Hannes Ametsreiter, seines Zeichens Geschäftsführer der deutschen Vodafone Tochter hat in einem Kommentar im Vodafone-Blog seine aktuelle Sicht der Ding im Bezug auf die 5G Auktion der Bundesnetzagentur aufgezeigt. Hier noch mal eine kleine Zusammenfassung der Vorgaben der Bundesnetzagentur:
Regionale Netze gefährden allgemeine Netzqualität
Sollte die Aktion unter den Bedingungen wie aktuell von der Bundesnetzagentur vorgelegt stattfinden, so sind verschiedene Unterteilungen vorgesehen. Unter den Hammer kommt im sub6GHz-Bereich Spektrum im 3,6 GHz Band sowie im mmWave-Bereich Spektrum im 26 GHz Bereich. Hiervon sollen etwa 1/4 des zur Versteigerung stehenden Spektrums für lokale Unternehmen und regionale Netze reserviert werden. Den Rest dürfen die nationalen Anbieter Deutsche Telekom, Vodafone sowie Telefónica unter sich aufteilen.
Hierbei sieht Ametsreiter bereits ein großes Risiko bzw. ist der Meinung, dass regionale Anbieter eine Gefahr für die Investitionen der nationalen Anbieter darstellen: Hierbei fürchtet der Österreicher, dass sich Unternehmen wie Freenet (Mobilcom-Debitel) oder 1&1 Drillisch, lukrative regionale Frequenzpakete herauspicken und so beispielsweise die lukrativen Städte abdecken, ohne dabei in den Ausbau auf dem Land investieren zu müssen. Dieses Cherry-Picking vergleicht er damit, dass sich bei Monopoly ein Spieler die „Parkstraße und Schlossallee zum Preis der Badstraße kaufen könnte,“ und somit die Investitionen für die anderen Teilnehmer zunichte macht.
Ametsreiter argumentiert, dass durch regionale Netz Geld von den nationalen Netzbetreibern abgezogen wird, welche diese für die Investitionen in einen bundesweiten Netzausbau benötigen. Auch würde dadurch der Antennenwald noch größer werden, da die aktuellen Frequenzen nicht für einen flächendeckenden Ausbau geeignet sind. Allerdings besitzen die Netzbetreiber aktuell noch insgesamt 30 MHz gepaartes Spektrum im noch nicht genutzten 700 MHz Band (Band 28), welches auch für 5G genutzt werden könnte.
Vodafone ist Porsche, 1&1 ist Lada
Doch auch an Resellern und Diensteanbietern lässt er keine gute Feder. Vor einigen Wochen brachte Ralph Dommermoth, CEO von United Internet (Mutterkonzern von 1&1 Drillisch) den Begriff National Roaming auf den Tisch, welcher letztendlich von der Bundesnetzagentur wieder verworfen wurde. Ametsreiter teilt hier allerdings dennoch ordentlich aus und vergleicht sich mit Porsche, welches staatlich dazu gezwungen würde dem russischen Automobilhersteller Lada (1&1) seine Motorentechnologie umgehend zur Verfügung zu stellen. Doch hier hört die Kritik noch nicht auf: Zwar nennt er 1&1 Drillisch nicht beim Namen, doch er kritisiert, dass das Geld von den Netzbetreibern hin zu den Unternehmen fließt, welche die Netze nur nutzen. „Sie kassieren, während andere investieren.“
So ist seiner Aussage nach zufolge der stärkste Anbieter (in diesem Fall 1&1 Drillisch) in den letzten drei Jahren etwa 15 Mal so stark gewachsen wie der stärkste Netzbetreiber. Pro ausgegebenem Euro bekommt dieser 5-mal so viel Einnahmen zurück.
Vodafone möchte Ausbauverpflichtung abschwächen
Ametsreiter kritisiert zusätzlich die aktuell in den Bedingungen stehende Ausbauverpflichtung der Netzbetreiber. Laut dem Papier der Bundesnetzagentur sollen die Mobilfunkanbieter die Frequenzen ersteigern bis 2022 alle Autobahnen und Bundesstraßen mit mindestens 100 Mbit/s versorgen. Auch sollen Netzbetreiber zusätzlich zu den Stationen welche für die Abdeckung der Haushalte und Straßen benötigt werden noch 500 weitere Mobilfunkstandorte errichten. Bei drei Anbietern wären das dann 1500 zusätzliche Standorte. Auch gibt die Bundesnetzagentur den Unternehmen die Möglichkeit National Roaming selbst zu verhandeln, möchte aber nicht regulierend eingreifen.
Ametsreiter möchte hier, dass die Ausbauverpflichtungen statt bis 2022 bis 2024 gelten, und sich somit 2 Jahre zusätzlich erkaufen. Welche Regularien letztendlich übernommen werden, zeigt sich am 24. September. Die Auktion selbst soll im ersten Quartal 2019 in Mainz stattfinden.
Was denkt ihr über das Thema?
Ich schätze Ametsreiter sehr, doch hier hat er sich deutlich vergriffen in seiner Wortwahl. Mit ihm ist wieder ein Mann von Format zurück an der Konzernspitze. Nicht ganz wie der alte Fritz (Joussen) aber recht nahe dran…
Fakt bleibt aber;
Anderen Mobilfunkanbietern ihren beachtlichen Erfolg vorzuwerfen ist mehr als schäbig. Besonders im Falle von 1&1 Drillisch, deren Erfolg eben gerade nicht auf dem PRÄMUMNETZ von Vodafone beruht. Neulich war bei WinSIM wieder eine Telefonie- und SMS-Allnetflat mit 1 GB LTE (Flat) für 4,99 € im Monat ohne Startpaketpreis. Da würde ich als Vodafone auch nervös werden. 🙄
Also ich kann gut verstehen was er meint. Es kann nicht sein, dass Vodafone, T-com und Telefonica die Netze aufbauen und warten müsssen und immer mehr Auflagen vom Regulierer aufgedrückt bekommen, während sich 1&1 mit günstigen Preisen ins gemachte Nest setzt. Die Provider sollten genau so am Ausbau beteiligt sein. Und wenn sie Verträge zum Ausbau mit einzelnen Netzbetreibern schließen. Aber nur Nutzungsgebühren zahlen und sich dann vielleicht noch beschweren, weil diese den gewinn drücken, kann nicht sein.
Für mich sind die alle gleich mies was die Abdeckung angeht egal ob O2 oder Telekom Einmahl die Woche einen Super Gau und da redet der feine Herr von Porsche und Lada er hat Tuck Tuck vergessen
Vodafone Ziel ist die Schaffung eines Netzes mit nur drei Anbietern. Telefonica würde man dann versuchen aus dem Markt zu drängen. Das nennt man Optimierung des Gewinns und Ausschaltung lästiger Konkurrenz.
Auf der anderen Seite könnte man den guten Herren mal beim Netzausbau beim Wort nehmen. Vodafone baut doch auch nur Netze dort auf wo es sich lohnt, bzw. wo sie um die Verpflichtung zur Netzabdeckung nicht herum kommen.
Woanders lassen sie sich das teuer von Ländern und Kommunen bezahlen. Letztendlich macht man das was man den kleinen Anbietern vorwirft selbst in größerem Maßstab.