Erstaunlich viele Leserfragen erreichten uns nach dem gestrigen Beitrag über die Fortschritte der Kartellklage der EU gegen Google. Das Thema erfährt durch die Berichterstattung der Mainstreampresse viel Aufmerksamkeit. Einige Standpunkte haben mich jedoch dermaßen erstaunt, dass ich das Thema nochmal genauer beleuchten möchte.
Das Problem
Mit über 90% Marktanteil bei den Suchmaschinen innerhalb der EU (und den rückläufigen Zahlen der Konkurrenz), kann man quasi von einem Monopol sprechen. Das Wort alleine scheint den meisten Menschen als Erklärung auszureichen bei der Frage, wieso eine Firma in ihre Schranken verwiesen werden muss. So wie viele Menschen fast automatisch auf die Frage nicken, ob Pommes Frites ungesund seien, ohne genau zu hinterfragen ob es stimmt und wenn ja, wieso.
Eine starke Marktdominanz ist per se kein Grund für regulatorische Eingriffe seitens der Kartellbehörde. Problematisch ist es nur, wenn man seine Vormachtsstellung nutzt, um die Konkurrenz aktiv zu benachteiligen.
Im Fall „EU vs.Google“ bedeutet das, dass der kalifornische Suchmaschinenriese seine eigenen Dienste bei der Darstellung der Ergebnisse bevorzugt anzeigt. Da viele gar nicht wissen, welche Dienste gemeint sind, machen wir es mit Hilfe der Liste an firmen die Google besitzt, ganz konkret.
Diese Auflistung ist zwar nicht ganz aktuell (Motorola gehört mittlerweile Lenovo), das ist in diesem Fall aber auch nicht wichtig.
Wie wir sehen können, wurde der bekannte Restaurantführer „Zagat“ 2011 von Google gekauft und in Places eingepflegt. Mit diesem Kauf ist Google also nicht mehr nur die hilfsbereite Suchmaschine, sondern konkurriert mit Diensten wie Yelp.
Ruba, ein Travelportal, wurde im Jahr 2010 von Google gekauft. Die Kalifornier bieten also auch auf diesem Gebiet eine eigene Lösung an, die abseits von der „zeige mir Bilder von Pastinaken“ – Warhnehmung der Allgemeinheit liegt.
Die EU wirft Google vor, diese Dienste in den Suchanfragen zu bevorzugen und die (potentiell qualitativer) Konkurrenz zu unterdrücken – das ist strafbar.
Ich begrüße diesen Schritt und hoffe, dass Google empfindliche Sanktionen auferlegt bekommt. Die Stilisierung der Firma aus Mountain View zum Internet Rebell muss endlich aufhören. Wollen wir uns wirklich von einem Marketingslogan wie „don’t be evil“ blenden lassen? Google ist eine Firma, die wie jede andere Geld verdienen will. Gerne auch auf Kosten anderer und durch den Einsatz unlauterer Mitteln (Windows Phone Benutzer werden wissen wovon ich spreche).
Im Moment zahlen wir „nur“ mit unseren Daten. Falls Google sich aber irgendwann entschließen sollte seine (unverzichtbaren) Dienste kostenpflichtig zu machen, dann bleibt uns nur noch ohmächtiges Stöhnen.
Egal ob ihr mir zustimmt oder nicht, ich freue mich auf weitere Einsichten zu diesem wichtigen Thema!
Es handelt sich hierbei, um einen persönlichen Kommentar des Autors. Der Beitrag spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung von Windowsunited oder seines Redaktionsteams wieder.
Bei Google finde ich sooooo viele Dinge, die mich nerven und mich anhalten, sämtliche Dienste dieser Firma zu meiden wie der Teufel das Weihwasser! Je mehr ich über die lese und höre, um so mehr erfüllen sie alle Klischees der gängigen Hollywoodfilme zu diesem Thema. Alles über jeden wissen wollen, ohne Kontrolle die Daten der Leute (die dumm genug sind, auch die kleinsten Sicherheitseinstellungen ausser Acht zu lassen) für ihre Zwecke zu nutzen. Sicher ist Google damit kein Einzelfall, aber das Geschäftsgebaren dieser Firma ist mir besonders zuwider. Angefangen mit der ungefragten Veröffentlichung von Fotos unseres Hauses in Street View… Weiterlesen »
Ich persönlich wäre froh, wenn Google Geld nähme. Das ohnmächtige Stöhnen fehlt mir stattdessen jetzt schon, wo wir statt mit Geld mit Informationen über unsere Persönlichkeit zahlen.
Das Problem ist für mich auch weniger, dass Google viele Dienste aufkauft. Das Problem ist, dass Google mittlerweile Inhalteanbieter, Netzanbietet und Diensteanbieter in einer Stelle vereint. Eine derartige Konzentration von Wissen und Information ist für eine Gesellschaft nie gesund…
Volle Zustimmung!
Unsere Aussagen schließen sich nicht aus, DMM. Ich habe in meinem Artikel vor allem die Vorwürfe beleuchtet, die die EU gegen Google anbringt. Deine Einschätzung ist aber richtig – der Kauf von Diensten und deren Einpflegung in Google sind nur ein Puzzleteil der Gesamtproblematik.
Also ich hatte den Kommentar von DMM auch nicht als Widerspruch zu deinem Artikel verstanden… Sonst haette ich ihm natuerlich auch nicht voll zugestimmt. 🙂
Was zeigt die Liste in dem Fallbeispiel eigentlich? Also ich meine inhaltlich. Was wird dort dargestellt? Ich werde daraus nicht schlau.
@Paul Sorry, der Artikel sollte zwischendurch einen anderen Aufbau haben und ich habe die alte überschrift ausvershene drin gelassen.
Es ist kein Fallbeispiel. Die Liste zeigt von Google gekaufte Firmen. Das sollte konkret zeigen was mit „bevorzugten Diensten“ gemeint ist und wo diese eigentlich herkommen. Für die meisten Menschen ist Google nämlich nur eine Suchmaschine, inwiefern sie mit Yelp oder Trivago konkurrieren, wird aber nicht auf Anhieb klar.