[Test] Das Nokia 6 im Alltag

Lange hat es gedauert, bis ich das “neue” Nokia 6 (welches nun leider nicht mehr so neu ist), endlich in den Händen halten durfte. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten meines Anbieters hier in der Schweiz durfte ich zwei Monate auf das Gerät warten. Die nun überwundenen Schwierigkeiten halten mich dennoch nicht davon ab, Euch einen tiefergehenden Einblick in den Alltag mit dem Nokia 6 zu gewähren.

Lieferumfang

Der Lieferumfang des Nokia 6 ist überschaubar. Neben dem Gerät gibt es noch das Ladegerät, welches sich aus einem USB-Kabel (leider kein Typ-C) und dem Stecker zusammensetzt, die SIM-Schlitten-Nadel sowie ein Headset (Details zu diesem bei Audio) sowie eine Kurzanleitung. Hier seht Ihr den kompletten Inhalt auf einen Blick:

Verarbeitung/Haptik

Nokia stand bisher immer für eine gute, wenn nicht sogar hochwertige Verarbeitungsqualität. Auch wenn der Name Nokia nur an HMD Global lizensiert ist, merkt man dennoch, dass das Unternehmen von ehemaligen Nokia-Mitarbeitern geführt wird. Das Metallgehäuse (Höhe 154 mm, Breite 758 mm, Dicke 785 mm) des Nokia 6 fühlt sich sehr wertig an, das 5,5 Zoll IPS-LCD-Display, welches durch Corning Gorilla Glass geschützt ist, fügt sich schön in das Gehäuse ein und ist durch leicht abgerundete Kanten angenehm in der Bedienung. Die Hardwaretasten für Lautstärke und der Power-Button haben einen guten Druckpunkt, während die Bedienungstasten (Home, Zurück, Menü) sehr gut auf sensorische Eingaben reagieren. Der Fingerabdruck-Sensor ist im Home-Button untergebracht und funktioniert ähnlich schnell wie bei Top-Geräten, z. B. dem HTC U Ultra. Auch wenn die Hauptkamera leicht hervorsteht, fügt sich diese dennoch gut ins Gesamtbild. Das Gewicht des 5,5 Zoll-Gerätes ist dabei angenehm, auch wenn ich schon leichtere Telefone in dieser Größe in Händen hielt.

Software

Als langjähriger Nokia-Fan kenne ich so ziemlich alle von Nokia bisher verwendeten Betriebssysteme. Bei Windows Phone hat Nokia es trotz der Einschränkungen seitens Microsoft geschafft, sogenannte “unique features” zu implementieren (Blick, Equalizer, Nokia Camera, etc..). Bei den Androiden geht Nokia (noch) kein Risiko. Die Geräte nutzen eine sogenannte “Vanilla”-Version von Android. Diese sind nahezu unmodifizierte OS-Versionen. So fehlt ein eigener Launcher und weitere Anpassungen. Lediglich die Kamera-App wurde speziell auf das Nokia 6 zugeschnitten, und die Nokia-Support App auf dem Gerät vorinstalliert.

Das hat einige Vorteile, unter anderem läuft das Gerät sehr rund und bekommt Software-Updates sehr schnell nach der Veröffentlichung. Der September-Sicherheitspatch kam z. B. auf das Nokia 6, noch bevor die Google-eigenen Geräte (Nexus/Pixel) diese erhielten. Mein Nexus 5x erhielt den Patch erst zwei Tage später. Als großen Nachteil sehe ich hier jedoch die Tatsache, dass sich das Nokia 6 dadurch kaum differenzieren kann. An dieser Stelle hat HMD Global also noch riesiges Potenzial. Wir dürfen gespannt bleiben, ob dieses auch genutzt wird.

Konnektivität

Obwohl das Nokia 6 eher in der Mittelklasse angesiedelt ist, bietet es eine breite Range an verfügbaren Verbindungen. So ist LTE in der Kategorie 4 an Board und sorgt zusammen mit Wifi 802.11 (n, ac, a/b/g) für eine schnelle Internetverbindung. Der Speedtest kann sich sowohl im LTE-Netz als auch im WLAN sehen lassen:

Bluetooth-Verbindungen (Bluetooth 4.1 LE) haben bei mir zu meinen verschiedenen Audiogeräten und meiner Android-Smartwatch ohne Problem geklappt – dies dürfte vor allem dem Snapdragon-Systemchip zu verdanken sein. Daneben unterstützt das Nokia 6 noch NFC, dies konnte ich allerdings nur ein mal testen (um einen Link zu teilen), funktionierte aber ebenfalls ohne Probleme.

Die Ortung via (A-)GPS klappt sehr präzise und schnell. So erkennen z. B. Google Maps, Sygic und Swarm die Positionen relativ genau und können so exakte Ergebnisse liefern.

Display

Das Nokia 6 verwendet ein IPS-LCD-Display mit Full-HD Auflösung (1920 x 1080 Pixel) im 16:9 Format. Durch die Größe von 5,5 Zoll ergibt sich eine Pixeldichte von 403 DPI. Das Display stellt mit diesen Voraussetzungen alle Inhalte scharf dar, und ist – sofern man die automatische Helligkeitsregulierung einschaltet – in allen Situationen gut lesbar. Die Lesbarkeit in direktem Sonnenlicht oder unter direkter Lampeneinstrahlung ist in Ordnung, hat aber dennoch mit dem spiegelnden Display durchaus seine Probleme.  Unterm Strich bietet das Display alles, was ich von einem Nokia-Gerät erwarte, ohne dabei einen Wow-Effekt zu erzeugen.

Audio

Das Nokia 6 kommt mit Dolby Atmos Unterstützung, welche (eigentlich) gute Audioeigenschaften verspricht. Sofern man die Dual-Lautsprecher des Gerätes verwendet, bekommt tatsächlich einen relativ guten Klang für ein Smartphone geboten, sofern man den Dolby-Schalter in den Audio-Einstellungen auf “An” stellt. Letzterer schaltet sich zumindest auf meinem Gerät jedoch ohne erkennbaren Grund häufig aus, so dass ich hier nicht wirklich von einem konsistenten Klangbild sprechen kann.

Das mitgelieferte Headset ist wohl in erster Linie für Telefonate gedacht. Anders ist die wirklich schlechte Klangqualität beim Medienkonsum nicht zu erklären. Beim Telefonieren ist die Sprachqualität ausreichend, aber sticht nicht großartig heraus. HMD Global hätte besser daran getan, gar kein Headset beizulegen.

Kamera(s)

Das Nokia 6 wartet mit einer 16 Megapixel-Kamera und einer Blendenöffnung von 2.0f als Hauptkamera auf, die durch einen Dual-Tone-Blitz unterstützt wird. Die Bildqualität kann jedoch nicht immer überzeugen. Die Kamera ist meines Erachtens nach für gelegentliche Schnappschüsse gerade gut genug, der Blitz vermag hier keine großen Wunder zu vollbringen. Wenn denn mal eine gute Aufnahme gelingt, sind die Farben jedoch oftmals zu kräftig und entsprechen nicht der Realität. Wer ein Nokia 6 sein Eigen nennt, braucht gar nicht erst zu versuchen, Bilder im Low-Light aufzunehmen. Hier offenbart sich eine offensichtliche Schwäche des finnischen Androiden.

Die Kamera-App an sich ist relativ einfach gestrickt. Viele Einstellungsmöglichkeiten gibt es nicht, so kann der Modus gewechselt werden, die Belichtung angepasst und verschiedene, vordefinierte Szenen genutzt werden. Alles in allem habe ich hier historisch bedingt mehr von Nokia erwartet.

Panoramas können mit dem Nokia 6 gelingen, allerdings ist die Bedienung nicht gerade einfach. Sobald man zu weit von der Linie abkommt oder sich zu schnell bewegt, bricht die Aufnahme des Panorama sofort ab. Wenn es dann doch einmal gelingt, den gewünschten Bereich aufzunehmen, sind die Ergebnisse leider ebenfalls nicht immer überzeugend.

Die Weitwinkel-Frontkamera, welche mit 8 Megapixeln auflöst, bietet die gleichen Modi wie die Hauptkamera, mit Ausnahme des Panorama-Modus. Auch hier sollte man keine überraschenden Ergebnisse erwarten. Dem täglichen Guten-Morgen-Selfie steht jedoch nichts im Weg.

Hier einige mit den beiden Kameras aufgenommen Bilder:

Auch bei der Video-Aufnahme gibt es nichts besonders zu berichten. Eher negativ aufgefallen ist die Tatsache, dass Slow-Motion-Videos nicht mit voller Auflösung aufgenommen werden können. Ab einem Faktor von 1/3 können diese sogar nur noch in SD mit 480 Pixeln aufgenommen werden. Leider enttäuscht Nokia hier auf ganzer Linie.

Akku

Das Nokia 6 wird mit einem fest verbautem 3000mAh-Akku ausgeliefert. Dieser reicht bei mäßiger Nutzung durchaus über den Tag (mein Rekord lag bei 18 Stunden von 100% auf 15%), bricht jedoch bei stärkerer Nutzung sehr schnell ein und verlangt nach einer Steckdose. Das Nokia 6 unterstützt kein Quick-Charge und wird mit einem USB 2.0-Kabel geladen. Es kann daher 2 bis 3 Stunden dauern, bis der Akku wieder komplett gefüllt ist. In dieser Preisklasse haben Geräte anderer Hersteller zumindest Quick-Charge an Bord.

Performance

Das Nokia 6 ist mit einem Snapdragon 430 aus dem Hause Qualcomm ausgestattet. Dabei handelt es sich um einen 8-Kern-Prozessor, der mit maximal 1,4 Ghz taktet. Diesem stellt Nokia 3GB Arbeitsspeicher zur Seite. Im allgemeinen reicht dies aus, um eine flüssige Nutzung des Gerätes sicherzustellen. Dennoch merkt man an einigen Stellen, dasss es sich beim SD430 eben um einen der schwächeren Prozessoren für mobile Geräte handelt. So kann es schon mal ein wenig dauern, bis eine App sich öffnet, nachdem man eine Benachrichtigung angeklickt hat. Ab mehr als 4 Anwendungen im Hintergrund wird das wechseln zwischen den Apps spürbar langsamer. Dennoch halten sich diese Gedenkpausen im Rahmen – zumindest war es bei mir nie so lange, dass ich es als wirklich störend empfand.

Abschließendes Fazit

Nokia is back… leider nicht in allen Bereichen mit der vormals gewohnten Qualität. Dennoch ist das Nokia 6 ein solides Android-Gerät. Wer mit dem Smartphones surft, ein paar Apps nutzt und seine Social-Media-Aktivitäten abdecken möchte, kann ruhigen Gewissens zum Nokia 6 greifen. Hervorzuheben ist auch, dass das Nokia 6 immer eine aktuelle Betriebssystemvariante installiert hat. Das Gerät bietet eine gute Verarbeitung und macht einen stabilen Eindruck. Musikliebhaber und Foto-Enthusiasten sollten sich jedoch lieber nach Alternativen umschauen, die es in dieser Preiseklasse (240 Euro) durchaus gibt.

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msicc

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