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[Kommentar] Microsoft ohne Windows – denkbar?

Microsoft und Windows sind seit Jahrzehnten unzertrennbar miteinander verbunden. Die gewaltige Marktmacht des allgegenwärtigen Betriebssystems bildete die Grundlage für die fast unerschöpflichen Ressourcen des Unternehmens. Alle drei Jahre mit Papa zum Computerfachhändler spazieren, um eine neue Lizenz zu kaufen war ganz normal. Nennenswerte Alternativen für den Kunden? Fehlanzeige. “Good old times…” wird sich der ein oder andere Microsoft Manager bei dieser Vorstellung denken.

Der Siegeszug mobiler Betriebssystem hat die ganze Branche auf den Kopf gestellt. Microsoft beherrscht zwar immer noch den klassischen PC Markt (~90%), nimmt man iOS und Android allerdings in die Kalkulation hinein, kommt Windows bei der Neuauslieferungen nur noch auf einen vergleichsweise kleinen Marktanteil von 15% (Quelle: Gartner). Hierbei werden auch nur bedingt Äpfel und Birnen verglichen, denn für die überwiegende Mehrheit an Nutzern reichen mobile Betriebssystem für die Erledigung ihrer Aufgaben aus, für die sie vorher einen PC verwendet haben.

Das Desktop Betriebssystem ist nicht nur weniger wichtig als früher, mit Windows 10 hat Microsoft zudem die Entscheidung getroffen es für 1 Jahr kostenlos anzubieten (für Win 7 und 8.1 Kunden). Seit dem 29. Juli 2016 ist die Aktion zwar vorbei, immer noch laufen über 40% aller Desktops mit Windows 7. Da das betagte und beliebte Betriebssystem noch Support bis 2020 hat und Windows 10 nun Geld kostet, wird der Marktanteil hauptsächllich durch PC Neuverkäufe sinken, die mit der aktuellen OS Version ausgeliefert werden. Zieht man nun noch in Betracht, dass der PC Markt generell seit Jahren am Schrumpfen ist wird klar, wieso Windows nicht mehr die Gelddruckmaschine der frühen 2000er ist.

Auftritt: Cloud

Die Cloud kann alles” hat Satya Nadella auf seiner “Digitale Transformation” Keynote in Berlin vor 2 Wochen gesagt. Der CEO von Microsoft ist seit fast 25 Jahren Teil von Redmond. Er war lange Chef der Cloudabteilung bevor er im Februar 2014 Ballmer ablöste. Er wurde vom Aufsichtsrat gerade wegen seiner Expertise mit der Cloud zum CEO gewählt. Seitdem hat Nadella seinen Leitspruch “Cloud first” konsequent befolgt – Azure (Microsofts Cloudplattform) wächst und wächst und schürt die Hoffnungen der Anleger, die im Geschäft mit der Datenwolke die Zukunft sehen und sich fette Gewinne ausmalen.

Im Gegensatz zu Hardware sind die Verdienstmöglichkeiten mit Azure immens. Hardware verschlingt nicht nur viel Geld bei Forschung und Entwicklung, auch die Margen sind für fast alle Hersteller hauchdünn. Lediglich Apple macht hier noch einen veritablen Reibach, muss sich aufgrund der Marktsättigung aber auch bald etwas einfallen lassen. All diese Probleme hat die Cloud nicht, ihre Möglichkeiten sind nahezu unerschöpflich, der Bedarf an Rechenpower und zuverlässiger Infrastruktur wächst stetig.

So wundert es wenig, dass der Fokus auf die Cloud einige Hardwareopfer gefordert hat. Bis auf die Xbox sind Microsofts Hardwarebestrebungen auf dem Endverbrauchermarkt zum Erliegen gekommen. Zwar sind mit der Surface Reihe und HoloLens spannende Geräte auf dem Markt,diese sind aber allein schon wegen des hohen Preises nichts für Otto-Normal Kunden. Aus dem Geschäft mit Mobiltelefonen hat man sich sogar ganz zurück gezogen.

Sollen die Anderen doch die Arbeit machen

Das Hardwaregeschäft für den Massenmarkt will man seinen OEM Partnern überlassen. Bei Laptop und Co. klappt das gut. Microsoft hat mit Surface die gesamte Industrie in Richtung 2 in 1 Hybriden und Convertibles gelenkt. Welche Sprünge HP, Acer, Dell und andere Hersteller auch in Sachen Design in den letzten Jahren gemacht haben, ist aus meiner Sicht schlichtweg atemberaubend. Theoretisch soll das auch im Bereich Smartphones so geschehen, wieso diese Rechnung nicht so recht aufgeht haben wir bereits oft aufgezeigt und ist für diesen Artikel auch nicht weiter relevant.

Der Gedanke der mir vorschwebt ist vielmehr folgender: Windows ist durch die mobilen Betriebssysteme und dem schwächelnden PC Markt in den letzten Jahren sehr viel Druck ausgesetzt. Die Entwicklung des OS kostet sehr viel Geld, bringt aber vergleichsweise wenig ein. Microsofts Dienste, allen voran Office 365, das sich hervorragend entwickelt und schon jetzt enorme Umsätze generiert, ist auf allen großen Systemen vorhanden (systemagnostisch).

 

Wofür, auf lange Sicht gesehen, braucht Microsoft dann eigentlich noch Windows?

Wäre es nicht effektiver sein Geld mit Diensten zu verdienen und der Bereitstellung von Cloudinfrastruktur? Somit würde man die Philosophie aus dem Hardwarebereich einfach auch auf den Softwarebereich übertragen – sollen die anderen doch die Arbeit machen.

IBM Reloaded

Ich habe schon länger den Verdacht, dass Microsoft einen ähnlichen Weg wie IBM einschlagen könnte. Ein ehemals großer Hersteller von Hard- und Software also, der nach und nach in den Hintergrund verschwindet, hochprofitabel zwar, aber für den normalen Nutzer nicht mehr präsent.

Sollte diese These zutreffen, würde mich das als Endverbraucher traurig stimmen, soll aber nicht Gegenstand des Beitrags sein. Vielmehr interessiert mich eure Meinung zum geschilderten Szenario.

 

Könnte Microsoft in Zukunft die Entwicklung von Windows einstellen und sich ganz auf die Cloud konzentrieren?


Dies ist ein Meinungsbeitrag. Die Meinung des Autors spiegelt nicht notwendigerweise die Ansichten von WindowsUnited oder anderer Mitarbeiter wider. 

Bildquelle: Microsoft Pressematerial

Zeige Kommentare

  • DOS ist auch verschwunden. Und? Irgendwas wird schon kommen. Hauptsache Steam und Cinema4D funzen. Alles andere macht sowieso das Telefon. Im Zweifel wirds halt nach langer Abstinenz mal wieder Linux für mich... Aaach Blödsinn. Windows wird bleiben so lange es Desktop Systeme noch gibt.

    • Nach DOS kam aber besseres. Und wenn Microsoft dann doch Windows links liegen lässt, dann nutze ich hal Linux. Nicht so gut, aber dennoch genug und auch (noch) viel sicherer. Ewig wird Windows auch nicht mehr halten, außer Microsoft macht noch irgendwas richtig krasses, aber warum sollten sie....

      • weil..
        Ohne Betriebssystem rennt kein Rechner/Phone, mit was willst du deine Daten ansehen bearbeiten?

    • Ich denke, dass der Artikel den Nagel auf den Kopf trifft! Mittelfristig, also in ca. 3-5 Jahren wird sich MS deutlich geändert haben, sofern Nadella am Ruder bleibt (wovon ich ausgehe...).

  • Mal ehrlich. Windows verendet zusehens zu einer reinen UI. Die Cloud als OS wird kommen. Man kann es bereits an dem Bot-Framework und Assistenten (bei Google) wie Allo sehen. Microsoft verfolgt einen sehr guten Ansatz. Anstatt alles in Cortana zu implementieren, lässt Microsoft Bots von Entwicklern schreiben welche wie Module die AI schlauer machen. Ähnlich wie heutzutage Apps ein Betriebssystem um "Funktionen" ergänzen. Nur im Gegensatz zu Apps sind Bots platformunabhängig und gehen proaktiv auf den User ein.

    • Das ist der punkt. Ist aber alles in allem keine schlechte entwicklung finde ich. Es bleibt spannend.

  • Das glaube ich nicht das Windows verschwindet. Was aber passieren wird ist das Windows ein reines cloud basiertes Betriebssystem werden wird. Wann es soweit sein wird kann man nicht sagen

    • und die ständig sinkenden Verkaufszahlen von PC's erklärst du wie ?
      Der klassiche Windows-PC ist ein Auslaufmodell. In ein paar Jahren wird das meiste in der
      Cloud liegen(aber nicht unbedingt bei Microsoft)...und die lokale Benutzoberfläche kaum
      mehr sein, als ein Launcher für Cloud-Anwendungen..

  • Ok Artikel unnütz...naja eine Meinung. Finde ihn nicht schlecht und irgendwie erschreckend real.
    @Omega420
    Gustav hat recht, es kam etwas besseres und zwar im Ursprung vom DOS Vaterbetrieb selbst - Microsoft (wenn die Geschichte von DOS auch etwas abstrus ist).
    @Gustav
    Was sollen sie denn noch machen? Sie haben zwei BS, 7 & 8, miteinander kombiniert und eine Basis geschaffen, welche auf so gut wie jeder Hardware auf dem Markt läuft. Sie haben zwar Produktreihen (ARM Architektur) ausgelassen, dies aber auch nicht wirklich. Aber so wie es momentan läuft, ein stetig sich entwickelndes System, auf Geräteklassen sie es vorher so nicht gab, 2 in 1 / Surface Hub / X-Box als Produktivplattform / Continuum / HoloLens, was willst du denn noch? Wenn du gute Ideen hast, die vernünftig realisierbar sind und die wirklich einen Nutzen bringen immer raus damit. Ich Wette mindestens ein Mitarbeiter von Microsoft liest hier mit und wäre sehr interessiert.
    Und die Software Plattform, die Microsoft mit seinem Angebot aufgestellt hat, Azure / SharePoint / Office 365 inklusive Business etc, ist als Gesamtprodukt gesehen einfach unschlagbar und funktioniert. Einzelteile haken, so ist es überall, aber das Gesamtkonzept funktioniert zu 100%.

  • Leute, es geht gar nicht in erster Linie darum, ob es scheisse wäre ohne Windows. Das ist kein apokalyptisches Szenario. Es wäre nur ein anderes Microsoft als wir es heute kennen.

  • Sehr erschreckend... Aber leider klingt es realistisch... Ich hoffe trotzdem das es nicht so kommt

  • Wirklich brauchen tut man es ja eigtl auch nicht. Mit den UWPs, die ja sowieso getrennt in einer Sandbox laufen, geht die Richtung ja immer mehr weg, vom darunter liegenden OS. Dass was Windows immer noch benötigt, sind die x86 programme. Aber ich denke, das OS wird zwar auf Dauer kein lokales OS mehr sein, aber es wird in der Cloud weiterlaufen. Sobald die Bandbreiten so sind, dass man damit wirklich alles abarbeiten kann, wie zB. auch eine Maschinensteuerung ausschließlich in der Cloud laufen lassen, dann denke ich, dass das klassische Windows welches direkt auf der Hardware läuft, verschwinden wird. Es wird beispielsweise auf vielen Thin Clients ein Linux OS eingesetzt, was auch mehr Sinn macht, da schlanker und schneller. Aber, auf dem Server worauf man zugreift, läuft dann wieder ein Windows System. Ob der Thin Client hier auf die eigenen physischen Server zugreift oder das ganze in der Cloud gehostet wird, ist egal. Hier werden dann auch wieder Windows Lizenzen fällig. Da Microsoft mit den Volumenlizenzen sehr viel Geld verdient, wird Windows von der Hardware in die Cloud umziehen. Die Lizenzen werden, wie zum Teil schon möglich, als Abo gebucht, bzw in Azure integriert.

    • Cloud ist gut doch das muss meine Cloud sein, dir ich Zuhause habe. Da kann nur ich ran. Und keine Hacker und sonstiges. Darüber hinaus mag ich keine ABONNIEREN und das jedes Jahr wieder zu bezahlen ?. Wie bei Office 365. Hat sich einer mal die Gedanken gemacht was ihr jetzt schon jedes Jahr an gebühren für Programme ihr bezahlt ? Damit ihr die nutzen könnt. Ich bekomme das Kotzen bei den jetzigem System von ABO Gebühren. Wer soll sich das noch leisten. Ich bin Froh über mein neues Lenovo ThinkPad und Think Station. Ich möchte die nicht missen und später nur noch alles im Cloud und das man nur mit einem Lumia 950 XL ? oder sonstigen Microsoft auf die Cloud zugreifen kann. Und wen man das Abo sich nicht leisten kann oder nicht komplett nur als abgespeckte Varianten. O bitte Nein ? wenn hier noch eine zwei Klassengesellschaft entstehen würde. Nein ? danke , Dan nutze ich nur noch Linux. Nein ? ich hoffe hier sind welche drunter die es genauso sehen. Das wäre ja ? schrecklich. Nein ? das will ich nicht mit unterstützen. Dann gehe ich lieber, den auf mehr Abo Dienste habe ich keine Lust.

  • Ich finde, hardware bringt zwar kein geld, bringt aber ms wenn es gut ist ein aushängeschild. Cloud versteht ja keiner bzw. ist sehr schwer zu erklären. Ich glaub die brauchen beides, hardware von anderen hat einfach nie neidische blicke von apfelnutzern eingebracht und mal ehrlich, das is schon geil.

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veröffentlicht von
Leonard Klint

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