Nach rund zwei Wochen mit dem Ulefone Gemini, einem Mittelklasse-Smartphone made in China, konnte ich mir ein gutes Bild des Gerätes machen. Ob das Dual-Kamera-Phone überzeugen kann?
Rückblick
Einen ersten Eindruck des Gerätes habe ich Euch bereits im Unboxing-Artikel des Gerätes vermittelt. Dazu gesellte sich dann noch der ausführliche Kamera-Test.
https://androidunited.de/test-ulefone-gemini-unboxing-und-impressionen-6985
https://androidunited.de/test-die-kameras-des-ulefone-gemini-im-alltagstest-7295
Display
Wie schon im Unboxing angemerkt, ist das von Ulefone mit 5,5 Zoll angegebenen Sharp Full HD-Display effektiv 4,59 Zoll groß und besitzt eine Pixeldichte von 480 ppi (Pixel per Inch). Ulefone selbst gibt das Display mit 5,5 Zoll und 401 ppi an. Die Blickwinkel-Lesbarkeit des Display wird gerade bei Nutzung der mitgelieferten Schutzfolie negativ beeinflusst, da diese sehr stark spiegelt. Die automatische Helligkeitsregulierung könnte etwas genauer arbeiten und tendiert eher zu einer zu dunklen Darstellung, ist aber für ein Mittelklasse-Gerät noch in Ordnung. Die Robustheit des Displays dürfte mit Corning Gorilla Glass in einem vernünftigen Rahmen liegen. Glücklicherweise musste ich diese nicht auf die Probe stellen.
Verarbeitung
Das Gemini kommt in einem 154.5mm hohen und 76.8mm breiten Metalgehäuse daher, welches durch die Politur einen durchaus wertigen Eindruck hinterlässt. Die Buttons sitzen fest im Gerät, ein Klappern sucht man vergebens. Die Kameralinsen sind leicht eingelassen, was den wertigen Eindruck noch ein mal unterstreicht. Durch die Dicke des von 9.1mm und einem Gewicht (ohne Bumper) von 185 Gramm macht das Gerät dennoch einen meiner Meinung nach zu massiven Eindruck. Dies wurde mir auch von anderen bestätigt, die sich für das Gerät interessiert und es begutachtet haben.
Der mitgeliefert TPU-Bumper ist transparent und lässt daher das Gerät vollständig durchblicken, wenn dieser genutzt wird. Die ebenfalls im Lieferumfang enthaltene Panzerglasfolie hat sich ohne Probleme auftragen lassen. Wie jedoch bereits erwähnt, trägt diese nicht unbedingt positiv zur Lesbarkeit bei, da sie stark spiegelt.
Konnektivität
Mobilfunk
Das Gemini ist ein Dual-SIM-Smartphone und unterstütz alle wichtigen Frequenzbänder bei LTE, inklusive dem für Deutschland wichtigen Band 20. Das Gerät kann beide Karten gleichzeitig betreiben, allerdings kann nur eine der beiden SIMs im 4G-Netz betrieben werden. Das Gemini hat zu diesem Zweck einen Kombi-Slot. Da dieser nicht so einfach zu bestücken ist, hat Ulefone selbst ein Video gemacht, wie dies funktioniert:
Beim Telefonieren hatte ich keinerlei Probleme zu verzeichnen. Meine Gesprächspartner haben mich immer verstanden, und ich hatte im Gegenzug auch keinerlei Probleme, meine Gegenüber zu verstehen.
Bluetooth
Im Bereich Bluetooth unterstützt das Gerät den Standard 4.0. Im Gegensatz zu anderen Geräten hatte ich leider mit dem Ulefone durchaus Probleme. Meine Zenwatch 2 verlor ständig die Verbindung zum Gemini und war damit unbrauchbar während des Testzeitraums. Mit einer Verbindung zu meinem Bluetooth-Audioradio hätte die Android Auto-App automatisch gestartet werden sollen – was leider öfter nicht funktioniert hat, als mir lieb war. Erst ein Aus- und Einschalten von Bluetooth brachte die Verbindung wieder hervor.
WiFi
Der WiFi-Chip des Gemini ist ein weiteres Sorgenkind. Laut den Spezifikationen soll das Gerät die Standards 802.11a/b/g/n und die Frequenzen 2.4G/5G unterstützen. Ich hatte mit verschiedenen Routern (Arbeit, privat) immer wieder Probleme bei der Verbindungsstabilität. Bleibt zu hoffen, dass Ulefone das mit einem Update beheben kann.
Datengeschwindigkeit
Wie auch schon beim HTC U Ultra, habe ich mit dem Gemini einen Speedtest gemacht. Dieser fiel wenig überraschend aus – immerhin hängt die maximale Geschwindigkeit vom verbauten MediaTek-SoC ab. Eine überraschende Funktion kann die Downloadgeschwindigkeit jedoch drastisch erhöhen: der Turbo-Download. Dabei werden Mobilfunk und WiFi kombiniert. Die Funktion ergibt meines Erachtens nach bei den regulierten Datenpaketen, die die meisten von uns haben dürften, jedoch keinen Sinn. Hier dennoch die Resultate:
GPS
Im Großen und Ganzen hat der GPS Sensor die Position des Gerätes zügig ermittelt, nicht zuletzt durch die A-GPS-Implementation des chinesischen Herstellers. Andere Geräte können das zwar schneller, die Wartezeiten empfand ich aber nicht als störend. Nur innerhalb von Straßen mit hohen Gebäuden hatte das Gemini immer wieder Probleme, die Position zu halten.
Software
Das Gemini wird mit Android 6.0 (Marshmallow) ausgeliefert, soll allerdings demnächst ein OTA (Over-the-Air) auf Android Nougat erhalten. Das Versprechen ist seit längerem im Raum, aktuell befindet sich Nougat wohl im Beta-Test. Leider akzeptiert Ulefone keine neuen Forum-Registrationen, wo man die entsprechenden Download-Instruktionen einsehen kann. Ansonsten stattet Ulefone das Gemini, wie bereits im Unboxing dargestellt, nur mit einem rudimentären Launcher sowie einer eigenen Kamera-Software aus. Der Sicherheitspatch ist nach wie vor auf dem Stand von Juni 2016, weswegen ich leider auch einiges an Punkten abziehen muss.
Akku
Das Gemini kommt mit einer 3250mAh Li-Polymer-Batterie aus dem Hause SONY. Laut Ulefone soll diese auch QuickCharge unterstützen, wovon ich allerdings während des gesamten Testzeitraumes nichts gemerkt habe. Weder das mitgelieferte Ladekabel noch andere, stärkere Ladeadapter konnten das Gerät dazu bewegen, den Akku schneller zu füllen. Die Akkulaufzeit ist für Power-User wie mich leider tatsächlich unter aller Kanone. Es verging kein Tag, an dem ich nicht spätestens am frühen Nachmittag ein Ladegeräte benötigt habe. Dieser Screenshot der Verbrauchsanzeige zeigt ganz gut, wie sich der Akku nahezu täglich so schnell entleert, dass man dabei zuschauen kann:
Performance im Alltag
Neben den bereits genannten Problemen mit Bluetooth, WiFi und dem Akku schlägt sich das Gemini relativ wacker. Apps starten auf dem von einem MediaTek MT6737T (Quad-Core, 1,5 Ghz) angetriebenen Chinesen innerhalb angemessener Zeit. Trotz der verbauten 3 GB RAM hat das Gemini jedoch durchaus seine Probleme mit Spielen. CandyCrush und Super Mario Run haben mir persönlich keinen Spass auf dem Gerät bereitet – von Ruckeln über Einfrieren bis zum Komplettabsturz war alles dabei, was man eigentlich nicht haben möchte. Ein Blick auf die Geekbench-Resultate zeigt, dass es sich dabei wohl kaum um Ausnahmen handelt:
Damit reiht sich das Gemini eher in den unteren Rängen ein, auf denen vor allem ältere Geräte zu finden sind (siehe Geekbench-Charts).
Ulefone benutzt zur Bedienung On Screen-Tasten, die sich zum einen über einen Button als auch über eine Wischgeste ausblenden lassen. Da ich die Wischgeste von meinem Nexus 5X schon gewohnt bin, hatte ich hierbei keine Probleme. Das Gerät hat auch einen physischen Home-Button, in welchem der Fingerabdruck-Scanner untergebracht ist. Auch wenn dieser im Vergleich zu HighEnd-Geräten wie dem HTC U Ultra langsamer ist, entsperrt er das Gerät ausreichend schnell und zuverlässig.
Abschließendes Fazit
Das Gemini aus dem Hause Ulefone ist ein preiswertes China-Smartphone, das versucht, in der Mittelklasse aufzufallen. Leider gelingt das vor allem durch Verbindungsproblemen mit Bluetooth und WLAN sowie einer miserablen Akkulaufzeit. Wer ein günstiges Smartphone mit ausreichend Speicher sucht, wenig bis gar nicht spielt und mit komplexen Kamera-Einstellungen klar kommt, kann in dem Dual-Kamera-Phone dennoch einen brauchbaren täglichen Begleiter finden.