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Intel, AMD und Qualcomm: Umwälzungen auf dem Prozessoren-Markt

Viele Jahre waren die Fronten im umkämpften Markt für Chipsets und Prozessoren klar: Intel vs. AMD. Seit einiger Zeit schien auch der Zweikampf zugunsten Intels entschieden zu sein, bis AMD sich dieses Jahr mit seinen Ryzen Prozessoren zurückmeldete. Mit dem Aufkommen von Smartphones stieg Qualcomm mit seinen Prozessoren zum dritten Big Player auf. Intels Schwäche im mobilen Segment war hierbei ausschlaggebend.

Nun bahnen sich verschiedene Entwicklungen an, die den Markt erneut beleben werden und alte Fronten aufweichen.

Broadcom möchte Qualcomm übernehmen

Die wohl größte Nachricht des Tages im Halbleitergeschäft ist die geplante feindliche Übernahme Qualcomms durch Broadcom. Schon am Wochenende tauchten hierzu Gerüchte auf. Nun ist es offiziell. Broadcom bietet 130 Milliarden Dollar für die Übernahme von Qualcomm. Insgesamt wären das 70 Dollar pro Aktie. Dies wäre laut der Wirtschaftswoche der teuerste Einkauf in der IT-Branche.

Qualcomm ist uns vor allem durch seine Snapdragon-Prozessoren und LTE-Modems in mobilen Geräten bekannt. Diese basieren bekanntlich auf dem ARM-Design. Neben diesem Hauptgeschäft sind Patente und damit verbundene Lizenzen eine große Einnahmequelle. Broadcom selbst ist vor allem für seine Bluetooth- und WLAN-Chips bekannt. Der ursprüngliche Broadcom-Konzern wurde 2015 von Avago übernommen. Das fusionierte Unternehmen hat als Broadcom Ltd. seinen Sitz in Singapur.

Qualcomm geht es momentan trotz des florierenden mobilen Geschäfts finanziell schlechter, als man es erahnen kann: Patentstreitigkeiten mit Apple reißen ein Loch in die Kasse des Chip-Herstellers. Der teure Rechtsstreit hat dazu geführt, dass Apple momentan Zahlungen an seine Auftragsfertiger zurückhält, die für Qualcomm bestimmt sind. Dementsprechend hatte der Chiphersteller seine Gewinnerwartung für das dritte und vierte Quartal schon korrigieren müssen.

Es bleibt unterdessen die Frage, ob Broadcom mit seinem Vorhaben Erfolg haben wird. Der Snapdragon-Hersteller hat bereits angekündigt, dass er Widerstand leisten wird und das Angebot als zu gering einstuft. Eine Fusion der beiden Unternehmen würde ein Chiphersteller hervorbringen, der den mobilen Markt fast ausschließlich dominiert. Dies dürfte nicht zuletzt Kartellwächter auf den Plan rufen.

Intel und AMD kooperieren

Zweite Nachricht des Tages: Ein schon älteres Gerücht scheint sich zu bewahrheiten. Intel integriert AMD-Grafikchips in seine kommenden Core-Prozessoren. Bisher waren beide Halbleiterhersteller verbitterte Feinde. Doch nun deutet sich ein Schritt an, der für Kunden einige Vorteile haben wird. Core i7-Prozessoren der Serie Kaby-Lake G im High-End-Bereich werden mit Grafikchips von AMD ausgestattet sein. Dabei soll es sich um angepasste Chipsets handeln, ähnlich wie sie auch für die Xbox Verwendung finden. Vermutlich sind Vega-Chips die Vorlage für das Vorhaben.

Dies bringt die Möglichkeit mit, Geräte kompakter zu konstruieren. Intel spricht davon, dass der Prozessor, die Grafikeinheit und der HBM2-Videospeicher auf einem Package verbaut werden. Damit könne man auch 50% an Silizium einsparen. Auch entwickelt Intel eine spezielle Treibersoftware namens “Power Sharing Framework”, bei der Energiefluss, Temperatur und Leistung durch Dritthersteller angepasst werden. Somit wären besondere Profile für die Chips möglich.

Intel baut ARM-Prozessoren

Diesen Schritt hat Intel schon länger angekündigt, nun ist es aber offiziell: Der Prozessoren-Gigant möchte bis Ende des Jahres Vorbereitungen treffen, um ab 2018 ARM-Prozessoren zu fertigen. So hat Intel letzte Woche auf der “ARM Techcon” bekannt gegeben, dass es bereits zwei Fertigungsprozesse bis Ende des Jahres unter seinem Programm “Custom Foundry” anbieten kann. Dabei werden die Chips entweder in 10-nm- oder in 22-nm-Verfahren hergestellt.

Damit wählt Intel den Weg des mobilen Neustarts. Während der Konzern früher an eigenen mobilen Chipsets auf x86-Basis arbeitete, die gerüchteweise auch Grundlage für ein Surface Phone und andere Windows Phones gewesen sein sollen, setzt es nun auf das Referenzdesign von ARM. Damit kündigt sich ein Neustart Intels im mobilen Sektor an. Und hier schließt sich der Kreis: Der mobile Markt wird momentan von Qualcomm und Broadcom beherrscht, welche ja unter Umständen kurz vor einer (Zwangs-)Fusionierung stehen.

Die Veränderungen werden Verbraucher mit etwas Verzögerung zu spüren bekommen. Spannend wir es auch für Microsoft, das traditionell intensive Beziehungen zu Intel pflegt (“Wintel”), aber mit Windows 10 ARM und dem Konzept der “Always Connected PCs” sehr bald auch Geräte mit Qualcomm-Chips unterstützt. Nun kann man aber spekulieren, dass Microsoft schon frühzeitig über die Pläne von Intel informiert war, in Zukunft ebenfalls ARM-Prozessoren zu fertigen, die als stromsparender gelten und für mobile Konnektivität ausgelegt sind. Ob Windows 10 ARM vielleicht auch schon mit Blick auf den vermeintlichen Wunschpartner entwickelt wurde?


Quelle: Wirtschaftswoche, golem.de, iTMagazine

 

Zeige Kommentare

  • Hey das ist ja mal ein interessanter Artikel. Freut einen auch mal so was zu lesen auch wenn es nicht direkt mit Microsoft zu tun hat.
    Mal was ganz anderes, weiter so 👍

      • Du schreibst nicht zu wissen, von was die Rede ist! @Hirsch 71 spricht nicht von Windows 10 Mobile, sondern von Windows 10 und das sind zwei Paar Schuhe. Informiere Dich doch bitte erst, bevor Du aber mit deiner Aussage verwirrst.

        • @W10MNutzer sorry aber eigentlich bist du uninformiert. Windows 10 ARM und Windows 10 Mobile laufen beide auf ARM SoCs (also on ARM) das volle Windows auf ARM wird aber "Windows 10 ARM" genannt.

  • Anmerkung: Ich finde es ein wichtiges Detail, dass Intel mit "Radeon technologies Group" kooperiert welche zwar AMD gehört, aber nicht AMD ist.

  • Gerade die kommende Zusammenarbeit zwischen AMD und Intel sehe ich gespannt entgegen. Da AMD hier bereits die neue Architektur verwendet, könnte das eine schicke Geschichte werden.
    Vor allem könnte es AMD auch mal wieder etwas pushen, weg vom Konsolen Markt, hin zum Desktop.

  • Apple is ja ziemlich fies, den Geldhahn für Qualcomm zu zudrehen, wo die im Patentstreit liegen. Hätte ich aber auch nicht vermutet, dass Qualcomm beim boomenden mobilen Markt arg zu kämpfen hat.

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veröffentlicht von
Benjamin Horn

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