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Kommentar: 5 Thesen zur Apple Watch

Wenn Apple eines seiner Keynote Events abhält, dann ist das immer ein kleines Erdbeben, dessen Schockwellen auch bis zu uns in die Windows Welt reichen. Man kann darüber streiten, in welchen Bereichen Apple noch Technologie oder Innovationsführer ist. Aber die Tech-Branche schaut zu Apple, orientiert sich an Apple, misst sich an Apple. Das müssen wir neidlos anerkennen.

Beim heutigen Event stand die Apple Watch im Mittelpunkt, das erste Wearable Device aus Cupertino. Die wichtigsten Ankündigungen seien hier nur kurz zusammengefasst, einen ausführlicheren Bericht könnt ihr ja quasi überall lesen: die Smartwatch aus dem Hause Apple ist ab dem 10. April vorbestellbar und zwei Wochen später offiziell im Handel. Es gibt drei Ausführungen, die Apple Watch Sport ab 399 Euro, die Standard Edition in Edelstahl für 649 Euro bis 1249 Euro und die Watch Edition in 18 Karat Gold, ab 11.000 Euro aufwärts. Der Akku soll bei typischer Nutzung 18 Stunden halten.

Soweit die wichtigsten Fakten, hier nun dazu mein persönlicher Kommentar: 5 Thesen zur Apple Watch und was sie für die Technikwelt bedeutet.

These 1: Die Apple Watch ist nichts Besonderes

Wearables gelten schon lange als nächster großer Techniktrend, der nur darauf wartet abzuheben. Apple traut man mehr als jedem anderen zu, dem Konzept der Smartwatch zum Durchbruch zu verhelfen, sie auf dem Massenmarkt zu etablieren, jenseits der kleinen Gruppe von Technikfreaks und Early Adopters, die schon mit Pebble und Co. auf den Zug aufgesprungen sind. Die Trendsetter aus Cupertino waren seltenen dejenigen, die einen neuen Formfaktor erfunden haben, aber umso häufiger der ersten, die ihn „richtig“ umsetzten – so lautet jedenfalls der Apple-Mythos. Und zumindest in Sachen Smartphones und Tablets ist diese Story auch nicht völlig von der Hand zu weisen.

Wenn ich mir die Apple Watch anschaue, dann muss ich aber feststellen, dass die Revolution diesmal ausgeblieben ist. Einen großen technologischen Fortschritt gegenüber den neusten Smartwatches von Motorola oder LG kann ich nicht erkennen, höchstens in Sachen App-Ökosystem könnte Apple der Konkurrenz mal wieder voraus sein.

Vor allem aber leidet die Apple Watch an den gleichen Schwächen, wie die meisten ihrer Vorgänger und Konkurrenten: sie ist größer und klobiger, als man sich das von einer richtigen Uhr wünschen würde, der Akku hält kaum lange genug, um sicher durch den Tag zu kommen, geschweige denn denn das allabendliche Rendezvous mit der Steckdose zu vermeiden und die Bedienung auf dem kleinen Display ist eingeschränkt (obwohl sich Apple hier erkennbar Gedanken gemacht hat).

Motorola Moto360 – die schönere Smartwatch

 

These 2:  Die Apple Watch wird ein Hit, früher oder später

Ist die Apple Watch also doch nicht die Smartwatch, auf die alle gewartet haben? Das hängt davon ab, WORAUF der Durchschnittsuser genau gewartet hat. Eine Smartwatch, die kleiner, schicker, leistungsfähiger, stromsparender ist als, sagen wir, die Moto360? Oder einfach eine Smartwatch auf der Apple draufsteht? Ich tippe ehrlich gesagt auf letzteres.

Viele Reporter-Kollegen, die nicht nur mit Apple-Verehrung beschäftigt sind, bemühen sich um kritische Distanz, indem sie die Frage stellen: wird Apple mit seiner Smartwatch Erfolg haben? Wie das erste neue Produkt nach dem Tod von Übervater Steve Jobs vom Kunden angenommen werden?

Aber machen wir uns nichts vor: die Apple Watch wird ein Hit, früher oder später. Das liegt nicht unbedingt daran, dass das Produkt so herausragend wäre. Aber Apple hat’s in Sachen Marketing und Branding einfach drauf. Sie bekommen die Aufmerksamkeit und den öffentlichen Hype. Und sie haben eine Anhängerschaft von Millionen treuer iPhone User, von denen nur ein Bruchteil zur Watch greifen müsste, um alle anderen Wearables in den Schatten zu stellen.

Wer Apple scheitern sehen will (und ich bin selbst nicht frei von so missgünstigen Gedanken) sollte sich meiner Meinung nach also nicht allzu große Hoffnungen machen. Aber wir sollten uns auch davor hüten, die alte Phrase zu schlucken: „der Erfolg gibt Apple recht“. Man darf durchaus kritisch hinterfragen, ob der Erfolg in diesem Falle auch ein Zeichen von Qualität wäre.

These 3:  Apple ist jetzt im Fashion-Bussiness

Es gibt bei der Apple Watch doch etwas, das Apple richtiger macht als alle anderen: sie positionieren ihre Smartwatch als Fashion- und Luxus Item – nicht als Spielzeug für Nerds. Ihre Gegenspieler heißen nicht mehr nur Samsung und Sony, sondern auch Swatch, Rolex und Frédérique Constant. Die Apple Watch Edition in 18 Karat Gold ist für 10.000$ aufwärts ist dabei natürlich die Krönung des Ganzen (und die Krone der Dekadenz), aber abgesehen davon, dass Apple in Wall-Street Brokern, russischen Oligarchen und arabischen Ölscheichs genug zahlungskräftige Kundschaft finden wird, dürfte der Glamour der Luxus-Variante auch auf die bezahlbareren Ausführungen der Apple Watch abfärben.

Das Apple nicht nur Technik-Verkaufen will, sondern eben auch ein Status-Symbol und Mode-Accessoire könnte genau der richtige Schritt sein, um die Smartwatch auf dem Massenmarkt zu etablieren. Im Grunde ist dies ja auch schon das Erfolgsrezept des iPhones, bei dem technische Daten noch nie eine entscheidende Rolle gespielt haben. Ob man das Design der Apple Watch nun gelungen findet oder nicht (mir gefällt sie nicht) ist dabei eigentlich zweitrangig. Ein Fashion-Item muss nicht wirklich schön sein, um IN zu sein.

Diese Positionierung im Mode- und Luxus-Segment kann man auch als Eingeständnis deuten, dass sich Apple über Technik allein nicht mehr von der Konkurrenz abheben kann. Viele Tech-Nerds, denen das Ganze mittlerweile zu viel Vogue und zu wenig Wired ist, dürfte Apple mit der heutigen Präsentation ohnehin noch weiter abgeschreckt haben. Aber wir Blogger und Tech-Enthusiasten vergessen oft, dass wir nur eine kleine (wenn auch lautstarke) Minderheit sind. Wenn wieder die Milliarden aufs Konto fließen, wird es Cupertino herzlich egal sein, was die Nerd-Fraktion denkt.

Apple Chefdesigner Jony Ive mit Karl Lagerfeld und Vogue-Chefin Anna Wintour

These 4: Das Microsoft Band reicht als Antwort nicht aus

Kürzlich wurde Microsoft Chef Satya Nadella in einem Interview gefragt, wann denn endlich Microsoft seine Antwort auf die Apple Watch ankündigen wird. Nadella sagte, diese Antwort gäbe es bereits und zwar in Form des Microsoft Bands. Er schien dies durchaus ernst zu meinen.

Ich nutze das Microsoft seit einiger Zeit gerne und regelmäßig. Aber bei allem Potential, das ich in der Microsoft Health Plattform sehe und bei allen Verbesserungen, über die wir uns in letzter Zeit freuen konnten: Microsoft macht sich was vor wenn sie glauben, ihr Band wäre eine gleichwertige Alternative zur Apple Watch oder den diversen Android Smartwatches.

Das MS Band ist nur ein Kompromiss zwischen Smartwatch und Fitness Tracker und nicht einmal ein rundum überzeugender. Die Smartwatch Funktionen sind sehr begrenzt, das Interface ist simpel, das App-Ökosystem (wenn man überhaupt von einem solchen sprechen kann) rudimentär. Die meisten Leute mit denen ich gesprochen habe finden den Formfaktor mit dem kleinen, länglichen Display unpraktisch und unattraktiv.

Sogar im Kompetenzbereich Sport/Fitness/Gesundheit wird es Microsoft schwer haben, die User von den Vorteilen ihres Fitness Trackers im Vergleich zur Sport Variante der Apple Watch zu überzeugen. Ja, das MS Band hat mehr und fortschrittlichere Sensoren, aber wenn juckt das schon? Die Apple Watch hat das schönere Interface und farbige Armbänder.

Versteht mich nicht falsch, das MS Band ist ein spannendes Gerät mit viel Potential, aber es spielt eher in einer Liga mit dem FitBit Surge als mit der Apple Watch oder der Moto360. Zumindest in der Wahrnehmung der meisten User gibt es auf der Windows Plattform in Sachen Wearables also nach wie vor ein Defizit. Und das wird mehr und mehr zum Problem, wenn sich die Smartwatch – auch dank Apple – immer mehr vom Nischenprodukt zum Mainstream entwickelt.

These 5: Keine Industrie ist vor Apple sicher

Vor nicht allzu langer Zeit war Apple ein Elektronik-Konzern. Der kometenhafte Aufstieg zum wertvollsten Unternehmen der Welt begann aber erst mit iPod und iTunes, mit denen Steve Jobs und Co. ganz nebenbei auch noch die Musikindustrie gekapert (manche sagen auch: gerettet) haben. Mit Apple TV (das erste Thema der heutigen Präsentation) soll das gleiche auch mit Film- und Fernsehen gelingen.

Mit der Watch macht Apple ferner auch den Uhrenherstellern Konkurrenz, etabliert sich als Hersteller von Mode- und Luxusgütern. Mit Apple Pay werden sie zum Finanzdienstleister. Gerüchten zufolge ist als nächstes die Automobilindustrie dran.

Mit Barreserven von fast 180 Milliarden Dollar, einer perfekt geölten PR-Maschinerie und einer Marktmacht, die ihresgleichen sucht, hat Apple die Ressourcen, um sich in praktischen jeden Markt einzukaufen und ihn innerhalb weniger Jahre zu dominieren. Die entsprechenden Ambitionen scheinen ebenfalls vorhanden zu sein, gespeist nicht nur aus Profitstreben, sondern auch aus der Überzeugung, alles besser machen zu können, als jeder andere.

Ein einigen Jahren könnte Apple damit in praktisch allen Lebensbereichen so präsent und dominant sein wie heutzutage in der mobilen Technologie. Ist das nun eine Utopie oder eine Horrorvision? Das darf jeder selbst entscheiden.

Welchen der 5 Thesen stimmt ihr zu?

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  • bin ich der einzige der findet das es auf Windows united zuviel Apple kram gibt? es ist zwar immer gut zu wissen was die Konkurrenz macht aber ich für meinen Teil möchte das nicht auf einer (eigentlich) Windows Seite. wenn dann infinite ich mich darüber auf Apple/Android Seiten. zumal es mir vorkommt als sei der Autor ein sektenmitglied der Apple jünger. weniger Apple mehr Windows News. Windows united hinkt eh schon immer etwas hinterher mit dem Windows News.

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veröffentlicht von
Königsstein

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