Als großer Fan von The Division konnte ich den Release des Nachfolgers kaum erwarten. Vor einer guten Woche ist das Spiel nun erschienen und hat bereits im Vorfeld für jede Menge Schlagzeilen gesorgt. Gerade jetzt könnte das Game eine wichtige Position einnehmen, da andere Looter Shooter wie Destiny 2 und Anthem nicht den gewünschten Erfolg erzielt haben. Doch kann das Spiel überzeugen, insbesondere weil der Vorgänger einige Startprobleme hatte? Bietet das Endgame genügend Inhalte, um uns viele Stunden Spaß zu bieten? Ich habe das Game mit knapp 50 Stunden Spielzeit ausgiebig für euch getestet: Dies ist mein Review von The Division 2.
Story
Die Story von The Division 2 ist leider der schwächste Aspekt des Spiels und setzt somit die Tradition der Serie fort: Sechs Monate nach den Ereignissen des ersten Teils konnte der Dollar-Virus nicht gestoppt werden, so dass er sich immer weiter ausbreitete, bis die gesamte Welt von ihm befallen war. Selbst Washington D.C., die am stärksten bewachte Stadt der Welt, ist gefallen. Die uns einst bekannte Zivilisation ist zerbrochen, die Truppen haben sich in Bunker zurückgezogen und Zivilisten wurden im Stich gelassen – es herrschen Zustände, die an einen Bürgerkrieg erinnern.
Nun liegt es an den Division Agents, die Ordnung in der Stadt wiederherzustellen, indem die drei feindseligen Fraktionen bekämpft werden. Der Spieler schlüpft in die Rolle eines solchen Agenten mit der Aufgabe, einen ausgewachsenen Bürgerkrieg zu verhindern. Trotz der interessanten Prämisse bietet das Spiel nur wenige Videos und die Story selbst wird marginal vorangetrieben. Ich kann mich kaum an einen Teil der Story erinnern, da diese äußerst trivial dargestellt wird. Dies ist jedoch auch nicht der Hauptaspekt des Spiels, denn das Gameplay, die Aktivitäten und das Sammeln besserer Ausrüstung steht – ebenso wie auch im ersten Teil – im Vordergrund.
Gameplay
Oberflächlich betrachtet ist The Division 2 ähnlich wie der erste Teil: Es handelt sich um einen soliden Third-Person-Shooter, dessen Hauptaugenmerk auf Coop-Missionen, gelegentlichen PvP-Kämpfen und der Entwicklung von Fähigkeiten und Ausrüstung liegt. Was dieses Spiel aber von anderen des Genres absetzt, ist die Tatsache, dass man stets das Gefühl des Fortschritts erlebt, anstatt lediglich eine Liste an Aktivitäten ohne wahre Belohnung abzuarbeiten. Hier wird einem bewusst, wie exzellent das Missionsdesign ist: Obgleich die Story nicht viel zu bieten hat, ist jeder Auftrag mit Liebe bis ins kleinste Detail konzipiert. Man ist stets gespannt, was einen an der nächsten Ecke erwartet. Das kann man definitiv nicht von vielen Games behaupten.
The Division 2 ist ein klassischer Cover-based Shooter – diese Bezeichnung ist hier auch Programm: Vorbei sind die Tage des Vorgängers, als man teilweise noch relativ sorgenfrei auf das Schlachtfeld rennen konnte. Das liegt hauptsächlich an der stark verbesserten feindlichen KI: Diese nutzt die zahlreichen Möglichkeiten der Deckungen mindestens so gut wie der Spieler, hat aber zudem noch weitere Tricks auf Lager. Sollte man sich zu lange in einer Deckung verschanzen, teilen sich die Gegner auf und flankieren den Division Agent, so dass dieser in den meisten Fällen zum Rückzug gezwungen ist. Sollte jene Taktik nicht fruchten, haben die Gegner noch weitere Asse im Ärmel: Plötzlich muss man sich nicht nur der Feinde erwehren, sondern auch explosiver ferngesteuerter Autos, explodierender Drohnen und Geschütztürme. Die Gegner passen sich dem Spielverhalten des Agenten an – so werden die Missionen, die sich alle vom Konzept her sehr ähneln, trotzdem jedes Mal aufs Neue interessant. Das wirkt sich auch auf den Schiwerigkeitsgrad aus: Mit weniger Gesundheit und höheren Cooldowns auf die Fähigkeiten wird das Spiel unheimlich taktisch und knifflig. Wenn man seine unvermeidlichen Tode auf ein Minimum begrenzen möchte, sollte man eher wie beim Schachspiel vorgehen anstatt die Kämpfe wie in einem Call of Duty-Titel anzugehen.
Im Laufe des Spiels werden spezielle Fähigkeiten freigeschaltet – dies geschieht glücklicherweise in kurzen Abständen, dass man in der Lage ist, bereits früh mit verschiedenen Skill-Kombinationen zu experimentieren. Dadurch habe ich lange Zeit mit der Drohne, die den Spieler heilen kann, und einem Geschützturm gespielt. Leider haben die Gegner solche Fähigkeiten schnell ausschalten können, so dass ich gezwungen war, mich umzuorientieren. Nach und nach findet man seinen persönlichen Spielstil, der sich aber dennoch situativ ändern kann. Die Fähigkeiten sind hier sehr abwechslungsreich und reichen von Geschütztürmen über Drohnen bis hin zu einem defensiven Schild. Alle acht Fähigkeiten besitzen vier Modifikationen mit Eigenschaften wie die des Angriffs oder der Heilung.
Das Wichtigste in einem Spiel wie The Division 2 ist das Looting, also die Beschaffung neuer Ausrüstung. Dieser Aspekt wurde perfekt umgesetzt – für jede Aktivität in Washington D.C. erhält man neue Ausrüstung, die in den meisten Fällen ein direktes Upgrade darstellt: So war es mir in relativ kurzer Zeit möglich, meine Kampfstärke merklich zu optimieren. Selbst wenn man ungemein viele Gegenstände an jeder Ecke erhält, wird dieser Inflation entgegengewirkt: Mit der Recalibration Station lassen sich Attribute von unerwünschten Objekten auf bessere Ausrüstung übertragen. Es lohnt sich also, auch schwächeren Gegenständen einen zweiten Blick zu widmen.
Die Kombination aus verschiedenen Fähigkeiten, vielzähligen Ausrüstungsgegenständen und einer noch immensen Anzahl an Attributen regt stark zum Experimentieren an. Auch wenn die Wahl der Waffen in erster Linie den eigenen Spielstil diktiert, kann der perfekte Division-Agent aber erst mit der Kombination von Talenten und Fähigkeiten entstehen. Allein hierfür kann man unzählige Stunden opfern, um den wirklich perfekten Build zu erstellen. Je mehr man in The Division 2 eintaucht, umso deutlicher wird einem bewusst, wie intensiv man seinen persönlichen Spielstil tatsächlich verbessern kann – dies beeinflusst auch die Art und Weise, wie man in einem Team agiert. Die Solo-Ausrüstung kann zwar gut funktionieren, aber im Team geht es eher darum, verschiedene Fähigkeiten zu kombinieren, um dieses effektiver zu gestalten und auf eine ganz neue Ebene zu befördern. Genau jene Punkte sind es, die The Division 2 zu solch einem starken Spiel machen.
Endgame
Sobald die Story abgeschlossen ist, der Spieler Level 30 erreicht hat und die Hyenas, Outcasts und True Sons besiegt sind, dringt die um einiges brutalere und technologisch weit überlegene Fraktion The Black Tusk in Washington D.C. ein und nimmt vom Spieler kontrollierte Gebiete erneut ein. Das ist aber nicht alles – auch die bereits gespielten Missionen erscheinen durch die Fraktion in einem anderen Licht, da sie die Agenten plötzlich von hinten flankiert und einen immensen Druck auf den Spieler ausübt. Wie beim Vorgänger macht man auch hier durch das Erhöhen der sogenannten World Tiers Fortschritte – maximal ist momentan World Tier 4 zu erreichen. Mit jeder Stufe erhöht sich zudem auch die maximal mögliche Ausrüstungsstärke.
Weiterhin kann man im Endgame seine persönliche Spezialisierung wählen, welche eigene Fähigkeiten und eine starke Spezialwaffe beinhaltet. Zur Auswahl stehen der Demolitionist mit dem Granatwerfer, der Survivalist mit der Armbrust und der Sharpshooter mit dem Scharfschützengewehr. Glücklicherweise können die Spezialisierungen jederzeit in der Basis ausgetauscht werden, sodass man mit den verschiedenen Fähigkeiten und Waffen experimentieren kann.
Das Spiel bietet viel Inhalt und man kann sich mindestens 50 Stunden sehr gut beschäftigen. Dies umfasst allerdings nicht das Perfektionieren der Ausrüstung – wenn man sich damit auseinandersetzt, können noch sehr viele Stunden zu der Gesamtzahl addiert werden. Zudem ist auch die Dark Zone wieder präsent – diese habe ich jedoch im Rahmen des Reviews noch nicht testen können. Ich werde bald einem Clan beitreten und die Dark Zone erforschen – sobald mir ausreichende Erfahrungen vorliegen, werde ich meinen Review mit diesen Informationen ergänzen.
Trotz der Vielzahl an Beschäftigungen hätte ich mir im Endgame eine größere Variation gewünscht: Im Grunde spielt man stets dieselben Missionen, um die eigene Ausrüstung zu verbessern. Weitere Aktivitäten hätten dem Spiel sehr gutgetan. Dann wiederum wird World Tier 5 erst noch veröffentlicht – vielleicht können wir hier auf neue und interessante Inhalte hoffen. Ein Survival-Modus wie im Vorgänger würde ich beispielsweise sehr begrüßen.
Präsentation
Das postapokalyptische Washington D.C. ist sehr gut gelungen – besonders auffällig ist die beeindruckende Detailtreue des Spiels: Die Stadt ist äußerst authentisch gestaltet und bietet jede Menge Möglichkeiten, um mit dem eingebauten Fotomodus tolle Schnappschüsse zu schießen. So zieren Graffitis die Häuser, Unmengen an Fahrzeugen sind auf den Straßen verteilt und die Müllabfuhr scheint schon lange nicht mehr im Einsatz gewesen zu sein. Die Größe der Welt ist immens: Laut Ubisoft ist das Washington D.C. in The Division 2 eine 1:1-Darstellung der realen Stadt, welche die Spielwelt beeindruckender macht als je zuvor. So stößt man auf authentische Sehenswürdigkeiten, Naturlandschaften, Stadtviertel und feindliche Verstecke.
Der fantastische Sound rundet dieses Gesamtbild perfekt ab: Die musikalische Untermalung reicht von ruhigeren Stücken bis hin zu rockigen Sounds, welche die aufregenden Kämpfe gut unterstützen. Auch die Synchronsprecher leisten sehr gute Arbeit – insbesondere die Gegner sind sehr realistisch umgesetzt. Sie fluchen, wenn sie nachladen müssen und informieren ihre Komplizen lautstark, sobald ein weiterer Feind gefallen ist oder wenn sie bemerken, dass sich der Spieler zu heilen versucht. Das Highlight stellen aber die Waffengeräusche dar: Diese sind ungemein realistisch und heben das Gunplay auf eine höhere Ebene.
Performance
In beiden Beta-Phasen war die Performance ziemlich problematisch: Gegner waren unsichtbar und haben sich teleportiert, der Sound hat stellenweise komplett ausgesetzt, so dass ein Neustart des Spiels unumgänglich war. Gruppenmitglieder wurden nicht mehr animiert und auch die Framerate war teilweise unterirdisch. Das Team von Massive hat an allen Problemen angesetzt und das Ergebnis ist erstaunlich: Bis auf einige typische Glitches war das Spiel nahezu frei von Problemen. Beispielsweise setzen Sound und Controller-Vibration ab und an für einige Sekunden aus, wenn man eine Waffe abfeuert. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass auch diese kleineren Probleme noch behoben werden.
Ein Aspekt hat mir hingegen starke Probleme bereitet: Die Lichtverhältnisse im Spiel sind leider sehr unausgeglichen. Oftmals ist es selbst bei Tageslicht so dunkel, dass die Gegner schwer zu sichten sind. Bewegt man sich dann nur ein paar Schritte vorwärts, ist es plötzlich wieder hell genug. Auch der Tages- und Nachtzyklus ist etwas hinderlich. Im Grunde bin ich diesem Aspekt nicht abgeneigt, aber in The Division 2 ist es teilweise einfach zu dunkel – eine Taschenlampe hätte hier Abhilfe schaffen können. Das beeinflusst leider auch die Menüs, die bei solchen Lichtverhältnissen gelegentlich etwas schwerer zu lesen sind.
Im Vergleich zu anderen Spielen dieses Genres gibt es in The Division 2 kaum Ladezeiten: Lediglich beim Starten des Spiels, beim Schnellreisen und in Fahrstühlen gibt es eine Ladesequenz. Somit muss das Spiel so gut wie nie unterbrochen werden. Es ist beachtlich, wie ein solch großes Game nahezu ohne Ladezeiten auskommt – Massive hat hier unwahrscheinlich gute Arbeit geleistet.
Mein Urteil
The Division 2 ist ein gutes Beispiel dafür, wie man eine Fortsetzung nahezu perfekt umsetzen kann. Der Vorgänger litt unter einer eintönigen Kampagne voller Inhalte, die sich stets wiederholt haben. The Division 2 ist dem Vorgänger in fast allen Punkten überlegen. Es wurde nicht nur jeder Aspekt des Spiels verbessert, sondern auch jede Menge Aktivitäten während der Story und im Endgame ausgebaut. The Division 2 ist ein unheimlich versierter Looter-Shooter mit einer Gameplay-Schleife und einem Endgame, der den Spieler für Monate beschäftigen kann. Zudem ist die grafische und auditive Qualität herausragend und man wird stets gefordert, sein Können zu optimieren und die eigene Spielweise zu hinterfragen.
Es ist offensichtlich, dass das Spiel mit einer hohen Detailverliebtheit konzipiert wurde. Weiterhin steht Massive sehr hinter seinem Produkt: Aktuelle Probleme werden in kurzen Abständen behoben und wir können noch einiges an Inhalten erwarten: So werden wir dieses Jahr nicht nur weitere Missionen, sondern auch neue Spezialisierungen erwarten dürfen. Und all diese zusätzlichen Inhalte sind für Besitzer des Spiels kostenlos – das kann man heutzutage nicht von vielen Spielen behaupten.
Für The Division 2 spreche ich eine klare Kaufempfehlung aus. Selbst wenn man keine Freude daran verspürt, unzählige Stunden für die Perfektionierung der Ausrüstung und Fähigkeiten aufzubringen, ist es die Story des Spiels definitiv wert, was hauptsächlich am fordernden, taktischen Gameplay und den ungemein gut inszenierten Missionen liegt. Obgleich das Spiel noch einige Inhalte gebrauchen könnte, ist es aktuell womöglich der beste Ableger seines Genres – Destiny 2 und Anthem konnten diesen Ansprüchen bis heute nicht gerecht werden. Ich bin mir sehr sicher, dass ich noch viele Monate mit The Division 2 verbringen werde.
Hat euch mein Review Lust auf The Division 2 gemacht? Ich freue mich auf eure Kommentare!
Die Story wurde auch im ersten teil von den Audiologs und Echos erzählt und nicht von den npc’s. Auch dieses mal ist Aaron Keener wieder am start *___* und es wird soooooo geil, wenn er dann endlich erscheint und sich jeder spieler nur denkt wer zur Hölle das ist 😂😂
Sorry, ich bin jemand der auf Story steht und die ist weder schlecht, noch trivial, noch wird sie so erzählt.
Es ist nur, wie schon in Teil 1, ein anderes Format. Statt den gewohnten NPC Dialogen oder Cutscenes wird die Story durch die Audiologs und Echos erzählt.
Das heißt, wer die Story verstehen will, muss ALLE Audiologs und Echos sammeln und sich anhören. Und das ggf. mehrmals. Einmal beim sammeln und wenn man dann alle hat, noch mal hintereinander in der richtigen Reihenfolge!
Richtig, wobei man sagen muss, im ersten teil gab es zu beginn schon 1-2 cutscenes die die tiefgründige geschichte andeuteten, man sie aber erst durch die logs verstand. Das fehlt mir dieses mal leider… Aber mal abwarten was in den dlc’s alles auf uns wartet 😀
Danke für den guten Artikel. Den ersten hab ich gespielt, bei dem zweiten warte ich mal bissl bis er im Preis fällt oder in den Game Pass kommt😀