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Windows Core OS: Die Architektur von “Andromeda” und “Polaris” erklärt

Wir haben uns in den letzten Tagen bereits mit den Windows 10 Betriebssystemvarianten “Polaris” und “Andromeda” beschäftigt. Wer mit diesen Begriffen nichts anfangen kann, denen empfehlen wir sich zunächst folgende Beiträge durchzulesen:

“Polaris”: Microsoft arbeitet an einem “modernen” Windows 10 für Desktops

Microsoft “Andromeda”: Was wir über den kolportierten faltbaren Mini-PC wissen

In den beiden Artikeln werden die Funktionen und Ziele von “Andromeda” und “Polaris” zwar erklärt. Wie das Ganze von der Architektur aussieht, blieb bisher ungeklärt.

Bis jetzt.

OneCore und Windows Core OS: Die Evolution des Windows Betriebssystems

Der Begriff OneCore begleitet uns schon seit 2015. Er beschreibt die allmähliche Vereinheitlichung der Kernel aller Windows 10 Versionen über verschiedene Plattformen hinweg. So teilen sich Windows 10 PCs, Tablets, Windows 10 Mobile, Xbox, HoloLens und Windows IoT einen Kernel. Dies ist Grundvoraussetzung dafür, dass UWP-Applikationen grundsätzlich auf all diesen verschiedenen Plattformen laufen.

Es ist zwar schön, dass OneCore einen einheitlichen Kernen für das Betriebssystem gebracht hat, doch die einzelnen Plattformen, die mit Windows 10 laufen, sehen immer noch komplett unterschiedlich aus und besitzen unterschiedliche Systemkomponenten. Um auch dies zusammen zu führen, arbeitet Microsoft an “Windows Core OS” und an “Windows Cshell”.

Eine Übersicht:

  • Windows OneCore – Microsoft hat 2015 seinen Betriebssystem-Kernel erfolgreich für verschiedene Geräte vereinheitlicht.
  • Die Universal Windows Platform (UWP) – Microsoft vereinheitlicht seine App-Plattform, die auf Win32-Systemen (x86, x64), ARM und Xbox läuft.
  • Windows Core OS – Das ultimative Ziel von Windows wird sein, dass es modular aufgebaut ist. Microsoft wäre somit in der Lage verschiedene Betriebssystemkomponenten (wie beispielsweise Telefonie oder Win32-Support) einzufügen und herauszunehmen, je nachdem, was für die jeweilige Plattform benötigt wird. Windows Core OS wird auch den Weg für eine echte UWP-Version von Windows 10 ohne native Win32-Unterstützung ebnen, die schließlich Windows 10 S ersetzen wird.
  • Windows CShell – Mit demselben Kernel, einem flexiblen (modularen) Kern und einer einheitlichen App-Plattform, ist das letzte Stück die Shell – oder UI -, die sich selbst an den Bildschirm anpasst. Continuum hat uns einen ersten Vorgeschmack geliefert, wie aus einer “Mobile”-Shell, eine Desktop-Shell wird. In Zukünft könnte ein Gerät, auf dem Windows 10 vollständig für den Desktop ausgeführt wird, beispielsweise eine Windows 10 Mobile-Benutzeroberfläche für den Telefonmodus verwenden. Oder ein Windows 10-PC könnte im Spiele-Modus die Xbox-Benutzeroberfläche übernehmen.

An dieser Stelle ein Gedankenspiel von mir vom 30.Juni 2016:

One Windows – One Device?

Geräte wie Surface sind zwar vielseitig einsetzbar, wahre Flexibilität liegt aber in der Software. Wenn Continuum sich an verschiedene Szenarien anpassen kann, wäre es dann nicht konsequent, Hardware auf ein einzelnes Gerät zu reduzieren und trotzdem “alles” tun zu können?

Stellen wir uns das mal vor: Ein einzelnes Gerät in der Größe eines Smartphones, das sich in Verbindung mit einem Ausgabemedium, wahlweise in einen Desktop oder gar in eine Xbox verwandelt. Wäre ein Knopfdruck auf die “Xbox Oberfläche” wirklich soviel anders als das, was Continuum für Phones mit dem Desktop macht? Durch den einheitlichen Store kann ich zudem die gleichen Dienste nutzen.

Mir ist klar, dass diese Vision noch Zukunftsmusik ist und, dass man für die Umsetzung idealerweise Cloudcomputing benötigt. Wenn man aber sieht wie schnell sich Continuum entwickelt hat, könnte eine solche Lösung am Ende des Lebenszyklus der “Scorpio”, vielleicht doch nicht so verrückt sein.

Microsoft arbeitet mit seiner Vision von OneCore, Windows Core OS und Cshell an einer wirklich einheitlichen OS-Erfahrung hin.

Die “Composer”: Polaris und Andromeda Struktur

Die Illustration zeigt den Aufbau des Betriebssystems für eine bestimmte Plattform – in diesem Fall “Polaris”, dem “Composer” für den Desktop.

“Polaris” enhält folgende Komponenten: Eine UWP-App-Schicht, den “Composer” (Polaris, also, für Desktops und Tablets), die Cshell (Composable Shell) und den OneCore (Kernel). OneCore und Cshell werden gemeinsam als Windows Core OS bezeichnet.

Der Aufbau für “Andromeda”, dem “Composer” für Mobilgeräte, hat die gleiche Struktur.

Klingt nach Welteroberung, oder?

Wie bereits in einigen anderen Artikeln zu diesem Thema beschrieben, gibt es noch sehr viele Unklarheiten bezüglich der Einsatzgebiete des neuen Betriebssystems.

Vorneweg: “Polaris” wird sicher nicht auf einen Schlag alle alten Komponenten des Windowsbetriebssystems entfernen können. Einige Dinge wie das alte “Paint” , “Wordpad”, etc. können als Centennial-Apps in den Microsoft Store verlagert werden. Bis “Polaris” aber tatsächlich ein völlig modernes, UWP-Only Betriebssystem ist, werden Jahre vergehen.

Ferner wird Windows für Professionelle weiterhin bestehen bleiben, mit allen Möglichkeiten, die sich IT-Pros wünschen. “Polaris” wird sich vor allem an Verbraucher richten, die PCs nur für leichte Alltagsaufgaben benötigen. Schüler werden auch zur Zielgruppe gehören, da sie ein möglichst unkompliziertes Betriebssystem mit überschaubarem Funktionsumfang brauchen.

Die “Always Connected PCs” mit Snapdragon Prozessoren, werden wahrscheinlich die treibende Plattform für Windows “Polaris” sein.

Und nicht nur die Zielgruppe muss klar definiert werden, die Kommunikation muss ebenfalls stimmen. Da “Polaris” auf den ersten Blick wie normales Windows aussehen wird, muss transparent gekenngekennze sein, dass es sich hier nicht um die “Pro”-Variante handelt. Microsoft muss auch ganz klar vermitteln können, welche Vorteile dieses Betriebssystem gegenüber dem “alten” Windows 10 hat. Vor allem bei der korrekten Kommunikation mache ich mir sehr große Sorgen. Die Redmonder haben bei Windows 10 S keine gute Arbeit geleistet – “nur Store Apps nutzen” ist wahrlich kein Argument mit denen man Verbraucher zur Windows Plattform locken kann.

Die Vereinheitlichung von Windows ist ein Mammut-Projekt. Ich habe ein wenig Angst, dass Microsoft sich übernimmt und das Nutzererlebnis nicht so ausfallen wird, wie es auf dem Papier steht. Die Theorie ist genial, die Redmonder haben aber leider schon desöfteren bewiesen, dass ihnen auf Verbraucherebene Empathie und gutes Timing fehlt. Wenn “Polaris”, “Andromeda” und Co. erst in 5 Jahren in nutzbarem Zustand sind, wird kein Hahn danach krähen.

Dennoch ist dieser Schritt unerlässlich, um relevant im Consumer-Bereich zu bleiben (oder wieder zu werden?). Ich hoffe, dass Microsoft nicht so Arrogant ist und nur noch seine Enterprisekundschaft rund um Azure im Kopf hat. Der Verbraucher wird früher oder später seinen Einfluss auch auf Businessebene geltend machen. Wenn Nadella dies unterschätzt, könnte es schwerwiegende Folgen für das Unternehmen haben.


Quelle

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  • Wichtiger Artikel, da kann man nämlich schon mal durcheinander kommen, wie man in Kommentaren häufig sieht. Hat Daniel Rubino auf Windows Central auch gerade erst gemacht.

  • Also da müssen auf jeden Fall strikte Regeln her, was, wann, und in welchem Umfang wegelassen werden kann und was nicht. Könnte mir ansonsten ein riesen Durcheinander vorstellen, wo Apps auf ähnlichen Geräten unterschiedlich funktionieren, da sie einfach nicht auf APIs zugreifen können, weil ein Schlaukopf diese einsparen wollte.

  • Mach dir dabei keine Sorgen, die notwendige Fachkompetenz ist in der Abteilung vorhanden (mehr als genug)! Wir werden erste Ergebnisse schon ab dem nächstem Redstone-Upgrade erhalten! Es wird ein stetiger Prozess, der stückweise integriert wird. Windows 10 ist von der Architektur ein wandelbares OS und wird noch nach “Polaris” kontinuierlich verändert werden. Mittlerweile hat sich MS gefangen und ist aus dem turbulenten Fahrwasser, der Ballmer-Zeit, heraus!

  • In fünf Jahren werden Apple und Android auch ihre Systeme vereinheitlichen,dann ist MS hinten dran wie immer in letzter Zeit.Aber ein wirklich guter Artikel……….

    • In 5 Jahren ist MS hintendran? Du stürzt dich auf den im Artikel kurz beschriebenen Worst Case und baust daraus gleich ein Schreckensszenario auf, natürlich zu Ungunsten von Microsoft. Der ganze Artikel hat dich gar nicht interessiert. Es ist wohl eher unrealistisch, da Microsoft schon seit 2015 daran arbeitet, dass man noch weitere 5 Jahre damit beschäftigt sein wird. Das sieht wohl eher schlecht aus für Apple und Google. Die trifft das Ganze doch eher unvorbereitet und wären wohl eher diejenigen die noch 5 Jahre bräuchten und wären somit selbst um Jahre hinten dran.

      • Dass die Massen all der jungen und jüngsten Android- und iPhone-User da draußen ihre Phones wegwerfen und sich irgendwann begeistert irgendeiner neuen mobilen Microsoft-Plattform zuwenden werden, ist wohl rein illusorisches Wunschdenken...
        Die werden sich alle einen Dreck drum scheren, was Microsoft so alles an noch so tollen Sachen aus dem Ärmel zaubern wird... Werden es nicht einmal mehr bewusst wahrnehmen!... weil es sie nicht mehr interessieren wird! ... weil das - zuhause dann auch schon längst mit diversem für sie optimal passendem Equipment voll ausgerüstet - ihr Leben in keinster Weise mehr auch nur irgendwie berühren wird....
        Aber den treuesten und überzeugtesten MS-Fans stünde es ja dann immer noch offen, mit einem Bauchladen, Werbematerial verteilend und MS-Produkte anpreisend durch die FGZs zu wandern... wenn das dann in ein paar Jahren doch nicht mehr ganz so gut laufen sollte... ;)

        • Gute Idee😂 lasst und dann gemeinsam einen Stand aufbauen und für MS Produkte werben, wenn es nicht läuft. Ich stell mir das witzig vor und alleine aus Spaß würde ich mitmachen 😉

  • Ich würde Microsoft allerdings nicht Arroganz vorwerfen, wenn man wie angekündigt, nicht mehr so sehr den Consumer im Fokus der Bemühungen hat. Dabei kämen ja keine schlechteren Geräte aus dem Hause Microsoft und Partner.

  • Absolut treffende Analyse der aktuellen und künftig erwartbaren Situation. MS muss lernen endlich zuzuhören. Wenn nicht, ist es aus. Google und Apple warten nicht.

    • Microsoft hat sich bereits lange vor der Jahrtausendwende immer bloß auf seinen vorhandenen Lorbeeren ausgeruht bzw. seine Position fast immer bloß rein defensiv zu verteidigen versucht, es auch gar nicht für notwendig erachtet, da etwa von irgendjemandem lernend “zuzuhören”, sich so von der einstigen (doch eher risikobehafteten) Pionierrolle längst verabschiedet und hat da im Großen und Ganzen die ganze Zeit über seelenruhig mehr oder weniger mit Scheuklappen wenn nicht gar mit einer völlig vor der grellen Realität schützenden Augenbinde geschlafen…
      Anders ist nicht erklärbar, wie es möglich war, dass man sich da (unternehmens-systembedingt?) trotz einstiger Pionierrolle und auch dank vorhandener Marktdominanz und jeweils exzellenter Ausgangsposition reihenweise neu entstehende zukunftsträchtige Geschäftsfelder stümperhaft phantasie- und tatenlos zugunsten sogar völlig neu auftretender Konkurrenten entgehen ließ….

  • Die Bedenken, dass Microsoft den Consumer "vergisst" und somit auch im Businessbereich an Boden verliert. Die Anwendern werden auf Dauer nicht zweigleisig fahren wollen und ich sehe vor allem Google als starken Konkurrenten mit seinen Chromebooks und Cloud-Lösungen.

    • Nach dem vorschnellen Einstampfen von Lumia und Nokia die nächste glorreiche Idee? ... nämlich der nächste "Panik-Plan"!
      ...nämlich aufgrund der Aufgabe und des jetzt schmerzhaften Fehlens des mobilen Bereichs, Microsoft-User jetzt dazu bringen zu wollen, bereit zu sein, in Zukunft "zweigleisig" oder gar mehrgleisig mit den Konkurrenten zu fahren? ...Die freuen sich darüber und reiben sich die Hände, dass WM für sie so keine Bedrohung mehr darstellt...
      Dieser abstruse Versuch ist gleichbedeutend mit Selbstaufgabe und wird längerfristig auch zu massiver OS-Kunden-Abwanderung und dadurch auch zu stufenweisem unaufhaltsamen Rückzug aus vielen Bereichen führen... letztendlich auch mit einem Abwehrkampf und Rückzugsgefecht aus dem Business-Bereich...
      ...worunter am Ende natürlich auch die aus Rentabilitätsgründen notwendige Auslastung der Cloud extrem leiden wird...
      Ja, die Office-Suite, noch ein paar gängige Software-Goodies und vor allem die Gaming-Community der Xbox wird ihnen da wahrscheinlich eher noch am längsten erhalten bleiben....
      Dafür braucht man dann ja auch noch eine (zumindest kleine) Cloud... ;)

        • Irgendwie erinnert er mich immer an Marvin, den depressiven Roboter aus: Per Anhalter durch die Galaxis :)

          • "Ehm Whooohooooo!" *auf Boden fall* "Hahaha, der Hammer. Der HammER. Haha Großes Tennis. Ganz großes Tennis." 👍

  • Wird trotzdem bald Eingestellt. Weil Google Schneller ist ein Betriebssystem (mit Playstore) für den PC zu machen und MS das nur zum Gedanken Anstoß das gemacht hat (siehe Continuum).
    Glaubt ihr wirklich, dass MS noch ein Fuß in den Mobilen Markt bekommt?
    HP, Alcatel, Nokia... alle Verprellt mit ihren ständigen Strategiewechsel!

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veröffentlicht von
Leonard Klint

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