Microsoft

Ex-Microsoft Ingenieur erklärt wie Amazons Alexa den Markt erobern konnte

Qi Lu, seines Zeichens Ex-Vize-Präsident und verantwortlich für die Abteilungen Bing, Skype und Office bei Microsoft, hat dem Magazin “Wired”, ein sehr aufschlussreiches Interview gegeben. Darin erläutert er wie Alexa, trotz des enormen technologischen Vorsprungs von Cortana, den Markt derart schnell erobern konnte.

Konkurrenz unterschätzt

Einmal mehr wird die Hybris deutlich, die Microsoft an den Tag gelegt hat. Lu beschreibt die Überlegenheit von Microsoft im Bereich “KI” (Künstliche Intelligenz) und wie die Gefahr, die von Amazon ausging, nicht ernst genommen wurde:

“I worked on Cortana four and a half years ago. At the time we all were like, “Amazon, yeah, that technology is so far behind.” But one thing I learned is that in this race to AI, it’s actually more about having the right application scenarios and the right ecosystems.

Ich habe vor viereinhalb Jahren an Cortana gearbeitet. Zu dieser Zeit waren wir alle so “Amazon, ach, die Technologie ist so weit zurück.” Aber eine Sache die ich in diesem Rennen um KI gelernt habe ist, dass es um die richtigen Anwendungsszenarien und das richtige Ökosystem geht.”

Microsoft habe sich darauf konzentriert Cortana für den PC und (vor allem) das Telefon zu entwickeln (wie auch Google mit seinem Assistant), Amazon hingegen hat ein Szenario geschaffen, das die Verbreitung von Alexa angefacht hat, woraufhin sich kurze Zeit später ein App-Ökosystem entwickelt hat.

Das Phone, so Lu, wird auf absehbare Zeit ein Gerät sein, das mit den Fingern bedient wird.

Lu benennt hier einige sehr wichtige Punkte. Zum Einen ist da die Überheblichkeit mit der Microsoft regelmäßig seine Konkurrenz unterschätzt (iPhone, Chromebooks). Zum Anderen erkennt er ganz richtig, dass ein Produkt ein bestimmtes Einsatzszenario braucht, um den Endkunden zu überzeugen.

Meine Markterfahrungen stützen diese Erkenntnis – Szenarien müssen sogar überaus spezifisch sein. Nehmen wir die Xbox Kinect als Beispiel. Ich habe die Sprachkommandos sehr geliebt, das Fernsehprogramm gesteuert, Spiele gestartet, etc. Die Kinect ist aber nicht als smarte Zentrale für das Zuhause beworben worden, sondern als, hm, Erweiterung für interaktive Spiele. Zusätzlich kann sie eben noch für Skype genutzt werden und Sprachkommandos entgegennehmen. Das ist dem Endkunden aber zuviel Information. Der Verbraucher will ein klares Szenario haben, um ein Gerät in seinem Kopf kategorisieren zu können. Die Kinect hätte, technologisch, ohne Probleme der Amazon Echo von heute sein können.

Microsofts Konvergenz der Plattformen ist gefährlich

Gut, Qi Lus Zeit bei Cortana war noch zu Ballmer-Zeiten. Vielleicht ist das Management nicht mehr so hochnäsig, wenn es um die Produkte anderer Unternehmen geht. Eine Gefahr, die heute aber aktueller denn je ist, ist die Konvergenz der verschiedenen Plattformen von Microsoft.

Die Redmonder dürfen bei der ganzen Zusammenführung von Windows 10 auf Xbox, Tablets, den nächsten telefonartigen Geräten, etc., sehr genau auf die Platzierung und das Marketing achten. Es gilt hierbei den Kunden nicht mit unnötigen Informationen zu verwirren. Kein Endverbraucher muss wissen, dass überall Windows 10 läuft (vor allem Xbox Kunden würde das m.E.n.  abschrecken). Wichtig ist ein konkreter Einsatzzwecke, der dann gezielt beworben wird.

Lasst die Vielfältigkeit eines Produktes von den Entwicklern entdeckt werden und bewerbt es nicht gleich zu Beginn als “eierlegende Wollmilchsau”.

Das gesamte Interview gibt es HIER.

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  • Sehr eigenartige Aussage, nur als Bespiel, das Phone wird mit den Händen bedient. Wie kommt er auf sowas. Bing, Skype und die Menüumstellung bei Office waren ja auch keine Glanzleistungen, ebenso seine jetzige Arbeit.

    • Assistenten werden auf dem Phone sehr selten benutzt. Alexa nutze ich sehr viel öfter als Cortana auf meinem Phone. Das meint er damit.

  • Also, ich benutzte Cortana ständig für Erinnerungen, Navigation und Informationssuche. Das funktioniert sehr gut. Was auch super ist, dass die Erinnerungen auch auf dem PC hochpoppen.

  • Markteroberung? Naja, ich kann mir nicht vorstellen, eines Tages so etwas in der Art im Haus zu haben und es auch aktiv zu nutzen.

  • Naja, wer's braucht. Ist wohl eher die berechtigte Hoffnung, dass zukünftige Nutzer unterer Altersgruppen des Lesens und Schreibens nicht mehr mächtig sein werden. Deutschland bietet da hervorrragende Marktaussichten für Cortana & Co.
    Unabhängig von Sinn, Unsinn oder wohl eher Absicht, wirft es einen bezeichnenden Blick auf die Qualität Microsofts derzeitiger Führung. Wie überall im Leben lautet auch hier die Frage "Dummheit oder Absicht". Wer Technolgievorsprung leichtfertig aus der Hand gibt ist in einem radikalen Marktumfeld dem Tode geweiht. Da nützen auch die besten Patente nichts mehr. Toshiba ist der derzeitige Abschußkandidat. Über die, die es schon erwischt hat, wurde hier schon geschrieben.

  • Also laut MS ist das Smartphone ja tot, aber ich denke auch der Nachfolger wird nicht von Microsoft dominiert. Wobei ich immer noch denke dass das Smartphone noch lange nicht tot ist. Die Entwicklung wird nur gerade perfektioniert. Nur weil es keine riesen entwicklungssprünge mehr gibt stirbt das Smartphone noch nicht. Es hat nur zunehmend seinen optimalen entwicklungsstand erreicht. Mehr braucht otto-normal user nicht. 95 % sind zufrieden mit der Technik. Kaum einer braucht VR im alltag. Wenn man zukunft gestalten will muss man sie einläuten. Hololens dümpelt So vor sich hin. Consumer werden in Zukunft andere produkte nutzen aber erst wenn es soweit ist. Das dauert noch....um es mit MS worten zu sagen...soon...

  • Lasst mal die Kirche im Dorf. Ich kenne keinen „Normalo“, der die Alexa Sprachtonne benutzt oder gar besitzt. Wir und andere Techniknerds, hier und anderswo, laufen häufig mit einer dicken Linsenbrille durch die Gegend und glauben häufig, dass unsere Sichtweise die der Allgemeinheit ist. Und das ist falsch! Ich kenne viele Technik interessierte „Normalos“ (unterschiedlichen Alters) , von denen hat keiner diese Tonne. Liebe Leute, ihr macht euch aber sowas einen vor…

    • Also das App-Ökosystem von Alexa (Skills), ist schon recht groß. Deine Aussage ist anekdotisch - ich kenne wiederum sehr viele, die Alexa nutzen, auch Normalos.

      Wichtig sind die Zahlen: Alexa ist als Schnittstelle für Home-Automation führend.

      • "Alexa ist als Schnittstelle für Home-Automation führend" Das ist die Macht der selektiv kleinen Zahlen und mehr auch nicht!

          • Es gibt zahlreiche Hersteller aus der Automatidierungstechnik, die das schon vorher konnten. Echo ist keine Revolution, nur mit dem Cloud Unterschied. Hetsteller wie Philips Osram usw. werden nicht nur auf Amazon setzen. Das Lampeneinschalten ist keine Innovation. Es geht hier um die Sprachsteuerung und die wird über das Lampeneinschalten hinaus nur wenig verwendet.

          • Hast du den Artikel gelesen? Es geht doch gerade darum, dass Amazon ein ideales Einsatzszenario für Echo geschaffen und damit die überlegenen Technologien von MS und Google ausgestochen hat.

          • Amazon hat einen guten Start hingelegt, mehr auch nicht. Wenn Amazon in 10 Jahren bei einer Milliarde angekommen ist, dann gebe ich dir Recht.

    • Die Amazon Werbemaschine funktioniert, auch wenn es kaum jemand verwendet. Davon sollte sich MS mal eine richtig dicke Scheibe abschneiden.

  • Heiliges Strohfeuer. Das was Google mit Android in einigen Jahren geschafft hat, das soll Amozon in einigen Wochen gelungen sein. Das permanente Geschwafel von der Amazon (Sprachtonnen) Domminanz kann ich langsam nicht mehr hören, pardon lesen! Im realen Leben spricht niemand darüber. Was sollen die permanente Meldung zur scheinbaren Alexa Domminanz? Ist das etwa ein Teil einer Amazon-Werbetour? Ich glaube es zunehmend, wenn ich den Alexa-Domminanz Bullshit immer aufs neue lese.

    • Warum sollte ein Ex-Microsoft Vize-Präsident, der nun für Baidu arbeitet, Werbung für Alexa machen?

      • Er macht bestimmt keine Werbung, aber er irrt sich. Ich beziehe mich auf die zahlreichen Berichte der Technikzeitungen, die nicht Personnenbezogen waren.

  • Ich kenne fast nur "normalos" die Alexa nutzen. Ich denke technisch interessierte schreckt das eher ab weil sie sich vorstellen können was im Hintergrund alles spioniert wird. Aber auf die normalos kommt es an, das ist die Mehrheit und die sorgt für umsatz. Und die erreicht MS m.E. zur zeit nicht. Siehe preis für ein Surface. Für normalos definitiv zu teuer.

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veröffentlicht von
Leonard Klint

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