Diese Woche gibt es einige interessante Neuerscheinungen für Gamer und ich werde mich ein paar davon für Reviews annehmen. Den Anfang macht Deep Ones, ein Plattformer im Retro-Stil, der von ZX Spectrum und dem Werk von H. P. Lovecraft inspiriert ist. Das Spiel soll eine philosophische Story erzählen, die den Spieler noch beschäftigen soll, wenn der Controller abgelegt wird. Kann das Game dieses Versprechen halten? Ich habe mir das Spiel vor Release für euch angesehen: Dies ist mein Review von Deep Ones.
Story
Die Story ist – wie auch die Grafik – sehr minimalistisch gehalten: Der Spieler steuert einen Taucher, dessen U-Boot von einem riesigen, roten Oktpus zerstört wird – er muss sich nun durch die Tiefen des Meeres kämpfen, um letztendlich sein Unterwasser-Gefährt wieder unter Kontrolle zu bekommen. Auf dem Weg trifft man auf viele Hindernisse und Gegner, die man bewältigen muss.
Beginn des Spiels und Gameplay
Nach einer kurzen Einführung in die Story befindet man sich auch unmittelbar im Spiel. Es fällt direkt auf, dass das Spiel kein Tutorial beinhaltet: Die Steuerung muss man selbst herausfinden oder im Menü nachlesen; zudem gibt es auch in anderer Hinsicht keine Führung. Oft weiß man nicht, was zu tun ist oder wo man sich hinbewegen muss. Das mag für Fans eines solchen Spielstils interessant sein, aber ich empfand es eher als verwirrend. Dennoch ist es auch als positiv hervorzuheben, dass man nicht minutenlange Videos anschauen muss, bevor das Spiel beginnt – sobald dieses gestartet wird, kann man direkt loslegen.
Man erhält relativ früh im Spiel eine Harpune, mit der man sich einiger Gegner entledigen kann – jedoch sind damit nicht alle Unterwasser-Gefahren bezwingbar. Hierbei stellt sich heraus, dass das fehlende Tutorial auch dazu führt, nicht zwischen Gegnern und „dekorativen“ Unterwassertieren unterscheiden zu können. Diese Tatsache führt dazu, dass man bei jedem neuen Lebewesen herausfinden muss, womit man es zu tun hat. In der Regel sorgt dies, wenn man Pech hat, für einen Gesundheitsabzug. Zugleich ist das jedoch auch ein positiver Aspekt des Spiels: Hinsichtlich der Gegner wird es nicht wirklich langweilig, da es eine sehr große Variation an Meeresbewohnern gibt.
Schwierigkeitsgrad
Ebenso muss der Schwierigkeitsgrad hier explizit erwähnt werden, da dieser definitiv nicht zu verachten ist: Deep Ones ist ein Spiel, das einiges an Trial-and-Error beinhaltet, bevor man nach und nach die verschiedenen Gegner, Fallen und Situationen kennt. Das erinnert in der Tat an bekannte Retro-Games aus den 1980er Jahren. Obgleich das natürlich zum Spieldesign passt, so kann es für viele Gamer unheimlich frustrierend sein.
Mein Problem mit dem Schwierigkeitsgrad ist jedoch, dass dieser nicht auf der Fähigkeit des Spielers basiert, da die meisten Gegner und Fallen nicht vorhersehbar sind und die Schwierigkeit somit hauptsächlich auf dem besagten Trial-and-Error-Prinzip aufbaut. Das Spiel selbst ist nicht schwer zu kontrollieren und auch die Sprung- und Schusssequenzen sind relativ simpel. Ich bin mir nicht sicher, ob sich das Spieldesign hier nicht auf ungünstige Prämissen stützt.
Steuerung
Die Steuerung ist ziemlich schwerfällig: Springen erweist sich als ungenau und Inputs werden nicht sofort ausgeführt. Dies bezieht sich nicht nur auf die Bewegung, sondern auch auf das Abfeuern der Schusswaffe – oft muss man früher springen oder schießen, als das normalerweise der Fall sein sollte. Ob das beabsichtigt, die Bewegung unter Wasser zu simulieren oder eher auf mangelhafter Programmierung beruht, ist vermutlich Interpretationssache. Manchmal hat die Steuerung nicht nur versetzt funktioniert, sondern es hat sich stellenweise auch gar nichts getan.
Die Steuerung stellt aber auch ein anderes Problem dar: Wie auch in The Adventure Pals, das ich letzte Woche rezensiert habe, passiert es schnell, dass man in eine Grube fällt und sofort stirbt. Andere Gruben können jedoch zu einem anderen Bereich führen. Im Gegensatz zu The Adventure Pals gibt es hier allerdings ein Checkpoint-System. Diese Punkte füllen die Gesundheitsanzeige glücklicherweise auch wieder auf – sonst wäre das Spiel noch schwerer, als es bereits ist. Zudem bleibt man gelegentlich kurz nach dem Sprung in der Wand stecken. Beim erneuten Springen löst sich das Problem jedoch.
Art–Style
Da Deep Ones einen besonderen Grafikstil besitzt, habe ich meinem Review diese Kategorie hinzugefügt. Es wird sofort ersichtlich, dass sich das Spiel an den ersten Videospielen orientiert und den Spieler in die Zeiten des ZX Spectrum zurückversetzt – ein Computer aus dem Jahr 1982. Auch der Soundtrack erinnert in seiner Einfachheit an genau diese Ära der Videospielgeschichte – die Synthesizer-Musik geht sehr schnell ins Ohr und rundet den Art-Style des Spiels wunderbar ab.
Zumal das Spiel grafisch sehr reduziert ist, haben es die Entwickler von Sometimes You geschafft, den Plattformer äußerst atmosphärisch zu gestalten. Oftmals sieht man nur ein paar Meter weit und das Spiel ist generell sehr dunkel gehalten. Jedoch gibt es algenähnliche Meerespflanzen, die in den unterschiedlichsten Farben schimmern und kleine Bereiche erhellen. Dies spiegelt definitiv das Unterwasserleben wieder: Alles ist unheimlich sowie bedrückend und doch auf eine gewisse Art und Weise wunderschön.
Verbesserungspotential
Sehr große Probleme hat das Spiel nicht. Jedoch gibt es einige Aspekte, die den Spielfluss negativ beeinträchtigen. Ich habe beispielsweise einige Sprach- bzw. Übersetzungsprobleme festgestellt: So gab es, nachdem man die Harpune gefunden hat, eine Einblendung mit den Worten „Press X to shot“. Auch die Menüführung stellt sich teilweise als problematisch heraus – so kann man nicht mit dem B-Button abbrechen. Stattdessen ist stets Start zu drücken, um zurück ins Spiel zu gelangen. Wenn man mehrere Aktionen im Menü vorhat, muss man es also ständig neu aufrufen.
Performance
Bezüglich der Performance gibt es wenig zu beanstanden: Das Spiel lief in meinem Test durchgehend flüssig. Das Aufrufen des Guides funktionierte während des Spiels, sodass Screenshots und Videos möglich waren – jedoch gab es hier einige minimale Schwierigkeiten. Nach Aufrufen des Xbox-Menüs ließ sich das Pause-Menü von Deep Ones nur durch zweimaliges Betätigen der A-Taste schließen. Es gab sogar Momente, in denen man sich nach dem Aufnehmen eines Screenshots wieder auf dem Dashboard befand. Glücklicherweise ist das Spiel aber nicht abgestürzt. Bugs oder Glitches habe ich auch keine erkennen können.
Mein Urteil
Deep Ones basiert auf einem sehr interessanten Konzept und sucht heutzutage seinesgleichen. Es ist eine erfrischende Erfahrung, die man sonst nur machen kann, wenn man ein ZX Spectrum oder Spiele mit einem ähnlichen Stil besitzt. Grafik und Sound passen sehr gut zusammen und vollenden das Retro-Feeling, das der Plattformer einzufangen versucht.
Obgleich das Spiel für eine gewisse Weile wirklich spaßig ist, gibt es leider einige Aspekte, die den Spielspaß leicht trüben: Das reicht von der Steuerung, über einige seltsame Entscheidungen hinsichtlich des Spieldesigns, bis hin zu dem Schwierigkeitsgrad, der sich nicht an der Fähigkeit des Spielers misst.
Dennoch würde ich definitiv nicht von einem Kauf des Spiels abraten: Für lediglich fünf Euro bekommt ihr hier eine Erfahrung geboten, die es heutzutage mit den unzähligen AAA-Titeln sonst nicht zu finden gibt. Wenn ihr Interesse an solch einem Unterwasserwelt-Erlebnis habt, lohnt sich der Kauf des Spiels für euch wahrscheinlich – womöglich werdet ihr über manche Mängel eher hinwegsehen können als ich. Es muss auch bedacht werden, dass das Spiel erst am 11. April 2018 erscheint – einige dieser Probleme werden bis dahin unter Umständen noch behoben.
Das Game ist auch für die Xbox One X optimiert – sollte euch eine solche noch fehlen, könnt ihr diese hier bestellen. Ansonsten ist das Spiel auch für den PC und die Nintendo Switch erschienen.
Dieser Review basiert auf einem Code des Spiels, der mir von Sometimes You zur Verfügung gestellt wurde.
Hat mein Review euer Interesse an Deep Ones geweckt? Diskutiert mit mir in den Kommentaren!
“ – ein Computer aus dem Jahr 1982″… this is for the new Girls in Town! 😎
Naja, nicht jeder ist so alt wie ich und kennt das Gerät noch. 😄
Anscheinend wie wir