Was der Apple-Gründer über seine Konkurrenten dachte
Als ich heute über den endgültigen Abschied Steve Ballmer’s von Microsoft nachdachte, fiel mir ein was Steve Jobs kurz vor seinem Tod über ihn und den Konkurrenten aus Redmond geschrieben hat. Der Text ist aus der Biographie Steve Jobs von Walter Isaacson, wo der Autor den Tech-Guru im letzten Kapitel selbst zu Wort kommen lässt.
Ich habe eine Meinung zu Jobs‘ deutlichen und wenig scheichelhaften Worten, aber ich sage hier nichts dazu. Viel mehr interessiert mich, was IHR dazu zu sagen habt. Also hinterlasst einen Kommentar und diskutiert mit uns.
Steve Jobs über Microsoft:
Es ist leicht, mit Steinen nach Microsoft zu werfen. Sie sind ganz klar von ihrer Vormachtstellung abgestürzt. Sie sind größtenteils unbedeutend geworden. Und doch anerkenne ich das, was sie getan haben und wie schwer es war. Sie waren sehr gut, was die geschäftliche Seite anging. Doch sie waren in puncto Produkte nie so ambitioniert, wie sie es hätten sein sollen. Bill [Gates] stellt sich gern als einen Mann des Produkts dar, doch das ist er in Wirklichkeit gar nicht. Er ist Geschäftsmann. Geschäftlicher Erfolg war wichtiger als die Herstellung großartiger Produkte. Er wurde schließlich zum reichsten Kerl überhaupt, und wenn das sein Ziel war, dann hat er es erreicht. Aber mein Ziel war das nie, und ich frage mich letztendlich, ob das sein Ziel war. Ich bewundere ihn für die Firma, die er aufgebaut hat – das ist beeindruckend –, und ich habe es genossen, mit ihm zu arbeiten. Er ist intelligent und hat wirklich Sinn für Humor. Doch Microsoft trug nie Geisteswissenschaft und die freien Künste in seiner DNA. Selbst nachdem sie den Mac gesehen hatten, waren sie nicht dazu in der Lage, ihn gut zu kopieren. Sie haben es absolut nicht verstanden.
Ich habe meine eigene Theorie darüber, warum es zu einem Niedergang bei Firmen wie IBM oder Microsoft kommt. Die Firma macht hervorragende Arbeit, bringt Innovationen hervor und wird in einem bestimmten Bereich Monopolist oder zumindest beinahe, und damit wird die Qualität des Produkts weniger wichtig. Die Firma wertet zusehends die großartigen Vertriebsleute auf, denn sie können den Kurs in Richtung Ertrag ausrichten, und nicht die Wirtschaftsingenieure und Designer. Schließlich führen die Vertriebsleute die Firma. John Akers von IBM war ein intelligenter und eloquenter, fantastischer Verkäufer aber von Produkten hatte er keine Ahnung. Bei Xerox passierte das Gleiche. Sobald die Vertriebsleute das Sagen in der Firma haben, sind die Leute, die mit den Produkten zu tun haben, nicht mehr so wichtig, und viele schmeißen einfach hin. Genau das passierte bei Apple, als Sculley kam, was mein Fehler war, und das Gleiche passierte, als Ballmer bei Microsoft übernahm. Apple hatte Glück und stieg wieder auf, doch solange Ballmer Microsoft führt, glaube ich nicht, dass sich dort etwas ändert.
Er hat schon irgendwo recht… bei einem Konzern sind es Leute, die wirklich tolle Geräte machen wollen, beim anderen sind es Geschäftsleute, die auf die Zahlen achten. MS hat wirklich eine holprige Seite, die sie immer noch nicht hinter sich gelassen haben. Vieles läuft nicht rund, die Systeme sind mager ausgestattet, müssen mit extra Software gefüttert werden. Natürlich kann man nun argumentieren, dass beim Obsthändler alles für eine Plattform und aus einem Guss ist, aber das kann MS schließlich auch forcieren. Da ist der Kunde ja nicht dran schuld 😉
Vergessen wir bitte nicht, dass diese Worte auch von einem narzisstischen, fanatischen Kultführer gesagt worden sind. Auch wenn einige seiner Aussagen über Bill Gates, Ballmer und Microsoft stimmen mögen, sollte man alles was aus dem Mund von Steve Jobs gekommen ist, auch mit einer gesunden Skepsis betrachten.
Also ich glaube „fanatischer Kultführer“ ist echt zu viel gesagt. 😀
Aber diese Selbstbeweihräucherung von wegen Apple macht Kunst und alle anderen nur Kommerzprodukte war schon sehr grenzwertig…
Seine Kernaussage finde ich auf jeden Fall richtig. Es ist ein Problem, wenn irgendwann nur noch die BWLer das sagen haben, anstatt den kreativen Köpfen und den Leuten, die nah am Produkt sind.