Ich bin nicht nur ein Fan von Dungeon-Crawlern mit Fokus auf dem Looting-Aspekt, sondern auch von Micromanagement-Games, in denen man eine Stadt oder ein Geschäft leitet. Ich war sehr aufgeregt, als ich von einem Spiel gehört habe, das diese beiden Konzepte miteinander vereinen sollte: Moonlighter von 11 bit studios. Konnte das Spiel meine hohen Erwartungen erfüllen? Ich habe es eingehend für euch getestet: Dies ist mein Review von Moonlighter.
Story
Der Spieler schlüpft in die Rolle des jungen Abenteurers Will, dem die Aufgabe zukommt, das Geschäft Moonlighter seines Vaters in dem Dorf Rynoka zu betreiben. Die Hoffnung von Wills Großvater ist, dass der Laden zu Wohlstand im Dorf führt, andere Unternehmen dazu ermutigt, ihre Geschäfte dort zu gründen und das letzte der fünf Dungeon-Tore zu öffnen, da das dort residierende Monster Wills Vater getötet hat.
Um Waren zu finden, die er verkaufen kann, muss Will diese mysteriösen Dungeons aufsuchen, welche kürzlich am Rande der Stadt geöffnet wurden. Diese Dungeons sind prozedural generiert, wobei jeder dieser Orte eine bestimmte Thematik hat. Keiner der Bewohner weiß, aus welchem Grund diese Dungeons stets ihren Aufbau ändern – dies ist eine interessante Möglichkeit, das Gameplay in die Handlung zu integrieren.
Gameplay
Das Gameplay ist hinsichtlich der Aufgaben ziemlich simpel: Der Spieler betritt einen Dungeon, tötet die Gegner auf den drei Ebenen, erlöst diese von ihrer Beute und kehrt schließlich in die Stadt zurück, um die wertvollen Gegenstände im Shop aufzustellen und zu verkaufen. Bestimmte Objekte und der Erlös können dann dazu genutzt werden, die Ausrüstung zu verbessern. Insgesamt existieren fünf Dungeons, die in einer bestimmten Reihenfolge angegangen werden müssen. Man kann die Dungeons jedoch so oft wie gewünscht wiederholen – die Endbosse können hingegen nur einmal bekämpft werden.
Auch wenn das Gameplay anfangs simplistisch erscheint, haben sich die Entwickler einige Details ausgedacht, die das Konzept spannender gestalten. Auf den drei Ebenen jedes Dungeons kann man so viel Beute sammeln, wie man sie in seinem mit 20 Plätzen ausgestatteten Inventar aufbewahren kann. Auch wenn man gleiche Items stapelt, wird dies durch die vielfältigen Flüche auf den Gegenständen verkompliziert: So werden manche benachbarten Items zerstört, wenn man sie im Inventar platziert oder ins Dorf zurückkehrt. Es ist erklärtes Ziel, so viele wertvolle und nützliche Gegenstände wie möglich zurück ins Dorf zu bringen ohne vorher zu sterben: Sollte dies geschehen, verliert man sämtliche gesammelte Gegenstände außer die, welche sich in der oberen Reihe im Inventar befinden. Moonlighter schafft es somit, dass der Spieler alle Optionen vorsichtig abwägt.
Zurück im Shop stellen sich die nächsten Fragen, die man sich gut überlegen muss: Welche Artikel verkauft man und welche behält man für potentielle Verbesserungen der Waffen und Rüstung? Wie viel verlangt man für die Verkaufsobjekte? Insbesondere die zweite Frage gestaltet sich als äußerst knifflig, da es keinerlei Anhaltspunkte gibt. Somit muss man dies mittels Trial-and-Error herausfinden. Wenn die Preise zu hoch sind, kaufen Kunden die Gegenstände nicht und wenn sie zu niedrig sind, erhält man nicht genug Gold, um seinen Laden, das Dorf und die Ausrüstung zu verbessern. All diese Upgrades sind essentiell, um im Spiel vorankommen zu können.
Dieses Gameplay-Prinzip macht unheimlich süchtig: Ich habe mich immer wieder dabei ertappt, wie ich nur noch einmal in den Dungeon gehen und nur noch einmal die erbeuteten Items verkaufen wollte. Dies hat sich unzählige Male an jedem Spieltag wiederholt. 11 bit studios hat hier einen sehr guten Gameplay-Loop erschaffen, der den Spieler dazu bringt, länger als erwartet am Spiel dranzubleiben. Das haben bisher nicht viele Entwickler mit Indie-Games bewerkstelligen können.
Verpasste Chancen
Nun sollte man denken, dass Moonlighter das Looter-Spielprinzip perfektioniert hat. Leider gibt es aber einige verpasste Chancen, die das Spiel zu etwas wirklich Besonderem hätten machen können. So beginnt das Spiel sehr schleppend, da man die Preise anfangs sehr schlecht einschätzen kann. Bis man den Dreh diesbezüglich raus hat, können auf jeden Fall ein bis zwei Stunden vergehen. Ein Tipp oder Anhaltspunkt wäre hier sehr förderlich gewesen. Auch das Kampfsystem ist eher imperfekt: Auch wenn es im Grunde sehr viel Spaß macht, ist die Treffererkennung zu mangelhaft – oft trifft man Gegner nicht, obwohl man eigentlich genau zielt.
Der Umstand, dass die Bosse jeweils nur einmal bezwungen werden können, ist suboptimal gelöst: Das Spiel wäre weitaus kurzweiliger, wenn man diese für wertvolle Items farmen könnte – so wäre das Spiel nicht nur spannender, sondern auch weniger träge. Trotz dieser verpassten Chancen macht das Spiel dennoch unheimlich süchtig und ich würde es jedem Gamer uneingeschränkt empfehlen, wäre nicht die stark beeinträchtigte Performance.
Performance
Hier beginnen die wahren Probleme von Moonlighter. Neben einigen Bugs wie schwebenden Gegenständen, unverkaufbaren Objekten auf der Shop-Theke und mangelhafter Treffererkennung, bin ich auf Probleme gestoßen, die den Spielspaß extrem hindern. So ist mir das Spiel unzählige Male am Ende eines Dungeons abgestürzt. Das bedeutet, dass man den gesamten Fortschritt und alle Gegenstände des letzten Durchgangs verliert, da das Spiel nur nach einem Dungeon oder einem Verkaufstag speichert. Es gab Tage, an denen ich vier oder fünf Durchgänge am Stück verloren habe, da das Spiel nichts Besseres zu tun hatte als spontan abzustürzen und meine gesamte Mühe unnütz zu machen.
Zudem sind die Ladezeiten relativ lang – man wartet zwischen 30 und 60 Sekunden, bis eine Ebene des Dungeons geladen wird. Selbst wenn das Spiel prozedural generiert wird, ist das viel zu lang. Auch habe ich einige Anzeige- und Rechtschreibfehler gefunden. Hinsichtlich des Guides hat jedoch alles gut funktioniert – das Aufnehmen von Screenshots und Videos funktionierte reibungslos.
Mein Urteil
Moonlighter verfolgt ein sehr spaßiges Konzept, das unheimlich süchtig macht. Man befindet sich oft in der Situation, in der man ‘nur noch eine Runde’ spielen möchte. Trotz einiger Probleme bereitet das Kämpfen, Sammeln, Verkaufen und Verbessern des Dorfes, des Shops sowie der Ausrüstung ungemein viel Freude. Auf dieser Basis würde ich eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen.
Dennoch hat Moonlighter unzählige, das Spiel stark negativ beeinträchtigende Performance-Probleme. Sollte man Pech haben und ständig auf diese Probleme treffen, minimiert es den Spielspaß so stark, dass man es sich zweimal überlegt, ob man genug Lust hat, es noch einmal zu starten. Solange diese Fehler nicht behoben werden, kann ich das Spiel leider nur eingeschränkt empfehlen. Vielleicht habt ihr mehr Glück und steht nur selten vor dieser Frustration – dann könnt ihr euch mit einem sehr spaßigen Spiel vergnügen. Sofern zukünftig keine Bugfixes implementiert werden, überlege ich mir – wenn auch wehmütig – das Spiel vorzeitig zu beenden, da die Langzeitmotivation unter den technischen Problemen leidet. Das Spiel ist auch für den PC und die PS4 erschienen.
Dieser Review basiert auf einem Code, der mir von 11 bit studios zur Verfügung gestellt wurde.
Was für einen Eindruck habt ihr von Moonlighter? Teilt es mir in den Kommentaren mit!