Vor drei Tagen bin ich zum zweiten Mal in meinem Leben Fallschirm gesprungen. Auf dem Flug nach oben, auf 4000 Meter Höhe, war ich im Gegensatz zum ersten Mal überhaupt nicht nervös – schließlich wußte ich was auf mich zukommen würde. Als ich dann aber durch die Luft sauste, war es noch viel schöner als beim ersten Mal. Ich konnte alles sehr viel besser begreifen und die Erfahrung intensivierte sich dadurch.
Mit dem zweiten Auftritt der HoloLens, verhielt es sich heute ganz ähnlich. Die erste Präsentation am 21. Januar war überwältigend, mittlerweile aber verarbeitet. So war dieser Punkt der Build einer, dem ich nicht sonderlich entgegefieberte. Oh boy, was I wrong.
Die Fakten
Die HoloLens ist das erste völlig kabellose Holographic Computing Device. Nüchtern betrachtet (was mir schwer fällt) handelt es sich um einen PC samt (Intel)Prozessor, Grafikeinheit und einem neuartigen Chip, dem Holo Prozessor. Es wird durch einen Akku angetrieben und arbeitet völlig autark – es wird kein Hauptcomputer zum streamen oder ähnliches gebraucht. Als Betriebssystem kommt selbstverständlich Windows 10 zum Einsatz.
Universal Apps
Prinzipiell werden alle Windows 10 Universal Apps auch auf der HoloLens lauffähig sein. Wenn man bedenkt wie sich die Bedienung von herkömmlichen Methoden wie Maus und Tastatur unterscheidet, ist das beeindruckend. Mittels Gesten und Sprache, interagiert man mit holographischen Konstrukten in- und außerhalb des Sichtfeldes.
Was für Möglichkeiten habe ich dadurch?
Die Frage ist eigentlich falsch formuliert. Sie müsste „welche Grenzen gibt es?“ lauten. Auf der Build sahen wir heute allerlei fantastische Eindrücke. So verwandelte sich ein karges Wohnzimmer durch HoloLens, mal in ein produktives, mal in ein unterhaltsames Zuhause – je nach Wunsch des Benutzers. Der süße „Fang“ (engl. Reisszahn), ein kleiner holographischer Hund, der dem User, wie ein echtes Haustier, auf Schritt und Tritt folgte und um dessen Aufmerksamkeit buhlte.
Mit einer Handbewegung, die mich an die „Erscheine“ Geste von Illusionisten erinnerte, erschien ein Skype Bildschirm, den der User mitnehmen und an eine beliebige Stelle pinnen konnte. Einmal angepinnt, blieb der Screen selbst bei Verlassen des Raumes, auf dieser Position. Fernsehen, kein Problem. In beliebiger Größe sogar. Überhaupt können alle Apps größer und kleiner gemacht werden.
Es wurde gezeigt wie das Lernen von Medizinstudenten sich durch die HoloLens ändern wird. Anatomisch korrekte, lebensgroße Körper, können bis ins kleinste Detail studiert werden.
In einer Reihe von weiteren Demo Videos wurden ähnlich tiefgreifende Veränderungen für eine Vielzahl an Berufen und Situationen gezeigt. Ingeneure, Architekten, Künstler, Modeversandhandel, alles potentielle Gewinner dieser neuen Technologie.
Einer der größten Ökonomen dieser Welt, Joseph Schumpeter, prägte den Ausdruck „schöpferische Zerstörung“. So benannte er das ökonomische Phänomen, wenn neue Konzepte alte Standards verdrängen. Das Konzept HoloLens wird meiner Meinung nach solch eine schöpferische Zerstörung über unsere Welt hereinbrechen lassen.
Seit dieser Präsentation beneide ich alle Entwickler dort draussen. Ich wäre gerne Teil dieses Schaffungsprozesses.
Wie hat euch die HoloLens gefallen? Seid ihr auch so gespannt wie ich, wohin die Reise geht?
Aufgeregt?! Ich fühl mich wie ein Gibbon auf Crack!!! Ich muss das sehen umd selber begreifen. Okay, die Welt wird es aufgrund des fehlenden Apfels geringschätzen und sich stattdessen überteuerte Uhren kaufen. Aber ich werde über sie nur lächeln, ob ihrer unwissenheit. Und während sie noch Hayday oder Immortalis auf ihren iPads und iWatches spielen, erlebe ich die Welt völlig neu in meinem Wohnzimmer.
Wer zuletzt lach lacht am besten, und Apple haut halt immer als erster alles raus =)
Der Gedanke, dass es Ingenieuren und Architekten in der Entwicklung wirklich hilft wäre schön, ist aber meiner Meinung nach nicht praktikabel. In der Regel sind die Konstruktionen zu komplex und detailreich um es mit Gesten vor einem Tisch stehend zu bearbeiten. Und BITTE macht keinen Vergleich mit den Filmen „Iron Man“. Da sieht es auch nur gut aus wenn er was weg schiebt oder reinzoomt. Mehr aber auch nicht. Wo es eher interessant ist, ist für Präsentationen vor dem Kunden/Konsumenten, wenn es um Detailfragen von Seiten des Kunden geht (siehe Motoradtankdeckel-Demo) oder wenn Pläne von ausführenden Firmen umgesetzt werden sollen.… Weiterlesen »
PS: Glückwunsch zum zweiten Fallschirmsprung und dem gelungenen Artikelbild 😉
@Sigi: in der Keynote sah man, dass die Bedienung für kleine Bewegungen relativ ungenau war. Speziell für Architektur-Arbeiten wurde dann die Möglichkeit gezeigt, dass mit einer Maus+Hololens gearbeitet wurde. Das hat wiederum ziemlich akkurat gewirkt und die Echtzeitveränderung am Modell war überzeugend genial. 🙂
Einigen wir uns darauf, dass HoloLens bzw. Virtual Reality seine Möglichkeiten hat? 😉
Auch ich bin sehr gespannt wie weit es umgesetzt werden kann. Ich denke dennoch nicht, dass es die Grundlagenplanung erleichtert, sondern erst die letzten Phasen besser veranschaulicht.
Intetessanter Artikel, gute Wortwahl und bildlich anschaulich formuliert. klares like! 😉