Meinung

Kommentar: Die Zukunft des mobilen Internets – LTE und 5G

Mobiles Internet. Das absolut wichtigste am Funktionieren des mobilen Internets ist die Luftschnittstelle. Sei es LTE, LTE Advanced oder 5G New Radio. All unsere Bits und Bytes müssen über dieses begrenzte Medium übertragen werden. In den Anfangstagen des GSM-Mobilfunks gab es genau ein Frequenzband: 900 MHz oder das sogenannte D-Netz. Später kam, als die zweite Welle an Anbietern auf den Markt trat (E-Plus und Viag Interkom) das E-Netz hinzu, GSM im 1.800 MHz Band.

Lange Zeit reichte die Bandbreite auch aus, denn Mobilfunk war in den Anfangstagen eine ziemlich teure Angelegenheit, weswegen noch nicht so viele Menschen ein Handy besaßen. Mit UMTS kam dann eine Technologie hinzu, mit der das mobile Internet salonfähig wurde. Doch mit 384 kbit/s stieß das Universal Mobile Telecommunications System so langsam an seine Grenze. Dank HSDPA und später DC-HSPA wurde die erzielbare Datenrate Schritt für Schritt auf 42 Mbit/s erweitert. Dann trat LTE auf das Spielfeld, was für “Long Term Evolution” steht und auf dem UTRA-System von UMTS aufbaut.

Long Term Evolution

Mit LTE waren Anfangs Geschwindigkeiten von bis zu 50 Mbit/s möglich, später ging es immer weiter mit 150 Mbit/s, 300 Mbit/s bis gar 500 Mbit/s je nach Netzbetreiber. In Deutschland sind aktuell die Frequenzbänder 1 (2100 MHz – VDF), 3 (1800 MHz – DT, VDF, TEF), 7 (2600 MHz – DT, VDF, TEF), 8 (900 MHz – DT) und 20 (800 MHz – DT, VDF, TEF) im Einsatz. In der Regel gilt: Je höher die verwendete Frequenz, desto größer ist die mögliche Bandbreite, aber desto höher ist auch die Dämpfung. Daher eignen sich die niedrigen Frequenzen besonders gut, um in die Fläche auszubauen.

In den Anfangstagen hat die Deutsche Telekom beispielsweise fast ausschließlich im Band 3 ausgebaut, weswegen die Reichweite des Netz zwar nicht so hoch war, dafür aber hohe Datenraten möglich waren. Die beiden anderen Netzbetreiber, Vodafone und Telefónica, haben primär mit Band 20 ausgebaut, auch in Städten, weswegen hier auch mal Überlastungen auftreten konnten. In der Frequenzversteigerung 2015 kamen unter anderem auch Frequenzen im 700 MHz Bereich unter den Hammer, welche aus dem ehemaligen DVB-T-Kontingent stammen. Bis Ende 2019 sollen diese freigeräumt sein.

LTE ca. 2013
LTE 2018

Netz: Deutsche Telekom
Ort: Trier Hauptbahnhof

Nun ist die Frage noch offen, ob die Netzbetreiber 5G NR oder LTE in diesem Frequenzbereich (Band 28) ausbauen werden. In Anbetracht der Gerätebasis müsste die Wahl eigentlich auf LTE fallen, da hier die zusätzliche Bandbreite dringen gebraucht wird. Band 28 eignet sich nämlich wegen seiner Ausbreitungscharakteristika hervorragend für den Ausbau in der Fläche, um zum Beispiel die letzten weißen Flecken in den Netzausbaukarten zu schließen. Auch würde so die Indoor-Verfügbarkeit von schnellem LTE merklich steigen. Aktuell baut die Deutsche Telekom massiv ihr Netz im 900 MHz Bereich aus, um Ende 2019 auf dieselbe Flächenabdeckung zu kommen, wie ihr GSM-Netz sie aktuell bietet. LTE im 700 MHz Bereich könnte hierbei helfen.

Nokia Lumia 820, das erste LTE-Smartphone mit Windows Phone

In den USA ist gerade T-Mobile dabei, ihr Netz mit Spektrum im 600 MHz Bereich (Band 71) auszubauen, um die großen weißen Flecken zu schließen. In so großen Ländern wie den USA sind die niedrigen Frequenzen vielleicht sogar noch wichtiger als hier in Deutschland. AT&T und Verizon bereiten indes bereits die erste Nutzung von 5G als DSL- bzw. Kabelersatz über Richtfunk vor.

5G – Ein Standard der Zukunft

Auch wenn LTE unsere bestehenden Smartphones nicht außen vor lässt, klopft bereits die nächste große Technologie an die Tür: 5G NR. NR steht für New Radio und bedeutet, dass keine Abwärtskompatibilität vorherrscht und dafür mehr Neuerungen eingeführt werden können. 5G soll Zellkapazitäten von bis zu 10 GBit/s bieten bei Latenzen von 1ms und weniger. Erreicht wird dies durch bereits von LTE Advanced bekannten Technologien: Massive MIMO, Beamforming und mehr Frequenzbänder. Während für LTE der Bereich von 450 MHz bis 5900 MHz spezifiziert ist, kommt bei 5G die sogenannte mmWave hinzu. mmWave spezifiziert Wellenlängen im Bereich von 26 bis 60 GHz und soll vor allem für “die letzte Meile” bei ortsfesten Anschlüssen via Richtfunk, wie auch Hotspots im Innenstadtbereich genutzt werden. Zusätzlich zur mmWave wird 5G auch für das LTE-Spektrum spezifiziert, sodass die Netzbetreiber hier bereits bestehendes Equipment wie beispielsweise Antennen weiternutzen können.

Das wohl in Deutschland für 5G wichtigste Band wird im Bereich von 3500 MHz liegen. Das bedeutet allerdings auch, dass mehr Antennenstandorte benötigt werden um die selbe Flächenabdeckung wie mit LTE zu erreichen. Ab 2020 wird es losgehen und dann wird sich zeigen, welche Strategie die Netzbetreiber verfolgen werden. Gleichzeitig könnte die Möglichkeit geschaffen werden, zusätzlich zu den bestehenden drei Netzbetreiben ein viertes Unternehmen auf den Markt zu lassen, um ein eigenes Mobilfunknetz aufzubauen. Die Politik hat bereits durchblicken lassen, dass die Bundesnetzagentur künftig National Roaming, wie aus den Anfangstagen von O2 bekannt, wieder zu erlauben.

Doch bestehende Geräte müssen neue Frequenzen auch unterstützen. Von allen beim Preisvergleich Geizhals gelisteten Smartphones unterstützen 601 Geräte LTE im Band 28, darunter auch das Microsoft Lumia 950 und Lumia 950 XL. An gelisteten Notebooks unterstützen aktuell 324 Geräte LTE und bei Tablets liegt die Anzahl bei 383 Geräten. Da mobiles Internet immer wichtiger wird, werden in Zukunft immer mehr Geräte mit einem Mobilfunkmodem ausgestattet werden. Auch im Verkehr wird das Internet of Things eine sehr große Rolle spielen. Bereits jetzt ist jeder in Europa verkaufte Neuwagen mit einer Sim-Karte ausgestattet.

Fazit

Alle drei deutschen Netzbetreiber haben bereits 5G Testfelder aufgebaut. Die Deutsche Telekom beispielsweise gemeinsam mit Huawei im Hamburger Hafen sowie in Berlin. Damit biegen wir so langsam auf die Zielgerade ein. Während die Hardware bereits finalisiert ist, werden an der Software noch die letzten Feinheiten geklärt. Daher wird es noch einige Jahre dauern, bis wird die erste 5G Smartphones in unseren Händen halten werden. Dennoch ist und bleibt das Thema spannend, besonders mit Hinblick auf die autonome Mobilität sowie das Internet of Things.


Die Meinung des Autors spiegelt nicht zwingend die Meinung von WindowsUnited wieder.

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  • Danke für den sehr informativen Beitrag.
    Aber war da nicht am Anfang auch das C-Netz, zu Zeiten, als man für das Handy noch einen Rucksack brauchte? Und am Kamener Kreuz ging da tagsüber meist nichts mehr...

    • Jep, vor dem D-Netz kam das C-Netz :) Aber das D-Netz war mit GSM das erste digitale Mobilfunknetz in Deutschland :)

  • Vielen Dank für die gebündelten, exzellent aufbereiteten Infos. Dachte mir, dass 5G noch längere Zeit für Smartphones kein sonderlich wichtiges Thema sein wird. Egal, die Lumias werden es auch mit 3G/4G sowieso noch einige Jahre machen.

    • Naja, mittelfristig sicherlich nicht. Es hängt allerdings auch stark davon ab, welche Mobilfunkstandards die nächste Dekade überleben werden. Es ist bis heute noch nicht klar, ob 3G oder 2G zuerst gekillt werden soll.

      Für die neueren non-DS Lumias und aktuelle Win 10 Mobile-Geräte ab LTE Cat 6-Unterstütung mit 2x CA gebe ich dir recht. Alles unterhalb dieses Standards ist schon ziemlich rückständig und man wird nicht mehr vom anstehenden, massiven 4G-Ausbau profitieren. LTE Adavanced-Support am Endgerät (also Release 10 vom Netzbetreiber - siehe auch http://www.3gpp.org/specifications/releases/70-release-10) sollte es darum schon sein. Selbst o2 unterstützt bereits seit guten 1 ½ Jahren LTE Cat 6. Vodafone implementiert gerade übrigens Gigabit-LTE in der Fläche (https://www.teltarif.de/vodafone-gigabit-lte/news/71473.html). 😉

    • Naja, das kommt ganz darauf an, welcher Mobilfunkstandard zuerst gekillt wird. 3G oder 2G…

      Und für die Lumias würde ich das auch nicht ueingeschränkt so sehen.

  • Danke für den guten Beitrag.
    Das Promo-Video der Telekom ist auch witzig. Schön und gut mit den 2 GBit/s und 3ms Latenz, aber auf welche Distanz und mit welchen Hindernissen wurde das „gemessen“. Wahrscheinlich alles im Idealbereich und bei einer Entfernung ein Haus weiter, von Fenster zu Fenster.
    Die Telekom sollte erstmal dran sein ihr ehemaliges Vermächtnis der Deutschen Bundespost Telekom aufzuarbeiten. Die jahrelange fehlende Netzwartung/-ausbau nach verlorener Monopolstellung und Abwälzung auf die späteren Konkurrenzunternehmen, sind der Grund des heutigen Chaos des Netzes.
    Aber es geht ja voran, zwar langsam aber stetig.

  • Danke für den informativen Beitrag.
    Ich muss aber immer wieder wundern. 1. Welche Geschwindigkeiten angeblich möglich sind, 2.welche dann wirklich erreicht werden und 3. Was diese Gier nach so schnellen Geschwindigkeiten kommt.
    Ich weiss nicht mein Handy macht maximal 7,2mbit und das reicht so dermaßen aus.. Selbst wenn er runter regelt auf 384 kbits kann ich noch alles in vernünftiger zeit lesen im edge… Es sind soviele wlan netze inzwischen vorhanden offen etc. Das ein grosser download unterwegs kaum noch notwendig oder gar sinnvoll ist. Ich würd lieber den ausbau ubd erreichbarkeit der vorhanden Geschwindigkeit haben so das ich auch auf dem Land Netz habe. Als einen Rekord nach dem anderen zu jagen, der dann in der praxis selten erreicht wird. Ich hab mit 1400baud angefangen damit haben wir die welt erobert xD

    • ich kann dir sagen, woher das kommt: die industrie schreit: KAUFT!!! - und die leute rennen in den laden und kaufen, ohne nachzudenken: brauch ich das wirklich? (es klingt erstmal alles schön und toll, aber (wozu) brauch ich es wirklich?)

  • Man man, wenn das so weiter geht brauchen wir unsere Eier bald nur noch kurz nach oben werfen, um ein optimal gekochtes Frühstücksei zu haben...🤔

  • Als Netzbetreiber würde ich in D auf 5G furtzen und LTE ausbauen, dabei UMTS als Low Budget ebene ebenfalls flächig erweitern…

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veröffentlicht von
Tomás Freres

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