Flaggschiff hier, Flaggschiff da. Viele Leute glauben, immer das Neuste und das Beste haben zu müssen. Besonders bei den Smartphones fällt das auf. Ich persönlich bin der Meinung, dass dies nicht notwendig ist. Und ich war bislang auch nicht bereit, mehr als CHF 250.- (ca. 220 Euro) für ein Smartphone auszugeben. Beim Xiaomi Mi 9 Lite habe ich da mal eine Ausnahme gemacht, weil mich zwei Features reizten: Das Always On-Display in Folge AMOLED-Screen und NFC für Google Pay. Nach gut zwei Monaten kann ich ein gutes Fazit zum Gerät ziehen – das ich gerne auch mit Euch teilen möchte.
Die Mi-Serie von Xiaomi hat in Europa viele Geräte zum Vorschein gebracht. Unter Anderem auch Geräte, die in China unter der Marke «Redmi» an den Start gegangen sind. Viele dieser Geräte sind auf Flaggschiff-Niveau und kosten entsprechend mal (viel) mehr oder weniger Geld. Ich habe bereits vor Jahren für mich entschieden, dass ich nicht mehr Geld für Smartphones ausgeben möchte, als wirklich nötig. Und so habe ich mir aus der teureren Mi-Serie (gegenüber Redmi oder Poco) eines der günstigeren Geräte gekauft – Das Mi 9 Lite, in China auch bekannt als Mi CC9.
Stolze 345 Franken verlangen hiesige Händler in der Schweiz für das Smartphone. Wie geschrieben, ein Preis, den ich normalerweise nicht bezahlen würde. Aber egal, wegen diesem einen Mal. Was habe ich dafür bekommen? Was sind di Pros, was die Cons? Kann ich das Gerät weiterempfehlen? All diese Infos findet Ihr im nachfolgenden Testbericht.
Design und Verarbeitung
Das Xiaomi Mi 9 Lite kommt angeblich mit abgerundetem Glas auf der Rückseite daher und ist insgesamt, wie von Xiaomi gewohnt, sehr gut verarbeitet. Wie Glas fühlt sich die Rückseite hingegen nicht an, eher wie sehr gut verarbeitetes Polycarbonat. Ich habe das weisse Modell bestellt, weil ich weisse Smartphones schon früher sehr schön fand und sie doch ein Wenig Kontrast zu den schwarzen Modellen mitbringen. Und auch, weil es keine andere Farbe vorrätig hatte.. hehe.
Das Gerät misst 157 x 75 x 8.8 Millimeter und bringt stolze 180 Gramm auf die Waage. Beim Display setzt man für die Frontkamera auf die wesentlich beliebtere Waterdrop-Notch, wenngleich immer mehr Smartphones heutzutage ganz auf eine Notch verzichten. Ich persönlich störe mich nicht an diesem Punkt für die Kamera und finde, lieber so, als eine Kamera unter dem Display, die dann nicht sauber funktioniert. Selbiges gilt für den Fingerabdrucksensor.
Dieser ist nämlich unter dem Display verbaut und soll so ein schnelles Entsperren des Smartphones ermöglichen. Sollte. Denn wer z.B. mal ein Realme X2 (ohne Pro!) in den Händen hielt und dort den Fingerabdrucksensor testete, der wird an dieser Stelle von Xiaomi enttäuscht. Nicht falsch verstehen, der Sensor funktioniert, ist jedoch wesentlich langsamer, als bei der Konkurrenz und kann auch bei den eigenen Geräten im Vergleich zum klassischen Sensor auf der Rückseite nicht mithalten. Mit der Zeit zeigte sich das auch dahingehend, dass der Sensor quasi «motzte», obwohl der Finger sauber auf dem Display lag. Sind die Finger dreckig oder nass, gibt es zudem eine 100%ige Nicht-Erkennungsrate. Da geht noch mehr.
Auf der Rückseite befindet sich unter der Triple-Kamera ein einzelner LED-Blitz und unten am Smartphone auch gleich ein Xiaomi-Schriftzug. Dieser fällt zunächst gar nicht so auf, zeigte aber, was er kann, als erste Benachrichtigungen eingetroffen sind. Der Schriftzug kann nämlich in RGB Farben leuchten und ist über die jeweilige App individuell einstellbar. Das Beste daran sind definitiv die Farben. Ungefähr seit dem Redmi Note 4 gibt es keine farbigen Benachrichtigungs-LEDs mehr. Wer hier also sein Smartphone immer auf die Vorderseite legt, der hat einen coolen Benachrichtigungseffekt. Für mich persönlich war das eher zweitrangig, weil Ich das Gerät grundsätzlich nicht mit dem Display nach unten irgendwo hinlege. Ein kleines Pünktchen, das farbig leuchtet, auf der Vorderseite, hätte mir gereicht. Nunja, Geschmackssache.
Das Gerät selber ist, wie von Xiaomi gewohnt, hervorragend verarbeitet. Keine Spaltmasse, kein Knarzen des Gehäuses, nichts. Auf der oberen Seite sind ein klassischer Kopfhörer-Anschluss sowie der bekannte Infrarot-Sensor und ein geräuschunterdrückendes Mikrofon verbaut, unten findet man hingegen einen USB-C-Anschluss, Lautsprecher und Mikrofon.
Wahlweise können zwei Simkarten, oder aber eine Simkarte und eine MicroSD-Karte (bis 512GB) eingeschoben werden. Auf der rechten Seite des Mi 9 Lite sind wiederum der Power-Button und die Lautstärketasten verbaut.
Im Lieferumfang enthalten ist nicht nur das Smartphone, sondern auch ein Quick Charge 3-Ladeadapter, eine Sim-Stecknadel, Anleitungen sowie eine weiche Silikon-Schutzhülle. Mit dieser ragt die Kamera auch nicht hervor, ohne sie hingegen ca. einen halben Millimeter. Nicht weiter störend, aber trotzdem gut, wird es mit der Schutzhülle gleich abgefangen.
Etwas, was mich schon zu Beginn irritierte und womit ich nicht gerechnet hatte, war der Sound. Dazu unten mehr bezüglich der Softwareseite, hier geht es nun erstmals um die Hardware. Gerade morgens im Bad höre ich gerne meine Musik über den Lautsprecher des Smartphones. Im Falle des Mi 9 Lite war ich mehr als überrascht und später dann auch enttäuscht. Der Sound ist wirklich schlecht und dumpf. Sowas habe ich bei Xiaomi-Smartphones bislang nicht erlebt. Zuletzt habe ich solch schlechte Lautsprecher bei meinem Umi-Smartphone (aufgrund von ein paar Skandalen und Lügen hat sich der Konzern später zu Umidigi umbenannt und macht munter weiter). Zuerst dachte ich noch, es liege an der Schutzhülle, welche den Sound so abdumpft.
Doch das stimmte nicht. Auch ohne Hülle merkt man, dass hier ein minderwertiger Lautsprecher verbaut wurde.
Sowas erwarte ich grundsätzlich nicht von Xiaomi, die sogar bei Einsteigergeräten für knapp 100 Franken / 80 Euro gute Lautsprecher verbauen. Und sowas erwarte ich schon gar nicht, wenn ein Gerät für 345 Franken den Besitzer wechselt und als Mi-Gerät in der Premium-Klasse angesiedelt wird. So nicht, Xiaomi. Absolute Frechheit. Zum softwareseitigen Teil des Sounds komme ich unten noch.
Display
Xiaomi verbaut beim Mi 9 Lite ein 6.39 Zoll grosses AMOLED-Display, welches mit 2340 x 1080 Pixeln auflöst. Das sind 403ppi, einzelne Bildpunkte sucht man von blossem Auge vergebens. AMOLED-Display haben den Vorteil, dass sie Schwarz wirklich schwarz darstellen können, während bei IPS-Panels jeweils aus seitlicher Betrachtung das Licht von jedem einzelnen Pixel zu sehen ist. Das Display stammt aus dem Hause Samsung und ist sehr gut verarbeitet.
Während der nun zwei Monate im Test habe ich das Gerät nur mit der Gummihülle auf der Rückseite genutzt. Die Vorderseite war somit jeweils «ungeschützt» unterwegs. Da Xiaomi aber beim Mi 9 Lite auf Gorilla Glass 5 setzt und somit auch auf gehärtetes Glas, das «kratzresistent» ist, sieht man von blossem Auge keinerlei Kratzer. Erst bei genauem Untersuchen sind feine Kratzer zu erkennen, die aber im Alltag Null stören. Die Farben des Geräts wirken natürlich, kontrastreich und generell kann man sagen, hier wurde ein echt gutes Display verbaut.
Der Touchscreen reagiert auf bis zu 10 Eingaben gleichzeitig und das sehr präzise und schnell. Da hatte ich schon andere Smartphones vor mir, die diese Aufgabe meisterhaft vergeigten. Laut diversen Quellen im Internet, setzt Xiaomi beim Mi 9 Lite auf eine neuartige Beschichtung, die Fingerabdrücke und Fett auf dem Display verhindern soll. Im Alltag fällt das erstmal gar nicht so auf, im Vergleich zu anderen Smartphones (z.B. Redmi Note 7) hingegen dann relativ deutlich.
Einer der zwei Kriterien, weshalb ich mir das Gerät überhaupt kaufte, war das Always On-Display (AOD). Ich fand das bei der Präsentation sehr gelungen und wollte auch mal sowas haben. Beim AOD können verschiedene Varianten für die Benachrichtigungen gewählt werden. Ich habe mich schlussendlich für die Erde und die Sonne entschieden, da dieses Motiv sich je nach Uhrzeit auch verändert. Die Möglichkeiten fürs Display sind heute schon interessant, sollen aber mit den kommenden Updates für MIUI 11 weiter ausgebaut werden. In den zwei Monaten, in denen ich das Gerät nun genutzt habe, änderte sich beim AOD nichts.
Leistung und System
Xiaomi setzt beim Mi 9 Lite auf einen Prozessor von Qualcomm. Genauer gesagt auf den Snapdragon 710. Definitiv nicht mehr der neuste Prozessor (Vorstellung 2018), aber heutzutage spielt das eigentlich keine so grosse Rolle mehr. Was früher High End war, ist heute Mittelklasse und für viele mehr als genug. Nur Gamer und Hardcore-Users, die ihre Geräte bis zum Äussersten reizen, können von neueren und besseren Prozessoren merklich profitieren. Der Snapdragon 710 wird im 10 Nanometer-Verfahren hergestellt und taktet mit bis zu 2.2GhZ. Auch die Adreno 616 GPU sorgt bei den noch aktuellen 3D-Spielen für eine gute Leistung.
Im Inneren sind 128GB interner Speicher (UFS 2.1) verbaut. Zumindest bei meinem Gerät. Es gibt aber auch noch die Option mit 64GB. Der UFS Speicher bringt es auf eine Lese, resp. Schreibrate von 470 / 210 MB/s. Wird das Gerät belastet, so merkt man das auch, denn es erhitzt sich auf bis zu 40 Grad Celsius. Abgesehen davon, dass es in der Hosentasche wärmer wird, merkt man aber eigentlich nichts. Es überhitzt nicht und stört auch nicht weiter.
Zum Einsatz kommt ab Werk MIUI 11. In der globalen Variante, die installiert ist, kommt allerdings noch Android 9 Pie zum Zuge. Nach ca. 4 Wochen habe ich das Gerät entsperrt und die Xiaomi.eu-ROM draufgeflasht. Diese kommt immerhin mit Android 10 als Basis daher. Der Unterschied zwischen Android 9 und Android 10 zeigt sich nur in kleinen Details, MIUI ist aber eine so angepasste Version von Android, dass man als Otto-Normaluser kaum einen Unterschied bemerkt. Bei Xiaomi-Geräten gibt es zudem in aller Regel zwei Android-Upgrades (Android 9 -> Android 10 -> Android 11) und Sicherheitsupdates für 3-4 Jahre. Von daher kann man gut und gerne zu diesen Geräten greifen, denn sie bringen eine gewisse Sicherheit bezüglich Updates mit.
Anders, als Huawei, gehört Xiaomi auch nicht zu den «Opfern» des US-Embargos. Sprich: Xiaomi bringt auf allen global verfügbaren Geräten den Play Store und die Play-Dienste ab Werk und vorinstalliert mit und man muss sich keine Sorgen machen, dass sich daran etwas ändert. Bei MIUI 11 setzt Xiaomi seit einigen Monaten standardmässig auf den Dialer und die Kontakte-App von Google. Auch die hauseigene Mi-Nachrichtenapp wurde durch das Messages-Pendant von Google ersetzt. Da die Dialer-App von Google (noch) keine Anrufe aufzeichnen kann, habe ich dann eben nach vier Wochen die Xiaomi.eu-ROM draufgeflasht. Denn diese kommt mit den MIUI-Apps daher und verzichtet auf Dialer, Kontakte- und SMS-App von Google.
Das System läuft im Alltag sehr flüssig und bringt keine Hänger mit. Man merkt, dass hier viel RAM, ein guter Prozessor und genügend schneller Speicher verbaut wurde. Was mir hingegen schon bei meiner ersten Zugfahrt zur Arbeit auffiel: Die Soundqualität ist miserabel! Ich war erschrocken, als ich meine immer gleichen Lieder hörte. Sie klangen nämlich alle blechern und kratzig. Zuerst dachte ich noch, es liege an den Kopfhörern. Doch der Vergleich mit meinem damals noch vorhandenen Redmi Note 7 zeigte, dass es wohl am Gerät und nicht an den Kopfhörern lag, denn beim RN7 war der Sound 1a. Das Komische dabei war und ist der Umstand, dass da Phänomen nicht immer auftritt. So kann ich morgens im Zug auch eine gute Soundqualität haben und am Abend ist das gleiche Lied plötzlich grottenschlecht zum Anhören.
Ich habe zunächst angenommen, dass es sich um einen Fehler handelt, der wohl mit dem nächsten Update beseitigt wird. Doch dem war nicht so. Nach einem Monat mit dem Fehler, habe ich auf die Xiaomi.eu-ROM gewechselt, doch auch da blieb der Fehler bestehen. Den hauseigenen Equalizer kann man gar nicht brauchen, der ist einfach ausgegraut. Ein wenig Recherche im Internet zeigte, dass Xiaomi bei dem Gerät offenbar Null Energie in die Beseitigung der Fehler stecken will, denn es beklagen sich noch andere Nutzer über diese Probleme. Eine Rückmeldung oder gar Besserung von Seiten Xiaomi bleibt bislang aus.
Da ich das Gerät oft für zum Musikhören verwendete, war für mich bereits zu diesem Zeitpunkt klar, dass ich das Gerät nicht behalten werde. Ich will mich nicht jeden Morgen schon vor der Arbeit darüber ärgern, dass der Sound des Geräts sowohl beim Lautsprecher, als auch mit Kopfhörern alles andere als gut ist und offenbar nichts dagegen unternommen wird. Auch hier gibt es einen fetten Minuspunkt. Grund auch diesmal: Der Preis. Hey hallo? Ein Gerät in dieser Preisklasse, womit ich nicht einmal anständig Musik hören kann? Kann ja wohl nicht sein.
Kamera
Das Xiaomi Mi 9 Lite nutzt eine Triple Kamera mit dem Sony IMX586-Sensor. Dieser Sensor kam eine Zeitlang nur bei den Flaggschiffen selber zum Einsatz und verbringt gute Werke. Zumindest bei Tageslicht. In der Nacht sieht es da leider, wie üblich bei fast allen Smartphones, mager(er) aus. Mit einem Winkel von f/1.79 werden nicht gerade die besten Nachtaufnahmen gemacht.
Ich persönlich störe mich aber wenig an diesem Umstand. Denn mal ehrlich: Früher war es das Ziel, ein gutes Foto zu machen, auf denen man die Umgebung sah, die Personen die man liebt(e) und das wars auch. Heute versucht man krampfhaft ein Foto in völliger Dunkelheit zu schiessen, auf denen man dann besser zu sehen ist, als am Tag. Irgendwie unsinnig, oder nicht? Für die meisten Leute dürfte die Kamera daher mehr als genügen.
Xiaomi spendiert der Kamera auch eine Art «künstliche Intelligenz» und einen Nachtmodus, wodurch auch Nachtaufnahmen einigermassen i.O. und gut gelingen. Zur Hauptkamera mit 48 Megapixeln gesellen sich eine 8MP Ultra-Weitwinkel-Kamera, die gute Arbeit verrichtet, sowie ein 2 Megapixel-Sensor für Bokeh-Aufnahmen.
Das Mi CC9 wurde als Selfie-Smartphone in China vorgestellt und als Rebrand dann in From des Mi 9 Lite global vermarktet. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die Frontkamera mit fetten 32 Megapixeln daherkommt und die Kamera eine Art Filter hat, in denen man die von Snapchat bekannte Hundemaske und Ähnliches über das eigene Gesicht packen kann.
Bei Tageslicht gelingen, wie geschrieben, gute Aufnahmen. In der Nacht eher weniger gute. Auch hier muss ich sagen, dass ich, gemessen am Preis, einen deutlichen Unterschied zu den günstigeren Geräten erwartet hätte – stattdessen könnte ich von blossem Auge her nicht sagen, dass das Foto von einem hochpreisigeren Smartphone geschossen wurde. Das Xiaomi Mi 9 Lite nimmt Videos mit bis zu maximal 4K und 30 FPS auf. Allerdings funktioniert die EIS (elektronische Bildstabilisierung) nur bis 1080p/30 FPS. Wer 60 FPS nutzen will, der braucht entweder eine Art Stativ oder eine sehr ruhige Hand. Die Qualität der 1080p Aufnahmen ist sehr gut und der EIS verrichtet seinen Dienst ebenfalls sehr gut. Anders, als bei anderen Xiaomi-Smartphones, klingt auch der aufgenommene Sound in den Videos besser, was gerade bei Konzerten oftmals ein Manko war. Wer will seine aufgezeichneten Lieder schon blechern hören? An einem Konzert war ich nicht, aber selbst bei Videos, in denen Musik läuft, merkt man hier einen Unterschied.
Will man die Kameras des Xiaomi Mi 9 Lite zusammenfassen, so klingt das, wie schon bei vielen anderen Smartphones des gleichen Konzerns: Die Fotos sind sehr gut bei Tageslicht, schwächeln aber in der Nacht.
Netzwerk
Xiaomi hat letztes Jahr damit begonnen, die chinesischen Geräte von den globalen abzuschotten. Es ist nicht ohne weiteres möglich, auf ein China-Gerät eine globale ROM zu flashen und umgekehrt. Zumindest nicht wenn der Bootloader gesperrt ist. Ich habe bei meinem Redmi Note 7 aus China seinerzeit einen Flash versucht (Bootloader unlocked) und dann auch gleich wieder sperren lassen. Erst kurz vor Ende des Flashvorgangs kam eine Fehlermeldung, dass das Flashen der globalen ROM auf dem China-Gerät nicht möglich ist. Das Gerät hat sich ins Jenseits verabschiedet und war nicht mehr zu Gebrauchen.
Und so rate ich grundsätzlich mal jedem, seine Geräte in der EU zu beziehen und nicht in China. Oder zumindest darauf zu achten, dass es sich um die globale Variante handelt und nicht bloss um die globale ROM auf einem China-Gerät (Fake-Shop-ROM!).
Beim Xiaomi Mi 9 Lite muss man sich dann wiederum keine Sorgen bezüglich Empfangs machen. Gerade die wichtigen LTE-Bänder sind allesamt vertreten.
2G: GSM: B2, B3, B5, B8
3G: UMTS: B1, B2, B4, B5, B8
4G: FDD-LTE: B1, B2, B3, B4, B5, B7, B8, B20, B28
4G: TDD-LTE: B38, B40
Die Gesprächsqualität ist soweit ganz gut, kann aber mittels VoWifi und VoLTE gesteigert werden. Beides bietet Xiaomi bei den Geräten an, die Optionen müssen nur aktiviert werden (standardmässig deaktiviert).
Xiaomi verbaut zudem einen NFC-Sensor im Gerät. Dieser funktioniert im Zusammenhang mit Google Pay sehr gut und zuverlässig. Ich hatte beim Bezahlen meiner Einkäufe nie Probleme und war deutlich schneller, als beispielsweise mit der Karte. Somit hier ein klarer Pluspunkt.
WLAN wird in 2.4GHz und 5.0GHz angeboten. Auch Bluetooth 5 ist im Einsatz. GPS und auch Galileo werden mit dem Gerät unterstützt. Beim GPS habe ich aber einige Male erlebt, dass ich plötzlich Empfangsaussetzer hatte während der Fahrt und das Auto quasi im Navi «stehen blieb», um dann sprunghaft auf die aktuelle Position zu springen. Das ist mir aufgefallen, jedoch nicht so, dass ich mich hätte bewusst daran erinnert. Erst jetzt beim Niederschreiben des Testberichts fiel es mir wieder ein. Von daher würde ich sagen «i.O.». Sensortechnisch sind die Klassiker verbaut: Beschleunigungs- und Näherungssensor, ein Helligkeitssensor, Ein Gyroskop, Kompass und eben, wie eingangs des Berichts erwähnt, der Infrarot-Sensor.
Akkulaufzeit
Xiaomi packt, wie bei vielen Geräten üblich, auch beim Mi 9 Lite einen 4’000mAh grossen Akku in das Smartphone. Dieses kann mit Qualcomm Quick Charge 4 geladen werden, was dafür sorgt, dass das Gerät in 1.5 Stunden auf 100% geladen werden kann. Doch auch kurz 15 Minuten am Strom sorgen bereits dafür, dass man gut 15-20% Akku zurückerhält, was meist für einen Ausflug am Abend noch reichen dürfte – sofern es wirklich zum Problem kommen wird.
Ich nutze mein Smartphone eher viel. So 4-5 Stunden On-Screen-Time kommen da sicherlich zusammen, schon alleine wegen den Podcasts und Serien, die ich im Zug schaue. Das Gerät hielt aber auch bei mir rund 1.5 bis 2 Tage durch, bevor es wieder geladen werden musste. Im Zweifelsfall habe ich es trotzdem über Nacht geladen oder aber im Geschäft am darauffolgenden Tag.
Erstaunt war ich über das Always On-Display. Ich dachte, das würde den Akku stark belasten, doch dem war gar nicht so. Das Gerät verbrauchte pro Stunde vielleicht knapp 1% des Akkus, was ein sehr guter Wert ist.
Fazit
Das Xiaomi Mi 9 Lite ist das globale Pendant zum Mi CC9. Kleine Notiz am Rande: das Mi CC9 Pro ist wiederum die chinesische Variante vom Mi Note 10 mit dem 108 Megapixel-Sensor. Braucht man heutzutage wirklich Flaggschiffe? Ich behaupte: Nein. Das Gerät ist rein von der Leistung her für den Alltag mehr als geeignet und verrichtet seinen Dienst ohne Probleme.
Das Always On Display verrichtet hervorragend seinen Dienst und funktioniert sehr gut. Das Display kommt sehr knackig daher und macht Freude. NFC ist ebenso ein grosses Plus. Hingegen ist die Kamera, gemessen an der Preisklasse, ein zu geringer Fortschritt gegenüber günstigeren Geräten. Die Fotos sind zweifelsohne gut, allerdings eher bei Tageslicht und nicht in der Nacht. Für mich kein Killerkriterium, aber ich kenne genügend Leute, die es so sehen würden. Der Fingerabdrucksensor im Display braucht immer wieder seine Denksekunde, bis das Display entsperrt wird. Da habe ich in der gleichen Preisklasse schon deutlich bessere Sensoren gesehen. Schade. Die Lautsprecher und generell der Sound des Geräts sind miserabel. Wer gerne Musik hört, sollte sich ein anderes Gerät kaufen und nicht auf das Mi 9 Lite setzen.
Abgesehen von diesen Kritikpunkten ist und bleibt es aber, gesamthaft gesehen, ein gutes Gerät. Ich denke, in einigen Monaten ist der Preis auch angemessen für die Leistung. Bis dahin empfinde ich es als zu teuer.
Richtig für die meisten Leute und genau darum haben wir die Einsteiger/Mittelklasse und den High End Bereich. Bei letzteren geht es vielen nicht um das brauchen, sondern wollen und das ist vollkommen ok. Nutzt man dagegen sein Smartphone auch beruflich und hier oft unter künstlichen Licht (Messen) oder eben in dunkler Umgebung (Grüße gehen raus an Sony) ist man extrem dankbar für einen Nightmode. Ich wäre im Falle des vorgestellten Smartphones wieder auf meine Sony Alpha 9 mit den ganzen Objektiven angewiesen, nun jedoch kann ich seit gut 2 Jahren auf Smartphones zurückgreifen und dennoch gute Ergebnisse erzielen (wohlgemerkt gute,… Weiterlesen »
Sicher ein gutes Handy, aber mich stört diese Abhängigkeit von chinesischen Produkten. Deswegen ist das nichts für mich.