Windows 10

Windows 10 Mobile: Wo kommt es her, wo geht die Reise hin

Angeregt durch die neulich veröffentlichte Mitteilung von Dona Sakar und das Interview mit Satya Nadella, sowie die immer mal wieder ins Kraut schießenden Posts und Vermutungen zum Thema Windows 10 Mobile, möchte ich Euch auch meine Interpretation der Dinge nicht vorenthalten. Meine Zeit bei Microsoft liegt zwar schon einige Zeit zurück, trotzdem hat sie mich sehr geprägt; sie hat mir einige Einblicke in die Struktur und „technische Denke“ der Firma verschafft. Ich weiß zwar auch nicht, was als nächstes bei Microsoft kommt, aber ich maße mir an, zumindest ein gutes Gefühl dafür zu haben, was Microsoft zuzutrauen ist und was eher nicht.

Zum Text von Dona Sarkar

Anfangen werde ich allerdings mit dem Text von Dona Sarkar, denn er ist Auslöser für diverse andere Artikel und Diskussionen in der Community. Sie beginnt ihren Text mit der Ankündigung einer neuen Version für Windows PC. Wobei sie gleichzeitig mitteilt, dass sie (Microsoft) aktuell im Zuge der Umstellung auf OneCore intern einige neue Programmabschnitte einbauen werden, die aber für den normalen Benutzer erstmal nicht sichtbar sein werden. Gleichzeitig betont sie, dass sie (Microsoft) weiterhin wie in der Vergangenheit für Windows Mobile neue Builds herausbringen werden. Und nun kommt sie auf den wichtigsten Unterschied zu sprechen, der hier in der Community auch für reichlich Verwirrung gesorgt hat. Sie schreibt nämlich, dass die Buildnummern von Mobile nicht mehr denen von Branch und Build vom PC entsprechen werden. Und sie schiebt auch gleich eine Erklärung hinterher, warum das so ist. Und diese Erklärung hat es in sich, deshalb hier das Original:

„This is a result of more work we’re doing to converge code into OneCore – the heart of Windows across PC, tablet, phone, IoT, HoloLens, Xbox and more as we continue to develop new improvements for Windows 10 Mobile and our enterprise customers.

Dies ist ein Ergebnis der Mehrarbeit, die wir in die Zusammenführung von Code in den OneCore stecken. OneCore ist das Herz von Windows über alle Plattformen: PC, Tablet, Phone, IoT, HoloLens, Xbox und mehr – genau so, wie wir weiterhin Verbesserungen für Windows Mobile und unsere Enterprise-Kunden entwickeln.“

Der letzte Halbsatz ist meiner Ansicht nach nicht nur als eine zusätzliche Beruhigung für die Community zu verstehen (Mobile, also Consumer, und Enterprise in einem Atemzug), sondern birgt eine weit größere Bedeutung in sich. Und diese Bedeutung werde ich Euch hier versuchen zu erklären.

Zuerst einmal deutet alles darauf hin, dass Windows 10 Mobile ab sofort parallel zum OneCore weiterentwickelt wird. Aber das ist auch nur halb wahr. Um diesen vermeintlichen Widerspruch aufzulösen, muss ich heute – mal wieder – etwas weiter ausholen.

Wie die Nummerierung einer Programmversion überhaupt funktioniert

Es wird hier auch um die ganzen Versionsnummern gehen. Und damit Ihr versteht, wie die funktionieren, mache ich mal den Jean Pütz: „Ich habe da mal etwas vorbereitet“ – meine aktuelle Handy-Buildversion: 10.0.15063.297. 😊

10:         Windows Hauptversionsummer, hier 10

0:            reserviert für künftige Programmversionen (Beispiel Windows 8 und 8.1)

15063:  Buildnummer (hier Redstone 2/Creators Update (Redstone 1/Anniversery Update: 14393, November-Update davor: 10586, Original von Windows 10: 10240, davor unter Windows 8.1: 9600) – „Update-Version“

297:       Patch-Version (Sicherheitsupdates, Fixes, etc.)

Eine komplette Buildversion wird auch gerne mit „Versionsnamen“ abgekürzt, so entspricht meine Handyversion auch der Windows-10-Version 1703.

Ausführliche Informationen zu den Builds gibt es bei www.ChangeWindows.org und wie das Bugtesting bzw. die Entwicklung von Code funktioniert, könnt ihr hier nachlesen.

Aktuell (12.5.2017) existieren verschiedene Versionen in den verschiedenen Ringen, die sich nach OS-Variante und „Höhe“ der Version unterscheiden. In der folgenden Tabelle habe ich die Betriebssysteme nach den Buildnummern sortiert.

Was als erstes auffällt, ist die Xbox, die die höchsten Patchversionen vorweisen kann, und bis vor ein paar Tagen hatte sie auch die höchsten Buildnummern (aber das ändert sich ja ständig, mal sind die, mal die anderen Windows-Versionen vorne). Sie hat auch als einziges OS VIER Ringe: Alpha, Beta, Ring 3, Ring 4. Meine persönliche Vermutung lautet, dass sich hier die aktivsten und vielleicht auch nerdigsten Windowsuser tummeln, die prima Feedback geben und ihr System auch wirklich komplett ausreizen – also genau das, was einen guten Betatester ausmacht.

Direkt danach kommt IoT und Mobile. Am weitesten zurück sind der Hub (Windows 10 Team), die Server-Variante, sowie, wenig überraschend, die HoloLens (Windows 10 MR). Allen dreien gemein ist, dass hier sehr viel Wert auf ein möglichst stabiles und ausgetestetes System gelegt wird.

IoT und Mobile haben auch eine andere Buildnummer im Current Branch als Windows 10 und Windows 10 Team. Aber alle haben dann wieder die gleiche Version im Business-Bereich.

Was außerdem auffällt, sind die VIERSTELLIGEN Patchversionen bei der Xbox, Windows 10 IoT und Windows 10. Dazu später mehr.

Ein kurzer Ausflug in das Windows Ökosystem

Um allerdings die Zukunft von Windows 10 Mobile so richtig wirklich erfassen zu können, muss man sich einmal ansehen, was Microsoft sonst noch so treibt. Microsoft hat ein wahnsinnig umfangreiches Ökosystem, das ich hier einmal grob für Euch nach den verschiedenen Prozessortypen sortiert in einer Übersicht zusammengefasst habe.

Für x86-Prozessoren (Intel, AMD):

  • Windows 10 Server (wie Windows 10 Pro, plus zusätzlicher Module)
  • Windows 10 Server DataCenter (wie Windows 10 Server plus Shielded Virtual Machines, software-defined networking, Storage Spaces Direct und Storage Replica, u.a.)
  • Windows 10 Enterprise/Education/LTSB (wie Windows 10 Pro mit zusätzlichen Funktionen, z.B. BitLocker)
  • Windows 10 Pro
  • Windows 10 S (= Security, wie Windows 10 Pro, mit Sicherheitseinschränkungen)
  • Windows 10 Home (wie Windows 10 Pro, u.a. ohne Active Directory und Domänenfunktionalitäten)
  • Windows 10 Xbox (hiermit wäre auch die Scorpio „erschlagen“, das wäre eine Windows 10 Pro mit Gamemodus)
  • Windows 10 MR (= Mixed Reality, wie Windows 10 Pro, u.a. mit zusätzlichen 3D- und Kinect-Funktionen)
  • Windows 10 Team (für den Hub: abgespecktes Windows 10 Pro mit Zusatztools. Nicht mit der App Microsoft Teams verwechseln!)
  • Windows 10 IoT (nach Bedarf zusammengestellte Module von Windows 10 Pro, mit verschieden großen Shells oder ohne Shell, z.B. für den Intel Compute Stick mit Intel Atom Prozessor)

Für ARM:

  • Windows Server für ARM (aktuell nur Microsoft-intern im Einsatz u.a. in den Azure-Rechenzentren)
  • Windows 10 Mobile
  • Windows 10 ARM (für mobile Geräte, in der Entwicklung, siehe dazu z.B. diesen Artikel)

Für verschiedene Prozessoren:

(z.B. Broadcom BCM2836, Intel Atom E3825, Qualcomm Snapdragon 410 [ARM], Raspberry Pi 3 und Pi 2, MinnowBoard MAX, DragonBoard 410c)

  • Windows 10 IoT Core (im Prinzip Windows 10 Kernel ohne GUI/grafische Benutzeroberfläche)
  • Windows 10 IoT Mobile Enterprise (wie Windows 10 IoT Enterprise, aber mit der Benutzeroberfläche von Windows 10 Mobile, nennt sich Modern Shell)
  • Windows 10 IoT Enterprise (plus zusätzliche Funktionen, die GUI entspricht Windows 10 Pro )

Objekte und OneCore

OneCore, so sagt Dona, ist das „Herz“ von Windows, und da hat sie das Wichtigste überhaupt gesagt! Dona schreibt außerdem, dass sie mehr Code (von den anderen Plattformen, z.B. Xbox, Hololens) hinzufügen. Zur Verdeutlichung hier eine Grafik, die das Zusammenwachsen der verschiedenen Windows-Varianten verdeutlicht.

Aber warum macht Microsoft das? Warum dieser immense Aufwand, um aus dem riesigen Haufen unterschiedlichster Versionen und Modulen EIN Windows zu basteln?

Wer schon einmal programmiert hat, dürfte schon mal den Begriff der objekt-orientierten Programmierung gehört haben. Hier einmal ein Beispiel für Objekte anhand von Word:

  • Buchstabe, Wort, Satz, Absatz, Überschrift, Fußnote, Inhaltsverzeichnis, Seite, Kapitel, Abschnitt, Dokument

Jedes dieser Objekte kann verschiedene Eigenschaften (Attribute) und verschiedene Funktionen (Aktionen) haben. Z.B. kann das Wort in Großbuchstaben, unterstrichen, oder gelb sein – das sind die Attribute. Sodann kann man das Wort kopieren, einfügen, ausschneiden und löschen – das sind dann die Funktionen.

Das lässt sich natürlich auch auf Windows übertragen, und die Anzahl der Objekte wird da sehr, sehr groß. Einige Objekte und das, was mit ihnen gemacht werden kann, lassen sich dann wiederum gruppieren und in verschieden großen Modulen (Windows-Funktionen) zusammenfassen: Z.B. Cortana, Datei-/Web-Explorer, Benutzerkontensteuerung usw. (Siehe dazu auch eine Unterseite von http://wincom.blob.core.windows.net/)

Microsoft hat nun (d.h. schon vor langer Zeit) erkannt, dass es wenig sinnvoll ist, bei jedem Betriebssystem immer wieder alles neu zu erfinden. Es ist viel sinnvoller, Module, die sich bewährt haben, in andere Versionen nach Bedarf zu übernehmen. Und das ist das, was sie bereits seit einiger Zeit tun: Sie sammeln die bewährten Module zusammen, vereinheitlichen die gegenseitigen Schnittstellen und testen, testen, testen.

Was z.B. Windows-weit immer wieder auftaucht, ist die Suchfunktion, die in Word und Excel genauso funktioniert wie im Dateiexplorer oder auf einer Webseite. Oder die Rechtschreibprüfung. Oder Ausschneiden, Einfügen, Kopieren, Löschen. Das sind Basis-Funktionen. Cortana, als das neue Gesicht der Such-Funktion, ist da im Prinzip eine Meta-Funktion.

Während sie jetzt also den Code zusammensammeln, gehen bei Windows 10 natürlich die Buildnummern nach oben, und bei der Mobile-Schiene tut sich anscheinend wenig. So ist das Empfinden der Windows-Mobile-User. Die große Frage ist jetzt die, was genau hinter den Kulissen passiert. Meine Vermutung ist, dass hier intern schon bei den Entwicklern die CShell entwickelt und getestet wird.

Schaut Euch die Buildnummern an: Sie springen von 14393 auf die 15063 und bei Windows 10 auf die 16193. Gleichzeitig sehen wir bei der Xbox 2000er und 3000er Patchnummern und beim Windows 10 PC und Windows 10 IoT (Enterprise mit der PC-Shell!) jeweils 1000er Patchnummern. Nur bei Windows 10 Mobile bleibt die Buildnummer auf der 152xx.0 „stehen“. Intern dürften die Entwickler ganz normal aber mit der 16193.xxx (dreistellig) auf der neuen CShell arbeiten bzw. testen. Windows 10 ARM auf der Build hatte die 16183.0. Erst wenn die fertig ist, wird sie – gemeinsam mit einer neuen Buildnummer z.B. 16xxx.0 – auf alle Plattformen ausgerollt. Vermutlich zum Fall Creators Update (Redstone 3), spätestens hoffentlich zum nächsten Frühjahrsupdate. Mehr Infos gibt’s evtl. schon am 23.5.? Mal sehn.

Windows 10 IoT

Dazu sehen wir uns einmal Windows 10 IoT mal näher an. Windows 10 IoT ist der neue Name für Windows Embedded. Diese Windows-Version ist für den Einsatz auf den unterschiedlichsten Prozessortypen mit den unterschiedlichsten Anforderungen gedacht. Im Groben kann man sich das so vorstellen, dass der Kunde auswählt, welche Fähigkeiten für den Betrieb seines Internet-Dings benötigt werden. Was es können soll, was nicht.

Es läuft auf Automaten (z.B. Getränkeautomaten oder Snackautomaten), auf Geldautomaten und viele, viele mehr, die ein „normaler Benutzer“ nie zu Gesicht bekommt, z.B. Roboter in Fertigungsstraßen. Oder auch Kaffeemaschinen, Kühlschränken, Mikrowellen, Heizungssteuerungen. Zu den Geräten gehört z.B. auch der Intel Compute Stick.

In dem Video habt Ihr folgende Geräte mit Windows bzw. IoT gesehen: Roboter, Leitstand, Rakete, Astronautenanzug, Laufband, 3D-Drucker, Rechenzentrum, Bohrinsel, nochmal ein größerer Leitstand, Montagehalle mit Laufkatze, Windräder, Pumpe, PC, Handscanner, Kasse, (Container-Logistik), Tablet, Ultraschall bzw. Sonografie, riesiger Leitstand, Kommunikationsgeräte bei der Feuerwehr/Hilfsdienste, Tablet, Eingabefeld für Warenanforderung und Lagerroboter, Oszillograf mit Laptop, (Nahaufnahmen Elektronik, zwei verschiedene Endkontakte), zwei verschiedene Aufzüge, Laden mit Druckern, Handscanner, Spezial-Belegdrucker, Medikamentenbehälter, Elektroauto mit Ladestation, Besprechungsraum in Fabrik, (Chemieproduktion), Serverschrank, Reinraum-Produktion, Leitstand, Tablet.

Folgende Wirtschaftsfelder wurden damit ungefähr angerissen: Maschinenproduktion, Astronautik, Erdölförderung und Bearbeitung, Windenergie, Medizin, Warenlogistik, Elektronik, Personenbeförderung, Ein- und Ausgabegeräte, Chemie, EDV

Manche Maschinen benötigen ein kleines grafisches Userinterface, da kommt dann die Modern Shell zum Einsatz.
Manche brauchen einen wesentlich größeren Bildschirm, da wird die Shell von Windows 10 (Metro Shell) benutzt.
Manche haben eine selbstentwickelte Shell (siehe Iot-Wearable von TrekStor).
Manche kommen komplett ohne aus, benötigen vielleicht aber eine Benutzerkontensteuerung über Chipkarten.
Manche haben vielleicht auch nicht einmal mehr das.
Ganz nach Zweck und Einsatzgebiet gibt es hier unzählige Kombinationen und Gerätegrößen. Und all das gibt es für unzählige Prozessortypen.

Wenn man genau hinschaut, kann man erkennen, dass Windows 10 Mobile praktisch mit Windows 10 IoT identisch ist, es liegt vom Modulumfang etwa zwischen Windows 10 IoT Mobile Enterprise und Windows 10 IoT Core. Daraus ergibt sich ohne Zweifel, dass Windows 10 Mobile gar nicht tot ist, gar nicht tot sein kann. Ob und wie lange jedoch Microsoft die Lumias weiterhin mit Updates versorgt, diese Frage kann damit jedoch nicht beantwortet werden, das hat noch weitere Gründe. Aber an den technischen Grundlagen dürfte es mit Sicherheit nicht liegen.

Und wenn man ein zweites Mal genau hinschaut, dann kann man sich denken, dass es ein Windows 10 ARM bereits gibt. Spätestens seit dem zweiten Tag der BUILD 2017 wissen wir auch, dass es auch schon den x86-Emulator gibt.

Continuum vs. Dex

Noch ein kurzer Ausflug zu Dex. Stellt sich der Vergleich zu Continuum überhaupt? Und was ist Continuum eigentlich? Ist Continuum die Weiterentwicklung von Windows 10 Mobile für größere Bildschirme oder ist Continuum ein Lückenfüller, bis es Windows 10 ARM gibt? Oder soll Continuum nur das PC-Feeling auf das Handy bringen? Vielleicht von allem etwas. Je nachdem, in welche Richtung das Meinungs-Pendel weiter ausschlägt, wird man ein Update für Continuum fordern oder eher nicht erwarten. Schließlich hat ja jetzt auch Dex die Rolle übernommen, die späteren Nutzer von Windows 10 ARM an die Idee eines All-In-One-Micro-PCs heranzuführen. Microsoft kann sich also den Aufwand sparen, Continuum aufzubohren, wenn die CShell sowieso kommt. Dex hat aber nicht nur Vorteile gegenüber Continuum, wie man im Hands-On von Leo sehen kann.

CShell

Wenn man bei Windows 10 IoT noch ein drittes Mal genau hinsieht, erkennt man, dass die Modern Shell der Shell von Windows 10 Mobile entspricht. Da es Continuum gibt, ist stark zu vermuten, dass die Entwicklung der CShell momentan auch einiges an Ressourcen verschlingt und länger dauert. Dies dürfte letztlich der Grund für Continuum als Lückenfüller sein. Ich vermute daher, dass Windows 10 ARM aus drei Gründen noch auf sich warten lässt:

  • Die entsprechende Show-Hardware ist noch nicht fertig (momentan noch „Ziegelstein“-Feeling),

und/oder

  • die CShell muss zur Veröffentlichung auch fertig sein und ist es wohl auch noch nicht (deshalb immer nur Teaser),

und/oder

  • es hat taktische Gründe, dass zuerst z.B. die BUILD durchgezogen werden soll, am 23.5. ist ja auch noch ein Event in Shanghai geplant. Oder ähnliches, vielleicht ist auch der Zulieferer noch nicht weit genug.

Ich bin schon sehr, sehr gespannt!

Die Sorgen der Windows Community

Immer wieder ist zu lesen, dass Microsoft seine Phones nicht unterstützt, die Phones fallen lässt, sie – obwohl die neue Version drauf läuft – nicht mehr supportet, usw. Trotz der oben erklärten handfesten Be-/Hinweise möchte bzw. muss ich Euch zum Vergleich an die Konkurrenz erinnern. Android Phones erhalten meist nur ein Jahr Support bzw. meist nur ein Update, wenn überhaupt (wenige Ausnahmen erhalten auch zwei Jahre Software-Support). Apple unterstützt seine iPhones etwa vier bis fünf Jahre lang mit den jeweiligen dann gültigen Versionen (Die Hardware wird fünf Jahre unterstützt. Es ist aber schon vorgekommen, dass die Hardware aber mit der aktuellsten Software-Version nicht mehr zu gebrauchen ist, weil viel zu lahm, oder sogar tot ist.)

  • Die Anzahl an verschiedenen Plattformen, also unterschiedlichen Hardware-Konfigurationen, ist bei Android am größten. Mithin ist ein Jahr vom Aufwand her auch völlig ausreichend. In Kombination mit recht niedrigen Preisen ist zu sehen, dass die Hersteller versuchen, über die schiere Masse Kasse zu machen. Achtung: Die Hersteller sind alles Hardware-Hersteller.
    Verbraucherhaltung: Jedes Jahr ein neues Phone mit mehr (Hardware!) Features!
  • Bei Apple gibt es eine ganz überschaubare Anzahl von verschiedenen Hardware-Plattformen. Teilweise haben sie für eine iPhone-Version mehrere Hardware-Unterbauten, die dann aber künstlich runter- bzw. umgerechnet werden, so dass alle Varianten von den Leistungswerten der schwächsten Plattform entsprechen. Hinzu kommt noch, dass Apple bei der Software massiv an Einstellungsmöglichkeiten (und damit zusätzlichen Kosten!!!) spart und diesen Mangel als ein „Weniger ist mehr“ – also dem Terminus „Qualität“ – mit Erfolg verkauft. Denn die meisten User sind mit vielen Einstellungsmöglichkeiten schlicht überfordert und sind deshalb mit einem goldenen Gefängnis schlicht glücklicher. Warum auch nicht, es gibt schließlich wichtigeres im Leben, als 95tausend Einstellungen durchzuhampeln. Gepaart mit einem Must-to-have-Anspruch und riesigen Stückzahlen bei sehr geringen Produktionskosten (je mehr, desto billiger) sind auch diese riesigen Gewinne von Apple erklärbar. Achtung: Apple ist ein Software- und Hardware-Hersteller.
    Verbraucherhaltung: Ein Phone für viele, viele Jahre, möglichst keine (sichtbaren) Änderungen am System, alles bleibt möglichst, wie es ist. Aber gleichzeitig auch der Anspruch an absolute Stabilität.

Was ist aber nun bei Microsoft los? Die Community will viele verschiedene Einstellungsmöglichkeiten, ein bugfreies System und möglichst viele verschiedene Hardwareplattformen, möglichst oft die aktuellsten Builds oder nur stabile Updates. Ja, und Support, wie bei den PCs, mindestens für 10 Jahre. Dass sich das ziemlich widerspricht, kommt nicht von ungefähr. Es ist letztlich das Beste von Apple und Android aus Windows-Fanboy-Sicht.

Begrenzender Faktor Betriebswirtschaft

Wenn man sich nun die Zahlen von Android und Apple ansieht und vergleicht, sieht man, dass Microsoft hier irgendwo dazwischenliegen muss. Microsoft muss also zwangsläufig die Erwartungen seiner Community in irgendeiner Form enttäuschen. Microsoft hat bei den Smartphones viel mehr Plattformen als Apple, aber wesentlich weniger als Android. Die Einstellmöglichkeiten sind (vermutlich, ich habe kein Android im Haus, bitte korrigiert mich) etwa gleichauf mit denen von Android, wobei der Unterbau von Windows in Bezug auf die verschiedenen Plattformen und Netzwerkfähigkeiten bei Microsoft deutlich größer und mächtiger ist (Stichworte: Rechteverwaltung, Active Directory, Storezugang, Domänenkonten, Prozessortypen, siehe oben). Dies kann erhebliche Auswirkungen auf ein Windows Phone haben, wenn dieses z.B. mit einem Office-for-Business-Konto eingerichtet wurde. Trotzdem gelten aber die Marktbedingungen, die längere Updatezeiten praktisch ausschließen, da sie einfach zu teuer sind.

Daraus könnte man jetzt erst mal folgern, dass die Updatezeit von Microsoft im Mobile-Bereich bei maximal rund zwei Jahren liegen dürfte, was sie so roundabout ja auch ist. Wenn man aber noch die Stückzahlen berücksichtigt (!!), und sich ansieht, was das eigentliche Kerngeschäft von Microsoft ist – Software-Herstellung mit Unterstützung der OEMs (!) – dann wird mehreres klar: Es war nur sinnvoll, sich von Nokia wieder zu trennen. Und eine Update-Unterstützung für mehr als zwei Jahre muss auch mit einer Reduktion der Plattformen einhergehen. Die Auswahl wird sicherlich u.a. auch mit von der Zahl der benutzten Phones und Plattformen bestimmt. Und nur so ist denn auch die Liste von Dona Sakar der weiterhin unterstützten Phones zu interpretieren – so weh das auch einigen Fanboys tun könnte.

Hier von mangelnder Loyalität von Microsoft gegenüber den Phone-Nutzern zu schwadronieren oder gar deshalb den Abgesang auf Windows Mobile anzustimmen, ist völlig verfehlt und geht weit an der Realität vorbei. Solange es eine nennenswerte Anzahl an benutzten Smartphones mit Windows 10 Mobile gibt, wird es weiterhin Updates für die Geräte geben, die mit dem Update lauffähig sind. Es ist schließlich nur ein relativ kleiner Aufwand, die aktuelle IoT-Mobile-Build mit den wenigen Smartphones zu testen und in Microsoft Update zu stellen.

Fazit

Alles in allem lautet mein Fazit, dass wir hier gerade an einem wahnsinnig umfangreichen und spannenden Umbau der Windows-Welt teilhaben. Eine Welt, die hinterher durchgängig gleiche Benutzererfahrungen ermöglicht und dabei extrem modular und anpassungsfähig sein wird. Dass angesichts dieser großen Veränderungen die Auswirkungen auf die Windows-Mobile-Benutzer so vergleichsweise klein bleiben (kleiner als sie bei Android wären, allerdings größer als bei Apple), haben wir letztlich dem Engagement von Microsoft gegenüber seiner Community zu verdanken.

Jemand, der jetzt deswegen heulend zu Android oder zu Apple rennt, nimmt meiner Ansicht nach – und egal, welchen Punkt zur Begründung er sich letztlich auch rauspickt – diesen nur zum Aufhänger, um ohne schlechtes Gewissen (wie oft wird hier sozusagen als Rechtfertigung beteuert, man sei ein echter Fanboy?!) bei der Konkurrenz stöbern zu dürfen.

So erhaltet von mir die Absolution! Gehet hin und stöbert!
Aber seiet Euch auch der Infektionsgefahr und des problematischen Datenschutzes bewusst!
🙂


Quellen: Microsoft und andere. Z.B.:

http://embedded-computing.com/30020-microsoft-returns-to-embedded-with-windows-10/

https://www.syslogic.de/deu/blog/2015/10/windows-embedded-standard-10-nein-windows-10-iot-49319.shtml

https://www.microsoft.com/en-us/WindowsForBusiness/windows-iot

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    • Chapeau! Das klärt wirklich alle meine Fragen die in der letzten Zeit aufkamen, die geprägt war von fehlender Zeit, Artikel und Zusammenhänge genau zu konsumieren.

  • Also ich Persönlich bereue meine zeit bei W10m Nicht. Denn noch bin ich sehr froh nun bei Android zu sein auch wenn es ein paar dinge gibt die ich vermisse von Windows 10...
    Da aber nun mein Lumia 950 einfach nicht mehr ging habe ich mir ein Honor 6x zu gelegt und ich bin mehr als zu frieden ^^ Ca 4-5 Tage Akku Laufzeit mit Android 7 EMUI 5 Läuft schnell und flüssig und es gibt massenhaft Apps.
    Wenn MS das Problem mit der allgemeinen Performance von Mobile in den griff bekommt und es eine Möglichkeit gibt den Playstore in Mobile zu integrieren komme ich gerne zurück zu W10m.

    • Playstore in M;obile wird niemals gehen, weil MS nicht mal für Milliarden von Google die Lizenz dafür bekommen würde.
      Davon ab: Das mit dem Android Unterbau wurde ja schon versucht und am Ende haben sie die Probleme nicht lösen können.

      Ebenfalls gibt es kein allgemeines Performance Problem. Das OS (W10M) ist sehr flott und stabil. Was Probleme macht, sind etliche Apps. Da kann MS aber keinen Einfluss drauf nehmen, sondern nur die App Entwickler!

      • Also wenn du mir sagst das mobile schnell ist dann hast du keine Ahnung sorry alleine in den Einstellung klicken dauert viel zu lange bis sich was öffnet teilweise eine Sekunde bis was passiert das hab ich nicht mal bei einem 45 € Android gerät.
        Das die apps ebenfalls scheiße sind auf mobile ist mir schon klar deswegen ist dieses Smartphone auch nur teilweise zum telefonieren geeignet und die Fotos natürlich aber mit apps macht dieses System kein spaß.
        Das was Android oder IOS mit schlechter Hardware gelungen ist packt MS nicht mal ansatzweise mit High End Hardware (Lumia 950 zu seiner zeit) Und das ist einfach schade.

      • "Das OS (W10M) ist sehr flott und stabil."
        Bitte was? Du solltest schleunigst mal über den Tellerrand gucken.

  • Mein Respekt an den Autor! Und danke für die Aufklärung, ich werde nun weniger und leiser über die scheinbare Trägheit und gefühlte Inkompetenz von Microsoft schimpfen. ;-)

  • Hervorragender Artikel!
    Solche ausführlichen Beiträge lese ich sehr viel lieber als kurze, nicht so ausführlich formulierte und recherchierte :)
    Danke dafür!

  • Also ich bin mit meinen Lumia 950 sehr zufrieden.Und ein wechseln zu Android oder Apple kommt persönlich für mich nicht in frage.Und ich bin kein Fanboy.Und wann ein neues Smartphone rauskommt von Microsoft mit Windows 10 bin ich wieder mit dabei.

  • Interessant ist vor allem das Ende zu lesen. Der „Autor“ schwadroniert von Leuten die „heulend“ auf Android oder Apple umsteigen, doch überall liest man nur von Personen die seither im Großen und Ganzen zufriedener sind. Es ist ja schön, was Microsoft alles plant, aber ich nutze mein Telefon hier und jetzt und nicht erst in ein oder zwei Jahren. Dieses „wartet nur, was noch kommt“ erinnert mich an das wirre Gefasel von Wunderwaffe, die eine Kriegswende herbeiführen sollen. Inzwischen kann ich, als inzwischen Außenstehender darüber nur noch lächelnd den Kopf schütteln. Ich bin mit meinem Moto G5 zufriedener als ich es mit Lumia 930 und 950 je war, ob ich dazu nun die Absolution eines Schwätzers habe oder nicht

    • Tut mir auch leid für dich aber „Petrella“ ist und bleibt halt immer nur Käse.

      Nachtrag: Ich gebe ja immerhin "strafmildernd" zu bedenken, dass es sich um Frischkäse handelt - aber nichts desto trotz, du bleibst ein Käse.

      • Da ist wohl einer schwer getroffen...
        Bitte demnächst weniger geistigen "Dünnschiss".
        Danke!

      • Würden Fanboys doch nicht immer den Versuch unternehmen, schlagfertig oder witzig zu sein. Das muss die unterschwellig lauernde Angst sein, dass das liebgewonnene System vor die Wand gefahren wird. Aber darüber mögen sich Leute den Kopf zerbrechen, die daran ein Interesse haben. 😊

    • Seh ich ganz genau so Petrella, MS kann und wir keine Mobile Geräte bauen können. Einfach 1-2 Jahre zu spät eingestiegen... Zug abgefahren versteht MS nicht :D

      • Um den neuesten Trend wie zB Snapchat beizuwohnen oder sich jedes Jahr ein neuen Gerät kaufen zu können um das GAS zu befriedigen, dafür ist Windows Mobile nix.
        Den Menschen sei zu Android oder iOS geraten.

        Ich bin vor ein wenig über einem Jahr von OSX und iOS auf Win10 und Windows Mobile gewechselt, einfach da ich bei MS die Zukunft sehe und Stillstand bei den anderen.

        Klar gibts jedes Jahr eine schnellere und alle 2 Jahre ein vermeintlich super innovatives Hardwareprodukt bei der Konkurrenz, aber telefonieren, email und whatsappen könnte ich heute genau so gut auch noch mit meinen iPhones 1-6 die nun in der Schublade liegen.
        Das sind meiner Meinung nach nur noch (Spielzeug)Statussymbole für Kinder, Jugendliche & nicht gefestigt Erwachsene.
        Auch denke ich das die Konkurrenz realisiert hat das ein Wechsel bevorsteht und daher ihre Kundschaft jetzt noch einmal richtig abmelkt durch Preiserhöhungen...

        Bei Microsoft hingegen sehe ich das die richtigen Schritte eingeleitet wurden, wie dieser Artikel auch sehr gut erklärt & das Statement von Panos Panay, dass zB erst ein SP5 kommt wenn es Innovatives gibt was darin implementiert wurde (USB-C ist da zu wenig).
        Auch setze ich mich privat lieber mit Systemen auseinander mit denen ich beruflich kontakt habe.
        Und sollte ich doch einmal den Bedarf haben meine Mobile Hardware zu ersetzen, dann weiß ich zumindest, dass ich zwischen iOS & Android wählen kann, da die MS Office & Co. Software auf beiden verfügbar ist.

        Ich glaube die Konkurrenz sollte sich lieber ein Ticket für den Microsoft Zug kaufen.

        • Laut Whatsapp benötigt man zumindest iOS 7 für WhatsApp. Wie du das auf einem iPhone 1 - 3GS laufen lässt, mag ich mir nicht vorstellen. Auch interessant, dass man sich immer das neueste iPhone kaufen muss. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum es für das iPhone 5 noch Updates gibt, für Windows Mobile Geräte, die fünf Jahre alt sind aber nicht. Na ja, das nächste Mal einfach über Themen schreiben, von denen Du zumindest etwas Ahnung hast, dann ist die Blamage nicht so groß. 😊

    • Ich bin seit vielen Jahren Windows Mobile, Windows Phone Nutzer (aktuell Lumia 930) und finde das Betriebssystem noch immer sehr gut, aber ich glaube dass Microsoft das "Surface Phone" direkt zur Eröffnung des "BER-Flughafens" präsentieren wird, und jedes weitere Gerücht über dieses bahnbrechende Gerät ist wie ein digitaler Yeti der irgendwo gesichtet wurde.

      Man kann daran glauben....oder nicht.

  • Der Artikel ist wirklich gut und umfangreich.
    Ich habe für das 950XL eigentlich so viel Geld ausgegeben, weil ich es länger als 1-2 Jahre nutzen wollte. Seit dem Creators Update ist die Bluetooth Verbindung zu meinem Fitbit Bändchen quasi unmöglich. Setze es gerade per WDRT neu auf. Das Creators Update war nämlich aus dem Release Preview Ring.

    Hatte heute mal das Huawai Mate 9 in der Hand. Man merkt schon, dass die Entwicklung bei Android weitergegangen ist. Und noch erschreckender finde ich, dass sich die Bedienung schon sehr nach Windows Mobile anfühlt.
    Aber nein, 600€ dafür, dass ich keine QI Lademöglichkeit mehr habe und der Kameraauslöseknopf auf der falschen Seite und keine Möglichkeit aus dem Smarty einen Behelfs PC zu machen. Ne... Wenn mich mein Lumia in der regulären Build so ärgert, dann vielleicht.

    • Das Problem hatte ich mit meinem Charge hr auch mal. Da half dann nur ein Factory Reset des Armbands. Anleitung dazu war aber schwer zu finden bei Fitbit, da muss man sehr suchen.

      • Ich hab das Blaze. Meine Freundin hat das gleiche. Bei mir war der Akku leer, seit dem synchronisiert die Uhrzeit nicht mehr.
        Mir war aber aufgefallen, das seit dem Creators Update die Bluetooth Verbindung zum Lumia 950 seeehr lahmarschig geworden ist.

    • Kenn ich mit meiner Garmin Uhr... Überhaupt mit Bluetooth Verbindungen wenn ich Bluetooth ausschalte oder den Flugmodus aktiviere und danach wieder Bluetooth kann mein Handy keine Verbindung aufbauen. Ist bei mir seit Win 10 Mobile so.

      • Das ist aber definitiv nicht normal. Das geht bei mir einwandfrei. Ist es möglich, dass das Bluetooth-Modul vielleicht ne Macke hat?

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