanden zu gefährden.

Wie eine Studie der RAND Corporation zeigt, könnte diese Verzögerung aber mehr Schaden als Nutzen bringen. Eine frühere Markteinführung autonomer Fahrzeuge könnte trotz höherer Zwischenfälle im Endeffekt mehr Leben retten.

Neue Technologien sorgen häufig für reflexartige Ablehnung – das ist evolutionär absolut nachvollziehbar und normal. Dennoch sollte man seine Ängste nicht überhand gewinnen lassen und sich ganz nüchtern die Fakten anschauen, bevor man sein Urteil fällt.

Wie ist eure Meinung zu selbstfahrenden Autos? Haltet ihr die Technologie für sinnvoll oder schrecken euch Unfallmeldungen ab?

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  • Ich bin komplett eurer Meinung. Das der Fahrer stand jetzt noch wachsam am Lenkrad sitzen sollte, sollte man nicht vergessen.

  • Sehe ich genauso. Hab kürzlich eine Doku zu dem Thema gesehen in der auch so ein Dilemma Test gezeigt wurde den das Auto nicht lösen kann da jedes Szenario unweigerlich zu einem Unfall geführt hätte. Ein Radfahrer, ein Gruppe Kinder, ein geparkter LKW und ein Fahrzeug hinter dem Selbstfahrer. Aber ganz ehrlich niemand, auch kein Mensch hätte das lösen können. Und vor allem wären alle beteiligten Fahrzeuge Autonom gewesen wäre die Situation so niemals entstanden.

  • Sehr guter Artikel! Ich bleib dabei,es fehlt in diesem Land an Bildung! Eine BBC-Reihe hatte den deutschen Titel:"Könige des Marketing".Das Spiel mit der Angst steht an erster Stelle um Produkte an den Mann zu bringen bzw sie zu boykottieren!Was wäre wenn die Menschen die letzten 300 Jahre durch gejammere alles verhindert hätten!? Keine Dampfmaschine,keine Verbrennungsmotoren....und,keien elektrischen Strom und wir könnten uns keine Kommentare schicken!Kein PC und Smartphone

  • Interessant ist, dass der Artikel in Überschrift und Teilüberschrift nahezu identisch ist mit dem von https://thenextweb.com/contributors/2018/06/02/self-driving-cars-will-kill-people-heres-why-you-needto-get-over-it/.
    Ich denke, wenn man sich schon so stark an den Aufbau und die Kernaussage eines anderen Artikels orientiert, dann sollte man diesen auch als Referenz angeben, selbst, wenn die Beispiel angepasst und abgewandelt und um eigene Anekdoten wurden.

  • Es ist aber auch zulässig und genauso akzeptabel, zu fragen, wozu braucht man selbstfahrende Autos?
    Nur weil es eine neue Technologie ist und die Zukunft sein soll. Wer bestimmt darüber? Wem nützt es?

    Die Artikel Überschrift könnte aber auch lauten:
    +++ Selbstfahrende Autos töten Menschen: Warum wir das nicht akzeptieren müssen +++

    • Wem es nützt? Denen, die aufgrund körperlicher Defizite kein Auto fahren dürfen. Den 95 %, die durch MENSCHLICHES Versagen sterben.
      Es wurden schon viele Menschen beim aufs Handy schauen getötet, und trotzdem nutzt es jeder. Was ich damit meine ist: Egal wo man sucht, bei jeder neuen Technologie wird es früher oder später mehr oder weniger damit zusammenhängende Zwischenfälle geben. Das mach lt die Technologie aber nicht automatisch zu einer schlechten Sache.

    • Die größte Gefahr ist nun mal der Mensch. Aggressiv, hektisch, überfordert abgelenkt und sowieso von grundauf Hirnlos. Muss man doch mal einsehen das der dazu geschaffen ist scheiße zu bauen..

    • Es nützt allen. Ich habe in der Fahrschule gelernt, der Mensch ist für die Geschwindigkeit von Autos nicht ausgelegt. Erfahrung und Wissenschaft bestätigen das immer wieder, sieh dir einfach die Unfallstatistiken an und ergründe die Unfallursachen. Das Auto ist quasi eine Waffe.

      • An ca 80% der schweren Unfälle ist nicht überhöhte Geschwindigkeit schuld, sondern zu dichtes Auffahren und Ablenkung.
        Passt mal drauf auf auf der Straße und ihr werdet feststellen das ständig irgendein Arschloch einem anderen auf der Stoßstange klebt, weil der seiner Meinung nach zu langsam fährt und ihn ausbremst. Aggression auf jedem Meter Straße! Ich seh es doch jeden Tag.

  • Absolute Zustimmung 👍 , selbstfahrende Autos werden in Zukunft mehr Unfälle verhindern. Dass bei Versuchen mit autonomen Fahrzeugen Menschen sterben ist tragisch und sollte bestmöglich verhindert werden, schaut man sich jedoch an wie selten jetzt(und vor allem in Zukunft) Unfälle mit a. F. passieren, relativiert sich das wieder.

  • Klar, auch bei Selbstfahrenden Autos wird es Unfälle geben. Aber sie werden bestimmt massiv abnehmen.
    Rechtlich könnte das aber ein interessantes Thema werden. Ich als Autofahrer bin momentan ja immer schuld, auch wenn mir ein Fussgänger vor das Auto springt. Wie ist das später bei Selbstfahrenden Autos? Ich denke mal, dann wird ja sowieso die ganze Fahrt aufgezeichnet und wenn schon die KI nicht schnell genug reagieren kann (geschweige denn ein Mensch), könnte der Schuldige tatsächlich auch mal der Fussgänger sein, was ja nur fair ist.
    Wenn ich sehe wie die Leute heute mit ihren Kopfhörern und aufs Handy starrend die Strasse überqueren, ohne auch nur einen Blick auf die Strasse zu machen und die ganze Umwelt ausblenden, finde ich, wird es wirklich mal Zeit, dass die Rechtslage hier angepasst wird.
    Eine Goldgrube für die Dashcam Anbieter.

  • Maschinen kennen kein asoziales Verhalten. Allein damit sind sie schon dem Straßentiermensch haushoch überlegen. Es ist in der Regel das asoziale, rücksichtlose Dreckspack, welches sich durch die deutschen Straßen rüppelt und dabei schwere Unfälle verursacht. Wenn dich eine "autonome" Maschine radieschenready umholzt, dann war es mit Pech. Wenn dich ein Mensch derart umholzt, dann war dieser Mensch im Regelfall ein A-Loch.

    • Du hast noch nie eine Situation gehabt, wo du hinterher gemerkt hast, das du unaufmerksam warst?
      Und wo du dachtest, „Puh, ist ja noch mal gut gegangen!“?
      Meine Hochachtung!
      Es passieren eben auch sehr viele Unfälle durch alltägliche, menschliche Unaufmerksamkeit. Und ehrlich, ich glaube nicht, das du da frei von bist!
      Ach ja, und Maschinen kennen kein asoziales Verhalten? Kennen sie denn "soziales Verhalten"?

      • Maschinen kennen gar keine menschliches Verhalten, weder soziales noch asoziales, sonst könnten Sie ja in "sozialen" Berufe arbeiten. Maschinen kennen nur Algorithmen.

  • Ich bin dafür! Auch gerne mehr autonomen ÖPNV, traurig immer zu sehen wie viel Platz ein Auto weg nimmt und es sitzt nur eine Person darin.

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veröffentlicht von
Leonard Klint

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