Zählen können sie noch bei Microsoft, oder? Das werden sich viele gedacht haben, als der Software-Riese zur Überraschung aller Beobachter verkündete, dass der Nachfolger von Windows 7 und 8 auf den Namen Windows 10 hören wird.
Die offensichtliche Interpretation dieser originellen Namenswahl ist schnell zur Hand. Der Evolutionsschritt in der nächsten Windows-Generation ist so gigantisch, dass man glatt eine Versionsnummer überspringen musste.
Eine weitere Erklärung, mit der Windows-Chef Terry Myerson bei der Präsentation kokettierte, ist dass Windows 10 eigentlich Windows One heißen sollte. Da Windows 1.0 aber natürlich schon vergeben war, hat man kurzerhand den Dezimalpunkt weggelassen.
Seit gestern kursiert im Internet aber eine viel verrücktere – und spannendere – Theorie, auf die der Blog Gizmodo gestoßen ist. Sind in Wirklichkeit faule Programmierer schuld an der unkonventionellen Namenswahl?
Das behauptet zumindest eine Quelle namens Cranbourne, der sich auf dem sozialen Netzwerk Reddit als Microsoft-Developer vorstellt. Demnach habe Microsoft eine Versionsnummer überspringen müssen, weil der Name „Windows 9“ in vielen Programmcodes zu Schwierigkeiten geführt hätte.
In einem frühen Entwicklungsstadium von Windows 10 soll Microsoft nämlich folgendes Problem festgestellt haben: viele Programme enthalten eine Funktion, die die Version des installierten Windows-Betriebssystems abruft. Und einige externe Entwickler haben das auf eine ziemlich schlechte – oder sagen wir „effiziente“ – Art implementiert und zwar durch einen Befehl der Form
Wenn der Name der Version mit "Windows 9" anfängt, dann...
Wenn die Versionsnummer nämlich mit einer „9“ anfängt, konnte oder sollte das Programm davon ausgehen, dass es auf Windows 95 oder Windows 98 läuft. So spart sich der „schlaue“ Programmierer ein paar Zeilen Code, weil er nicht beide Versionen separat abfragen muss. Natürlich funktioniert das nur so lange, bis eine neue Windows-Version auftaucht, die sich, sagen wir, Windows 9 nennt, aber mit 95 oder 98 rein gar nichts mehr zu tun hat.
Sicher erinnert ihr euch noch an das Jahr-2000-Problem, als sich Computer plötzlich ein Jahrhundert zurückversetzt fühlten, weil Programmierer ein paar byte Speicher einsparen wollten. Ähnlich hätte das „Windows 9 Problem“ angeblich viele Windows-Programme in die Vergangenheit zurückkatapultiert – nicht ganz ein Jahrhundert, aber immerhin ein gutes Jahrzehnt. Und um diesen Fehler zu umgehen, soll Microsoft einfach die 9 ausgelassen haben. Die offizielle Story hat sich dann wohl die Marketingabteilung ausgedacht.
Ob die Theorie stimmt? Keine Ahnung. Vielleicht werden wir es nie erfahren. Aber mir gefällt die Story. Ich glaube, ich bleibe dabei.
Bildquelle: Tom Warren für The Verge