Von Smartphones, Gillette-Rasierern und falschen Erwartungen

Der MWC 2018 ist gestern gestartet und der Branchenriese Samsung hat seine diesjährigen Flaggschiffe, das S9 und S9+vorgestellt. Auch HMD Global hat neue Nokia Telefone vorgestellt, wenngleich die Finnen natürlich nicht mit dem medialen Stellenwert der Koreaner mithalten können.

Beide Unternehmen haben aber eines gemeinsam: Sie zeigen, dass das Smartphone ein ausgereiftes und fertig entwickeltes Produkt ist.

Smartphones sind mittlerweile wie Rasierer

Nein, Apple hat das Smartphone nicht erfunden. Das smarte Telefon in seiner modernen Inkarnation, ein Mini-Computer mit Appstore und Millionen von Anwendungen, wurde vom Unternehmen aus Cupertino aber massenmarktfähig gemacht. Jetzt, 11 Jahre später, sind Smartphones viel leistungsfähiger, haben bessere Kameras und bieten eine ausgereiftere Nutzererfahrung. Wirkliche Innovationen gab es aber schon seit mindestens 4 Jahren nicht.

Das Samsung Galaxy S5 wurde am 24. Februar 2014 vorgestellt. Es bot einen 5,1 Zoll Full-HD Bildschirm, war wasser- und staubgeschützt, hatte einen Fingerabdruckscanner und konnte Video in 4K Auflösung aufnehmen. Das hört sich verdammt stark nach den aktuellen Features des Galaxy S9 an, oder?

Neben kleineren Verbesserungen und neuen Designs, hat sich an den Fähigkeiten eines Smartphones in den letzten Jahren nichts verändert. Smartphones sind in unserem Alltag mittlerweile genauso selbstverständlich wie Rasierer und bringen etwa dieselbe Innovationskraft mit sich.

Umso mehr überrascht mich die Enttäuschung mit der einige Technik-Fans alljährlich auf Neuerscheinungen im Smartphonebereich reagieren. Solange das Gerät in Barrenform kommt und eine Glasfront hat, die man per Touch bedient, solange wird es grundsätzlich genauso funktionieren wie all die Jahre zuvor.

Als Technik-Narr finde ich diesen normalen Entwicklungsprozess natürlich nicht spannend. Auch den Keynote-Präsentatoren kauft man die immer neue Begeisterung für kleine Features nicht mehr ab. Das lukrative Geschäft einstellen, nur, weil ein paar Nerds keine Gänsehaut mehr bekommen, ist aber keine Option.

Sehen wir es positiv: Ich rasiere mich schon seit Jahren mit einem Gillette-Sensor Excel – der hat nicht mal 3 Klingen, ist dafür aber günstig und funktioniert sehr gut. Ich brauche keinen Fusion mit Hyper-Drehkopf-20-Klingen-Anti-Haftschicht. Heutzutage haben Menschen aller Gehaltsstufen die Möglichkeit die Vorteile eines modernen Smartphones zu nutzen. Dafür gedulde ich mich gerne noch eine Weile bis zur nächsten großen Innovation.