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Debatte: OneDrive, Xbox Music und Co. Ist Microsoft’s schöne, neue Cloud-Welt nur Mittelmaß?

Vor einigen Wochen habe ich einen Leitartikel mit dem äußerst optimistischen Titel “Microsoft gewinnt die Zukunft” geschrieben. Meine These: die Redmonder haben am deutlichsten die Zeichen des beginnenden Cloud-Zeitalters erkannt. Sie haben eine Reihe hervorragender Cloud- und Online-Dienste und sie sind die einzigen, die damit konsequent alle Plattformen bedienen, also nicht versuchen, den Kunden in der Wahl seiner Endgeräte und Betriebssysteme einzuschränken. Deshalb sollte man gerade jetzt auf Windows und das Microsoft Ökosystem setzen.

Ausgerechnet Windows Guru Paul Thurrott hat nun aber eine andere Sicht der Dinge nahegelegt. Während ich in die Zukunft blickte, wagte er eine kurze Bestandsaufnahme der Gegenwart. Und die fällt für Microsoft weniger schmeichelhaft aus. Auf Twitter beschrieb Thurrott gestern kurz das, was er als “Microsoft’s neues Problem” bezeichnet. Microsoft habe all diese Services –  Outlook, OneDrive, Xbox Music usw. – aber keiner davon sei wirklich der Beste seiner Art.

Als konkretes Beispiel nannte er Xbox Music. Er selbst nutze und möge Xbox Music, aber für die meisten User sei Microsoft’s Musik-Streaming Plattform nicht so gut bzw. attraktiv wie etwa Spotify oder Google Music. Womöglich mache es mehr Sinn, für die jeweiligen Anwendungsszenarien auch Dienste von Unternehmen zu nutzen, die genau darauf spezialisiert sind: Spotify für Musik, Dropbox für Cloud-Speicher etc.

Man könnte an der Stelle auch gut auf Skype verweisen, das angesichts des wachsenden Angebots an Instant Messengern mit VoIP-Funktion (man denke etwa an das neue Telefonie-Feature von WhatsApp) um seine Relevanz fürchten muss.

Hat Paul Thurrott Recht? Nun, so ganz lässt sich seine Kritik sicherlich nicht von der Hand weisen. Die Aussage, dass keines von Microsoft’s Cloud-Diensten spitze ist, ist aber doch recht pauschal und müsste im Einzelnen untersucht werden. An Office wird Paul an der Stelle mutmaßlich nicht gedacht haben. Wenn Office 365 nicht best in class ist, was dann? Und was OneDrive vs. Dropbox angeht, würde ich meinem Idol schlichtweg widersprechen. Ich habe den Wechsel von Dropbox zu OneDrive schon vor langer Zeit vollzogen und kein einziges Mal bereut.

Bei Xbox Music sieht die Sache aber tatsächlich etwas anders aus. Mit Blick auf das Gesamtpaket und seine Wahrnehmung beim Kunden, kann man Pauls Diagnose eigentlich nur zustimmen. Ich liebe Xbox Music und die Möglichkeit, meine eigene Musik von OneDrive zu streamen, ist für mich persönlich ein absolutes Killer-Argument. Angesichts der (auf dem jetzigen Stand) mittelmäßigen Apps und der hohen Wellen, die Apple Music und (in geringerem Maße) das neue kostenlose Angebot von Google Music schlagen, scheint Microsoft mit seinem Musik-Streaming Dienst aber wiedermal ins Hintertreffen geraten zu sein. Dass man die Chance verpasst hat, sich Nokia’s MixRadio zu sichern und damit ein hervorragendes Internet Radio und hochwertige redaktionelle Inhalte in das eigene Angebot zu integrieren, ist mir absolut unverständlich.

Skype ist sicherlich ein weiteres Beispiel für verpasste strategische Chancen. Nach Jahren gefühlter Untätigkeit beginnt Microsoft erst jetzt den Messenger tiefer in das Windows System und andere Services wie Office zu integrieren. Synergieeffekte zwischen den verschiedenen Diensten zu schaffen ist allerdings eine Herausforderung, der meiner Meinung nach alle großen Technologie-Konzerne gegenüber stehen. Das wird letztlich auch darüber entscheiden, ob der Konsument im Cloud-Zeitalter eher auf spezialisierte Anbieter setzt (Spotify, Dropbox, GMX, WhatsApp, etc.) oder lieber ganz in einem der großen Ökosysteme von Apple, Google, Microsoft aufgeht.

Meine Meinung: Für die Zukunft setze ich nach wie vor auf Microsoft. Die unbestrittene Expertise in Sachen Cloud, die beispiellose Offenheit gegenüber allen Plattformen und Hardware-Optionen, die (relative) Glaubwürdigkeit beim Thema Datenschutz sind für mich ganz starke Argumente für das Ökosystem der Redmonder. Und ja, ich glaube daran, dass man mit Windows 10 und den jüngsten Ankündigungen rund um Xbox, Cortana, Office usw. auf dem richtigen Weg ist.

Aktuell gibt es aber ganz unbestreitbar noch eine Reihe offener Baustellen. Apps, die noch nicht auf dem Niveau sind, auf dem sie sein sollten (Xbox Music, Outlook). Lose Enden im Ökosystem, die erst sinnvoll verbunden werden müssen. Unklares – oder gar nicht vorhandenes – Marketing. Vieles davon ist ärgerlich, vielleicht auch unnötig. Aber man hat zumindest das Gefühl, dass sich überall etwas tut.

Den Verweis auf Windows 10 als großen Hoffnungsträger spare ich mir an der Stelle. Ihr kennt das Lied ja bereits und entweder ihr glaubt daran, oder eben nicht.

Jetzt interessiert mich eure Meinung: Welche Microsoft Dienste nutzt ihr und welche nicht? Und warum? Hat Paul Thurrott Recht mit der Aussage, dass keiner von Microsoft’s Services “Klassenbester” ist? Diskutiert mit in den Kommentaren!


Quelle: Twitter

Zeige Kommentare

  • Selbst wenn das stimmen sollte: Man sollte auch den Vorteil darin sehen, dass man alles aus einer Hand bekommt und so vieles besser vernetzt ist (v.a. mit OneDrive).
    Und die meisten Menschen brauchen nicht das "beste" Produkt: Es reicht aus, wenn es "gut genug" ist, um das zu leisten, was man erwartet. Der Rest ist Geschmackssache.

  • Danke für den spannenden Artikel. Für mich ist die Microsoft Cloud v.a. für Businesses (fast) konkurrenzlos. OneDrive finde ich bei weitem die beste Cloudlösung. Musik ist halt recht individuell & geschmackssache. Outlook.com find ich super, ich habe zwar auch einen GMail Account, brauch den aber fast nie... Skype aufm Laptop ist super, einzig auf dem Windows Phone ist sie katastrophal - hier besteht wirklich grosser Nachholbedarf ;)

  • Also ich sehe es auch so, dass ich keine bessere Alternative zu OneDrive sehe, vor allem was den Speicherplatz angeht, zudem eben Apps für die meisten Systeme.
    Ich habe lange Zeit XboxMusic genutzt und bin aber wieder zu Spotify zurück, in diesem Fall hat man definitiv das bessere Angebot, es sind auch einfach mehr "Nischen"Künstler lizensiert und ich habe viele Interpreten unter XMusic einfach nicht gefunden, habe auch nicht das Gefühl, dass das besser wird.

    Und Outlook tut ja auch was es soll, mir ist da bisher nichts aufgefallen was mir wirklich fehlt, ich finde die Kalender Synchronisation super und funktioniert auch meist reibungslos.

  • Und zu Skype lässt sich sagen, dass der Dienst nicht im Messenger Bereich, aber was die Videotelefonie schon führend ist und eigentlich auch jedermann ein Begriff

  • Ich komme mit allen genannten MS Diensten gut klar und bin zufrieden. Whatsapp, auch mit der neuen Telefonfunktion kann ich die App nur auf dem Windows Phone nutzen, Skype überall, daher ist Whatsapp nicht wirklich vergleichbar und schon mal gar nicht besser. Für Musik nutze ich persönlich sowieso lieber Apps wie Music+ oder Free Mp3 Music Downloader und ähnliche, die sind kostenlos und ich kann die Musik später auch am PC oder wo immer sonst hören.

  • 1) Ich halte nicht mehr viel von Paul. Meiner Meinung nach hat er seinen Zenit weit überschritten. Als jemand der ihm seit ~zwei Jahren bei Twitter folgt, bin ich sehr häufig mit seiner Meinung nicht einverstanden. Er denkt meiner Meinung nach häufig nicht weit genug.

    2) Zum Topic: Das Microsoft mit XBox Music, OneDrive und Outlook nicht im Olymp über den Cloud-Angeboten der Konkurrenz wie Spotify, Dropbox und Google Mail steht, ist Fakt. Für XBox Music stimmt das wohl am aller meisten. Andererseits spielen OneDrive und Outlook garantiert ganz oben mit, rein Marktanteil-technisch. Wenn man aber jetzt mal Skype, Azure und Office 365 dazunimmt, welche alle sehr populär sind, dann sieht das Bild doch schon sehr anders aus. Soweit zu den reinen Nutzerzahlen. Die Meinung von Paul ist ja, dass die Lösungen nicht die allerbesten sind auf dem Markt. Darüber lässt sich wohl stark streiten, da dort so viele Faktoren zusammenspielen, sowie Vor- und Nachteile jedes Dienstes, sodass sich klare Sieger meist nicht krönen lassen. Deshalb finde ich es weniger sinnvoll sich darüber stundenlang die Köpfe zu zerschlagen. Da kann man auch Bücher drüber schreiben über das Thema. Wichtiger finde ich den fraglichen Sinn hinter diesem Thema. Ist es wichtig für Microsoft mit einem dieser Dienste das Nutella/Tempo/Windows/Google der Cloud zu werden? Ist es überhaupt realistisch möglich Spotify, Dropbox, Apple Music, iCloud, Google Mail, Google Drive und co alle so dermaßen in die Schranken zu weisen und zum Synonym zu werden? Mit Skype hat man das übrigens schon seit langem geschafft. Mit jemandem Skypen wurde z einem Synonym. Office wurde zum Standard, Word, Excel und Powerpoint kennt jeder technische Anfänger. Klar, die Motivation dahinter ist Dominanz und Dominanz bedeutet sicheres Geld. Dominanz bedeutet aber auch Gefahr. Wer könnte davon ein besseres Lied singen als Microsoft, da doch diese sich auf ihrer Dominanz mit Windows und Office ausgeruht haben. Bei Windows und den mobilen Geräten haben sie geschlafen, weshalb sie jetzt in der Situation sind, in der sie nunmal sind. Bei Office haben sie noch die Kurve bekommen. Ist riesige Dominanz also nötig und noch darüber hinaus: Ist riesige Dominanz gut für den Endbenutzer, den Kunden - uns? Meiner Meinung nach ist es doch für uns als Nutzer wichtig immer Konkurrenz und eine Wahl zu haben. Es ist utopisch davon auszugehen das ein Unternehmen auf total unterschiedlichen Märkten überall dominieren kann und das möglichst für immer.
    Betrachtet man das Ganze jetzt aus Microsoft-Sicht ist doch nur wichtig: a) verdiene ich mehr als ich ausgebe?, b) wie kann ich mehr verdienen & optimal gleichzeitig weniger ausgeben? c) wie bleibe ich in Zukunft relevant - wie sieht meine Version für die Zukunft aus?
    Technik heißt nicht einmal etwas zu erschaffen und dann nur noch Geld einzusaugen, sondern es heißt sich immer neu zu überdenken, sich immer zu verbessern, Potential zu erkennen, Fehler zu beseitigen usw. Genau das ist der Punkt den Microsoft mittlerweile besser verstanden hat als zB Apple und das ist gerade das warum ich Microsoft in den letzten Jahren so spannend finde und mich gerne mit all den neuen Technologien auseinandersetze. Es ist nicht überall das beste, aber die Vision, die Intention hinter vielen Produkten ist klasse. Und anders als zur Präsentation des damaligen Tablet PCs mit modifiziertem XP finde ich, dass Microsoft jetzt auch im Stande ist, viele der Sachen die cool wären auch tatsächlich umzusetzen. Und einer dieser Sachen ist Windows 10.

    TL;DR: Scheiß drauf ob sie jetzt zehn User mehr oder weniger als die Konkurrenz haben. Der Hintergedanke, das Potenzial, die ständigen Verbesserungen, die Neuentdeckungen und das Wachstum; dass sind die Dinge auf die Microsoft baut und auch zurecht baut. Denn nur dieser Weg ist der mit dem man langfristig Erfolg haben kann. Go home, Paul.

    • Alles in allem eine sehr treffende Analyse! Von Paul Thurrott halte ich immernoch sehr viel, aber das ist ein anderes Thema...

      • bestes Beispiel ist da doch auch Whatsapp.

        Man muss nicht immer DER beste sein ;)
        man muss nur präsent sein und verbessern verbessern verbessern.
        erinnern wir uns mal zurück wie viele JAHRE! Whatsapp auf Android gebraucht hat um überhaupt mal gescheit zu funktionieren.

        um Erfolg zu haben ist es nicht wichtig in jedem punkt DER beste zu sein sondern das stimmigste Gesamtpaket zu haben.
        man könnte auch sagen ein Produkt reift beim Kunden.

        und Microsoft macht wie ich finde gerade alles richtig.
        einbezug der Kunden in die Entwicklung und die Apps überall verfügbar machen und permanent zu verbessern.

        lieber ein gutes Produkt im Markt plazieren als 6-12Monate zu warten um es "perfekt" zu machen.
        dann ist der Zug abgefahren.

  • Ich bin vor einiger Zeit komplett auf Microsofts Bezahl-Cloud-Dienste umgezogen. Ich komme aber nicht drum herum andere Dienste (in der kostenlosen Version) parallel zu nutzen. Und das hat einen einfachen Grund: die Qualität!

    Die ist leider oft unter aller sau, vor allem auf Windows Phone. Onedrive hat zwar den besten Preis, aber ist wirklich langsam, vor allem was Multimedia angeht. Die Musikqualität beim Streamen in der Xbox Music App ist naja, die Android App funktioniert seit einem Jahr gar nicht mehr (login schlägt fehl) und niemanden scheint es zu jucken. Die Ladezeiten der Videos ist teilweise trotz DSL 100.000 unerträglich und am Ende sehen die FullHD Videos aus wie 320p und müssen trotzdem ständig buffern. Da nützt einem die vorbildliche Chromecast Integration herzlich wenig. Auch das Durchsuchen der Cloud ist lahm, das generieren der Thumbnails dauert viel viel länger als bei Amazons Cloud und Google Photos.

    Onenote ist zwar insgesamt das Beste notiztool, aber extrem verbugt, oft klappt das Importieren von PDFs nicht oder das Scrollen in PDFs ruckelt. Die WIndows Phone App ist der letzte Dr..., man kann nicht mal Notizbücher oder Abschnitte anlegen, nur Seiten, zeichnen geht auch nicht, die Android App macht das alles ohne Probleme.

    Das einzige wo Microsoft wirklich am besten ist, ist Office, aber auch darauaf kann man mittlerweile gut verzichten, weil Google Drive ziemlich ausgereift und kostenlos ist.

    Bin derzeit mit meinem Mischmasch an Diensten nicht zu Frieden. Auf Google umsteigen werde ich nicht weil die Verweigerung selbst den PC mit brauchbaren Apps zu versorgen einen Strich durch die Rechnung macht. Und zu den kleinen die nur eine Sache können, zu wechseln (dropbox, spotify...) kommt auch nicht in Frage, da mir dann die Integration abgeht.

    Was bleibt einem übrig? Hoffen, dass Microsoft nach der Fertigstellung von Windows 10 eine Qualitätsoffensive startet!

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veröffentlicht von
Königsstein

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