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Kahlschlag im Play Store: Google entfernt zehntausende Chyans-Apps

Wo gehobelt wird, da fallen Späne, heißt es. So auch im Fall der jüngsten Aufräumaktion im Play Store von Google, dem der kostenlose App-Build Service Chyans von Tobit.Software und andere zum Opfer gefallen sind. Chyans wurde von zahlreichen kleinen Vereinen, Bloggern und Unternehmen genutzt, um ihre Facebook-Seite oder ihr Blog auf schnell und günstig als eigene App in den Play Store zu bringen. Nach einer Änderung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Google ist damit Schluss. Jeder Betreiber soll selbst als Herausgeber auftreten und nicht mehr unter fremder Flagge segeln – verlangt wird dafür ein nunmehr eigener, kostenpflichter Entwickler-Account. Von dem Kahlschlag betroffen waren allerdings nicht nur tausende Kleinkunden, sondern auch namhafte Vereine wie der 1. FC Köln, Schalke 04 und der L’Oreal-Konzern.

In der Mobile-First Welt braucht jeder, der seine Kunden und Anhänger erreichen will eine eigene App. Der einfachste Weg hierzu ist für viele ein bestehendes Blog oder Facebook-Profil in eine App für Android & Co. verpacken zu lassen. Genau dabei helfen Chyans-Apps, die den technischen Teil der App-Erstellung für ihre Kunden übernehmen. Die Betreiber selbst brauchen nichts zu programmieren, eine Content-Seite – und sei es nur ein Facebook-Profil – reicht schon aus.

Der Kahlschlagaktion ging eine Änderung der AGB des Play Stores voraus. Mit dem Argument die Nutzer besser vor Spam und Malware zu schützen, verlangt Google von nun von jedem App-Betreiber ein eigenes Entwickler-Konto. Apps, die nicht von ihren Betreibern, sondern von Drittanbietern herausgegeben wurden, sind somit nicht mehr erlaubt. Zudem gilt nun, wer als Herausgeber auftreten will, muss einen kostenpflichtigen Entwickler-Account besitzen, für den einmalig 25 Dollar anfallen.

Vergangene Woche war es dann soweit: Kehraus im Play Store

Zehntausende Apps, die diesem Kriterium nicht entsprachen, wurden still und heimlich aus dem Play Store entfernt. Obwohl eine große Anzahl von Kunden betroffen war – es ist die Rede von 50.000 – gab es scheinbar seitens von Tobit.Software als auch seitens von Google keine Benachrichtigung über den Vorgang. Ein Sprecher von Tobit.Software verweist jedoch darauf, dass Google bereits vor der Änderung der AGB mit der Entfernung der Apps begonnen habe. Einige der vom Google in Anschlag gebrachten Gründe für die Entfernung aus dem Play Store Regeln gelten scheinbar bereits seit 2012. Dienstleister wie Chyans wurden insofern bislang nur geduldet. Betroffen sind auch andere Anbieter, die ähnliche Dienste anbieten.

Die Verärgerung der Betroffenen ist leicht nachvollziehbar. Den zahlungskräftigen Kunden und Unternehmen werden die 25 Dollar für ein Entwickler-Konto kaum wehtun. Viel eher stört der Umstand – zeitweise – aus dem Store verschwunden zu sein. Für so manchen Blogger oder Kleinstunternehmer wird sich dagegen nun aber auch die Frage stellen, ob es ihnen tatsächlich Geld wert ist, weiterhin im Play Store aufzutauchen. Für einen Blogger mag es durchaus eine offene Frage sein, ob die Kosten für eine eigene App durch zusätzliche Leser zu rechtfertigen sind.

Ein Trostpflaster bleibt den Betroffenen: So können die aus dem Play Store entfernten Apps unabhängig von einer kostenpflichtigen Neueinstellung im Play Store weiterhin privat als APK verteilt und per Sideload installiert werden. Die Windows Phone und iOS-Versionen sind übrigens weiterhin verfügbar!

Das Geschäftsmodell von App-Erstelldienstleistern ist damit nicht am Ende. Wer jedoch gerade jetzt günstig an eine eigene App mit Hilfe eines Drittanbieters kommen möchte, sollte lieber ganz genau hinschauen oder warten, bis sich die Lage geklärt hat, sonst erwischt man vielleicht einen Anbieter, bei dem einem am Ende noch zusätzliche Kosten in Form eines Entwickler-Accounts ins Haus stehen.

Perspektiven für den Play Store

Eins ist klar: Google kann angesichts der schieren Masse an Spam und Abzocker-Apps nicht länger wegschauen. Mittlerweile steht der langfristige Ruf der Google-Plattform auf dem Spiel. So wird etwa von verschiedenen Seiten immer wieder darauf verwiesen, dass aktuell bis zu 99% der Malware auf mobilen Geräten auf Googles Plattform zu finden sind. Auch wenn die Zahl nicht völlig akkurat ist, zeigt sie doch, wie dringlich der Handlungsbedarf ist und welchen weiten Weg Google noch zu gehen hat. Auf diesem Weg wird es Opfer geben und teilweise die vielleicht auch die Falschen treffen, wie die aufgezeigte Aktion verdeutlicht.

Eine seriöse Plattform möglichst ohne Betrüger und Spammer ist nicht ohne Kompromisse und Einschränkungen der Freiheit zu bekommen. Diese schmerzliche Erkenntnis scheint sich nun auch beim Suchmaschinengiganten durchzusetzen. Mit dem Verlust der Freiheit könnte Android allerdings am Ende eines seiner wichtigsten Alleinstellungsmerkmale verlieren; zumindest was das Angebot im Play Store unter der Schirmherrschaft von Google angeht.

Blick auf Windows Phone

Probleme mit Scam-Apps gibt es freilich auch auf anderen Plattformen, da macht auch der Windows Phone Store keine Ausnahme. In letzter Zeit sind vor allem Fake-Apps negativ aufgefallen. Betroffen sind insbesondere bekannte Titel, wie VLC, Opera Mini, und Google Apps, die von den offiziellen Anbietern nicht angeboten werden – dafür aber von einer Vielzahl von Nachahmern. Es folgte zunächst in den USA eine kleinere Aufräumaktion. Erst nach einem Bericht von Dr. Windows über die Vernachlässigung anderer Stores wurde auch bei uns – zumindest teilweise – ausgemistet.

Ungeachtet dessen bleibt weiter zu hoffen, dass die strengeren Richtlinien für App-Entwickler gefährliche Malware auch weiterhin  aus App Store von Microsoft fernhalten können – und Google sein Haus irgendwann mal sauber bekommt.

Update

Wie eine kleine Recherche häufig betroffener App-Titeln zeigt, finden sich nach wie vor viele Fake-Apps, die sich ungeniert mit fremden Namen schmücken, im Windows Phone App Store. Microsoft wird anscheinend mit den Nachahmern alleine nicht fertig! Um für Besserung zu sorgen, empfehle ich deshalb offensichtliche Fake- & Scam-Apps tatkräftig an Microsoft zu melden, wie auch von Dr. Windows angedacht.

Dies ist einerseits im Store-App auf dem Details-Tab unter Bedenken an Microsoft melden möglich, sowie über das Support-System bzw. per E-Mail, siehe hier. Nach einem Beitrag von TechAdvisory reagiert Microsoft schnell auf Eingaben. Also los: Wir kriegen sie alle!

Zeige Kommentare

  • Nicht ganz auf dem neuesten Stand FGH ;o)

    Viele der Apps wurden zunächst "nur" aus dem US Store entfernt, nachdem Dr.Windows diesen Umstand öffentlich anprangerte wurden kurze Zeit später tatsächlich auch in Europäischen Store´s aufgeräumt!

  • Hallo Dirk. Danke für die Rückmeldung.

    Ich weiß durchaus von der Aktion, doch ich habe gerade erst recherchiert - und viele der beanstandeten Titel finden sich noch, wieder oder unter einem nur geringfügig geänderten Namen auch jetzt noch im Windows /Phone Store - wie eine Suche nach Opera Mini, VLC & Co. schnell zeigt. News sind gut, Recherche ist besser. FGH

  • @Königsstein Das wüsste ich auch gerne..Dirk hast du Quellen? Gab es eine öffentliche Erklärung, dass Martins Artikel zu der Auräumaktion geführt hat? Würde mich interessieren...

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veröffentlicht von
FLAN

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