Ein Gespenst geht um in der Tech-Welt, das Gespenst des USB Typ C. Seit ein paar Tagen ist der kleine Anschluss in aller Munde, dabei ist er eigentlich gar nicht mal so neu. Die Grundlegenden Spezifikationen sind bereits seit fast 2 Jahren festgelegt, doch erst jetzt beginnt USB-C auch Einzug in die Realität des Kunden zu finden.
Ausgerechnet Nokia hat im vergangenen Jahr als einer der ersten Hesteller ein Gerät mit USB-C Port auf den Markt gebracht, das Android Tablet Nokia N1 (siehe Bild oben). Richtig zur Kenntnis genommen wurde der Standard aber erst als Apple diese Woche sein neues MacBook vorstellte, das mit nichts weiter als einem einzigen USB-C Anschluss ausgestattet sein wird. Zwei Tage später folgte Google und zeigte seinen neues Flaggschiff-Chromebook Pixel, das zwei USB-C Ports an Bord hat. Außerdem kündigte Google heute an, dass in naher Zukunft auch viele Android Smartphones mit den neuen Anschluss ausgestattet sein werden.
Dass die zwei Riesen, Apple und Google, auf USB-C setzen wollen ist ein echter Game Changer und dürfte dafür sorgen, dass der kleine Anschluss bald zum neuen Standard wird. Doch was heißt USB Typ C überhaupt? Und warum braucht man das?
Was ist USB Typ C?
Beim USB-Standard muss man unterscheiden zwischen TYP und Version. Der Typ A,B,C beschreibt die Form des Anschlusses, die Version: 1.0, 2.0, 3.0, 3.1 sagt etwas über Leistung und Geschwindigkeit. Der aktuelle Standard ist USB 3.0 mit einem Typ-A Anschluss an PC oder Laptop (der breite, rechteckige Stecker) und einem micro- oder mini-USB Typ B am Peripheriegerät, zum Beispiel an Laptop oder Digitalkamera. Daneben gibt es aber eine ganze Reihe an Varianten und proprietären Steckern, etwa von Samsung oder Apple.
Der neue Typ C Anschluss basiert auf USB 3.1. Gegenüber USB 3.0 verspricht dieser Standard eine bis zu 2x höhere Übertragungsrate von 10 Gb/s. Mindestens genauso wichtig ist aber die Tatsache, dass USB 3.1 höhere Stromstärken und Spannungen unterstützt und sich mit einer Leistung von bis zu 100 Watt dauch als Ladekabel auch für größere Geräte eignet – siehe Apple’s neues Macbok. Interessant ist auch, dass die Stromübertragung bidirektional ist, also in beide Richtungen gehen kann. Prinzipiell könnte damit nicht nur ein PC oder Laptop ein Peripheriegerät aufladen, sondern auch andersherum. Bislang muss man etwa bei externen Akkus das Kabel immer umstecken.
Wie bisher immer bei neuen USB-Versionen, wird auch USB 3.1 abwärtskompatibel sein. Mann kann also prinzipiell auch ein Smartphone mit USB 3.1 an einen Laptop mit USB 3.0 oder sogar USB 2.0 Anschluss stecken. Allerdings wird man dafür einen Adapter oder ein spezielles Kabel benötigen, denn anders als bei den bisherigen Versionssprüngen, ist USB 3.1 an den neuen Typ-C Stecker gebunden, der nicht in einen USB Typ-A oder B Anschluss passt.
Top speed | Lade-Leistung | Lade-Richtung | Anschlüsse | Verfügbarkeit | |
USB 1.1 | 12 Mb/s | 2.5V, 500mA | Host zu Peripherie | Typ-A nach Typ-B | 1998 |
USB 2.0 | 480 Mb/s | 2.5V, 1.8A | Host zu Peripherie | Typ-A nach Typ-B | 2000 |
USB 3.0 | 5 Gb/s | 5V, 1.8A | Host zu Peripherie | Typ-A nach Typ-B | 2008 |
USB 3.1 | 10 Gb/s | 20V, 5A | Bidirektional | Typ-C an beiden Enden | 2015 |
Der neue USB-C Stecker verspricht aber seinerseits eine Reihe von Vorteilen. Erstens ist der USB Typ-C Stecker deutlich kleiner und flacher als seine Vorgänger. Er benötigt eine Öffnung von nur 8,4 x 2,6 Millimetern. Damit passt er in die immer dünner werdenden Smartphones und Tablets und ermöglicht auch in Laptops kleinere und günstigere Bauteile. Zum anderen ist er beidseitig ansteckbar, es gibt also kein „Oben“ und „Unten“ mehr und damit kein nerviges Rumgefummel an der Buchse, weil man versucht das Kabel falsch rum reinzustecken. Nicht nur deshalb soll das neue Kabel auch widerstandsfähiger sein, als etwa der etwas wackelige micro-USB Typ-B. Die Spezifikationen sehen vor, dass es mindestens 10.000 Ansteckvorgänge überlebt.
Das für die Spezifikationen zuständige USB-Forum verspricht, dass dieser neue Typ-C Anschluss zukunftssicher ist, also auch die nächsten Versionen von USB auf das gleiche Design setzen sollen.
In der Vergangenheit haben sich „bessere“ Standards nicht immer durchgesetzt, so hat etwa der von Apple und Intel entwickelte Thunderbolt Anschluss, trotz schnellerer Datenraten, aus politischen und Kosten-Gründen nie die Verbreitung von USB 3.0 erreicht. Bei USB 3.1 bzw. USB Typ-C kann man aber davon ausgehen, dass es in einigen Jahren der neue Standard sein wird, nicht zuletzt weil praktisch alle namenhaften Hersteller entweder selbst im USB-Konsortium vertreten sind, oder ihre Unterstützung bereits signalisiert haben.
Für den Verbraucher ist diese Übergangszeit schwierig. Noch gibt es fast keine Peripheriegeräte mit USB-C Anschluss, aber das wird sich langfristig ändern. Wer heute ein Gerät mit USB-C kauft, hat zunächst einmal einen ziemlichen Exoten, mit dem es (buchstäblich) schwer wird Anschluss zu finden. Wer ein Geräte ganz ohne USB-C Port kauft, dürfte in ein paar Jahren nicht mehr auf dem neusten Stand sein. So oder so dürften Adapter oder USB-A nach USB-C Kabel in nächster Zeit Hochkonjunktur haben.
Microsoft hat übrigens auch schon angekündigt, dass Windows 10 von Beginn an USB 3.1 unterstützen wird. Auf Hardware-Seite ist der Anschluss in der Windows Welt bisher aber kaum zu finden.
Wer jetzt schon auf USB-C setzen will, darf sich also gewissermaßen als Pionier fühlen. Wer abwartet, wird auch so sein Smartphone aufladen und seine Daten angemessen schnell auf den Computer ziehen können. So oder so gibt es keinen Grund zur Panik – letztendlich geht es auch hier „nur“ um ein paar Kabel.