Microsoft Band 2: Mein Abschiedsbrief

Regelmässige Leser von WindowsUnited kennen den (Leidens-)Weg von mir und dem Microsoft Band 2. Ich gehörte zu den Ersten, die es anno 2015 aus England importierten. Danach folgte ein langer und beschwerlicher Weg, der nun sein Ende findet. Deshalb ein kleiner Abschiedsbrief an das Fitness-Gadget:

Liebes Microsoft Band 2,

wir teilten uns einen langen und beschwerlichen gemeinsamen Lebensabschnitt. Bereits einige Wochen, nachdem wir zueinander gefunden hatten, ging es dir erstmals nicht mehr gut. Du warst ständig müde und konntest deinen Akku nicht mehr richtig aufladen. Gegen Ende lagst du quasi nur noch da und hast versucht dich wieder zu erholen – ohne Erfolg.

Und so musste ich dich in eine Klinik schicken, wo du quasi ein neues Herz verpasst bekommen hast. Ein Herz, das dir neues Leben einhauchen sollte. Nach rund einer Woche kamst du zurück und es war, als ob nie etwas gewesen wäre. Wir hatten wieder ein paar unbeschwerte Wochen – eine kurze Zeit, in der wir gemeinsam Joggen gingen, Fahrrad gefahren sind, im Garten waren wir ebenfalls. Hach, es war fast zu schön um wahr zu sein.

Ich weiss nicht, ob ich zu den Leuten gehöre die Negatives magisch anziehen. Aber im Fall von dir scheint es fast so zu sein. Denn nach einigen weiteren Wochen hast du dir den Arm gebrochen. Du hattest einen dicken Riss im Arm und die Gefahr einer Infektion durch Wasser war gross. Es blieb uns nichts anderes übrig, als dich wieder in die Klinik zu schicken, wo man dich verarztete. Banges Warten und Hoffen, ob die Kosten von der Versicherung (Garantie) abgedeckt werden, folgten. Doch es kam erneut alles gut und ich konnte dich wieder um meinen Arm schliessen.

Weitere Wochen vergingen. Wir haben erneut viele schöne Momente zusammen erlebt, waren viel unterwegs. Wenn wir in der Sonne waren, hast du mich immer wieder gewarnt, dass ich mich doch schützen soll. Du hast mich motiviert, mich sportlich zu betätigen und hast sogar meinen Puls gemessen und meine Schritte jeden Tag mitgezählt. Die ganzen Daten hast du dann in einer App und im Web-Dashboard für mich aufbereitet. Vor deinem ersten Ausfall habe ich diese Resultate täglich angeschaut und versucht deinen (Minimal-)Ansprüchen gerecht zu werden. Doch mit jedem Ausfall deinerseits verschwand das Interesse daran wieder ein Stück mehr, denn während deiner Abwesenheit hatte ich niemanden, der mir diese Informationen mitteilte.

Irgendwie wollte es aber nicht so richtig rund zwischen uns laufen. Nachdem die Sache mit deinem Arm wieder verheilt war, hattest du wieder die gleichen Beschwerden, wie beim ersten Mal. Du fühltest dich schlapp und konntest dich nicht mehr richtig erholen. Also erneut: Ab in die Klinik. Als du das dritte Mal aus der Klink kamst, habe ich dann gemerkt, dass sich etwas verändert hat. Äusserlich sahst du aus wie damals als ich dich kennenlernte. Aber die Chemie zwischen uns stimmte nicht mehr richtig. Wenn du mich nun zum Sport motivieren wolltest, habe ich die Info einfach weggeklickt – ich hatte keine Lust mehr. Wenn du mir gesagt hast, dass ich mich vor den Sonnenstrahlen schützen soll, habe ich dich ignoriert. Die Schritte hast du zwar noch mitgezählt, aber wirklich ausgewertet habe ich die Daten auch nicht mehr.

Immer öfters merkte ich am Abend, dass du bereits am Schlafen warst (kein Akku mehr). Festgestellt habe ich das jeweils dann, wenn das Telefon klingelte und du mir diese Info nicht mehr mitgeteilt hast. Ich habe dich dann jeweils an den Strom gehängt, damit du dich erholen kannst. Und so lief unsere Beziehung dann ab. Sie war geprägt von deinen Infos und meinem Ignorieren – ein Zustand der weder dir noch mir gut tat (Sonnenbrand lässt grüssen).

Es kam, was kommen musste. Du wurdest erneut krank. Wieder hatten wir das gleiche Problem wie zu Beginn. Du konntest dich nicht mehr erholen, deine Akkus waren leer. Am Tage lagst du nur noch rum. Mir wurde es langsam zu viel. Ich will nicht alle paar Wochen eine Woche lang auf dich verzichten. Ich will dich nicht alle paar Wochen einschicken, die nötigen Papiere ausdrucken, einen Auftrag erteilen. Rechne ich die ganzen Kosten zusammen, die für die ganzen Klinikaufenthalte zusammenkommen, übersteigen sie bei weitem deinen eigentlichen Wert – vom ökologischen Standpunkt reden wir noch gar nicht.

Zudem hatte ich jemanden neues kennengelernt. Sie ist etwas dümmer als du, kann nur Schritte zählen, meinen Schlaf überwachen und den Puls messen…Dafür belastet sie meine Kreditkarte nicht so hart, wie du es getan hast. Sie geht auch nur alle 30-40 Tage schlafen. Auch wenn es weh tut – es wurde Zeit loszulassen. Für dich, wie auch für mich. Ich wollte mich von dir trennen, denn die Belastung mit den wochenlangen Klinikaufenthalten waren zu viel für mich. Doch auch du hast wohl mit mir abgeschlossen. Als ich nach Hause kam, warst du schon mit dem UPS-Mann durchgebrannt. Nur eine Quittung lag noch im Briefkasten. Die Scheidungspapiere hast du mir nachgeschickt. Immerhin warst du so nett und hast mir mein Geld, welches ich für dich ausgegeben hatte, zurückerstattet.

So haben sich unsere Wege nun getrennt. Ich hoffe du findest dein Glück. Ich habe meins gefunden, auch wenn ich nun mehr Kompromisse eingehen musste. Meine Neue ist nämlich zu blöd, um meine Musik zu steuern. Sehr schade. Ich wünsche mir, dass du in Zukunft (Version 3) nicht mehr so viele Probleme haben wirst und dass du nicht mehr so oft in die Klinik musst. Hoffen wir, dass du in einer verbesserten Version wiederkommst. Vielleicht treffen wir uns ja dann irgendwann, irgendwo wieder. Ich würde mich freuen.

Tom