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Video Review: Prestigio Multiphone 8400 DUO

Das günstige Windows Phone im Test

In diesem Jahr gehen gleich mehrere neue Hersteller mit Windows Phones an den Start – eine Entwicklung, die ich sehr begrüße. Einer dieser Newcomer ist der kleine OEM Prestigio aus Zypern, der mit dem Multiphone 8500 DUO und dem Multiphone 8400 DUO gleich zwei neue Modelle ins Rennen schickt.

Wir haben uns für euch das kleinere Prestigio angeschaut. Die UVP von 89 Euro (inklusive Steuern, ohne Vertrag) macht schon klar, dass es sich hier um ein absolutes Budget-Phone handelt. Dafür verspricht das Datenblatt aber mit einer 8 Megapixel Kamera mit Flash, einem Quad-Core Prozessor und Frontkamera eine ordentliche Ausstattung. Was die in der Praxis taugt und für wen sich der Kauf lohnt, erfahrt ihr in unserem Video und der ausführlicheren schriftlichen Review.

Am Ende des Artikels erfahrt ihr auch, welche böse Überraschung ich nach dem Videodreh noch mit dem Prestigio erlebt habe.

 

Technische Daten

Design

Das Design des Multiphone 8400 DUO ist mit “unspektakulär” wohl am besten beschrieben. Ein silberner Rahmen um ein anthrazitfarbenes Kunststoffgehäufe meint man schon einige Dutzend Male gesehen zu haben. (Der Rahmen ist übrigens ebenfalls aus Kunststoff, die ich leidlich erfahren musste.) Mit etwas Wohlwollen könnte man dem kleinen Gerät einen gewissen “Business-Chic” attestieren, vor allem aber wagt Prestigio hier keine großen Experimente. Nur das große Prestigio-Logo auf der Rückseite ist etwas gewöhnungsbedürftig. Mein Kollege Leo hat es mit dem Prädikat “Ost-Schick” bedacht. Ich bin mir nicht sicher, ob das politisch (und geographisch) korrekt ist, aber es trifft meinen Eindruck doch ganz gut. Davon abgesehen wirkt das Deisgn des Multiphones aber auf eine sehr unspektakuläre Art stimmig – weder richtig originell, noch super billig.
Beim Gehäuse merkt man dann allerdings doch, dass man ein Budget-Phone in der Hand hat. Kunststoff ist nun mal nicht gleich Kunststoff, und das Prestigio 8400 hat doch eine sehr einfache, dünne Plastikhülle, die zudem Fettfinger magisch anzieht. Dafür liegt das Gerät mit seiner kompakten, abgerundeten Form und seinem angenehmen Gewicht von rund 130 Gramm gut in der Hand. Trotz einer Dicke von 1,1 cm wirkt das Prestigio Multiphone 8400 DUO auch nicht zu klobig, wie der Name klint. Die Proportionen stimmen.

Das Gehäuse lässt sich leicht öffnen. Darin findet man einen Wechsel-Akku, zwei SIM-Karten Slots und einen microSD-Karten Slot für bis zu 32 GB externen Speicher. Mit SIM-Karten meine ich übrigens wirklich SIM-Karten, die großen von früher. Daran merkt man auch, dass die Prestigios nicht in erster Linie für den deutschen Markt konzipiert sind, wo die klassische SIM-Karte eigentlich ausgedient hat. Evtl. muss man sich hier also mit einem Adapter behelfen.

Weil in das Multiphone 84000 gleich zwei SIM-Karten reinpassen, trägt das Gerät die Zusatzbezeichnung DUO. Dadurch könnt ihr zum Beispiel eine SIM-Karte privat und eine geschäftlich nutzen, oder bei einem längeren Auslandsaufenthalt eine ausländische Karte reinmachen und trotzdem auf eurer Nummer erreichbar bleiben. Dual-SIM hat also für manche Nutzer viele Vorteile und für niemanden einen großen Nachteil, ist also insgesamt eine gute Sache.

Eine microSD-Karte ist hier übrigens ein Muss, und eine Investition, die ihr beim günstigen Kaufpreis mit einkalkulieren solltet. Die 4GB Speicher, die im kleinen Prestigio eingebaut sind, sind fast vollständig durch das Betriebssystem belegt und reichen vorne und hinten nicht aus, wenn ihr Apps installieren oder Filme speichern wollt. Zum Glück bietet Windows Phone als einizges OS die Möglichkeit, Apps direkt auf eine Speicherkarte zu installieren, was sich gerade bei low-end Geräten wirklich bezahlt macht. Eine 16- oder 32 GB microSD Karte rein, dann ist man auch mit dem günstigen Prestigio in Sachen Speicherplatz gut ausgestattet.

Ein durchaus bemerkenswertes Feature in dieser Preisklasse sind die kapizitiven Hardware-Buttons, auf die viele andere günstigen Windows Phones zugunsten von on-screen Buttons verzichten. Das Vibrations-Feedback des Multiphone 8400 ist aber fast ein bisschen zu stark und nicht wirklich knackig. Statt eines leichten, punktuellen Impulses, hat man hier eher das Gefühl, als hätte sich eine Hummel im Gehäuse verlaufen. Als alter Windows Phone Fan sind die Hardware-Buttons für mich trotzdem ein kleines Plus.

Die Hardware-Buttons alleine entschuldigen aber nicht die bescheidene Raum-Ausnutzung des Prestigios. Das Mutliphone 8400 ist zwar insgesamt ein kleines, handliches Gerät, im Verhältnis zum noch viel kleineren 4 Zoll Display wurde trotzdem recht viel Platz verschwendet. Zum Vergleich: das Lumia 630, auch nicht gerade ein ergonomisches Wunder, bringt auf fast der gleichen Fläche immerhin 4,5 Zoll unter.

Display

Nach heutigem Standard wirkt das 4-Zoll Display des kleinen Gerätes tatsächlich ziemlich beengenend. Auch auf Grund der eigenwilligen Skalierung von Prestigio sind Texte standardmäßig ziemlich klein und die On-Screen Tastatur wirkt winzig. Darauf zu arbeiten ist nicht gerade eine Freude und regelmäßige Vertipper sind vorprogrammiert.

Von der Bildqualität her kann das Display dafür durchaus überzeugen. Die Auflösung von 800×480 ist zwar nicht gerade beeindruckend, auf dem 4 Zoll IPS-Screen ist die Bildschärfe mit rund 235 ppi aber völlig. Der IPS-Screen überzeugt außerdem mit einem guten Kontrast und lebendigen Farben, auch wenn das Weiß unangenehm kühl ist.

Übrigens verfügt das Multiphone 8400 DUO – scheinbar – sogar über einen Umgebungslichtsensor, der die Display-Helligkeit automatisch anpassen kann. Das wäre ein durchaus bemerkenswertes Feature für diese Preisklasse – wenn es denn funktionieren würde. Zumindest bei meinem Testgerät war der Sensor aber so träge und unzuverlässig, dass ich mir bis heute nicht sicher bin, ob da wirklich einer verbaut wat.

Während das Display in Sachen Bildqualität überzeugt, zeigt der Touchscreen ungewöhnliche Schwächen. Der reagiert nämlich ein bisschen träge – ein Gefühl, das ich bei Smartphones schon lange nicht mehr hatte. Die Verzögerungen sind zwar minimal und stören in der Praxis nicht wirklich, allerdings ist das einer der Aspekte, der mich immer wieder daran erinnert, dass ich hier eben ein Billig-Phone in der Hand halte.

Spezifikationen und Performance

Blicken wir kurz auf die Ausstattung. Ein Quad-Core Prozessor mit 1,2 Ghz klingt für 89 Euro recht beeindruckend, wobei man erwähnen sollte, dass es sich hier nur um den Snapdragon 200 handelt und nicht den deutlichen besseren Snapdragon 400, der in den meisten mid-range Geräten (zum Beispiel im Lumia 630) zum Einsatz kommt. Eine größere Einschränkung ist allerdings der Arbeitsspeicher, der mit nur 512 MB RAM recht bescheiden ausfällt. Im Alltag ist das zwar nicht unbedingt ein Problem, bedeutet aber, dass einige Spiele auf dem Multiphone 8400 nicht laufen werden.

Eines der tollen Dinge an Windows Phone ist, dass es in der Regel eine konsistent flüssige und stabiler Nutzererfahrung bietet, vom teuersten bis zum billigsten Gerät. Das Multiphone 8400 DUO fällt hier ein bisschen ab, wenn auch nur geringfügig. Der Ladebildschirm bleibt manchmal länger schwarz, als mir geheuer ist und einige Spiele laufen auch nicht so flüssig, wie man es sich wünschen würde. Das UI von Windows Phone 8.1 läuft aber auch auf dem billigen Prestigio einwandfrei und auch die allermeisten Apps machen keine Probleme. Alles in allem ist die Performance – für den Preis – also ok.

Kamera

Bei der Kamera hat Prestigio seinem Budget-Phone einen Sensor mit 8 Megapixeln spendiert. Das ist übrigens genauso viel wie beim iPhone 6, was mal wieder zeigt, dass diese Zahl alleine ziemlich nichtssagend ist. Das Multiphone 8400 kann hübsche Schnappschüsse machen, dafür müssen die Lichtverhältnisse aber auch wirklich optimal sein.

Unter schwierigeren Bedingungen stößt die Kamera schnell an ihre Grenzen. Bei Gegenlicht wirken Farben zu grell, bei diffusem Licht oft blass und ausgewaschen. Bei low-light kommt außerdem schnell ein sichtbares Rauschen hinzu.

Der Bildausschnitt im Format 4:3 wirkt zudem seltsam klein, vor allem in der Bildvorschau der Kamera-App.

Dafür ist die Prestigio Kamera relativ flott – aber eben auch, weil sie sich nicht mit Kleinigkeiten wie Autofokus aufhält.

Insgesamt ist die Kamera also mehr oder weniger das, was man für den Preis erwarten kann. Für gelegentliche Schnappschüsse ist sie völlig ok, nur sollte man sich von den 8 Megapixeln nicht zu sehr beeindrucken lassen. Das Nokia Lumia 630, zum Beispiel, hat zwar nur einen 5 MP Sensor, im Vergleich aber qualitativ klar die bessere Kamera.

 

Prestigio Multiphone 8400 DUO Priginalfoto (verkleinert)
Der Hintergund wirkt überberlichtet, die Farben zu grell.
Deutliches Bildrauschen bei schwachen Licht

 

Einen Pluspunkt bekommt das Multiphone 8400 alerdings für den Kamera-Blitz, der in dieser Preisklasse alles andere als selbstverständlich ist. Dieser Blitz ist zwar nicht wirklich gut – eher ein helles Licht, als ein richtiger Flash – richtig eingesetzt kann aber nützlich sein, also wenigstens besser als nichts.

Durchaus bemerkenswert ist auch, dass das Multiphone 8400 DUO – im Gegensatz zu den Lumia Einsteigermodellen – über eine Frontkamera verfügt. Dass diese existiert, ist aber schon fast das beste, was man über sie sagen kann. Mit 0,3 Megapixeln und einer deutlichen Unschärfe macht sie nicht gerade die Selfies, mit denen man auf Facebook angeben möchte. Um beim Skype-Chat nett in die Kamera zu winken, reicht es aber allemal. Auch hier gilt also das Motto: besser eine schlechte Frontkamera, als gar keine.

Fazit:

In meiner Review musste ich natürlich alle Schwachpunkte aufzählen, die mir beim Multiphone 8400 aufgefallen sind. Um im Vergleich zu höherwertigen Windows Phones waren das doch eine Menge. Trotzdem wäre es falsch zu sagen, dass das Prestigio nichts taugt. Unterm Strich hat man hier immernoch ein Smartphone, das absolut brauchbar ist und gelegentlich sogar Spaß machen kann.

Das stärkste Argument für das Multiphone 8400 DUO ist aber natürlich der Preis. Bei einer UVP von 89 Euro ist ein neues Prestigio billiger, als eine Display-Reparatur bei manch anderen Handys. Als entbehrliches Backup-Phone, als Einsteigergerät für Sparfüchse oder auch als erstes Windows Phone für die Kleinen, ist es damit durchaus interessant.

Trotzdem dürfte es das kleine Prestigio auf dem Deutschen Markt nicht leicht haben. Für 30-40 Euro mehr kann man nämlich schon ein Lumia 630 kaufen, das trotz fehlender Frontkamera und fehlendem Kamerablitz ganz klar eine Liga höher spielt.

Hier geht’s zu unserer Video-Review des Lumia 630

Der fairere Sparingpartner für das Multiphone 8400 DUO wäre aber das Nokia Lumia 530. Und hier hat der Neuling durchaus einige Argumente auf seiner Seite. Das 530 punktet zwar bei der Software mit den beliebten Lumia Exklusiv-Apps, das Prestigio bietet für den gleichen Preis aber die bessere Ausstattung und das schönere Display.

Klare Ansage zum Schluss: wer ein paar Euro mehr investieren kann und will, der sollte das auf jeden Fall tun – zum Beispiel in ein Lumia 630. Wer keine höheren Ansprüche hat, bekommt mit dem Prestigio Multiphone 8400 DUO für schlappe 89 EURO aber ein durchaus ordentliches Smartphone.

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Epilog: der Blue Screen of Death

Als ich schon den Großteil meiner Review im Kasten hatte, ist mir folgendes passiert:

Einen Blue Screen bei einem Windos Phone habe ich zuvor auch noch nicht gesehen… Das Multiphone 8400 DUO zeigte mir davon aber mehr als genug – nämlich jedes Mal, als ich das Gerät hochfahren wollte. Mit anderen Worten: ich konnte mein Testgerät gar nicht mehr starten. Ein paar Tage zuvor hatte ich mit dem Prestigio einen nicht ganz absichtlichen Drop-Test gemacht, aber selbst wenn es da einen Zusammenhang geben sollte, wäre das natürlich keine Entschuldigung, um nach nicht einmal 2 Wochen den Geist aufzugeben.

Ich bin mir relativ sicher, dass das Handy eigentlich nur einen hard reset brauchte. Im Gegensatz zu den Lumias, gibt es beim Prestigio aber scheinbar keine Tastenkombination, mit der man das Gerät zurücksetzen kann, ohne es hochfahren zu müssen. Zumindest konnte mir auch der Support keine solche Lösung nennen.

Es ist nicht leicht, im Rahmen einer Review mit so einer unerwarteten Panne umzugehen. Einerseits fällt es nach einer solchen Erfahrung schwer noch eine Kaufempfehlung auszusprechen. Andererseits wäre es auch unverantwortlich so zu tun, als wäre diese Erfahrung nun repräsentativ für alle (oder zumindest viele) Geräte. Nach dem Prinzip “im Zweifel für den Angeklagten” gehe ich also davon aus, dass dieser Fehler auch bei Prestigio eine absolute Ausnahme ist – zumal ich bisher nicht gehört habe, dass er weiter verbreitet wäre.

Natürlich sagte mir der Kundendienst von Prestigio (es gibt immerhin eine Hotline), dass ich das Gerät einschicken könnte und es zeitnah repartiert oder ersetzt werden würde- Leider hatte ich nicht die Möglichkeit, durch diesen Support Prozess zu gehen und zu checken, wie schnell und zuverlässig das Problem wirklich behoben worden wäre. Trotzdem muss man an dieser Stelle sagen: wenn Probleme auftauchen, fühlt man sich bei einem namenhaften Hersteller wie Nokia/Microsoft natürlich besser aufgehoben, als bei einem – mit Verlaub – “no name” wie der kleinen Firma aus Zypern.

Auf jeden Fall habe ich diese skurille Erfahrung hier mit euch geteilt. Nun kann jeder daraus seine eigenen Schlüsse daraus ziehen.


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POSITIV

Preis

Ordentliches Display

Frontkamera und Blitz

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[column size=”1/2″]

NEGATIV

Kleiner Bildschirm

512 MB RAM

Schwache Performance bei Spielen

Touchscreen etwas träge

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veröffentlicht von
Königsstein

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