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[Test] Google WiFi – Alternative zu AVM und Co.?

WiFi, im deutschen Sprachraum eher unter WLAN bekannt kann zugleich Segen, als auch Fluch sein. Besonders in dicht besiedelten Gebieten wie Innenstädten oder Mehrfamilienhäusern kommt die drahtlose Technologie häufig an ihre Grenzen. Doch auch mit dicken Wänden, Stahlbeton oder einfach nur großen Häusern hat die auf elektromagnetischer Strahlung basierende Technologie so ihre Probleme.

Netzwerke

Es gibt mehrere Herangehensweisen um sein WLAN zu optimieren. Die einfachste wäre es, einfach ein paar Repeater zu kaufen und diese dann verteilt in der Wohnung oder dem Haus in die Steckdose zu stecken. Problem hierbei ist allerdings, dass sich pro Repeater die zur Verfügung stehende Bandbreite halbiert, sodass man das nicht wirklich gut nach oben hin skalieren kann. Einen anderen Weg gäbe es mit per Power-LAN angeschlossene Access Points für die Steckdose. Das Internetsignal kommt hierbei über die Stromleitung. Allerdings ist das Signal auch sehr anfällig für Störungen und gerade bei alten Gebäuden mit nicht modernisierten Stromnetzen tauchen Probleme auf.

Der Königsweg wäre es natürlich, Cat.7-Kabel in die Wände zu verlegen und so viele Geräte wie möglich über Ethernet anzuschließen und den Rest dann mit per Ethernet angebundenen Access Points zu versorgen. Hierfür eignen sich beispielsweise die Ubiquity UniFi Access Points. Bei vielen Zimmern geht jedoch auch das gehörig ins Geld, ganz zu schweigen von dem Aufwand die Ethernet-Infrastruktur in die Wände zu bekommen.

Mesh WLAN

Ein relativ neuer Trend und als eine ziemlich gute Alternative erweist sich das Mesh-WLAN. Das Mesh-WLAN kombiniert, wenn man so will, die Vorteile von Repeatern mit denen von per Kabel angebundenen Access Points. Zwar kommunizieren die einzelnen Mesh-Punkte kabellos untereinander, allerdings hat das Netzwerk dann keine sternförmige Topologie wie bei einem rein auf Repeatern basierenden Aufbau, sondern die eines Geflechts (daher auch der Name).

Untereinander kommuniziern die einzelnen Mesh-Punkte über ein separat genutztes, kabelloses Netzwerk, sodass die vom Kunden nutzbare Bandbreite nicht beeinflusst wird. Dadurch braucht nur eine Einheit im Mesh, am besten per Kabel, an das Netzwerk angeschlossen zu werden und die restlichen Punkte braucht man lediglich in eine Steckdose zu stecken.

Wir haben uns zu diesem Thema das Mesh-System von Google angeschaut: Google WiFi. Doch Google ist nicht der einzige Anbieter von solchen Produkten: Ubiquity hat mit seiner AmpliFi-Serie ein ähnliches System im Angebot und auch der deutsche Hersteller AVM bietet mit seinen Fritz!-Produkten eine Mesh-Möglichkeit.

Google WiFi

Doch nun zum eigentlichen Produkt. Das Starterset von Google WiFi bietet 2 Mesh-Punkte, ein Ethernet-Kabel sowie zwei USB-C Netzteile. Ein Mesh-Punkt ist rund und passt von der Größe her schätzungsweise gut in eine Handfläche. Auf der Unterseite befinden sich die Anschlüsse: 2x Ethernet (1x WAN) sowie 1x USB-C. Ansonsten zeigt sich das in weiß gekleidete Gerät recht unscheinbar: Es wird auf der Seite von einem Ring unterteilt, der je nach Status in weiß oder blau leuchten bzw. blinken kann.

Eingerichtet wird das Netzwerk über eine für Googles Android- oder Apples iOS-Betriebssystem verfügbare Applikation. Für Windows Phone bzw. Windows 10 Mobile gibt es diese leider nicht. Der Einrichtungsprozess erweist sich als vergleichsweise einfach. Man wird von der App an die Hand genommen und Schritt für Schritt durch den Prozess geführt.

Praxiserfahrung

Für den Test hatten wir ein altes Bauernhaus mit teilweise 60cm starken Wänden zur Verfügung, ideal also um eine moderne WiFi-Lösung zu testen. Als DSL-Anschluss kam ein Telekom VDSL Anschluss mit maximal 50 MBit/s im Download zum Einsatz. Ein Accesspoint wurde im ersten Stock aufgestellt, wo auch der Router steht und mit ihm via Ethernet verbunden. Der zweite Access Point fand sein Zuhause im Erdgeschoss um dort die Küche, das angrenzende Esszimmer sowie den Garten samt Terasse mit WiFi zu versorgen. Im Obergeschoss waren das Wohnzimmer, ein Schlafzimmer, das Bad sowie ein Gästebereich abzudecken.

Während ein herkömmlicher Router kaum ein Signal bis ins benachbarte Zimmer bekam, war es mit den Mesh-Access-Points ohne Probleme möglich, das gesamte Haus mit WLAN zu versorgen. Selbst in der Küche, wo zuvor gar kein Signal ankam, konnte der zweite Mesh-Punkt einen ausreichend schnellen Link zum anderen Mesh-Punkt herstellen, sodass das Erdgeschoss mit den vollen 50 Mbit/s versorgt werden konnte.

Das beim Test verwendete iPhone 8 roamte (WiFi Roaming) auch ohne nennenswerte Probleme zwischen den beiden Mesh-Punkten und bringt damit nicht die Nachteile von klassischen Access Point oder Repeaterlösungen ohne aktiven Netzwerkcontroller mit sich.

Das System von Google bietet dabei ein Dual-Band-Signal mit jeweils einem 2,4 GHz sowie einem 5 GHz Träger. Leider kann man nicht pro Band eine separate SSID auswählen, man muss also Vertrauen dass Access Point und Endgerät von sich aus die jeweils bessere Übertragunsart auswählen. Gefunkt wird nach 802.11a/b/g/n/ac inklusive Beamforming. Das System verfügt zusätzlich dazu über 512 Megabyte Arbeitsspeicher, eine Quadcore ARM CPU sowie 4 GB eMMC Flash.

Fazit

Das System macht spaß und einmal optimal aufgestellt und konfiguriert tut es auch ohne Probleme seinen Dienst. Die Geschwindigkeiten sind wie man sie erwarten würde durch den 802.11ac-Standard sehr hoch und auch das Mesh-Netzwerk selbst wirkt sehr stabil. Zumindest konnten ihm mehrere 60cm-Wände nicht viel anhaben. Allerdings kommt es hier immer auf die örtlichen Gegebenheiten an und man sollte einige Zeit für die optimalen Standorte der Mesh-Punkte einplanen. Einen eher faden Beigeschmack hinterlässt aber der Hersteller des Systems: Google. Gerade nach dem großen Facebook-Skandal sollte man es sich vielleicht doch zwei Mal überlegen, ob man eine der größten Datenkraken der Welt Zugang zum privaten Netzwerk gewähren möchte.

Auch ist das Netzwerk prinzipiell von Außen erreichbar, da man über die App das Netzwerk auch aus dem Mobilfunknetz oder von anderen Netzwerken aus verwalten kann. Google sollte daher darauf achten, gerade bei dieser Verbindung Sicherheitslücken zu vermeiden. Doch gerade die Google WiFi App ist auch ein großer Pluspunkt des Systems. Von hier lässt sich zentral alles steuern, sei es der Gastzugang oder der zeitenbeschränkte WLAN-Zugang für die Kinder. Auch kann man im privaten die Netzneutralität verletzen, indem man priorisierte Geräte festlegt, die immer bevorzugt mit Bandbreite versorgt werden. Sollte der Sohnemann sich irgendwelche Videos herunterladen bleibt so beispielsweise genügend Bandbreite über, um am Fernseher seine Lieblingsserie in 4K zu genießen.

Von den Datenschutzaspekten abgesehen blickt man auf ein ausgereiftes System mit der Möglichkeit, beliebig viele Mesh-Punkte zu ergänzen und so das Netz entweder zu verdichten oder zu vergrößern.

Google Wifi ist aktuell für 235 Euro im Set mit zwei Mesh-Punkten zu haben.


 

Zeige Kommentare

  • Ich bin da mit meiner Fritzbox gut bedient (und es muss auch nicht immer alles von Google sein). 😉

    • Richtig. Und für das Geld dieser Mesh-Geräte kann man sich auch 3-4 mal die 4040 kaufen und per Kabel an den Router klemmen. Hat den Vorteil, dass man zusätzliche Lan-Anschlüsse erhält. Mesh ist doch einfach nur der Bequemlichkeit geschuldet.
      Trotzdem Danke an den Autor für den Artikel bzw. den Werbebeitrag ☺

    • Am besten noch Kamera, Mikro rein und google Service dahinter.... 😀

  • Bei FRITZ!Box kann man auch priorisierte Geräte einstellen... Nur so als Tipp! 😏

  • Bin ich froh, dass mein neuer Vermieter im ganzen Haus Ethernet-Kabel verlegt hat und es in jedem Zimmer einen Ethernet-Anschluss gibt. Zentrale ist im Erdgeschoss ein kleiner Raum mit einer Fritz Box und einem Schacht von eben soviel LAN-Eingängen wie es Zimmer gibt. Dass man das in Neubaus so macht ist hoffentlich Standard in der Zukunft.

  • Also ich habe den aufwand betrieben und Cat. 7 Kabel verlegt. So groß ist der Aufwand in meinem Fall nicht gewesen und das Ergebnis ist super. Stecker rein und alles funktioniert zuverlässig!

  • Am Besten gefällt mir der letzte Absatz des Artikels: "Von den Datenschutzaspekten abgesehen ..." Kauf-Ausschluss-Kriterium, wohl für viele ...

  • Nachdem ich diesen Beitrag nun das 2. mal mir Durchgelesen habe - stell ich mir die Fragen ob der Verfasser dieses Artikels Geld dafür bekommt. Damit er dieses Produkt an die Leute bringt.
    Bevor man ein Produkt, wie dieses in den Himmel hebt - welches seiner angeblichen Leistung nur unter Labor Bedingungen erreichen kann. Sollte man lieber einmal die Problematik erläutern warum es mittlerweile so schwer ist, ein vernünftiges und stabiles WiFi Netzwerk auf die Beine stellen.
    Hierbei sollte die Frequenzwahl, einzugliedernde Geräte sowie den Aufstellort eine wichtige rolle spielen. Und nicht welche Geräte ich mir noch anschaffen muss/kann damit ich ein halbwegs vernünftiges WiFi-Heimnetz bekomme.
    In der Firma in der Ich arbeite ist es so, dass jemand einen 2-3 stündigen Vortrag halten muss - ob aus dem Bereich der IT oder für unsere Kreativen aus den Bereich Text und Bildgestaltung. Vor ca. 2 Monaten hatte ich einen Vortrag über die Steigerung des WiFi Netzes in den eigenen 4-Wänden gehalten - welcher auch noch bei fasst 90% der gesamten Belegschaft mit positiver Rückantwort aufgenommen wurde. Dort habe ich aufgezeigt, welche Gründe es gibt das unser Heimisches WiFi-Netzwerk so schnell an seine grenzen stößt obwohl dies die Hersteller der entsprechenden Produkte doch anders bewerben. Ebenso habe ich dort erklärt wie einfach es doch ist, ein stabiles nach innen gekehrtes WiFi-Netz aufzubauen ohne dafür wirklich viel Geld (0,-€ - max. 400 €) in die Hand zu nehmen.
    Wenn ich die Tage Zeit finde werde ich diesen Vortrag (PowerPoint Präsentation) ins Forum stellen.

    • Das ist ja alles schön und gut und auch nicht verkehrt. Aber ich hab mir hier halt dieses spezielle Produkt angeschaut und getestet, nicht mit der Intention einen allgemeinen WiFi-Ratgeber zu schreiben. In Zukunft plane ich noch die AmpliFis von Ubiquity zu testen, mal sehen wann die ankommen.

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veröffentlicht von
Tomás Freres

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