Mit dem Lumia 640 wird Microsoft in Kürze ein hervorragend ausgestattetes Mittelklasse Smartphone mit einer UVP von nur 159 Euro auf den Markt bringen. Der Straßenpreis dürfte schnell noch darunter liegen. Mit dem Lumia 830 gibt es echtes Flaggschiff-Feeling mittlerweile für kaum mehr als 250 Euro. Und kurz nachdem die Lumias 532 und 435 die Ansprüche im Preissegment unter 100 Euro neu definiert haben, gibt es auch schon Hinweise auf ein weiteres Budget-Phone (Modellnummer RM-1099), das in Indien und anderen Schwellenländern für umgerechnet rund 53 Euro auf den Markt kommen soll.
Auch wenn die genauen Kalkulationen ein gut gehütetes Geheimnis sind, kann man sich schwer vorstellen, dass Microsoft bei diesen Preisen noch wirklich Geld mit seinen Smartphones verdient. Der Fokus dürfte wohl eher darauf liegen, mit einer aggressiven Preispolitik Marktanteile für Windows Phone zu gewinnen. Geld ist da bekanntermaßen Microsoft’s kleinstes Problem.
In einem Interview mit der Financial Review hat nun Stephen Elop, ehemaliger Nokia Chef und Microsoft’s Vizepräsident für die Geräte und Services Sparte, sehr offen zugegeben, dass die Redmonder nicht darauf aus sind, mit Smartphone Verkäufen profitabel zu sein. Als Grund nannte er allerdings nicht das prall gefüllte Festgeldkonto, sondern Microsoft’s strategische Position, die es ihnen ermöglicht, das Geld auf anderen Wegen wieder reinzuholen:
„Wenn ich nur Hardware verkaufen würde, hätte ich nur einen Weg um Geld zu verdienen und zwar die Gewinnspanne der Geräte. Microsoft hat aber die volle Breite an Hardware und Software und so können wir unseren Kunden die komplette Erfahrung bieten und dabei sehr kosten-effektiv sein, weil wir alle diese verschiedenen Hebel in der Hand haben, mit denen wir arbeiten können. Wir können zum Beispiel Bing für die Suche benutzen und darüber Geld verdienen. Wenn du ein reiner Hardware Hersteller bist, hast du es viel schwerer.
Es gibt nur sehr wenige Unternehmen auf der Welt, die diese Möglichkeiten und Fähigkeiten haben, großartige Dinge mit der Hardware zu machen, rund um das Betriebssystem und die Plattform zu entwickeln, sowie Cloud-basierte Dienste und das alles miteinander zu verbinden. Es gibt sehr wenige Unternehmen, die all diese Teile beieinander haben. Tatsächlich sind es nur ein paar. „
Ich bin normalerweise nicht der größte Elop-Fan, aber ich finde seine Aussagen hier absolut richtig und wichtig. Kluge Preispolitik bedeutet für Microsoft nicht stumpfes Dumping zu betreiben, sondern die strategischen und technologischen Vorteile, die der Konzern hat, in die Waagschale zu werfen. Beim Lumia 640 / 640 XL haben wir bereits gesehen, wie das aussehen kann. Als erste Smartphones werden diese mit einer Jahreslizenz Office 365 gebundelt – inklusive Skype Freiminuten und 1 TB Speicherplatz auf OneDrive. Damit werden einerseits die Windows Phones weiter aufgewertet, andererseits neue Kunden an das Microsoft Ökosystem gebunden. Einfach aber genial.
Allerdings habe ich auch schon vor einiger Zeit erklärt, warum ich in dieser Strategie auch ein gewisses Risiko für das Windows Phone sehe: in einer „mobile first, cloud first world“, in der plattformübergreifende Dienste im Mittelpunkt stehen – auch finanziell – könnte ein eigenes mobiles Betriebssystem für Microsoft irgendwann nicht mehr unentbehrlich sein.
Quelle: Financial Review via WMPU
Was „vedient“ man bei Euch als Lektor? ;-))