Meinung

Das muss Microsoft tun, wenn es Endverbraucher erreichen will

Microsoft hat sich in den letzten Jahren und mit dem CEO-Wechsel von Steve Ballmer zu Satya Nadella stark verändert. Unter der Ägide von Nadella steht nicht mehr Windows, sondern Azure, die Cloud und KI (künstliche Intelligenz) im Vordergrund. Angesichts der Wichtigkeit von KI, ist dieser Weg auch richtig. Im Geschäftskundenbereich scheint Microsoft auch eine klare Strategie zu verfolgen. Doch wie steht es um die Gunst des Endverbrauchers?

Trotz Führungswechsel Versäumnisse im Endverbrauchermarkt

Auch wenn der Führungsstil Nadellas sich deutlich von dem Ballmers unterscheidet und im Zuge dessen eine neue Kultur der Offenheit ausgelebt wird (Microsoft loves Linux, Dienste auf Konkurrenzplattformen, Verzahnung zwischen PC und iOS/Android), ist der Cloudriese doch weiterhin sehr stark im Businessbereich verankert.

https://windowsunited.de/2017/07/27/joe-belfiore-wir-hassen-windows-phone-nicht-wir-versuchen-nur/

Produkte wie die Surface-Reihe haben sehr wohl zum Ansehen der Redmonder auch im Endverbraucherbereich beigetragen. Die teuren Geräte, so hoch sie in der Kundengunst auch stehen mögen (Achtung: Kundengunst. An der Zuverlässigkeit muss Microsoft arbeiten), sind ein Nischengeschäft. Nicht mal eine Milliarde Euro Umsatz pro Quartal, ist ein winziger Posten in Microsofts Aufstellung. Hinzu kommt, dass nur wenige Verbraucher an Microsoft denken, wenn sie den Namen “Surface” hören. Dass dies von vielen Analysten als positiv bewertet wird, macht den prekären Ruf deutlich, den Microsoft bei Verbrauchern “genießt”.

Das Smartphonegeschäft liegt brach, womit eines der Hauptwerkzeuge wegfällt, um eine Verbindung zum Verbraucher aufzubauen. Die Xbox bleibt als einziges, echtes Endverbraucherprodukt in Microsofts Portfolio. Ein Team, das sich einsam und verlassen gegen ein Meer von “Schlipsträgern” behaupten muss. Dabei wären mehr Bereiche im Schlage des Xbox-Teams, genau das Richtige, um die Relevanz von Microsoft im Endverbraucherbereich zu steigern.

Bruch statt Konvergenz

Microsoft ist vorrangig ein Unternehmen, das im Businessbereich operiert – das war schon immer so. In den 80ern und 90ern eroberte der PC zwar auch die heimischen Gefilde, doch lag das eher am Mangel von Alternativen und den sehr harten Maßnahmen Microsofts, aufkommende Nebenbuhler im Keim zu ersticken. Das Kerngeschäft lag auch zu dieser Zeit im Enterprise-Segment.

Microsoft hat eine lange Historie an gescheiterten Endverbraucherprodukten: Von Zune über Kin bis hin zu Windows Phone. Microsoft lässt Empathie zum normalen Endkunden missen – auf gut Deutsch: Sie raffen es nicht.

Der Erfolg der Xbox lässt sich auf eine Mischung von Glück und Beharrlichkeit einiger Figuren im Management zurückführen. Das Team operierte über die Jahre hinweg größtenteils autonom und frei von den behördenartigen Strukturen, die das Unternehmen häufig in ihrer Reaktionsschnelligkeit bremst.

Da die Xbox nun aber ebenfalls auf Windows 10 läuft , droht diese Unabhängigkeit verloren zu gehen. Die UI der Xbox soll angepasst werden, um Windows 10 stärker zu ähneln. Ist diese Konvergenz im Sinne des Gamers? Wie wird sich die engere Bindung an Windows auf die Handlungsfreiheit des Xbox Teams auswirken?

https://windowsunited.de/2017/08/08/xbox-one-dashboard-wird-helles-theme-und-fluent-design-erhalten/

Vielleicht sollte Microsoft die Finger von Endverbraucherprodukten lassen. Lasst mich erklären.

Will man Karriere bei Microsoft machen, dann geht man zum Azure-Team. Wenn man keine Lust auf Cloud hat, dann sollte man zu einem anderen Unternehmen wechseln dann sollte man zumindest ins Geschäft mit Businesskunden einsteigen. Als Mitglied im Xbox Team, Windows Phone oder Surface (für Verbraucher), wird man ein bisschen wie der Typ im Pausenraum behandelt, der intensiv nach Schweiß riecht.

Microsoft sollte Verbraucherkultur aufbauen

Wieso Microsoft überhaupt eine Hardwarepräsenz im Endverbrauchermarkt benötigt, habe ich in diesem KOMMENTAR erklärt.

Die Redmonder sollte einen Schritt weiter gehen: Sie sollten eine Endverbraucherkultur aufbauen.

Da dies innerhalb der jetzigen Struktur offenbar nicht möglich ist, wäre eine Ausgliederun aller Endverbraucherbemühungen eine logische Konsequenz. Steckt Surface, Phones, Xbox und alle anderen Projekte, die nicht ausschließlich auf Businesskunden abzielen, in eine Tochterfirma.

Diese Tochterfirma sollte ein eigenes Budget haben und auch sonst weitesgehend frei operieren können. Die Businesssparte von Microsoft wäre vom “Ballast” befreit und das neue Consumergeschäft könnte endlich eine eigene Kultur aufbauen. Hungrig wie ein Start-Up, hätten kluge Köpfe endlich einen Ansporn diese Endverbraucherprodukte zum Erfolg zu führen.

In den aktuellen, starren Strukturen von Microsoft, wird kein Produkt, das eine Mindshare innerhalb des Verbrauchermarktes aufbauen möchte, irgendeine Chance auf Erfolg haben. Dafür ist Microsoft zu stark auf seine Businesskunden konzentriert und zu lose mit den Bedürfnissen des Otto-Normal-Kunden verbunden.


Dies ist ein Meinungsartikel. Die Meinung des Autors spiegelt nicht notwendigerweise die Ansichten von WindowsUnited oder anderer Mitarbeiter wider. 

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  • Kann nur zu 100% zustimmen. MS hat den Consumer Bereich komplett an die Wand gefahren. Was sie vielleicht vergessen das auch die Entscheidungsträger in den Chefetagen letztendlich Consumer sind. Und hat nicht erst ein großes Unternehmen MS den Rücken gekehrt und ist auf Googles G-Suite umgestiegen? Und warum? Weil immer mehr Mitarbeiter die nun ins Berufsleben einsteigen eben an Android gewöhnt sind und somit keine Berührungsängste mehr zu Google Doc's vorhanden sind.

    Ich habe mir lange nicht vorstellen können mit eines anderen Office Produkt zu arbeiten als Office, inzwischen schreibe ich sehr viel mit Doc's und auch Google Tabellen hat einen festen Platz in meinen Arbeitsabläufen. Und auch wenn MS nochmal ein "NichtSmartphone" auf den Markt bringt wird der Preis so hoch sein das es sich kaum ein normaler Consumer (zu denen ich mich auch Zähle) kaufen wird.

    Vielleicht ist es ja geplant das MS den selben Weg geht wie IBM und aus dem Bewusstsein der Endkunden verschwindet... Ich selbst bin schon am überlegen mein NB gegen ein Chromebook auszutauschen.

  • Wäre dann diese neu gegründete Tochterfirma nicht auch durch „Windows 10“-Ökosystem an Microsoft gebunden? So frei könnten sie nicht agieren, weil sie auf den OS-Part von Microsoft angewiesen werden. Sonst nützt die schönste Hardware ja auch nichts. Und genau das ist ja auch die Vision von Microsoft. Alles soll sich um das „Windows 10“-Ökosystem drehen. Deswegen passen sie Windows mit CShell auch soweit an, dass es für die verschiedenen Formfaktoren anwendbar ist.

    Und Hardware können sie bauen. Sie haben zwei Marken, die einen guten Ruf genießen nämlich Surface und XBox. Sie haben jetzt eigentlich die Wahl. Entweder sie machen ein Premium-„Smartphone“ unter der Surface-Flagge oder sie machen ein leistungsfähiges Spiele-„Smartphone“ unter der XBox-Flagge. Naja oder sie kreieren eine neue Marke extra für mobile Geräte 😆.

    • Nicht zwingend. Sie wären ein OEM mit Sonderrechten. Keiner sagt,dass hier nicht auch Ausflüge in andere OS-Lager ausprobiert werden könnten.

      Eines meiner Hauptargumente liegt auch in der Mitarbeitermotivation. Bei Microsoft als Ganzes, gibt es "keine" Endverbraucherkultur - alles wird durch das Businessgeschäft überschattet. Das wird sich nicht ändern, solange einige Bereiche nicht komplett ausgegliedert werden.

      • Ja okay, wenn sie dann mit anderen Betriebssystemen arbeiten dürfen, macht das ganze noch weniger Sinn. Man wird dadurch wahrscheinlich Umsatz generieren können, aber wenn insbesondere im mobilen Sektor die Menschen keine direkte Bindung zu Windows und Office haben, dann können sie später selbiges auch auf PCs einstampfen. Damit wäre nur noch die Cloud und die KI übrig und da schläft die Konkurrenz ja auch nicht. Halte ich für eine denkbar ungünstige Lösung. Die Lumias wurden ja auch nicht aus rein betriebswirtschaftlichen Gründen eingestampft, sondern weil es insbesondere aus Sicht des Technologiemanagements wenig Sinn macht, weiter in die Technologie „Smartphone“ zu investieren. Das hat nichts mit einer Übermacht der Business-Sparte zu tun.

      • Ausflüge in andere OS-Lager als OEM. Also entweder steht Microsoft drauf und es zählt zu MS oder MS Word nicht mitspielen, da bin ich mir 100%ig sicher. Und MS mit z.B. Android, sorry das kauft doch dann auch wieder keiner.
        Und ein eigener OEM Name mit z.B. Android, gut das ginge, aber was hast das noch mit MS zu tun, außer das es eine Tochterfirma von MS wäre? Weder Hard-noch Software kämen dann von MS und daran hat MS kein Interesse.
        Das würde nach meiner Meinung nur gehen, wenn die Tochter als Entwickler fungiert, aber es muss eben Microsoft, das heißt Windows drin stecken und auch Microsoft drauf stehen.

  • Ich war lange windows mobile /Phone/10Mobile Nutzer... Doch als vorherige Woche, mein 950 die Kamera Augen für immer schloss und selig entschlafen ist musste ich mir klar machen was ich wollte... Alcatel? HP oder was gibt's noch 950xl... Da ist die Wahl, doch leichter als gedacht, auf ein Huawei P10 mit A7 gefallen... Mir bleiben die schönen Gedanken, an meine Windows phone .. Die Zukunft gehört Ihnen nicht... Leider.... Den Microsoft ist im consumer Bereich, ein versager und das Ende kommt nicht durch technisches Ko, sondern durch Dummheit.

    • Sehe mich bereits bei SONYs Xperia Reihe (XZ, XZ Premium) um... Hatte vorher auch Sony Geräte und werde dorthin zurückkehren...

    • Dazu kann ich gratulieren; das P10 ist schon ne Weile mein täglich Phone und das 950XL in der Bucht versenkt. Wusste vorher nicht, wie sehr ein Smartphone einem das Leben erleichtert. Win-mobil war immer nur, läufts nach dem nächsten Update noch...

  • MS müsste nur den Endverbraucher fragen was er will und braucht und vor allem das dann auch umsetzen 🙂

  • Das Problem eines Konzerns ist das fehlende Feuer eines Startups. Hierfür ist ein CEO nötig der einerseits fähig ist das Geschäft zu führen aber gleichzeitig auch das Feuer bis zu den einzelnen Mitarbeiter durchbekommt.
    Aber was will man erwarten, wenn man nunmal fremdes Zeug den eigenen Produkten vorzieht? Wie soll man da die Schwächen/Stärken des eigenen Produkts erkennen, wenn man jeglichen Bezug dazu verloren hat? Das kann nicht funktionieren! Man selbst ist immer der erste Consumer.

  • @Leonard. Ich war etwa in der Mitte Deines interessanten Artikels, als ich zu mir sagte, warum ich mich eigentlich noch mit dieser Thematik auseinander setze? Es bringt ja alles nichts, all die Hypothesen und die Philosophien was sich MS denkt und was sie getan haben und was sich doch tun sollten .... uns hier liest keiner, es wird auch nichts verändert oder angepasst. Wir sind einfach ausgeliefert. So benutze ich nun meine MS Produkte, bis sie den Geist aufgeben und dann schaue ich weiter .. mir darüber Gedanken zu verschwenden ist müssig, leider 🙁!

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veröffentlicht von
Leonard Klint

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