Klingt der Hype um die App-Economy langsam ab und die Realität hält Einzug? Es zeigt sich, nur wenige Developer können Gewinn aus ihrer Arbeit schlagen. Der Grund hierfür liegt vor allem im Käuferverhalten: 50 Prozent der Anwender geben schlicht kein Geld für Software aus.
Haifischbecken App-Economy
Erst im August teilte Apple mit, dass ihr App Store eine halbe Million neue Jobs in Europa geschaffen hätte. Damit wollte man nicht nur weitere Entwickler anspornen, sondern auch die EU beschwichtigt, die Apple aufgrund seiner Steuertricks ins Visier genommen hat. Es ist allerdings schon länger bekannt, dass die App-Economy Schwierigkeiten hat, Gewinn zu generieren. Für viele lohnt sich das Engagement nicht.
Dies legt auch ein kürzlich veröffentlichter Bericht von Developer Economics, in der über 10.000 Entwickler befragt wurden, nahe. Fast 50 Prozent der iOS und Andorid App-Entwickler operieren laut den Ergebnissen unterhalb der Armutsgrenze und erwirtschaften weniger als 500$ pro Monat. Da es wenig Anzeichen dafür gibt, dass sich die Situation von selbst verbessert, stellt sich wohl für diejenigen, die ihre Apps nicht nur aus Spaß an der Freude entwickeln, zunehmend die Frage, ob sie ihre Tätigkeiten fortsetzen sollen oder sich besser in einem anderen Bereich engagieren.
Verantwortlich hierfür ist auch die Struktur der App-Stores. Egal, um welche Plattform es sich handelt, letztlich gilt: The winner takes it all! Die eingebauten Mechanismen der Stores führen dazu, dass die Apps mit den meisten Downlaods und Bewertungen ganz oben gelistet werden, was zu noch mehr Benutzern und Ressourcen führt, die sich abermals zur Verbesserung der eigenen App und gegen potenzielle Mitbewerber einsetzen lassen. Besonders stark betroffen sollen Indie-Game Developer sein. Besser stehen dagegen Entwickler da, die sich nicht primär an Verbraucher, sondern an Unternehmenskunden richten.
Geringe Kaufbereitschaft der Kunden bei Software und Apps
Ein weiterer Grund für Schwierigkeiten der App-Economy ist jedoch im Verhalten der Nutzer zu suchen. Eine jüngst vorgestellte Untersuchung von Bitkom Research in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsunternehmen Aris zeigt, das rund die Hälfte der Bevölkerung keinen Cent für Software ausgibt. Die Hälfte verwendet lieber kostenlose Programme. Etwa ein Viertel gab sogar zu, auf illegale Kopien zurückzugreifen. Der größte Anteil der Ausgaben für Software verteilt sich auf Spiele, Anti-Viren-Programme und Bürosoftware.
Im speziell mit der App-Economy beschäftigen Teil der Untersuchung wird gezeigt, dass die Nutzung von Apps immer weiter zunimmt. Ungeachtet der gut ausgebauten Möglichkeiten auf mobilen Plattformen Geld für Apps, In-App-Käufe, Subscriptions, etc. auszugeben, haben die Entwickler dennoch damit zu kämpfen, dass viele Nutzer schlicht nicht bereit sind, für Apps zu bezahlen. Letztlich ist die Zahlungsbereitschaft kaum besser. So geben 43 Prozent an, ausschließlich kostenlose Apps zu verwenden. Nur 23 Prozent der Verbraucher laden sich überhaupt kostenpflichtige Apps herunter; die durchschnittlichen Ausgaben belaufen sich dabei auf gerade einmal 9 Euro im Jahr. Im Vergleich dazu zahlt jeder Haushalt pro Jahr über 200 Euro Rundfunkbeitrag. Für Mobilfunk, Festnetz und Internet kommen bei vielen sogar jährliche Ausgaben von 600 Euro zusammen.
Anfang vom Ende des Hypes?
Das Kaufverhalten der Nutzer und die Mechanismen der App-Stores machen es den Entwicklern also nicht gerade leicht. Sicher werden viele Programme quersubventioniert und auch nicht jeder Entwickler will großes Geld verdienen. Nichtsdestotrotz steht das Kaufverhalten der Nutzer in einem krassen Missverhältnis zum Geschäftsmodell von Entwicklern und der tatsächlichen Nutzung von Software – und dies gilt gerade auch in der vielbeschworenen App-Economy.
Weitere Quellen: venturebeat.com, insidemobileapps.com, winfutre.de