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Microsofts “Open Design” Philosophie: Wie die Grundidee von Windows Phone jetzt den ganzen Konzern belebt

Microsoft galt einstmals als Inbegriff des bösen Software-Titans, später als alter und angegrauter Riese. Dass die Redmonder wieder als modern, innovativ und vor allem relevant wahrgenommen werden, hat auch viel mit einem Kulturwandel innerhalb des Unternehmens zu tun. Dieser zeigt sich an vielen Stellen: effizienteren Arbeitsabläufen, frischeren Produktdesigns, der einstmals kaum vorstellbare Offenheit gegenüber Open Source.

Microsoft Experte Tom Warren von TheVerge hat das Redmonder Hauptquartier drei Tage lang besucht und einen extrem lesenswerten Bericht geschrieben, der eine Firma im Wandel zeigt. Dieser besteht aus persönlichen Eindrücken, Zufallsbeobachtungen (wie die eines Surface Mini Prototyps, der unvermittelt in der Ecke stand) und Stimmen von zentralen Figuren wie dem deutschen Chef-Designer Ralf Groene, die stilprägend für das neue Microsoft sind.

“Heutzutage dreht sich bei Microsoft alles darum, das Gesamtbild zu betrachten – nicht nur, wohin ein Produkt gehen muss, sondern auch, wie ein ganzes Ökosystem von Produkten in den kommenden Jahren weiterentwickelt, ausgeliefert werden und zusammenarbeiten muss“, schreibt Warren. “Während Produkte in der Vergangenheit oft heimlich von getrennten Teams entwickelt wurden und deshalb uneinheitlich aussahen und sich so anfühlten, hat Microsoft diesen Ansatz kürzlich aufgegeben. Es hat jetzt eine Philosophie namens “Open Design” angenommen, bei der es darum geht, Ideen im gesamten Unternehmen auszutauschen, Produkte zu integrieren und schneller zu scheitern. Die Hoffnung ist, dass es zu einer besseren Kombination von Hard- und Software führt, die so aussieht, als käme sie von einem Unternehmen und deshalb umso besser ist.”

Dabei geht es nicht nur um das Aussehen der Produkte, sondern auch um offenere, effizientere und kreative Prozesse innerhalb des Unternehmens. Idealerweise spiegeln die sich dann auch in einer modernen und einheitlichen Designsprache wieder, wie dem aktuellen Fluent Design, für das Microsoft Ideen aus dem gesamten Unternehmen sammelt und alle Entwickler mit einem internen Katalog von gemeinsamen Prinzipien und Richtlinien auf dem Laufenden hält.

Von Windows Phone gelernt

Ein Vorläufer der neuen Philosophie war ausgerechnet ein Projekt, das zumindest kommerziell als eines der größeren Fehlschläge der Unternehmensgeschichte gilt: Windows Phone. Für die Entwicklung seines Smartphone OS brachte Microsoft damals die Windows-, Office- und Hardware-Teams des Unternehmens zusammen, um die radikal neue “Metro”-Designsprache zu entwickeln, die von Fans so geliebt wurde.

“Ich denke, was wir zumindest von Phones gelernt haben, ist, dass es nicht nur um ein einziges Produkt gehen kann, wenn man großartiges Designsystem aufbaut. Es geht darum, wie man es tatsächlich auf Hunderte von Produkten ausdehnt, die Millionen von Kunden bedienen, in gewisser Weise Milliarden von Kunden.”

– Albert Shum, Leiter des Designs für Windows

Ein anderer Flop aus dem Microsoft seine Lehren gezogen hat, war das erste Surface RT Tablet, das vor allem an den Mängeln des Windows RT Betriebssystems, wie dem kargen App-Angebot, gescheitert ist. Diesen Fehler will Microsoft nicht wiederholen, stattdessen sollen Hardware und Software sich gegenseitig befruchten und zu Produkten aus einem Guss verschmelzen: “Wir betrachten Hardware immer als eine Bühne für Software“, sagt  Chef-Designer Groene. “Manchmal kann die Bühne auch die Leistung der Software beeinflussen, also gibt es das Hin und Her dieser beiden Elemente.”

Ralf Groene, Microsofts Chef-Designer für Hardware

Schneller entwickeln, schneller Lernen

Intern hat Microsoft zahlreiche neue Tools und Arbeitsweisen etabliert, die es Entwicklern ermöglichen soll, effizienter zu arbeiten und schneller neue Prototypen zu entwickeln. So können Software-Designer an einer Art Webversion von Windows und Office herumspielen und neue Design-Elemente in Echtzeit testen, was die Zeit für neue Prototypen von Stunden oder Tagen auf Minuten verkürzt hat.

Auch Open Source spielt in Redmonder heutzutage eine entscheidende Rolle. Wie John Friedman, Vizepräsident für Design und Entwicklung, erklärt, hat Microsoft früher jede Zeile Code selber geschrieben. Moderne Startups schreiben aber nur rund 5% des Codes selber und setzen ansonsten auf Open-Source Tools. Davon will sich auch Microsoft mehr als eine Scheibe abschneiden:

“Es gibt all dieses großartige Open-Source-Zeug, das andere Unternehmen entwickeln und das wir entwickeln, und wir beginnen nun offener miteinander zu teilen. Für uns geht es jetzt darum, offen gegenüber Open Source in Design und Technik zu sein.”

Ein gutes Beispiel dafür ist der neue Edge Browser der auf der von Google initiierten Open Source Engine Chromium basiert.

Microsofts Open Design Ansatz ist auch aus der Not geboren: Gegenüber der Konkurrenz wie Apple und Google hatte der einst unumstrittene Marktführer immer mehr am Boden verloren, die 2000er Jahre gelten vielen als “verlorenes Jahrzehnt”. Aber während es immernoch kritische Stimmen gibt, die Microsoft Trägheit und Mutlosigkeit vorwerfen, kann man nicht leugnen, dass in Redmond seit einigen Jahren ein frischer Wind weht. Die Kurskorrektur ist sicherlich noch nicht abgeschlossen, aber Microsoft hat aus seinen Fehlern gelernt und Weichen gestellt, die uns Lust auf die Zukunft machen.

Wie seht ihr Microsoft heute? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren.

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      • Na dann, Tschüss. Ich hab keine Ahnung, was das meckern soll. Wenn MS sooooo schlecht sein soll, warum die Mühe es immer wieder hier raushänhen zu lassen, wenn es nicht bei Dir einen Funken der Hoffnung gibt das es doch besser sein kann. Oder hast du eine masochistische Ader in dir, immer wieder hier rum zu heulen? Und immer wieder dasselbe Geheul über den AppGap und Store. MS kann nichts dafür das niemand App’s für MS entwickeln mochte, oder das es keiner trotz crossplattform Programme, wie z. B. Kony Visualizer mit Kony Server oder auch Xamarin vor und nach den Kauf von MS die Apps für den Store bereitstellen wollte.. Und hör endlich auf hier rum zu heulen.. Wenn dir App’s fehlen dann programmier welche und bring sie in den Store. Werkzeuge bekommst Du von MS zu hauf dafür und laufen sogar unter Apple oder Linux. Viel spass dabei. Bei Fragen bitte, es gibt hier auch eine Entwickler Sparte.

        • Selbst wenn man will, kann man MS nicht so leicht Servus sagen.
          Unter Linux ist man z.B. mit einem iPhone ziemlich verloren. Graphikprogramme, Spiele detto. Sonst hätte ich auch schon Servus gesagt, da ich immer noch sauer bin, wegen den nicht abschaltbaren, fehlerhaften Win10 Updates und dem Ende der Lumia Reihe.
          Deshalb bleibt mir nur DualBoot, ich sage also MS teilweise Servus.

  • "... Lust auf die Zukunft machen."
    Ein schöner Text, der mich u.a. immer noch auf feine, bezahlbare Lumia-Nachfolger hoffen läßt ...
    Hinein in den Mai !

        • Oh doch - habe gerade auf meiner Seite über einen Kurzausflug in den wordpress-Business Tarif und dem Super PWA Plugin in Minuten des automatischen Einrichtens eine eigene PWA gehabt! Diese war immer noch meine Website mit Ausrichtung auf alle Formfaktoren war jetzt aber in Fullscreen, installierbar und deinstallierbar etc. Nur ganz umfangreiche Programme sind auch heute schon nicht apps. Apps gibt es nur weil Websiten in den Jahren 2007-2012 in etwa nicht richtig bedienbar waren. Seitdem wird der Begriff völlig überzogen inflationär benutzt. Es wird Zeit, dass nicht mehr jede kleine Laden eine App "braucht", die eh nicht mehr kann als eine responsible Website können sollte! Aber nein Apps muss man für jeden Mist haben und dann auch nur für die beiden Duopolisten und dann wundert man sich über Begriffe wie angebliche App-Gaps und sowas.

          Nein Apps sind eine grauenvolle Sache, die nichts dazu beigetragen, dass endlich mal alle Services, Tools etc auf jedem Gerät mit identischem Funktionsumfang anwendbar ist. NewMicrosoft hat mit the mobility of the user Experience genau diese Fehlentwicklung erkannt und verschreibt sich seit Jahren konsequenter funktionaler Plattformunabhängigkeit und wird viel zu selten für dieses Langzeitziel gelobt.

  • Ein wesentlicher Grund für die Betriebsinterne Offenheit zwischen den Abteilungen ist die neue Büroarchitektur der neu erstellten Quartiere in USA und Ausland. Wer in München bei MS mal gewesen ist, der wird feststellen, dass es dort keine abgeschlossenen Bereiche mehr gibt. Die Mitarbeiter haben keine eigenen Büros und Bürotische mehr. Diese arbeiten in Lounges, wo zahlreiche andere Mitarbeiter anderer Richtungen zusammenkommen. Es entstehen dadurch viel leichter Kontakte in einem großen Konzern. Eine Bürowand einer Abteilung ist nicht mehr vorhanden! Das überwindet viele Hürden, die früher nur mit Mühe zu bewältigen waren.
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    https://www.youtube.com/watch?v=Ic1xPSVFT-4
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    https://www.youtube.com/watch?v=Xtxg64tqAeU

  • Klingt wie eine Mischung aus Apple (Hard- und Software sollen wie aus einem Guss wirken) und Linux (Open Source). Ich würde mich schon freuen, wenn sie das Fluent Design konsequenter in ihrem OS umsetzen würden, aber ich verstehe natürlich auch, dass die Entwicklung vom Core OS Vorrang hat.

    • Sie könnten es schneller & konsequenter machen. Doch damit würden Sie die Kunden, User abschrecken. Siehe Windows 8 (Start button), was ein Theater gemacht wurde.
      Deswegen immer stück für stück einfließen lassen, damit sich alle dran gewöhnen können.

      Freu mich auf die Zukunft Microsoft !

  • Das sind doch nur schöne Worte, Floskeln, die da verzapft werden. Ich als Consumer lege Wert auf ein komplettes Ökosystem aus einer Hand, inklusive mobile Sparte. Da nimmt Microsoft keine Rücksicht drauf. Mit „Take Android or iOS!“ trägt man dem nicht Rechnung. Auch wenn Microsoft das meint.

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Königsstein

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