Die individuelle Toleranz zum Thema Datenschutz und Überwachung ist bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Während manche schon ein Problem damit haben ihren Vornamen für den Starbucks Kaffee zu nennen, laden andere Name, Telefonnummer und Adresse auf Facebook hoch.
Als leidenschaftlicher Sci-Fi Fan, speziell der Bereich Dystopien, interessiert mich das Thema Überwachung in all seinen Facetten – die Dynamik im Verhalten zwischen Überwacher und Überwachten ist sehr spannend und es ist erstaunlich wie sehr sich alte Literatur und Realität manchmal gleichen.
In einer kürzlich durchgeführten Umfrage* von AP (Associated Press) und NORC (Wissenschaftsprogramm der University of Chicago), kam folgendes Ergebnis heraus:
- 56% der Teilnehmer befürworten eine Überwachung der Internetkommunikation ohne richterlichen oder staatsanwaltlichen Beschluss. 28% sprechen sich dagegen aus.
- 67% der Republikaner und 55% Demokraten befürworten eine Überwachung durch den Staat, wenn Verdacht auf Terrorismus besteht.
- U-30er sind sorgloser: Ein Drittel befürwortet die Überwachung ohne richterlichen Beschluss. Zwei-Drittel sind 30 und aufwärts.
Entfernt man sich etwas von Thema „Überwachung ohne Beschlusszwang“, spricht sich die Mehrheit immer noch dafür aus, dass Sicherheit vor individuellem Bürgerrecht geht:
- 54% der Befragten sagen, dass es manchmal notwendig sei Bürgerrechte zu ignorieren, um die Sicherheit der Bevölkerung gegen Terrorattacken sicher zu stellen.
- Immerhin 42 Prozent stellen Überwachung über Bürgerrecht, wenn sie der allgemeinen Sicherheit des Volkes dienlich ist.
Anmerkung: Die überwältigende Mehrheit der Befragten (82%) spricht sich für die freie Praktizierung von Religion für Christen aus. Muslime sollten das nur laut 61% der Teilnehmer tun dürfen.
Das Thema Überwachung hat seit den Anschlägen vom 11.September enormen Zuspruch erfahren. Die jüngsten Attentate in Paris schüren Angst und weltweit sehnen sich Menschen nach mehr Sicherheit.
Es ist klar, dass die Bevölkerung den Wunsch nach Überwachung an bestimmte Bedingungen knüpfen möchte. Also Kontrolle ja, aber nur bei Verdacht auf Terror. Die Umfrage zeigt aber, dass Angst das Urteilsvermögen der Menschen trübt – der Staat soll allgemein befugt sein, Internetaktivitäten ohne Beschlusszwang zu überwachen.
Microsoft hat kürzlich angekündigt seine Kunden zu warnen, falls sie von Staatsseite beobachtet werden. In dieser Diskussion äußerte die Community eine gewisse Sorglosigkeit gegenüber ihrer Privatsphäre.
Ich stehe dieser Entwicklung kritisch gegenüber. Selektive Überwachung ist in der Theorie eine schöne Sache, in der Realität können hier schnell die Grenzen zwischen Notwendigkeit und Generalverdacht verschwimmen.
Was meint die Community? Ist das Umfrageergebnis aus den USA repräsentativ für Deutschland? Wie steht ihr zum Thema Vorratsdatenspeicherung und stärkerer Überwachung durch den Staat? Ist alles nur Panikmache? Ich freue mich auf eine angeregte Diskussion!
*An der Befragung nahmen 1042 Erwachsene online oder per Telefon teil.
Bin ich gegen Vorratsdatenspeicherung und anlasslose Massenüberwachung? Klare Antwort: Ja. Bin ich gegen eine gezielte Observation, die auch online und von den Sicherheitsbehörden aufgrund eines konkreten Tatverdachts durch andere Ermittlungsmethoden durchgeführt wird? Klare Antwort: Nein, absolut nicht. Der Mensch neigt allgemein dazu, in Extremen zu denken und seit Snowden und Wikileaks ist da in Deutschland auch ein ziemliches Trauma entstanden. Die NSA-Karte wird ja heute noch gezogen. Einer der größten Fehler ist in meinen Augen auch, dass Überwachung und Terror immer quasi als Maximalbild ausgewiesen werden, kleinere Überwachungsaktionen, die sinnvoll sind, aber unter den Tisch fallen. Einfaches Beispiel, was auch… Weiterlesen »
Wenn genügend Angst in der Bevölkerung geschürt wird, ist es ein Leichtes, sich „legitimen“ Zugang zu persönlichen Daten zu verschaffen.
Die Geschichte wiederholt sich mal aufs mal. Wir hatten einen Unrechtsstaat, wir hatten einen Überwachungsstaat, und dennoch: Der Schrecken erscheint heute kaum noch gefährlich. Das liegt wohl aber mit an der Herangehensweise, „Frosch im Kochtopf“, als das kein Aufschrei durch die gesamte Bevölkerung geht. Da wird vom Staat ganz langsam – aber beständig – der Weg zurück in das Jahr 1949, den 7. Oktober, gegangen, und wohl die meisten Bürger trotteln sorglos hinterher. Ich sehe die Gefahr der anlasslosen Massenüberwachung in der Vermischung der erhobenen Daten, also das, was längst getan wird, gepaart mit Neusprech. Die Daten der Maut-Überwachung, die… Weiterlesen »
Ich habe nichts dagegen. Habe eh nichts zu verbergen.