Hardware

Wider die Wegwerfkultur – 4 Tipps für Nachhaltigkeit in der IT

Das Thema Nachhaltigkeit ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Immer mehr Menschen versuchen, auf einen ressourcenschonenden Lebensstil umzusteigen. Doch das ist in unserer Gesellschaft gar nicht so einfach. Viel zu lange wurde in allen Bereichen, unter anderem der IT, auf eine Doktrin gesetzt, die den Neukauf als Standard und Nachhaltigkeit maximal als Ultima Ratio ansieht.

Dabei gibt viele Gründe, über die Folgen der Wegwerfgesellschaft zu sprechen. Einerseits entstehen durch den Ankauf neuer Geräte neue Emissionen, denn ein Großteil der klimaschädlichen Auswirkungen entstehen bei der Herstellung von Computern und Co, beziehungsweise bei der für die Umwelt belastenden Gewinnung der Edelmetalle, die für diese Geräte zwingend notwendig sind. Andererseits entsteht auch durch fachgerecht entsorgte Geräte vermeidbarer Abfall und Umweltbelastungen. Denn auch wenn die Recyclingquote bei Elektrogeräten bei 87 Prozent liegt, so entstehen auch durch die damit verbundenen Fahrtwege und Rückgewinnungstechniken für Gold, Platin oder Quecksilber einige Emissionen. Doch mithilfe einiger Schritte, kann versucht werden, nachhaltiger mit der eigenen Hardware umzugehen.

Tipp 1 – Überdenk die Entscheidung einer neuen Anschaffung

Sicher, oft lässt sich die Anschaffung eines neuen Gerätes nicht vermeiden. Irgendwann erreicht ein Computer ein Alter, in welchem die Verwendung von aktueller Software nicht mehr möglich ist. Manchmal ist sorgt auch ein Defekt oder Schaden dafür, dass bei der Menge der Teile, die ausgetauscht werden müssen, eine Reparatur nur noch eine theoretische Option ist. Wenn dank eines Überspannungsschadens etwa Netzteil, Motherboard, CPU und RAM hinüber sind, stellt sich die Frage, ob es sich bei dem Austausch der Teile nicht sowieso um eine Neuanschaffung handelt. Doch solche philosophischen Fragen nach dem Schiff des Theseus beiseite, wer ehrlich ist, selten ist ein Schaden oder wirkliche Überalterung der Hardware der Grund für den Austausch.

Oft geht es einfach darum, etwas mehr Leistung zu bekommen. Sicher, man kommt mit 16 Gigabyte RAM aus, aber wenn gleichzeitig 30 Browsertabs offen sind und mehrere Programme laufen, sind Ruckler vorprogrammiert. Warum also nicht den RAM aufrüsten? Sicher ist dieses Beispiel etwas polemisch, aber Hand aufs Herz, wem sind nicht schon einmal in vergleichbaren Situationen ähnliche Gedanken gekommen? Es ist häufig einfacher, die Hardware upzugraden als die eigenen Verhaltensweisen oder Erwartungen anzupassen. Anstatt nun also einen Impulskauf zu tätigen, sollte sich einmal ein Moment Zeit genommen werden, die Entscheidung zu überdenken und sich folgende Fragen zu stellen:

  • Ist es das, was ich durch einen Neukauf erreichen will wirklich wert?
  • Kann ich das Ziel nur durch einen Neukauf erreichen?
  • Lässt sich die Menge an benötigter Hardware bei einer Neuanschaffung reduzieren?

Selbstverständlich kann das Ergebnis dieser Überlegung zu einem Kauf führen. Wer sich aber bewusster mit den eigenen Entscheidungen auseinandersetzt, kann so auf lange Sicht die ein oder andere unnötige Anschaffung vermeiden und damit schon einen ersten Schritt in Richtung eines nachhaltigeren Lebensstiles tun.

Tipp 2 – Alternativen zum Neukauf bedenken

Nachdem die Entscheidung zugunsten einer Neuanschaffung gefallen ist, sollte sich als Nächstes die Frage danach stellen, ob es wirklich Neuware sein muss. Viele Geräte oder Teile können auch gebraucht erworben werden und sind so ressourcensparender.

Aus diesen Überlegungen ist ein neues Geschäftsmodell entstanden, auf welches einige Händler und Hersteller setzen, das Konzept Refurbished-IT. Hierbei werden Altgeräte überholt und auf fehlerfreie Funktion geprüft. Danach werden die Refurbished-Geräte zu deutlich kompetitiveren Preisen als bei Neuwaren vertrieben. Hier zeigt sich aber auch eine der Schwächen dieses Modells, denn die Waren brauchen einen Markt. Gerade im Bereich von Tower-PCs und Laptops hat sich durch die Etablierung von Leasing-Geräten in vielen Firmen ein regelrechter Markt um die Verwertung dieser PCs gebildet.

Allerdings handelt es sich meist um ehemals mittel bis hochpreisige Geräte. Denn für das Refurbishing von niedrigpreisigen Geräten fehlt oft der Abnehmer. Daher haben unbeliebte oder unbekannte Marken häufig das Nachsehen, denn die Kunden für den Weiterverkauf fehlen. Aber auch für den Vertreiber würde sich der Verkauf nicht lohnen, zu niedrig sind die Gewinnspannen im Vergleich zu den Kosten bei günstigerer Hardware. Die Gewinnspanne kann aber auch bei hochwertigeren Geräten ein Problem sein. Denn sobald sich die Kosten etwa durch teurere Ersatzteile oder aufwändigere Reparaturen nicht mehr lohnen, ist das Produkt für Refurbisher uninteressant. Dennoch leistet die Anschaffung von Geräten aus dem Refurbishing-Segment einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft.

Tipp 3 – Durch Reparaturen den Lebenszyklus der Geräte verlängern

Kaputte Teile im PC bedeuten nicht immer das Ende des Geräts. Die Hardware der meisten PCs sind mittlerweile sogar für Laien leicht auszutauschen. Sicher, bei manchen Arbeitsschritten wie dem Wechsel der CPU muss vorsichtig gearbeitet werden, damit die Pins nicht beschädigt werden, aber im Großen und Ganzen lassen sich die viele Abläufe mit Anleitungen und Guides bewältigen.

Doch es soll auch gestandene Informatiker geben, die sich scheuen, sobald es um Hardware geht. Manchmal fehlt auch einfach das spezifische Know-how, um ein Teil oder ein Gerät zu reparieren. Glücklicherweise haben sich ganze Communitys rund um Hobbybastler, ehemalige Elektrotechniker und Technik-Enthusiasten gebildet, die in ihrer Freizeit gegen dabei helfen, selbst komplexere Reparaturen zu bewältigen. Egal ob in Foren oder Repair-Cafés, wer sich nach Hilfe umsieht, findet meist jemanden, der bereit ist, sein Wissen über die Technik zu teilen. Manche übernehmen gegen eine kleine Gebühr die Reparatur selbst, andere verfolgen die Doktrin „Hilfe zur Selbsthilfe“.

Aber auch der Verkauf an einen der bereits erwähnten Refurbisher ist eine Möglichkeit durch Reparatur den Fortbestand des Produktes zu gewährleisten. Auch auf Seiten wie eBay Kleinanzeigen können defekte Geräte an Einzelpersonen aus der Region verkauft werden, welche dann versuchen, das zu verwerten was, möglich ist. Im Gegensatz zu den Refurbishing-Unternehmen, bei denen die Geräte teils lange Transportwege zurücklegen müssen, etwa vom Verkäufer zum Unternehmen, und von dort möglicherweise noch zu einem Subunternehmer, ist der Verkauf an den regionalen Bastler potentiell emissionssparender.

Tipp 4 – Auf faire gehandelte IT setzen

Wer sich für den Kauf von fair gehandelten IT-Produkten einsetzt, leistet nicht nur einen Beitrag für die Nachhaltigkeit, sondern setzt sich auch für den Schutz von Menschenrechten ein. Damit ein IT-Gerät als fair gilt, sollte es bestimmte Voraussetzungen erfüllen:

  • Das Produkt sollte langlebig sein
  • Es sollte ressourcenschonend hergestellt werden
  • Die Arbeitsbedingungen sollten sich nach internationalen Standards richten
  • Die Umwelt sollte, wenn nur mit geringen Schadstoffen oder Strahlung belastet werden
Wenn für das Gold für Platinen etwa der Regenwald zerstört wird, kann das nicht fair sein.

Dies sind nur ein paar Kriterien, denn es gibt verschiedene Institutionen, die ihre Siegel auf Grundlage unterschiedlicher Parameter vergeben. Der Blaue Engel setzt etwa andere Kriterien als Energy Star, manche haben eher einen Fokus auf Nachhaltigkeit, manche eher auf die sozialen Aspekte. Um nicht den Überblick zu verlieren und Siegel zu finden, die auf Voraussetzungen bestehen, die einem selbst wichtig sind, hat die Bundesregierung eine eigene Website eingerichtet.

Noch fristen solche Siegel im IT-Segment ein Schattendasein im Vergleich zu ähnlichem Siegel in der Lebensmittel- oder Textilbranche. Allerdings richtet sich der Markt nach der Nachfrage und wenn die Kunden mehr fair gehandelte IT-Produkte fordern, dann werden die Hersteller sich umstellen müssen. Dafür muss diese Nachfrage aber auch kundgetan werden. Wer den Herstellern über E-Mail oder Foren den eigenen Bedarf nach faireren IT-Produkten mitteilt, leistet einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigeren Branche.

Diese Tipps sind natürlich nur Ansätze, wer sich selbstständig mit diesem Thema auseinandersetzt, findet natürlich noch weitere Gebiete bei denen die Tech-Branche nachhaltiger werden kann. Derjenige der ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit entwickelt hat, wird im eigenen Alltag noch viele weitere Möglichkeiten finden, bei denen nachjustiert werden kann. Wer sich dabei erwischt, sich zum Beispiel zu fragen, welche Kühlung für den eigenen PC am energiesparendsten ist oder wie viel Quecksilber in dem eigenen Monitor steckt, ist auf dem besten Weg nachhaltiger zu leben.


Bild 1 adobe.stock © ronstik

Bild 2 adobe.stock © Kakteen

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Königsstein

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