Ab heute hat die IFA in Berlin offiziell ihre Pforten für Besucher geöffnet. In den vergangenen beiden Tagen haben schon einige Größen der Mobilfunkbranche zur Pressekonferenz gebeten, um der Fachpresse ihre Neuheiten zu präsentieren.
An der Smartphone-Front wurden uns bislang einige solide Modelle gezeigt – von Nokia das „bezahlbare Flaggschiff“ Lumia 830 und das „Selfie Phone“ Lumia 730 – aber wenig Überraschendes oder gar Spektakuläres. (Abgesehen vielleicht vom Samsung Galaxy Note Edge, das zumindest das Prädikat „originell“ verdient). So könnte sich bewahrheiten, was im Vorfeld von vielen vermutet wurde, dass nämlich die IFA 2014 die IFA der Wearables, insbesondere der Smartwatch wird.
Für alle Windows Phone Fans wäre das eine schlechte Nachricht, denn allem Anschein nach hat Microsoft in dieser Kategorie immernoch nichts zu bieten. Zumindest bei der gestrigen Lumia Präsentation war von einer Microsoft Smartwatch oder ähnlichen Gadgets weit und breit nichts zu sehen oder zu hören.
Unser Kollege von DeathMetalMods analysierte deshalb, dass die Vorherrschaft von Google Wear als „de facto Standard-Betriebssystem für Wearables“ längst gefestigt ist, während Microsoft wohl die letzte Chance verpasst hat, in Sachen Smartwatch doch noch aufzuholen.
Wenn er Recht hat – und unser Freund DMM hat meistens Recht – dann sind wir meinem persönlichen Albtraum einer Welt, in der auf jedem Gerät, vom Kühlschrank bis zum Fernseher, ein Android Betriebssystem läuft, wieder ein Stückchen näher gekommen.
Ich persönliche glaube aber nicht, dass der Zug in Sachen Wearables schon gänzlich abgefahren ist.
Wenn ich mir die neusten Smartwatches anschaue, selbst das gefeierte Moto 360, dann sind diese Devices in Sachen Größe, Features, Akkuleistungen noch nicht da, wo sie sein müssten, um endlich den Massenmarkt zu erobern. Mein Eindruck ist zudem, dass diese Einschränkungen derzeit noch von den verfügbaren Hardware-Komponenten herrühren und nicht alleine durch ein größeres know-how in Sachen Software und Design zu überwinden sind.
Auch was das Ökosystem für wearables angeht, ist der Vorsprung von Google noch nicht so groß, wie es häufig den Anschein hat. Gerade einmal 33 offizielle Apps gibt es aktuell für Android Wear. Der große Boom durch unabhängige Entwickler mag zwar kurz bevor stehen, eingetreten ist er bis jetzt aber noch nicht.
Zudem finden sich viele der spannendsten Anwendungsmöglichkeiten für Wearables im Bereich Fitness und Sport. Gerade hier sind die Fronten aber weit weniger gefestigt, der Markt noch volatiler und unberechenbarer, weil viele Player im Spiel sind, die man klassischerweise nicht auf der IFA antrifft. An dieser Stelle ist also nicht nur interessant, was Samsung, Sony und LG machen, sondern auch Nike, Adidas, Polar, Runtastic usw.
Könnte so die Microsoft Smartwatch aussehen? Konzeptstudie des Hannoveraner Designers Nadir Aslam. Quelle: Behance.net
Und Microsoft? Zugegeben, die Redmonder sind mal wieder verdammt spät dran, aber ganz untätig sind sie nicht. Gerüchten zufolge arbeitet Microsoft seit mindestens einem Jahr an einer eigenen Smartwatch mit Fitness Tracker. Mit dem Update 1 von Windows Phone 8.1 enthält das Betriebssystem zumindest schon mal die nötigen Schnittstellen für die Kommunikation mit Wearables. Und unsere Quellen besagen, dass im nächsten Quartal endlich eine offizielle Pebble-App für Windows Phone erscheint, sodass eine der attraktivsten Smartwatch-Lösungen endlich auch für User unserer Plattform vollumfänglich nutzbar ist.
Im Gegensatz zu Apple traut man Microsoft zwar kaum zu, in Sachen wearables das Feld von hinten aufzurollen. Dennoch bleibt genug Zeit um ein ordentliches Angebot an WP-kompatiblen wearables sicherzustellen, bevor das Konzept wirklich massentauglich wird. Auf jeden Fall glaube ich nicht, dass sich das Wohl und Wehe der Windows Phone Plattform an diesem Punkt entscheidet.
A propos Apple. Ich bin sehr gespannt, was uns der iPhone Erfinder präsentieren wird, wenn er am 09. September seine Vision der Smartwatch auf die Menschheit loslässt. In der Vergangenheit war Apple ja selten der Hersteller, der eine neue Produktkategorie ins Leben gerufen hat, aber umso häufiger der erste, die einen neuen Formfaktor „richtig“ hinbekommen hat. Sollte ihnen das erneut gelingen, dann ist vieles von dem, was ich gerade geschrieben habe, nächste Woche schon Makulatur. Sollte ihnen das nicht gelingen, dann dann ist der Mythos Apple wohl nachhaltig beschädigt.
Bei Apple selbst gibt man sich auf jeden Fall schon äußerst siegessicher. Chefdesigner Jony Ive soll intern gesagt haben, die Uhrmachernation Schweiz müsse sich ernsthafte Sorgen machen, wenn die iWatch auf den Markt kommt. Nur dass er dem Vernehmen nach eine weniger Vornehme Ausdrucksweise verwendet hat.
Wahrscheinlich hat Ive also sowas gesagt wie: „Die Schweiz ist gef*ckt, sobald die iWatch auf den Markt kommt“. Klar, denn wer braucht schon eine Rolex, wenn sie nicht mit dem iPhone synchen kann?
Große Worte der Apple-Macher, also. Mal schauen, ob sie diesen auch Taten folgen lassen.
Ich habe ja immer noch jedenfalls die Hoffnung, dass mit GDR1 auch die Smartwatch API mehr genutzt wird. Besonders Pebble wäre dann mein erster Kandidat und die wäre dann auch die einzige Smartwatch, die auf allen 3 großen Betriebssystemen läuft.
Ich spinne das mal weiter: Apple und Google könnten – wenn sie wollten – wahrscheinlich sogar Pebble das leben so schwer machen, dass WP8 als Partner übrig bleibt. 2 Underdogs gegen der Rest der Welt: Klingt wie ein Buddy Movie aus den 80ern 😀
Hehe… der Film gefällt mir. Erinnert aber auch ein bisschen an die Nokia-Story… 🙂
Ich glaube, MS ist derzeit mit vielen Dingen ein wenig überfordert. Während Apple schön seine kleine Produktpalette mit Milliarden optimieren kann, tanzt MS auf vielen Hochzeiten zur unterschiedlicher Musik und muss seinen Rückstand auch noch aufholen, mit Einnahmen, die durch diesen Rückstand nicht erbracht werden können.