In den letzten Jahren gab es einen starken Trend in Richtung der Entwicklung neuer Indie-Spiele. Da die Anzahl solcher Games stets größer wird, sind starke Qualitätsunterschiede festzustellen und es ist schwer, die Spreu vom Weizen zu trennen. The Long Reach ist ein weiteres Indie-Game, das vor kurzem seinen Release feierte. Es handelt sich hierbei um ein Adventure mit Horror-Elementen. Kann sich das Spiel gegen die starke Konkurrenz behaupten? Ich habe es mir für euch angesehen: Dies ist mein Review von The Long Reach.
Story
Um die wirklich gute Story nicht zu spoilern, werde ich euch lediglich die Prämisse des Spiels präsentieren: Die Spieler schlüpft zunächst in die Rollen von Calvin, dem festen Freund von Shelly. Ihre Beziehung steckt gegenwärtig in einer Krise, weswegen sich Calvin in einem Laden in der Nähe seine Füße vertritt. Er wird in einige Gespräche verwickelt, als plötzlich sehr schlimme Dinge geschehen. Jene sollten an dieser Stelle jedoch nicht verraten werden.
In der nächsten Szene steuert der Spieler Stuart, der in Baervox, einer fiktiven Kleinstadt in den USA, eine Firma bei der Durchführung einiger Tests unterstützt. So spielt er in einer Studie klassische Stücke auf dem Klavier, um beschleunigtes Lernen zu untersuchen. Wie auch in der vorangegangenen Szene läuft hier ebenfalls etwas schief: Stuart erwacht nach längerer Zeit wieder und bemerkt, dass alle Wissenschaftler verschwunden sind. Plötzlich findet sich der Spieler in einem mysteriösen Abenteuer wieder. Als kleiner Spoiler vorweg: Die Geschichte ist zwar skurril, aber sehr gut durchdacht und umgesetzt. Das Mysterium wird nach und nach mehr aufgebaut und wird euch mehr als nur einmal überraschen.
Gameplay
The Long Reach orientiert sich stark an klassischen Point’n’Click-Adventures: Der Spieler führt Unterhaltungen, sammelt die verschiedensten Gegenstände und nutzt diese in der Umgebung. Glücklicherweise können die Gegenstände nicht untereinander kombiniert werden – das würde das Spiel nur unnötig verkomplizieren. Dennoch muss man sehr viel um die Ecke denken, da es für einige Rätsel äußerst obskure Lösungen gibt. Selbst simple Vorgänge können oft nur auf sehr umständliche Art und Weise gelöst werden. Trotzdem ist das Spiel nie unfair – auch wenn einige Rätsel äußerst kompliziert sind, kann man auf die Lösungen kommen ohne in einem Walkthrough nachsehen zu müssen. Die Erleichterung nach der Lösung mancher sehr schweren Rätsel ist enorm.
Das Konversations-System ist durchaus interessant konzipiert. Der Spieler kann meist zwischen verschiedenen Antwortoptionen wählen –das ist per se nichts Neues, aber die Antworten stellen sich als äußerst unterschiedlich heraus. So kann man sich relativ normal und gesittet verhalten, hat jedoch oft auch die Möglichkeit, ein sehr unangenehmer, sarkastischer Zeitgenosse zu sein. Die Konversationen ändern sich dementsprechend und sind sehr unterhaltsam zu lesen.
Art- und Sound-Design
Das Art- und Sound-Design passt ungemein gut zu allen anderen Faktoren des Spiels. Von flackernden Lichtern über verdunkelte Räume bis hin zu dem guten Soundtrack und unheimlichen, akustischen und visuellen Hinweisen deutet alles darauf hin, dass irgendetwas in der eigentlich idyllischen Kleinstadt nicht stimmt. The Long Reach ahmt hier aber keine anderen Vertreter des Genres nach, sondern entwickelt seinen eigenen ausgeprägten Stil – und dieser kann sich definitiv sehen lassen.
Performance
An der Performance gab es nichts zu beanstanden: The Long Reach lief während der gesamten Spielzeit flüssig – Abstürze, Bugs, Glitches und Framrate-Drops waren Fehlanzeige. Das Aufrufen des Guides war unproblematisch und die Aufnahme von Screenshots und Videos hat perfekt funktioniert.
Mein Urteil
The Long Reach kann sich qualitativ sehr gut gegen andere Indie-Games behaupten und durchsetzen. Es ist ein eindrucksvoll geschriebenes Horror-Adventure mit einigen wirksam durchdachten, aber gelegentlich frustrierenden Rätseln. Die Entwickler haben mit dem Art Style unwahrscheinlich gute Arbeit geleistet: Die sonst sehr unschuldig wirkende Pixel-Grafik wird hier genau gegenteilig eingesetzt. Das funktioniert immens gut: The Long Reach ist ein wirklich unheimliches Spiel. Man ist sich nie sicher, was um einen herum geschieht und welche erschreckenden Wendungen man noch zu erfahren hat. Auch das Sound-Design wurde hierfür sehr effektiv angepasst.
Ich kann das Spiel jedem Gamer empfehlen, der sich in eine sehr eindrückliche Welt begeben möchte: Das Spiel benötigt ungefähr eine Stunde, um in Fahrt zu kommen, aber dann lässt es einen kaum los. Solltet ihr keine Adventure- oder Rätsel-Fans sein, würde sich ein Sale wohl eher anbieten. Jedoch kann man mit 14,99 Euro nicht viel falsch machen – erst recht nicht bei diesem Spiel. The Long Reach ist auch für den PC, die Playstation 4 und die Nintendo Switch erschienen.
Dieser Review basiert auf einem Code, der mir von Merge Games und Painted Black Games zur Verfügung gestellt wurde.
Hat euch mein Review Lust auf The Long Reach gemacht? Ich freue mich auf eure Kommentare!