Microsoft und Qualcomm haben im November 2017 den ersten Always Connected PC mit Snapdragon-Prozessor auf Windows 10 ARM-Basis vorgestellt. Meine Erfahrungen mit dem bislang einzigen Windows 10 ARM-Laptop in Deutschland, dem Asus NovaGo, habe ich bereits in einem Testbericht festgehalten. Die Erkenntnisse, die ich während meiner nun zweimonatigen Nutzung von Windows 10 ARM gewonnen habe, möchte ich in diesem Artikel beschreiben.
Windows 10 ARM muss das Smartphone-Konzept stärker adaptieren
Die Idee hinter Windows 10 ARM ist recht simpel: Wie kann ich die Vorteile der Smartphone-Welt auf den PC übertragen. Welche Vorteile das sind? Lange Akkulaufzeit (also 20+ Stunden), schnelles Laden, lange Standby-Zeit, sofortige Verfügbarkeit (Always On), LTE (Always Connected), um nur einige zu nennen. Die Erkenntnis, dass der PC mobiler werden muss und sich dabei an den Eigenschaften moderner Telefone orientiert, ist absolut richtig.
Trotz der Nachteile, die Windows 10 ARM mit sich bringt, überwiegen für mich klar die Vorzüge. Wer für seinen (Arbeits-) Alltag nur den Browser, Mail und alle anderen Bordmittel von Windows 10 benötigt, wird mit einem ARM-Laptop sehr glücklich. Microsoft Edge ist in Windows 10 Version 1803 endlich brauchbar, das Mail-Programm gefällt mir ohnehin besser als die aufgeblähte Office-Anwendung, Word, PowerPoint und Excel sind verfügbar und die Fotos App bietet mittlerweile ausreichend Mittel, um Bilder und Videos zu bearbeiten.
Ja, es gibt Kompatibilitätsprobleme bei manchen Win32-Anwendungen und der Snapdragon 835 hat für die Emulation einiger Programme nicht genügend Power. Für mein Nutzungsverhalten spielt das aber keine Rolle. Von einem „Upgrade“ auf Windows 10 Pro rate ich deshalb auch dringend ab. Windows 10 ARM ist prädestiniert für den Nutzung im S-Modus – durch „Pro“ läuft das System einfach nicht mehr so rund und die Akkuleistung nimmt stark ab.
Was Windows 10 ARM momentan noch hemmt, ist der Spagat zwischen PC und Smartphone. Meiner Ansicht nach sollte Microsoft die Plattform nutzen, um sich endgültig von PC-Altlasten zu befreien. Ein großes Thema: Updates. Diese laufen unter Windows 10 ARM genauso träge ab wie auf einem normalen PC. Das zerstört ein Stück weit das Gefühl von Mobilität und Leichtigkeit, das die Plattform eigentlich vermitteln soll. Auf Smartphones dauern selbst Versionssprünge des Betriebssystems nie länger als eine Viertelstunde.
Weiteres Beispiel: Touch-Features. PCs bedient man natürlich vorrangig mit Maus (Trackpad) und Tastatur, doch sind alle bisher veröffentlichten Windows 10 ARM-Geräte touchfähig. Der Tabletmodus in Windows 10 ist ein Armutszeugnis. Microsoft sollte sich am grandiosen Touch-Interface von Windows 8 orientieren und so den Weg für handliche 2 in 1 (oder gar 3 in 1) Geräte mit Windows ebnen.
Windows 10 ARM braucht ein fein abgestimmtes Interface und leichten Unterbau
Die genannten Punkte lassen sich nicht mit einem Windows 10 in seiner jetzigen Form erreichen.
Windows 10 ARM sollte vom Unterbau des Betriebssystems alles entfernen, das es ausbremst. Wer mehr braucht, soll einen „vollwertigen“ PC nutzen. Das Nutzungsverhalten hat sich seit den Zeiten von Windows RT verändert. Die Welt ist durchaus bereit für ein Windows „Lite“. Microsoft muss das Interface von Snapdragon-Laptops nicht mehr als normales Windows tarnen. Vielmehr sollte man es für die simplen Einsatzzwecke optimieren. All die mächtigen Werkzeuge wie Fenster andocken (Snap), Multitasking, Datei-Explorer, etc. beibehalten und die überflüssigen Befehlsätze aussortieren.
Menschen verbiegen sich um iPads und Android Tablets produktiv zu nutzen Microsoft hat mit Windows 10 ARM die Chance eine flexible und zugleich flinke Plattform zu erschaffen. Es braucht nur ein bisschen Mut altbewährtes loszulassen. Vielleicht wird die künftige Modularität von Windows 10, genau diese Änderungen herbeiführen.
„Der Tabletmodus in Windows 10 ist ein Armutszeugnis. Microsoft sollte sich am grandiosen Touch-Interface von Windows 8 orientieren und so den Weg für handliche 2 in 1 (oder gar 3 in 1) Geräte mit Windows ebnen.“
Was war in der Hinsicht denn bei Windows 8 anders? Mir fällt spontan nicht ein wirklicher Unterschied ein.
Mehr Gesten zum Beispiel. Sehr viel intuitiver mit der Hand zu nutzen.
Hier und da waren die Gesten sinniger und die Animationen passend. Dennoch hat Win10 da auch Vorteile. + Desktop Anwendungen bringen einen nicht auf den Desktop + beim Teilen des Bildschirms werden direkt die offenen Programme angezeigt für die zweite Hälfte + die Taskbar (insofern die Symbole an sind und die Taskleiste an der Seite ist) ist enorm praktisch und schnell um gezielt zwischen offenen Anwendungen zu wechseln. Bei Windows 8 war die Geste mit dem vom linken Rand wischen zwar sehr schön und intuitiv, aber mehreren offenen Programmen musste man sich erstmal wild durchwischen. Bei Win10 geht vieles nur… Weiterlesen »
WindowsCentral hat da kürzlich ein wunderbares Vergleichsvideo auf YouTube gestellt. Für die Touchbedienung war Win 10 ein Rückschritt.
https://m.youtube.com/watch?v=7aY5TrgxYXE
Kann ich nur unterschreiben. Alles an W10 schreit nach Desktop und ist schlicht zu unhandlich und zu kompliziert für die Touchbedienung. Die W10m Oberfläche mit zusätzlicher Taskleiste + guten Multitaskeigenenschaften wären hervorragend. Hier evtl ein Infocenter + Schnellsetting Einstellungen und Widgets wie Wetter, Börsen und persönliche Übersichten über News/SNetzwerke.
Bei Win8.x war das den meisten zu wenig Desktop 😁
Toller Bericht, dem ich voll zustimme . Zuhause reicht so ein Gerät leicht aus, auf Arbeit wäre es toll so etwas zu haben, aber ich glaube AutoCAD läuft da nicht mehr.
Hmmm… Windows-Updates träge? Also bei meinem Notebook und Lumia950DS ist’s flott 😃
Stimme ich voll zu
Ich finde Microsoft sollte Windows 10 on ARM modularer Aufbauen. Es wird sozusagen immer nur der Teil vom OS geladen werden, welcher gerade benötigt wird und alle anderen werden beendet. Beim Hochfahren wird zuerst die Startseite geladen und dann wird auf die Interaktion des Benutzer gewartet. Wenn er eine App / Programm laden möchte, trifft Windows die Vorbereitungen dafür erst nach der Auswahl des Programms. Sowas würde zwar an einigen Stellen die Wartezeit etwas erhöhen (da die Module erst nach „Aufforderung“ geladen werden und sozusagen keine Vorbereitungen getroffen wurden), aber Die Programme haben dafür mehr Speicher zur Verfügung und der… Weiterlesen »
Was wir wirklich brauchen ist endlich das Bekenntnis zur UWP. Man sieht bei der EinstellungsApp sehr schön das es möglich ist alte Funktionen in das neue System zu überführen. Beim Explorer wird es zwar eine Mamutaufgabe, aber auch das wird Microsoft schaffen. Zudem müssen die Entwickler endlich dazu gebracht werden die Desktop Brücke zu verwenden. Die alten Installationsroutinen sollten der Vergangenheit angehören. Sonst denke ich aber das all die Eigenschaften eines „Always Connected PC“ ohne Probleme auch mit einem Intel Prozessor möglich sind. Man müsste Intel nur dazu bringen eine neue mobile Plattform zu entwickeln. Die dazu benötigten Bausteine hat… Weiterlesen »
@ Luk: Entweder, oder. Entweder Bekenntnis zu UWP, oder die Desktop-Bridge (Project Centennial). Beides kann von den Developers nicht verlangt werden, da machen die nicht mit.
UWP ist eine Plattform keine bestimmte Programmiersprache oder ein bestimmtes Designe. Reine Destopprogramme/-apps können genauso Bestandteil sein wie Progressive Web Apps oder eine moderne App die auf allen Formfaktoren läuft. Letzteres nutzt natürlich das volle Potenzial der UWP aus aber ein entweder oder gibt es nicht.
Die Desktop-Bridge holt Win32 Programme auf diese Plattform und ermöglicht es sich von alten Strukturen zu trennen. Der Win32-Programmkern bleibt zwar erhalten aber der Anfang ist getan.
MS ist auf einem guten Weg dorthin. Die zukünftige Modularität des OS wird es gestatten, ein spezielles OS, für ein spezielles Gerät anzubieten.
Also ich bin mit meinem Asus NovaGo auch sehr zufrieden. Das Asus sollte noch die Telefonfunktion von Windows Mobil bekommen. Die Updates dauern zum Teil schon sehr lange. Stimme aber dem Artikel zu, dass die Vorteile klar überwiegen. Werde auf keinen Fall auf Win 10 Pro wechseln. Windows 10 S fühlt sich mit einem Always Connected wirklich gut und auch sicher an. Microsoft ist mit ARM auf einen richtig guten Weg. Wenn ich mir das NovaGo mit Telefonfunktion in 6 Zoll, 8 Zoll, 10 Zoll usw. vorstelle wird es weiter Kunden erfreuen.
@ Ralf Pörschke: Mit einem kleinen Notebook am Ohr telefonieren? Oder mit einem Headset? Keine praktikable Lösung. Ein Smartphone kann nicht ersetzt werden. Rückzug von Mobile war ein Riesenfehler.
Volle Zustimmung zum tollen Artikel, den hoffentlich auch die richtigen Leute lesen👍… Besonders ohne Telefonie u. Modularität, auch bei vollem Windows 10 als Desktopmodus mit Ausführbarkeit von PC-Programmen, dank SD850, braucht MS nicht zu starten… Dafür arbeite ich gerne mit dem 950 XL nebst Continuum weiter u. warte geduldig auf ein ausgereiftes Paket von High End in Hard- u. Software…
Microsoft sollte mit W10ARM warten bis sich ein ARM findet auf dem es so flüssig läuft wie auf einem x86 und mangels solcher ARMs keine Kompromisse in Richtung Smartphone eingehen.
Gibt es eigentlich einen Weg zurück von Pro zu S? Ich bereue es nämlich auch mot dem Nova Go zu Pro gewechselt zu haben weil genau das eingetreten ist was du beschrieben hast
Ich bin mir da nicht so sicher: „Wer für seinen (Arbeits-) Alltag nur den Browser, Mail und alle anderen Bordmittel von Windows 10 benötigt, wird mit einem ARM-Laptop sehr glücklich.“. Dann kann ich doch auch gleich mein Handy benutzen? Also ich sehe (bis auf einen größeren Screen) keine Vorteile eines abgespeckten WindowsPCs im Vergleich zum Handy.
Display, Tastatur, trackpad, völlig überlegene ordnerstruktur, Multitasking…?
Ja genau,… und warum das aufgeben und sich stärker in Richtung Smartphone bewegen?