Als Cloudriese benötigt Microsoft eine massive Zahl an Datenzentren. Die Unterhaltung eines Datenzentrum kostet nicht nur soviel aufgrund des Stromverbrauchs der Server. Ein Großteil der Fixkosten macht die Kühlung der Farmen aus.
Um diese Kosten zu drücken, hat Microsoft schon vor einiger Zeit die ersten Datenzentren in den Ozean verlegt. Unter Wasser werden die Datenzentren gratis gekühlt, was die Unterhaltskosten enorm senkt.
Nun geht Microsoft noch einen Schritt weiter und kombiniert die Vorteile von Unterwasser-Datenzentren mit dem Kampf gegen das weltweite Korallenriff-Sterben.
Microsofts Datenzentren als riesige künstliche Korallenriffe
Das Patent, das Microsoft erteilt wurde, liest sich so:
Ein künstliches Riff unter Wasser zur Förderung des Meereslebens, wobei das künstliche Riff umfasst: einen oder mehrere Anker, die das künstliche Riff an einem Boden eines Wasserkörpers befestigen; ein Datenzentrum, das eine Vielzahl von Servern umfasst, die über einen oder mehrere Switch- und Datenkommunikationsverbindungen, die mit einem Netzwerk gekoppelt sind, aggregiert sind; einen Druckbehälter, der das Datenzentrum und eine oder mehrere Kühlkomponenten beherbergt, wobei mindestens ein Teil der einen oder mehreren Kühlkomponenten mit einer oder mehreren Antihaftbeschichtungen vorbehandelt ist, die die Besiedlung von Meereslebewesen darauf verhindern; und eine oder mehrere Komponenten, die mit dem Druckbehälter verbunden sind, wobei die eine oder die mehreren Komponenten so konfiguriert sind, dass sie aktiv das Riffleben fördern und ein umliegendes Ökosystem erhalten; und eine Umhüllung, die den Druckbehälter umgibt, wobei die Umhüllung so konfiguriert ist, dass sie die Entfernung des Druckbehälters ermöglicht, wenn die Umhüllung eingetaucht bleibt.
Microsoft verwendet für die äußere Hülle des Datenzentrums spezielle Komponenten, die mikroskopische Lebensformen zum „andocken“ bewegen. Die Struktur ist aufgeraut, sodass sich verschiedene Unterwasser-Lebewesen ansiedeln können. Zudem gibt es Einbuchtungen an der Oberfläche, in denen Tierchen Unterschlupf finden können.
Beispiele für die Offenlegung sehen ein künstliches Riff-Rechenzentrum vor. Ein Rechenzentrum, das für den Betrieb unter Wasser konfiguriert ist, ist so konzipiert, dass es strukturelle Komponenten und andere Merkmale enthält, die aktiv das Meeresleben fördern und das Wachstum von Riffbewohnern anziehen. Wie hier verwendet, kann die aktive Förderung des Lebens ohne Einschränkung auch aktives Verhalten des Rechenzentrums beinhalten, wie z.B. die Bereitstellung von Wärme oder die Verteilung von Nährstoffen in der Umgebung. Darüber hinaus kann die aktive Förderung des Lebens ohne Einschränkung die Gestaltung des Rechenzentrums und strukturelle Entscheidungen umfassen, die beispielsweise zu einer einladenden Struktur oder zu Komponenten für die Besiedlung von Meereslebewesen führen. Da das künstliche Riff-Rechenzentrum wenig bis keine Wärmedifferenz in die Umgebung abgibt, wird ein natürliches Wachstum von vielfältigem Riffleben ermöglicht. Darüber hinaus wird ein vielfältiges und schnelles Wachstum der Riffbewohner durch die strukturelle Stabilität und die Umweltbedingungen, die das Rechenzentrum bietet, aktiv gefördert.
Neben der Förderung von Korallenbildung, befinden sich die Datenzentren in der Regel in Küstennähe, wo sie die Anwohner datentechnisch ideal versorgen können.
Ich finde das Konzept genial. Microsoft senkt dadurch nicht nur die Kosten, sondern bereichert aktiv das Unterwasserleben der Ozeane.
Was meint ihr dazu?
Hallo. Zu diesem Thema muss ich mich zu Wort melden. Ich muss sagen, dass zwar die Idee der „passiven Wasserkühlung“ einerseits schlau ist, andererseits die Idee, an die Drucktanks oder in der Nähe der versenkten Server, Korallen züchten zu wollen, aus biologischer Sicht, völlig unsinnig ist. Es kommt heute schon zum Korallensterben („Korallenbleiche) aufgrund der erhöhten Meerestemperatur. Durch die höhere Wassertemperatur werden symbiontische Algen ausgestoßen, wodurch die Korallenpolypen (Nesseltiere) nach wenigen Wochen absterben und nur das Calciumskelett übrigbleibt. Wenn die Server nun die Wärme ins Wasser abgeben (Sinn der Sache, oder?), würden über kurz oder lang alle Grundlagen für ein… Weiterlesen »
Hey Andreas,
vielen Dank für deinen Beitrag. Ich nehme an, dass die „Aufforstung“ von Korallen dem Korallensterben entgegenwirken soll, der von der Erwärmung der Meeres ausgeht. Wie gross der Anteil dieser Erwärmung von Rechenzentren ausgeht, vermag ich nicht zu sagen. Microsoft will vllt auch „nur“ seine Bilanz ausgleichen.
Der Anstieg der Meerestemperatur um 0,5°C ist kein Problem für Korallen, die Küstennahen Riffe leiden eher unter Sonnenmilch, Mückenspray & Co. Die meisten Korallenriffe kennen wir möglicherweise gar nicht, praktisch alle Riffe können sich der Erwärmung anpassen. Abkühlung ist der Hauptfeind der Korallen, deshalb sterben Korallen ab. Im Zusammenhang mit verminderter Sonnenaktivität kommt es in großen Zeitabständen zu Veränderungen der Strömungsverhältnisse in den Meeren und kalte Strömungen stören das Wachstum. Aber seit bestehen der Korallenriffe erholen sie sich wieder, wenn die Sonnenaktivität zunimmt und die alten warmen Strömungen wiederkommen. Die derzeitige abnehmende Sonnenaktivität(ein periodisch wiederkehrendes Ereignis) könnte auch zu lokalen… Weiterlesen »
Hallo Micronese, Ich gebe dir recht, dass der Hauptfeind eine Abkühlung darstellt und dass ein Anstieg um 0,5°C kein Problem darstellen sollte. Wie gesagt: Microsoft kann seine Server versenken, da sehe ich auch gar kein Problem. Ich sehe eher ein Problem, dass sich Korallen an der Oberfläche der Druckbehälter ansetzen werden. Da ich mir gut vorstellen kann, dass die leistungsfähigen Server eine um mindestens 1-1,5°C höhere Oberflächentemperatur an der Oberfläche (abhängig von der Meeresströmung) wage ich zu bezweifeln, dass sich tatsächlich Korallen daran festsetzen werden, die auch für die jeweilige Region typisch sind. Ich kann mir vorstellen, dass sich möglichweise… Weiterlesen »