Neo-Broker sind seit dem GameStop Phänomen, bei dem die Aktie innerhalb kurzer Zeit von 3,50€ auf 300€ sprang und sogar Hedgefonds in die Knie zwang, in aller Munde. Sie bilden eine Alternative zu den etablierten Brokern, die hohe Gebühren verlangen und bei denen die Registrierung meist umständlich ist. Neo-Broker packten die Probleme an, die die etablierten Broker nicht interessierten. So wurden übersichtliche und einfach zu bedienende Apps entwickelt und Gebühren und Preise ordentlich gedrosselt. Dies eröffnet immer mehr, vor allem jungen, Menschen den Zugang zum Aktienmarkt. Plötzlich ist das Handeln an der Börse nur noch ein paar Klicks auf dem Smartphone entfernt.
In diesem Artikel beschäftige ich mich mit dem Neo-Broker Trade Republic, der als einer der Vorreiter der Neo-Broker gilt. Mit seinen günstigen Konditionen und übersichtlichen App schafft es Trade Republic mehr und mehr Kunden zu begeistern.
Die Registrierung und der erste Start
Die Registrierung bei Trade Republic ist sehr leicht und stellt keine Herausforderung dar. Als erstes meldet man sich mit seiner Email-Adresse und einem Passwort an, darauffolgend ergänzt man seinen Wohnort und seine persönlichen Daten. Im letzten Schritt muss man seine Daten per Video-Ident Verfahren bestätigen. Ist das geschafft, kann man seine erste Einzahlung via Überweisungen tätigen.
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Der erste Minuspunkt: Einzahlungsmöglichkeiten
Von anderen Anbietern war ich es gewohnt, einfach per PayPal oder Online-Banking einzuzahlen. Das geht schnell und sicher. Bei Trade Republic sieht das aber anders aus. Hier kann man nämlich nur mit einer stinknormalen SEPA-Banküberweisung einzahlen. Bis das Geld auf dem Konto ankommt, dauert es also mitunter mehr als 48 Stunden. Das ist deshalb ärgerlich, da man so nicht angemessen auf Kursschwankungen reagieren kann. Ist zum Beispiel die Boeing Option überraschenderweise bei 0,60€ angekommen und man will diese schnell nachkaufen, muss man lange auf das eingezahlte Geld warten. Bis das Geld endlich auf dem Trade Republic Konto eingetrudelt ist, ist die Kursschwankung schon wieder ausgeglichen und die Trading-Gelegenheit verpasst. Deshalb gibt es hier von mir den ersten Minuspunkt: die Einzahlungsmöglichkeiten sind auf jeden Fall noch verbesserungswürdig.
Der erste Pluspunkt: Die Gebühren
Die Gebühren bei Trade Republic gehören zu den günstigsten der Branche. Wo man bei einem etabliertem Broker 5€ Eröffnungsgebühr + einen Prozentsatz vom Gewinn beim Schließen der Positionen bezahlt, ist es bei Trade Republic anders. Hier zahlt man beim Eröffnen einer neuen Position unfassbar niedrige 1€ und beim Schließen der selbigen Position auch nur 1€. Das macht eine Gesamtgebühr von 2€ pro Position, was im Vergleich zu anderen Brokern und Neo-Brokern extrem günstig ist.
Doch das Beste kommt noch: Bei Trade Republic kann man nicht ins Minus gehen. Im schlimmsten Fall verliert man sein eingezahltes Geld, aber gerät nicht in Schulden. Bei einem Margin-Call wird die Position direkt geschlossen, was zwar weniger Flexibilität bietet, aber den Kauf von Derivaten und Optionen auch deutlich weniger riskant macht.
Der zweite Minuspunkt: Handelssperren nach eigenem belieben
Am 28.03.2021 wurde auf Trade Republic der Handel von GameStop, Nokia, Black-Berry und AMC Entertainment ausgesetzt. Wie kam es dazu? Durch einen leichten Short-Squeeze, der von einer Reddit-Community und vielen Privatanlegern verursacht wurde, stiegen die Kurse der eben genannten Wertpapiere ins Unermessliche. So war die GameStop Aktie kurzzeitig über 350€ wert, die AMC Entertainment Aktie knackte die 16€ und Nokia und Black-Berry verzeichneten ebenfalls starke Kursgewinne. Daraufhin beschlossen Trade Republic sowie sein amerikanisches Pendant Robin Hood eine Handelssperre für die genannten Wertpapiere. Dies führte zu starken Kursverlusten und dazu, dass Anleger ihre Aktien teilweise nicht mehr rechtzeitig verkaufen konnten.
Trade Republic propagierte immer einen „freien Handel“ an der Börse. Dem widersprachen sie allerdings mit der Aussetzung des Handels. So verspielte Trade Republic einen Teil des Vertrauens bei seinen Kunden.
Der zweite Pluspunkt: Die Masse an Kaufbaren Produkten
Trade Republic bietet eine ordentliche Menge an kaufbaren Finanz-Produkten an. Und wenn ich „ordentlich“ sage, meine ich verdammt viel. Als erstes findet man die Aktion börsennotierter Unternehmen (Daimler, Netflix, VW…). Doch Trade Republic beschränkt sich nicht nur auf normale Aktien, sondern bietet auch Derivate an. Kurz gesagt sind Derivate Hebelprodukte oder Optionen, die der Käufer erwerben kann. Diese kommen mit größerem Risiko, aber auch größeren Gewinnchancen.
Wenn du dir zum Beispiel ein Knockout-Zertifikat von VW mit einem 20x Hebel kaufst, sind die Kursschwankungen des Knockout-Zertifikats enorm. Sollte nun die VW Aktie um einen Prozent fallen oder steigen, so fällt oder steigt das 20x Hebel Zertifikat um 20%. Fällt das Knockout-Zertifikat so weit, dass es seinen Knockout erreicht, hat man einen Totalverlust der Position. So kann es aber auch in die andere Richtung gehen. Hebelt man den Dax mit einem 100x Hebel (sowas bietet Trade Republic tatsächlich an) und der Dax steigt um 2 Prozent, so steigt das Zertifikat um 200%.
So bietet Trade Republic alles an, was das Trader-Herz begehrt. Über Faktor-Zertifikate auf Rohstoffe, Optionsscheine für Boeing, bis hin zu 100x Knockout-Zertifikaten für den DAX. Was das passende Investment ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Dieser Artikel bietet natürlich keine Finanzberatung.
Der zweite Pluspunkt: Die minimalistische App
Wenn Trade Republic auf einem Gebiet überzeugt, dann beim Design der App. Andere Broker bieten sehr detaillierte und verwirrende Nutzeroberflächen, die gerade für einen sehr schwer zu verstehen sind. Hier schafft Trade Republic Abhilfe. Das App Interface ist mit einem Menü am unteren Bildschirm in vier Bereiche aufgeteilt. Auf dem Startbildschirm sieht man die üblichen Graphen und seinen Kontostand. Weiter unten werden dann die offenen Positionen und darunter dann die Watchlist angezeigt. Wechselt man zum zweiten Menüpunkt, nämlich der Suche, kann man dort seine Aktie suchen. Gibt man nichts in die Suchleiste ein, werden einen die gerade die am meisten gehandelten Wertpapiere angezeigt. Der dritte Menüpunkt ist der meiner Meinung nach unwichtigste. Hier könnt ihr entweder einen Sparplan erstellen oder die Auto-Orders einsehen. Der vierte Menüpunkt zeigt dann eine Chronik des Kontoverlaufes und außerdem ist es hier möglich, die Einstellungen aufzurufen und Geld einzuzahlen. Das wars, mehr gibt es nicht.
Die App ist in einem schlichten, minimalistischen Stil gehalten. Es gibt nur einen Diagram-Typ, denn man auswählen kann. Außerdem liefert Trade Republic einen Dark-Mode. Alles in einem ist das aufgeräumte Interface gerade für Anfänger sehr attraktiv. Ich als fortgeschrittener Aktionär würde mir dennoch mehr Features wünschen, wie zum Beispiel Kerzendiagramme.
Fazit
Trade Republic hat in letzter Zeit gute und schlechte Schlagzeilen geschrieben (Stichwort: GameStop und Handelssperre), dennoch ist der Hype um den Broker ungebrochen. Gerade die niedrigen Gebühren und die einfach zu bedienende App tragen dazu bei, dass immer mehr junge Menschen den Weg an die Börse finden. Mit der Trade Republic App hat man sein Depot immer in der Tasche.
Sobald Trade Republic mehr Einzahlungsmöglichkeiten und vor allem Profi-Tools hinzufügt, würde ich im AppStore fünf Sterne geben. Doch auch wegen der Handelssperre gibt es aktuell von mir nur vier Sterne. Ich hoffe sehr, dass sich so eine Aktion nicht wiederholt.