Xiaomi ist, zumindest hier in Europa, eher einer der kleineren Hersteller. Drüben in China ist das erst acht Jahre alte Unternehmen allerdings schon eine größere Hausnummer. Den meisten dürfte Xiaomi durch die durchaus günstigen Notebooks der MiBook-Serie bekannt sein. Wir bekamen vom Onlineshop notebooksbilliger.de das Xiaomi Mi Mix 2S zum Testen zur Verfügung gestellt und wollen diesen euch natürlich nicht vorenthalten. Ein dedizierter Kameratest wird später folgen.
Lieferung, Unboxing & Lieferumfang
Die Mi Mix Serie von Xiaomi sticht besonders durch ihr nach oben hin randloses Display hervor. Mittlerweile eine Besonderheit ist hierbei, dass das Gerät keine Notch besitzt und somit auch keinen Platz für eine Frontkamera auf der oberen Gehäuseseite. Diese ist nun nach unten gewandert, doch dazu später mehr.
Im Lieferumfang ist selbstverständlich das Xiaomi Mi Mix 2S enthalten sowie ein Quick-Charge-Netzteil, ein USB-A auf USB-C Aufladekabel, eine positiv überraschende Schutzhülle sowie ein USB-C auf Klinke Adapter für Leute, die kabelgebunden Musik hören möchten. Wie der Adapter schon vermuten lässt, besitzt das Smartphone keine dedizierte Klinkenbuchse mehr und folgt damit der Mehrheit der Smartphonehersteller. Kopfhörer sind im Lieferumfang keine enthalten.
Technische Daten
- Display: 5,99 Zoll IPS, 1.080 x 2.160 Pixel
- Prozessor: Snapdragon 845 (4 x 4 bigLittle)
- Betriebssystem: Android 8.0 mit MIUI
- Speicher: 6GB / 8 GB Ram, 64 GB bis 128 GB intern, kein SD-Slot
- Kamera: Rückseite: 12 MP f/1.8 + 12 MP f/2.4
- Kamera Vorderseite: 5 MP f/2.0
- Akku: 3.400 mAh, Quickcharge
- Weitere: Fingerprint Sensor, Notification LED, Dual Sim, Wifi, Bluetooth 5.0 + HD Audio Codecs, NFC, USB-C Anschluss
Xiaomi Mi Mix 2S: Besonderheiten und Display
Die herausstechendste Besonderheit des Xiaomi Mi Mix 2S ist mit ziemlicher Sicherheit das randlose Display ohne Notch. Es erzeugt ein komplett anderes Gefühl als andere erhältliche Smartphones und durch die fehlende Notch muss Xiaomi auch keine Verrenkungen im Bereich UI machen. Die Konkurrenten wie Huawei, OnePlus oder LG bieten beispielsweise optionale Modi an, wo die beiden Einkerbungen rechts und links von der Notch komplett geschwärzt werden, damit man den Eindruck bekommt, dass das Display ohne auskommt. Solche Spielereien fallen hier weg.
Mit einem Kontrast von 2.400:1 bietet das IPS Display ziemlich gute Werte. Auch der abgedeckte Farbraum DCI-P3 ist alles andere als normal. Dadurch gibt es auch eine HDR-Unterstützung. Durch das lang gezogene Display im 18:9 Format bekommt man aber rechts und links schwarze Balken, wenn man sich Videos, Serien oder Filme im klassischen 16:9-Format ansieht. Dadurch geht etwas Displayfläche verloren.
Mit einer maximalen Helligkeit von 472 cd/m² gehört das Smartphone zwar nicht zu den hellsten Produkten, liegt aber im guten Mittelfeld und lässt sich auch gut in der Sonne ablesen.
Leistung
Dank des verbauten Qualcomm Snapdragon 845 mit 4x 2,8 GHz bzw. 4x 1,7 GHz läuft das Betriebssystem butterweich und Spiele lassen sich ohne Probleme spielen. Die 6 bzw. 8 GB Arbeitsspeicher tun ihr übriges, sodass man auch bei starkem Multitasking keine Probleme bekommen sollte.
Zwar ist der Snapdragon 845 nicht so flott wie der A11 Bionic von Apple, allerdings der schnellste für Android-Smartphones verfügbare SoC. Dank seines Snapdragon X20 Modems unterstützt das Gerät LTE mit bis zu 1 GBit/s im Download und 150 Mbit/s im Upload. Hierzu werden 4×4 MIMO sowie 3-fache Carrier Aggregation genutzt. Auch unterstützt das Gerät das in Deutschland vor allem bei Vodafone und Telefónica wichtige LTE Band 20 im 800 MHz Bereich, welches vor allem für den ländlichen Ausbau und die Indoor-Verfügbarkeit wichtig ist.
Kamera
Beim Mi Mix 2S hat Xiaomi, ebenfalls dem Trend folgend, erstmals eine Dual-Kamera mit jeweils 12 Megapixel eingebaut. Anders aber als bei Huawei wird wie bei Apple vor den zweiten Sensor ein Tele-Objektiv gespannt, was einen 2-fachen Zoom ermöglicht. Dementsprechend verringert sich hier die Offenblende von f/1,8 auf f/2,4, was einer Reduktion um eine Blende entspricht. Einen dedizierten Schwarz-Weiß-Modus wie bei Huawei gibt es nicht.
Videos nimmt die Kamera in einer maximalen Auflösung von UHD (3.840 x 2.160) bei 30 Bildern pro Sekunde auf. Mittlerweile sind 60 Bilder pro Sekunde Standard und durch die Kraft des Snapdragon 845 hätte Xiaomi hier ruhig die doppelte Bildwiederholrate anbieten können. Eventuell tut sich was das angeht in Zukunft noch etwas.
Tagsüber macht die Kamera wirklich ansehnliche Fotos mit satten Farben und wenig rauschen. Zu beachten sei dennoch, dass standardmäßig der bei Smartphones aus Asien typische Beautymodus angeschaltet ist, und man somit häufig glattgebügelter und schlanker aussieht, als man eigentlich ist. An die Spitzenreiter Lumia 950 oder Huawei P20 Pro kommt sie dennoch nicht heran. Der Kamera werden wir uns allerdings in einem tiefergehenden, separaten Review widmen.
Akku
Akkumäßig bietet Xiaomi hier Durchschnittskost. Für Smartphones in der Größenordnung sind Akkus um die 3.400 mAh (17 Wh) normal. Bei normaler Benutzung kommt man mit dem Gerät auch gut über einen oder zwei Tage, Wunder sollten allerdings nicht erwartet werden. Dadurch dass das Display ein IPS-Display ist, und keine OLEDs verwendet macht es auch keinen Unterschied ob man ein helles oder dunkles Theme verwendet. Bei der Verwendung von YouTube hält das Gerät ca. 8 Stunden durch, die ein oder andere Zugfahrt sollte so kein Problem sein. Zu beachten wäre dennoch, dass Smartphones bei schlechtem Netz mehr Strom verbrauchen als bei gutem Netz.
Design
Das Design zeichnet sich durch eine Keramikrückseite mit eingelassenem Fingerabdrucksensor sowie Xiaomi-Schriftzug aus. Auf der Vorderseite ist das massive Display sowie am unteren Rand eine leicht dickere Leiste, in der auch die Frontkamera versteckt ist. Die Seiten sind von einem Aluminiumrahmen geprägt, welcher das Smartphone umrandet. Mit seiner Dicke von nur 8,1 mm liegt das Gerät gut in der Hand. Kleinere wie größere Hände werden allerdings große Schwierigkeiten haben, den oberen Displayrand zu erreichen.
Mit zwei Händen lässt sich das Gerät allerdings bequem bedienen. Was etwas stört ist dass die Keramikrückseite ein wahrer Fingerabdruckmagnet ist. Man nimmt das Gerät nur einmal in die Hand, schon würden die ersten Zwangsneurotiker das Mikrofasertuch suchen und wischen wollen. Leider sieht das Gerät dann auch nicht mehr so schön aus, sodass man es lieber in eine Hülle packen möchte.
Fingerprint Reader
Der Fingerabdrucksensor ist einer der schnellsten die ich bisher erleben durfte. Im Vergleich zu meinem privat genutzten iPhone 8 liegen wahrlich Welten zwischen den beiden Geräten. Einziges Manko ist hier meiner Meinung nach allerdings die Position auf der Rückseite. An diesem Thema scheiden sich allerdings die Geister, sodass jeder für sich entscheiden muss, was er lieber hat.
Durch die eher ungünstige Position der Kamera auf der Unterseite des Displays ist beim Xiaomi Mi Mix 2S leider kein Face-Unlock, oder in dem Falle besser Doppelkinn-Unlock, verfügbar.
Fazit
Insgesamt zeigt Xiaomi mit dem Mi Mix 2S ein sehr gelungenes Gerät mit Alleinstellungsmerkmal. Durch das quasi randlose Display macht das Gerät Spaß und man schaut gerne drauf. Es ist mal etwas anderes als der immer gleiche Driss mit Notch von jedem X-beliebigen Hersteller. Der Akku ist ausreichend dimensioniert und mit der CPU wird man auch in einigen Jahren genügend Leistung in Reserve haben.
Das Smartphone wird aktuell mit Android 8.0 Oreo ausgeliefert, eine Android 9 P Beta ist allerdings bereits verfügbar, sodass zumindest das nächste Major Update Androids als gesichert gelten kann. Auch ist das Gerät etwas für welche, die gerne mal etwas besonderes beziehungsweise einzigartiges im Freundeskreis herumzeigen wollen, denn Xiaomi ist auf dem europäischen Markt noch keine Größe wie Huawei beziehungsweise noch nicht so bekannt wie OnePlus.
Allerdings ist das Gerät mit einem aktuellen Preis von 579 Euro bei notebooksbilliger.de nicht gerade eines der günstigsten. Das gerade vorgestellte OnePlus 6 scheint da ein besseres Gesamtpaket zu liefern, hat allerdings eine Notch und somit kein „echtes“ randloses Display. Hier muss jeder für sich selbst entscheiden, ob ihm das randlose Display den Aufpreis wert ist.
Wir danken unserem Partner notebooksbilliger.de für die Bereitstellung des Testmusters.