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Wissenschaftler klagen: Microsoft Excel verpfuscht Gen-Forschung

Das gibt es auch nicht aller Tage, dass sich ein wissenschaftlicher Artikel im Fachblatt Genome Biology mit Microsoft Excel beschäftigt. Drei australische Forscher werfen der Tabellenkalkulation nun aber vor, für zahlreiche Fehler in Gen-Tabellen verantwortlich zu sein.

Das Problem: Excel wandelt gängige Kürzel für einige Gen Namen automatisch in ein Datum um. Aus SEPT2 (für das Gen Septin 2) wird dann plötzlich der 2. September. Aus dem MARCH1-Gen macht Excel sinnloserweise den 01. März.

Die Forscher schauten sich für ihre Studie 3597 Veröffentlichungen aus 18 Fachzeitschriften an. In 704 von ihnen – das sind fast 20% – fanden sie fehlerhafte Excel-Tabellen. Das Problem betrifft dabei nicht die Forschungspapiere selbst, sondern Datentabellen, die als Zusatzmaterial mit veröffentlicht werden.

Am höchsten war die Fehlerquote ausgerechnet bei der Zeitschrift Nature, die als renommiertestes Wissenschaftsjournal überhaupt gilt. Hier war fast jeder Dritte Tabellenanhang betroffen.

Excel erlaubt es zwar die Formatierung in einzelnen Dokumenten beliebig anzupassen, aber nicht die Konversion Standard-mäßig abzustellen. Microsoft hat wohl auch nicht vor, etwas daran zu ändern. Ein Firmensprecher sagte, das Programm sei vor allem für alltägliche Anwendungsszenarien ausgelegt – die Genforschung fällt offenbar nicht darunter.

Die australischen Wissenschaftler behaupten, die unabsichtliche Umschreibung der Gen Namen sei ein Problem, weil die Daten eine “wichtige Quelle der Genomforschungs-Community sind, die oft wiederverwertet werden”. Sie erwähnen in ihrer Studie übrigens auch, dass Google Sheets die Gen Namen nicht verpfuscht.

Mir persönlich erscheint die Sache eher lustig, als wirklich kritisch. Ein Molekularbiologe weiß hoffentlich, dass der 02. September kein Gen ist und kann sich vielleicht sogar denken, was gemeint ist. Man sollte aber vielleicht auch mal darüber nachdenken, ob so ein Office-Programm überhaupt das richtige Werkzeug für wissenschaftliche Arbeiten ist…

Eine Sache kann ich aber bestätigen: dass Excel “eigenmächtig” Einträge umschreibt, Zahlen aufrundet usw. kann zuweilen wirklich nervig sein.


 

via BBC, SZ

 

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  • Bei meiner Arbeit quäle ich den ganzen Tag Excel-Tabellen und ärgere mich auch über die ungewollten Umformatierungen. Es lässt sich umgehen, indem man den Text mit einem ‚Hochkomma beginnt. Vermeidbar ist das Problem zwar, es nervt aber schon ganz schön. Nein ich bin kein Wissenschaftler. Ich kämpfe mit kaufmännischen Artikeldaten (mit z.T. sehr phantasievollen oder verklausulierten Bezeichnungen) und für mich ist das Alltag.
    PS.: In der App ist jetzt mein Hochkomma ungewollt zu einem Komma umformatiert worden. Soviel zum Thema Alltag.

  • Dumm ist der der dumm........... Wer hat denn gesagt das Exel genau für diesen Bereich eine Tabelle erstellt hat ? Ich muss meine Tabellen auch selbst einrichten.

    • Ja und man kann bei Professional viel selbst formatieren und sperren so ändert Excel nix....

  • Zelle(n), Spalte(n) oder Zeile(n) markieren... Formatieren... Text... "...Inhalt wird genauso angezeigt wie eingegeben." Versteh das Problem dieser "Wissenschaftler" nicht

    • Tja, so sind sie aber meistens drauf, Fachgebietsbezogen weltspitze ; normale alltägliche Dinge die größten Plinsen. Man kann es eben nicht immer allen Recht machen, ist so.

    • Die Autokorrektur soll man dann also nicht nutzen, wenn man den Fall wahrscheinlich hat??? Stimmt das überhaupt? Ich meine die Konvertierung in ein Datum geschieht unabhängig von der Autokorrektur.

  • Haben die schon mal was von benutzerdefinierten Formaten gehört. Wenn ich das Programm ganz offensichtlich nicht beherrsche, kann ich doch nicht von Fehlern bei Standardprogrammfunktionen sprechen!

  • Selber schuld. Mann kontrolliert ja auch seine Arbeit bevor man sie veröffentlicht. Ich arbeite auch täglich mit Excel und muß auch das eine oder andere korrigieren bevor ich es meinem Chef schicke.

    • Natürlich ist die eigene Kontrolle wichtig. Und gerade wissenschaftliches Schreiben hat den Anspruch auch Gegenrechnungen anzustellen. Aber ich kann die "Wissenschaftler" auch verstehen. Meine Abschlussarbeit hatte Gewächshäuser verschiedener Größen über ein Jahr simuliert, welche durch Industrieabwärme beheizt werden sollten. Das Ganze mit allen inneren und äußeren Energieeinflüssen. Das war eine Arbeitsmappe mit fünf Arbeitsblättern mit Vor- und Nachgeplänkel und das "Simulationsblatt" mit den Berechnungen und Wetterdaten. Das Simulationsblatt hatte 8800 Zeilen und Spalten bis "CC" gefüllt mit gegenseitig abhängigen Formeln. Die Berechnung hat auf einem i7-Rechner 10 Minuten gedauert.
      Gefühlt würde ich schätzen, ich habe die Hälfte der Erstellungszeit damit verbracht Excel beizubringen, was ich will und Fehler aus unsinnigen Ergebnissen zu korrigieren. Tatsächlich hatte ich oben genannte Fehler in den Wetterdaten, weil diese vom DeutschenWetterDienst importiert wurden. Sind mir zum Glück aber aufgefallen =)
      -
      Einem in diesem Prozess nachfolgenden Professor kann doch nie und nimmer abverlangt werden, dass er zigtausende einzelne Zellen studentisch zusammengestellter Arbeiten vor der Veröffentlichung auf Fehler vom niederen Pöbel zu kontrollieren. Dafür wird er einfach nicht genügend hoch bezahlt. Der Einsatz von Excel selbst spart ebenfalls Recourcen im Forschungsbudget, denn wenn genug gejammert wird, dann bekommt der Student das in der Regel umsonst...

  • Ich ärgere mich auch fast täglich über Excel. Weil Leute Excel für Sachen verwenden, für das es nie konzipiert wurde. Ich finde, selbst schuld.

    • Ähm... Nein: Die meisten Benutzer kratzen nur an der Oberfläche von Excel herum. Excel besteht nicht nur aus der Tabellenoberfläche, sondern baut auf einer kompletten Programmiersprache auf, mit welcher auch Daten aus dem Windowssystem verarbeitet werden können. Excel selbst enthält ja schon extrem viele Funktionen. Ist die passende dennoch nicht dabei, kann man die halt selbst programmieren. Das Programm ist für alle möglichen indiviellen Berechnungen extrem leistungsstark und mächtig. Für erste Untersuchungen perfekt geeignet. Erst, wenn der Anspruch an benutzerfreundlicheren Eingabemasken und Zusammenfassungen von mehreren Methoden höher wird, dann sind spezialisierte Programme besser.

  • Nun ist das Von-sich-weisen von Verantwortung und das Suchen eines Schuldigen auch in der Wissenschaft angekommen - und auf was für eine peinliche Art und Weise. Wer anderen die Schuld gibt, gibt Ihnen auch die Macht: Ein hochdekorierter, promovierter oder habilitierter Wissenschaftler dominiert von einer Tabellenkalkulation, klasse!!! Jedem Grundschüler wird gelehrt, seine Texte nochmal durchzulesen, werden wissenschaftliche Arbeiten nicht mehr überprüft ? Unglaublich.

    • "...werden wissenschaftliche Arbeiten nicht mehr überprüft ?"
      Doch doch, die werden kontrolliert, aber Stichprobenartig und ob das Ergebnis "plausibel" ist. Also mit anderen Arbeiten irgendwo Schnittstellen hat.

      • Stichprobenartig... Jede soll/muss kontrolliert werden! Man ließt sich ja auch den Einkaufszettel nochmal durch um zu wissen, dass es passt! Wissenschaftler mit ihren Texas Instruments Taschenrechnern und Prius... (ich will jetzt nicht alle in eine Schublade werfen, aber irgendwie sind das doch alle nur ältere Studenten) Es wird Zeit mal mit der Zeit zu gehen!

        • Das war leider nicht eindeutig von mir formuliert: Kontrolliert werden natürlich ALLE Arbeiten. Aber der Inhalt wird stichprobenartig überprüft. Der Student wird zu mehreren, verzwickt wirkenden Stellen befragt. Können diese Fragen kompetent und selbstsicher beantwortet werden, dann kann davon ausgegangen werden, dass der Rest der Arbeit genauso kompetent bearbeitet wurde. Eine Bachelorarbeit wird dabei natürlich weniger lange/intensiv kontrolliert wie z.B. eine Masterarbeit.

  • Also ich bin selber Wissenschaftler. Ich bin grade wieder zu excel gewechselt, da QTI plot einfach fehlerhaft war wenn es darum ging fehlerbalkendiagramme auszuwerten. Für mich ist Excel eins der mächtigsten tool welches ich kenn zur datenauswertung. Grade weil alles auch per hand gemacht werden kann. Und im hintergrund nicht irgendwelche gleichungen angewendet werden, welche nur schwer nachzuvollziehen sind. Weiterhin hat man ja für excel noch VBA, falls die kacke mal richtig am dampfen ist. Klar ist matlab noch mächtiger, aber hier ist (für die datenausweertung) die Benutzung auch komplexer. Ich muss da einfachbnur den kopf schütteln, wenn ich lese, dass MS deswegen verklagt werden soll

  • Arbeite in der IT. Für schnelle Auswertungen nutze ich Excel. Oft kommen die Daten per Copy and Paste oder CSV Datei. Ärgere mich auch übet diese Konvertierungen. Hochkomma davor hilft bei der direkten Eingabe aber nicht so. Danach ist halt Kontrolle angesagt.

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veröffentlicht von
Königsstein

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