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Microsoft: Wir wollen mehr Steuern zahlen! Amazon: Nur um uns schlecht aussehen zu lassen!

Das hört man auch nicht alle Tage: ein auf Profit getrimmter Weltkonzern bittet geradezu um eine Steuererhöhung, die den eigenen Höchststeuersatz um satte 67% anheben würde.

Aber Microsoft Präsident und Chief Legal Officer Brad Smith hat sich nun in einem Leitartikel in der Seattle Times für einen Gesetzesentwurf der Demokraten ausgesprochen, der die Gewerbe- und Unternehmenssteuer im US-Bundesstaat Washington kräftig erhöhen würde, um Investitionen in die Hochschulbildung zu finanzieren:

“Lasst uns die größten Unternehmen des Technologie-Sektors, die auch die größten Arbeitgeber von hochqualifizierten Arbeitskräften sind, bitten, ein wenig mehr zu tun.” – Brad Smith, Microsoft

Was ist da los? Hat sich Microsoft tatsächlich auf sein soziales Gewissen besinnt? Geht es dem Konzern, der Arbeitskräfte aus der ganzen Welt anwerben kann, tatsächlich um bessere Bildungsschancen für lokale Talente?

Vielleicht. Die Redmonder reden ja ganz gerne von sozialer Verantwortung und ich glaube durchaus, dass das nicht alles Bullshit ist (sondern nur so zu 80%). Aber bei genauerer Betrachtung gibt es auch durchaus gute strategische Gründe für diese ungewohnte politische Positionierung.

Image: Der offensichtlichste: Microsoft geht es um eine gute Außenwirkung. In einer Zeit, in der die wachsende Ungleichheit selbst in den USA eines der dominierenden Themen ist, haben schon viele Firmen versucht, sich als ethisch und sozialkritisch zu inszenieren – mal mehr, mal weniger authentisch.

Mit der Politik gut stellen: Während die Technologieriesen immer öfter ins Fadenkreuz von Kartellwächtern und Regulierungsbehörden geraten, war es um den ehemaligen Bad Boy der Szene in den letzten Jahren vergleichsweise ruhig. Liegt vielleicht daran, dass Google und Facebook heutzutage tatsächlich “bedrohlicher” sind als Microsoft. Allerdings hat das relative gute Standing der Redmonder auch kontroversere Seiten, wie etwa die Zusammenarbeit mit dem US-Militär.

Amazon ärgern: Während der aktuelle Gesetzesentwurf die Unternehmenssteuern durch die Bank weg anheben möchte, sieht er vor allem eine 67-prozentige Erhöhung für diejenigen “fortgeschrittenen Computerunternehmen” mit “weltweiten Bruttoeinnahmen von mehr als hundert Milliarden Dollar” pro Jahr vor. Derzeit gibt es nur zwei ansässige Konzerne, die in diese Kategorie fallen: Microsoft und Amazon.

Durch ihr Vorpreschen stellen sich die Redmonder also nicht nur selber in ein positives Licht, sondern lassen den großen Konkurrenten (Amazon und Microsoft konkurrieren vor allem im profitablen Cloud Geschäft) zusätzlich dumm dastehen. Tatsächlich, so hört man aus Seattle, sei Amazon überhaupt nicht begeistert, in diese öffentliche Diskussion hineingezogen worden zu sein.

Der Abgeordnete Gerry Pollet sagte der gegenüber der Seattle Times: “Amazon hat in den Meetings hier unten gemeckert, dass Microsoft dies hauptsächlich tut, um Amazon schlecht aussehen zu lassen.”

Was meint ihr? Warum unterstützt Microsoft die Erhöhung ihrer eigenen Steuern? Diskutiert mit in den Kommentaren. 


Quelle: Seattle Times

Zeige Kommentare

  • Sehr gute Imageaktion. Gehört zur Marketingstrategie. Sehr clever. Und natürlich möchte sich MS damit von Wettbewerbern absetzen.

    • Schau dir Interviews an.. Wenn es nach Bill Gates geht, würde er gern noch mehr Steuern zahlen. Das sagt schon alles aus.

  • Die angesprochenen Punkte klingen alle durchaus plausibel. Allerdings dürfte MS aber auch daran interessiert sein, dass die US-Regierung nicht in nächste Wirtschaftskrise und einen Shutdown läuft.

  • Gute Aktion! MS-Gründer Bill Gates ist auch durchaus sozial engagiert und hat über 90% seines Vermögens für soziale/wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung gestellt.

  • Ich denke da das Microsoft noch weiter in die Zukunft blickt und weiterhin mit dieser Taktik gute Mitarbeiter heranzuziehen die derzeit noch in den Schulen sind und durch das bessere Image auch die Schüler gewollt sind bei Microsoft einmal arbeiten zu wollen. Was denkt ihr?

  • Ach, zu gerne würde ich wissen, was da hinter verschlossenen Türen so alles besprochen wurde.

  • Da wird nichts ohne Eigennutz geschehen, die Punkte die aufgeführt sind, halte ich auch für ausschlaggebend. Vllt steht ja aber auch schon irgendwo unabwendbar fest, dass es eh so kommen wird, also warum dann nicht gute Mine dazu machen? Als hätte man dazu beigetragen, dass der Gesetzesentwurf angenommen wird.

    Wäre aber auch schön, wenn sie das mal in Europa machen würden. Hier ist ja noch soetwas wie ein Steuerparadies für Internet-Konzerne, um es mal vereinfacht auszudrücken.

  • Auf welche Prozentzahl soll der Steuersatz den angehoben werden? 67% Erhöhung klingt zwar viel aber die Frage ist von welchen Prozentsatz man kommt?

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veröffentlicht von
Königsstein

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